Teltower Rübchen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Diese unscheinbaren Wurzelknollen gelten als regionale Spezialität. Teltower Rübchen gelten als die kleinste und wohlschmeckenste Speiserübe überhaupt. Von jeher waren sie ein bäuerliches Lebensmittel, aber auch unter Feinschmeckern sehr begehrt. Zu Zeiten Napoleons hatten sie in Frankreich den Namen “navets de Teltow” und auch unser Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe liebte ihren eigentümlichen und schwer zu beschreibenden Geschmack.

Inhaltsverzeichnis

Das sollten Sie über die Teltower Rübchen wissen

Teltower Rübchen gelten als die kleinste und wohlschmeckenste Rübe unter den verschiedensten Speiserübensorten überhaupt.

Teltower Rübchen sind kleine, außen beigefarbige, innen leicht gelbliche kegelförmige Wurzelknollen. Die Rüben haben einen rettichartigen Geschmack. Sie benötigen sandigen Boden und werden seit etwa dreihundert Jahren im Umland von Berlin, in der Landschaft "Teltow”, angebaut.

Die Stadt Teltow gab ihnen ihren Namen. Ursprünglich wurden sie wohl aus England nach Pommern und Brandenburg eingeführt, um den dortigen sandigen Boden für Viehfutter nutzbar zu machen. Der Geschmack dieser kleinen Speiserüben begeisterte jedoch immer mehr Menschen und so brachten die Teltower Bauern sie schließlich tonnenweise in den Handel, insbesondere nach Berlin. Hier wurden die Rüben zum Volksnahrungsmittel.

Solange es im ländlichen Raum genügend billige Arbeitskräfte gab, war die relativ geringe Erntemenge und die aufwändige Erntetätigkeit kein wirtschaftliches Thema, weil man den Anbau als Folgekultur nach der Roggenernte betrieb. Die Rüben werden im August als Folgefrucht direkt im Feld ausgesät und ab Oktober geerntet. Die Ernte war sehr aufwändig, da jedes Rübchen in Handarbeit einzeln herausgehackt werden musste. Geerntet wurde während des ganzen Herbstes, so dass dieses beliebte Wurzelgemüse auch noch als Beilage für den Weihnachtsbraten zur Verfügung stand.

Mit dem Fortschreiten der Mechanisierung, besonders aber durch die Veränderung der Landwirtschaftsstruktur in der ehemaligen DDR war der Anbau dieser Spezialität nicht mehr wirtschaftlich und das Teltower Rübchen geriet in Vergessenheit. In den vergangenen fünf Jahrzehnten wurde es nur noch von Liebhabern und Hobbygärtnern im kleinen Rahmen und für den Eigenbedarf genutzt. Eine Gemeinschaft dieser Kleinerzeuger gründeten im Herbst 1999 den "Förderverein für das Teltower Rübchen". Dieser Verein hat sich zum Ziel gesetzt, das Rübchen als kulinarische und regionale Spezialität einem größeren Publikum wieder bekannt zu machen sowie die Wiederbelebung des Marktes für diese kleine und feine Delikatesse.

Höhepunkt der Vereinsarbeit ist im September ein in Teltow veranstaltetes Rübchenfest, verbunden mit der Ernennung eines Prinzenpaares. Während der Erntezeit werden in der Stadt Teltow besondere Rübchen-Spezialitäten angeboten wie Rübchen-Torte und Rübchen-Eis, ein spezieller Tee, Marzipan sowie ein hochprozentiger Rübchen-Geist.

Heute werden Teltower Rübchen hauptsächlich wie früher als zweite Kultur im August direkt im Feld ausgesät und im Oktober und November geerntet. Die Ernte ist jedoch auch im Frühsommer möglich, wenn ab Mitte März bis Anfang April Saat in die Erde gebracht worden ist. Je kleiner die Knolleist, umso höher ist die Qualität. Die beste Qualität haben Rübchen, die nicht größer als 5 cm im Durchmesser sind. Auf dem Markt werden Teltower Rübchen heute von Mai bis August und von Oktober bis Dezember angeboten. Diese Speiserübe ist nicht winterhart. Gelagert werden kann sie dunkel in einem Keller, eingebettet in leicht feuchten Sand. Im Gemüsefach des Kühlschrankes kann sie bis zu 5 Tage lang aufbewahrt werden.

Bedeutung für die Gesundheit

Berliner Forscher der Technischen Universität Berlin behaupten, dass Teltower Rübchen viel mehr Potential als Brokkoli hätten. Ihr wichtigster Inhaltsstoffe sind Glucosinolate und Bitterstoffe. Diese Planzenstoffe sollen Krebs vorbeugen können, besonders im Dickdarm.

