Antiarrhythmika

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 8. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Antiarrhythmika sind Medikamente gegen Herzrhythmusstörungen. Vor allem bei Tachykardie, dem beschleunigten Herzschlag, kommen sie zum Einsatz. Bei Bradykardie, einer verlangsamten Herzreaktion, empfiehlt sich eher ein Herzschrittmacher als eine Medikation mit Antiarrhythmika.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Antiarrhythmika?

Antiarrhythmika sind Medikamente gegen Herzrhythmusstörungen. Diese Substanzen werden größtenteils synthetisch hergestellt und kommen in der Natur nicht vor.

Antiarrhythmika (Singular: Antiarrhythmikum) ist der medizinische Fachbegriff für Medikamente gegen Herzrhythmusstörungen. Die Systematik dieser Pharmazeutika ist offiziell festgelegt in eine 4-Klassen-Teilung. Kriterium ist dabei der physiologische Wirkmechanismus.

Einige Antiarrhythmika wirken an mehreren Stellen im Stoffwechsel, weswegen ihre Zuordnung im System schwierig ist. Daher steht die Klassifizierung auch in der Diskussion, zumal inoffizielle Darstellungen eine 5. Klasse nennen. Hierhin gehören Antiarrhythmika, die in der offiziellen Version nicht vorkommen. Hinzu kommt, dass die vier Klassen ausschließlich Medikamente gegen die schnellen Herzrhythmusstörungen (Tachykardien) enthalten.

Langsame Herzrhythmusstörungen (Bradykardien) können zwar ebenfalls mit einigen Medikamenten behandelt werden, jedoch bleiben diese Pharmazeutika in der Standard-Definition unberücksichtigt. Diese Mittel spielen eine untergeordnete Rolle, weil langsame Herzrhythmusstörungen ganz überwiegend mit Herzschrittmachern kompensiert werden und nicht mit Antiarrhythmika.

Anwendung, Wirkung & Gebrauch

Antiarrhythmika der Klasse I sind die Natriumkanalblocker. Sie vermindern den Einstrom von Natrium in die Herzmuskelzellen. Natrium ist für die Ausbildung der Aktionspotentiale (Elektrische Erregung) ausschlaggebend. Es gibt 3 Gruppen von Natriumblockern, die sich in ihrer Feinwirkung auf das Aktionspotential unterscheiden, die aber alle unmittelbar dämpfend auf die Herzmuskelzellen wirken.

Die Klasse II der Antiarrhythmika sind die bekannten Betarezeptorenblocker, kurz Betablocker genannt. Diese Medikamente beeinflussen den herzeigenen Nervenkomplex. Hier blockieren sie die Beta-Adrenozeptoren, das sind Signalstellen an den Nervenzellen, die vom Stresshormon Adrenalin angeregt werden. Im Endeffekt reagiert das Herz weniger auf die hormonelle Stimulierung und arbeitet ausgeglichener.

Klasse III sind die Kaliumkanalblocker. Kalium ist ebenfalls am Erregungsaufbau der Herzmuskelzelle beteiligt. Die Kaliumkanalblocker verzögern den Ausstrom des Minerals aus der Zelle, wodurch sich jeder einzelne Herzschlag verlangsamt. Dadurch wird auch eine regelmäßigere Herzaktion erzielt. Die Klasse IV der Antiarrhythmika umfasst die Calciumkanalblocker. Die Pharmazeutika reduzieren die Aufnahme von Calcium an den Nervenzellen des koronaren Taktgebers. Aus der herabgesetzten nervösen Leistung resultiert ein erniedrigter Puls.

Schließlich gibt es noch die unklassifizierten Antiarrhythmika, zu denen beispielsweise Kalium und Magnesium zählen. Die Mineralien sind für die Funktion der Nerven- und Muskelzellen erforderlich und können bei Patienten mit entsprechenden Mangelsymptomen die Behandlung von Herzrhythmusstörungen positiv unterstützen. In diese „Randgruppe“ der Antiarrhythmika gehören auch die Herzglykoside. Sie bewirken stärkere Kontraktionen des Herzmuskels bei gleichzeitig erniedrigtem Puls. Atropin ist eines der wenigen Medikamente, die bei schnellen Herzrhythmusstörungen gegeben werden. Die Wirksubstanz blockiert bestimmte Rezeptoren an Nervenzellen wie auch andere Antiarrhythmika.

Pflanzliche, natürliche & pharmazeutische Antiarrhythmika

Antiarrhythmika sind größtenteils Substanzen, die synthetisch hergestellt werden und in der Natur nicht vorkommen. Einige entstammen auch dem Sekundärstoffwechsel von Pflanzen. Den Natriumkanalblocker Ajmalin entdeckten Wissenschaftler in der indischen Schlangenwurz (Rauvolfia serpentina).

Ebenfalls zur Klasse I der Antiarrhythmika zählt Chinidin, ein Stoff aus dem Chinabaum (Chinona pubescens). Das zu den Herzglykosiden gehörende Digoxin wird technologisch aus einer heimischen Pflanze gewonnen: Der bekannte Fingerhut (Digitalis) ist ein sehr altes Heilmittel. Die Tollkirsche (Atropa belladonna) ist eine berühmt-berüchtigte Frucht Mitteleuropas, deren Alkaloid, das Atropin, in der Medizin vielfältig verwendet wird, selten auch als Antiarrhythmikum.

Neben diesen Substanzen organisch-synthetischer oder biologischer Natur gibt es auch anorganische Präparate. Kalium und Magnesium sind mineralische Bestandteile unserer täglichen Nahrung und werden in hoher Dosierung als Antiarrhythmika eingesetzt. Homöopathische Präparate gegen Herzrhythmusstörungen gelten in der etablierten Medizin nicht als Alternative zu den „offiziellen“ Antiarrhythmika.


Risiken & Nebenwirkungen

Antiarrhythmika haben insgesamt ein großes Spektrum an Nebenwirkungen, weil es sich um eine Vielzahl von Einzelsubstanzen handelt. Tendenziell sind Die Beta-Blocker am besten verträglich.

Am häufigsten treten Magen-Darmprobleme, Sehstörungen und Hautausschlag auf. Auch psychische Komplikationen wie Desorientiertheit und Depressionen gehören zu den unerwünschten Effekten. Paradox erscheinen Nebenwirkungen, die das Herz-Kreislauf-System betreffen. Eine Umstellung der Medikation oder eine Dosis-Reduzierung ist dann unausweichlich. Keineswegs unproblematisch sind hier die Wirkstoffe pflanzlichen Ursprungs in Antiarrhythmika.

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