Gruppenführung

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 24. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Körperprozesse Gruppenführung

Die Gruppenführung bezeichnet eine bestimmte Stellung der Zähne des Ober- und Unterkiefers zueinander und gehört damit zu einem bestimmten Typ der Okklusion. Hier nimmt der laterale Zahnkontakt von Ober- und Unterkieferzähnen eine dominierende Stellung bei der Kaubewegung ein.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Gruppenführung?

Die Gruppenführung bezeichnet eine bestimmte Stellung der Zähne des Ober- und Unterkiefers zueinander und gehört damit zu einem bestimmten Typ der Okklusion.

Die Gruppenführung ist ein besonderer Typ der dynamischen Okklusion. Dabei kennzeichnet sie das dynamische Zusammentreffen mehrerer Zähne des Ober- und Unterkiefers auf der Laterotrusionsseite. Hier findet ein Gruppenkontakt der Ober- und Unterkieferzähne auf der Arbeitsseite statt, wobei sich der Unterkiefer seitlich bewegt und damit dort eine Okklusion erzeugt. Auf der Gegenseite findet ein Balancekontakt statt.

Eine Okklusion beschreibt allgemein einen Kontakt von Zähnen des Ober- und Unterkiefers beim Zusammenbeißen. Dabei stehen die Zähne genau übereinander und es kommt zum vollständigen Kontaktabschluss in diesem Bereich.

Es gibt dabei mehrere Formen des Kontaktes. Zunächst wird zwischen statischer und dynamischer Okklusion unterschieden. Bei der statischen Okklusion finden die Zahnkontakte ohne die Bewegung des Unterkiefers statt. Eine dynamische Okklusion bedeutet immer einen Zahnkontakt der Zähne zwischen Ober- und Unterkiefer, wärend sich der Unterkiefer bewegt.

Auf der Basis verschiedener Okklusionsmöglichkeiten werden Okklusionskonzepte ausgearbeitet und diskutiert. Diese Konzepte dienen zur Entwicklung von Idealvorstellungen darüber, wie und wann die Zähne miteinander in Kontakt treten sollten, um die bestmögliche Wirkung hinsichtlich der Entwicklung des Gebisses und der allgemeinen Gesundheit zu erzielen.

Bei der Gruppenführung treffen die Zähne des Ober- und Unterkiefers, wie bereits erwähnt, auf der Laterotrusionsseite zusammen, wobei sich der Unterkiefer einerseits nach vorn und innen und auf der anderen Seite nach hinten und außen bewegt.

Funktion & Aufgabe

Die im Rahmen der Okklusion vorkommende Gruppenführung ist ein spezieller Okklusionstyp. Dabei besitzen die einzelnen Okklusionstypen und die dazugehörigen Okklusionskonzepte keine Allgemeingültigkeit und werden wissenschaftlich unterschiedlich bewertet.

Im Zusammenhang mit der Okklusion sind die Begriffe habituelle, zentrische, forcierte dynamische, bilateral balancierte und unilateral balancierte Okklusion von Bedeutung. So stellt die habituelle Okklusion beispielsweise den gewohnheitsmäßigen Kontakt der Zähne dar. Für die Gruppenführung ist die unilateral ausbalancierte Okklusion von Bedeutung. Sie bedeutet einen einseitigen Gruppenkontakt von Zähnen des Ober- und Unterkiefers. Dieser Kontakt findet auf der Arbeitsseite an, wobei es jedoch auf der Balanceseite (Mediotrusionsseite oder Nichtarbeitsseite) auch zu einem Zahnkontakt kommt, welcher als Balancekontakt bezeichnet wird.

Die Okklusionskonzepte beruhen wiederum auf der Untersuchung, wie und welche Zahnkontakte stattfinden und welche verhindert werden sollten, damit das bestehende Gebiss möglichst lange erhalten werden kann. Das Gleiche gilt auch für die Haltbarkeit eines künstlich angelegten Gebisses. Die Konzepte reichen von der frontzahngestützten über die eckzahngestützte, eckzahn-prämolaren-gestützte, unilateral geführte, bilateral geführte, vollständig geführte bis zur sequenziell geführten Okklusion.