Glucosinolate (Senfölglycoside) gehören zu den sekundären Pflanzenstoffen. Sie schützen die Pflanzen vor Schädlingen und gegen Umwelteinflüsse und werden als wichtige Schutzfaktoren gegen das Auftreten vieler Erkrankungen bei uns Menschen angesehen. Bei Glucosinolaten handelt es sich um schwefel- und stickstoffhaltige chemische Verbindungen, die aus Aminosäuren gebildet werden. Sie geben vielen Gemüsearten wie sämtlichen Kohlsorten, Kresse und Rettich, Radieschen sowie Rüben den leicht bitteren, aromatischen Geschmack. Bitterstoffe gelten allgemein als sehr gesund, sie fördern eine gesunde Verdauung und sie bekämpfen Mikroben, Bakterien und sogar Viren sowie Pilze.

Inhaltsstoffe & Nährwerte

Teltower Rübchen enthalten nicht nur die bereits erwähnten Bitterstoffe, sie sind ein kalorien- und fettarmes, gesundes Gemüse. So enthalten sie alle essentiellen Aminosäuren, Vitamin C und E, alle wichtigen B-Vitamine sowie Folsäure. Rüben sind außerdem reich an ätherischen Ölen und an Ballaststoffen.

Sie enthalten etwa 90 % Wasser und sind daher für eine kalorienarme Kost geeignet. Ballaststoffe sind jene essbaren Nahrungsbestandteile, die im Dünndarm nicht verdaut werden können und unversehrt in den Dickdarm gelangen. Im Dickdarm werden sie von Darmbakterien verarbeitet. Insbesondere die unlöslichen Ballaststoffe schützen durch eine Vergrößerung des Stuhlvolumens und eine verkürzte Darm-Durchlaufszeit vor Verstopfung.

Bei der Verarbeitung der Ballaststoffe durch die Darmbakterien entstehen außerdem kurzkettige Fettsäuren. Diese sind eine wichtige Energiequelle für die Zellen des Dickdarms und hemmen vermutlich das Wachstum und die Vermehrung von Tumorzellen.

Unverträglichkeiten & Allergien

Es gibt Menschen, die auf Lebensmittel aus der Pflanzenfamilie der Kreuzblütler empfindlich reagieren. Teltower Rübchen gehören dazu, ebenso wie Senf und alle Kohlsorten sowie Raps, Rübsen und alle Speiserübensorten sowie Radieschen, Rettich, Meerrettich, Kohlrabi etc. Dabei muss ein individuelles Allergiespektrum nicht lebenslang konstant bleiben.

Wer also zum Beispiel keinen Blumenkohl verträgt, kann auch auf Speiserüben allergisch oder mit Unverträglichkeiten reagieren. Je größer eine Verwandtschaft zwischen allergenen Stoffen ist, desto größer ist die Gefahr, im Laufe der Zeit auch auf diese zu reagieren. Es ist also Vorsicht geboten.


Einkaufs- & Küchentipps

Obwohl Teltower Rübchen recht problemlos gelagert werden können, ist es ratsam, sie frisch zum Beispiel auf dem Markt zu kaufen. Mit jedem Lagertag im Gemüsefach des Kühlschrankes verlieren sie an Geschmack. Die Knollen sollten prall und knackig sein. Ihr Durchmesser sollte nicht größer sein als 5 cm. Vor dem Verzehr oder Zubereiten müssen die Rübchen durch Schaben oder Schälen von ihrer äußeren Hülle befreit werden.

Zubereitungstipps

Dieses schmackhafte, aromatische Wurzelgemüse lässt sich hervorragend zu Salaten verarbeiten. Gekocht eignen es sich als Suppe oder als Beilage zu Rauchfleisch, Kassler, Lamm, Bratwurst sowie zu Enten- und Gänsebraten. Beliebt ist ein Eintopf als Hauptgericht, ergänzt mit Kartoffeln und abgeschmeckt mit saurer Sahne und reichlich Petersilie.

Klassisch werden Teltower Rübchen im Ganzen oder halbiert in Butter und karamellisiertem Zucker leicht angebraten, mit Fleischbrühe abgelöscht und gedünstet. Dabei entsteht eine dunkle Sauce, die mit wenig Mehl leicht gebunden wird. Darüber hinaus gibt es viele weitere Rezepte und es lohnt sich, das eine oder andere einmal auszuprobieren.

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