Dabei stellt die unilateral geführte Okklusion die einseitige Gruppenführung dar. Bei dieser Konzeption kommt es zum Zusammenschluss der Zähne auf der Arbeitsseite mit Disklusion aller anderen Zähne. Über die allgemeingültige Anwendung dieser Konzepte wird derzeit noch kontrovers diskutiert. Dabei müssen heute individuelle Lösungen für die einzelnen Patienten gefunden werden. So spielen neben den Kaugewohnheiten auch individuelle Besonderheiten in der Struktur des Gebisses eine Rolle.

Die Anfertigung eines funktionstüchtigen Zahnersatzes im Dentallabor erfordert eine reproduzierbare Übertragung der Okklusion, um dem Zahntechniker ein dreidimensionales Bild von den individuellen Bewegungsabläufen im Gebiss des jeweiligen Patienten zu vermitteln. Dabei wird die Gruppenführung als gleichwertiges Konzept gegenüber den anderen behandelt. Welches Konzept im Einzelfall verwendet wird, hängt sowohl von individuellen Besonderheiten als auch von den Prioritäten des Behandlers ab. Unabhängig von der Gleichwertigkeit der Konzepte muss jedoch verhindert werden, dass das Kiefergelenk nach dem Einsetzen des Zahnersatzes einer ungewöhnlichen Druckbelastung ausgesetzt wird.


Krankheiten & Beschwerden

Okklusionsstörungen können Auswirkungen sowohl auf die Zahngesundheit als auch auf die allgemeine Gesundheit haben. Die Ursachen für diese Abweichungen sind vielfältig und können im Fehlstand einzelner Zähne, Kieferverformungen, vorzeitigem Kontakt beim Zusammenbeißen oder in nicht angepassten Kronen beziehungsweise Füllungen zu suchen sein.

Unabhängig von den Okklusionstypen, wie Gruppenführung, zentrische Okklusionen oder andere Okklusionsformen, besitzt jedoch kein Gebiss eine perfekt ideale Okklusion.

Eine Okklusionsstörung wird auch als Malokklusion oder Dysokklusion bezeichnet. Schwerwiegende Malokklusionen können erhebliche Druckbelastungen im Gebiss hervorrufen. Langfristig entwickeln sich daraus Druckgeschwüre, welche wiederum Infektionen im Mundbereich begünstigen.

Nicht-regelrechte Okklusionen können Kiefergelenkserkrankungen (Craniomandibuläre Dysfunktion) hervorrufen. Die Craniomandibuläre Dysfunktion stellt eine Störung der neuromuskulären Balance dar. Dabei bilden sich lokalisierte rheumatische Erkrankungen heraus, die beispielsweise auch die Kaumuskulatur betreffen können. Durch Veränderung der vorhandenen Okklusion wurden teilweise gute Erfolge bei der Bekämpfung dieser Störungen erreicht. Allerdings wird davon ausgegangen, dass Okklusionsstörungen nur einen von mehreren Faktoren zur Auslösung von Craniomandibulären Dysfunktionen darstellen.

Parodontitis kann durch eine ungünstige Okklusionen verstärken werden. Des Weiteren wird ein Zusammenhang von Okklusionsstörungen mit Wirbelsäulenerkrankungen und Verspannungen vermutet. So ist davon auszugehen, dass Störungen in der Okklusion erhebliche gesundheitliche Beschwerden hervorrufen können.

Eine nicht angepasste Okklusion nach dem Einsetzen des Zahnersatzes kann durch falsche Druckverteilung in Gebiss zudem zu einem beschleunigten Abbau der Kieferknochen führen. Neben der Einschränkung der Bisskraft werden dadurch auch Entzündungen provoziert, welche langfristig auch zu systemischen Erkrankungen im Gesamtorganismus führen können.

Quellen

  • Gängler, P., et al.: Konservierende Zahnheilkunde und Parodontologie. Thieme, Stuttgart 2010
  • Schumacher, G.-H., Gente, M.: Odontographie – Anatomie der Zähne und des Gebisses. Hüthig, Heidelberg 1995
  • Weber, T.: Memorix Zahnmedizin. Thieme, Stuttgart 2016

Das könnte Sie auch interessieren