Hören
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 28. Februar 2019Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Als Normalhörendem gilt einem das Hören als einfache Selbstverständlichkeit, mit der uns die Natur ausgestattet hat. Aber es stellt einen komplizierten Vorgang dar, der in einem fein gebauten und empfindlichen Sinnesorgan zustande kommt.
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Aufbau & Funktion des Gehörs & Ohres
Was wir im allgemeinen Sprachgebrauch als Ohr bezeichnen, ist nur die äußere Ohrmuschel, die für das Hören selbst, wenigstens beim Menschen, keine praktische Bedeutung hat, außer dem Schall, Töne und Geräusche gerichteter aufzufangen und zu bündeln, ähnlich einer Sattelitenschüssel.
Sie setzt am Gehörgang an, der mit leichter Biegung in das Schädelinnere führt und in etwa 3,5 cm Tiefe an einer dünnen Membrane, dem Trommelfell, endet. Hinter dem Trommelfell liegt nach innen zu das Mittelohr, dieses ist normalerweise mit Luft angefüllt und steht nach vorn durch die röhrenförmige Ohrtrompete mit dem Nasenrachenraum in Verbindung.
In diesem etwa 1 ccm großen Mittelohrraum liegen die Gehörknöchelchen, die kleinsten Knochen unseres Körpers überhaupt. Nach einem fein konstruierten Hebelsystem sind die gelenkig miteinander verbinden und bilden die Gehörknöchelchenkette. Der erste, der Hammer, ist mit seinem Griff auf der Innenseite des Trommelfelles befestigt. Mit seinem nach innen gerichteten Kopf liegt er in einer muldenförmigen Vertiefung des zweiten Knochens, des Ambosses. Dieser berührt dann mit seinem anderen Ende den Steigbügel, den dritten Knochen der Kette, der in seiner Form genau einem richtigen Steigbügel gleicht.
Die Geräusche unserer Umwelt, z.B. gesprochene Worte oder Musik, stellen physikalisch Luftschwingungen dar, die als Schallwellen von der Außenwelt durch den Gehörgang auf das Trommelfell auftreffen und dieses in Mitschwingung versetzen. Die aufgenommenen Schwingungen werden vom Hammergriff aus über die Gehörknöchelchenkette bis zur Fußplatte des Steigbügels weitergeleitet.
Das eigentliche Hörorgan, das sogenannte innere Ohr, liegt tief im Schädel und ist in den härtesten unserer Knochen, in die Labyrinthkapsel des Schläfenbeines eingelagert. Die Außenwand dieses Knochens ist gleichzeitig die Innenwand des Mittelohrs. In ihr liegen zwei kleine Fenster. In das größere ovale Fenster ist die Steigbügelfußplatte schwingungsfähig eingespannt, während das kleinere runde Fenster durch eine elastische Membran abgeschlossen ist.
Das von Knochen umgebene innere Ohr ist mit Lymphflüssigkeit ausgefüllt und besteht aus zwei Teilen, dem Bogengangsystem als unserem Gleichgewichtsorgan und der Schnecke, in der das eigentliche Hörorgan liegt. In ihrem Innern zieht sich um eine knöcherne spindelförmige Achse ein spiralförmiger Gang, der durch zwei dünne Membranen in drei durchlaufende Kanäle unterteilt wird.
Bis hierher ist der ganze Vorgang ein rein physikalischer, mittels dessen die Schallwellen der Außenwelt mechanisch zunächst über die Gehörknöchelchen und dann in der Flüssigkeit des inneren Ohres zu den Sinneszellen geleitet werden. Man bezeichnet das als Schalleitung, und jede Schädigung oder Störung im Verlauf dieses komplizierten Systems bedeutet eine Unterbrechung oder Abschwächung der Schallzuleitung zum nervösen Empfangsapparat.
Die durch die aufgenommenen Schwingungen erfolgte Reizung der Sinneszellen wird von hier aus über den Hörnerv zur Hirnrinde weitergeleitet, und erst dort kommt sie als Hörempfindung zur Sinneswahrnehmung. Die physikalischen Schwingungsvorgänge der Umwelt treten dann als Töne, Klänge oder Geräusche in unser Bewusstsein.
Töne, Geräusche & Worte hören
Das menschliche Hörorgan ist in der Lage, sowohl sehr tiefe als auch ganz hohe Töne aufzunehmen. Unser sogenanntes Hörfeld hat damit eine recht erhebliche Frequenzbreite von etwa 20 bis 20.000 Doppelschwingungen pro Sekunde (Hertz). Erst wenn sich eine Gehörschädigung auch im Bereich dieser Sprachfrequenzen einstellt, ist der Betreffende schwerhörig im engeren Sinne, da er jetzt Schwierigkeiten bei der Unterhaltung mit seinen Mitmenschen hat.
Anders ist es für das Hören von Musik. Die Töne von Orchesterinstrumenten liegen etwa zwischen 64 bis 10.000 Hertz, so dass Sinnesschäden in diesem erweiterten Frequenzbereich den vollen Genuss beispielsweise eines Symphoniekonzertes beeinträchtigen werden.
Jeder einzelne Ton wird aber nicht nur wahrgenommen, sondern auch seiner Lautstärke entsprechend abgestuft empfunden. Von dieser Tatsache bekommt man erst eine rechte Vorstellung, wenn man bedenkt, dass sich die Empfindlichkeit unseres Gehörs auf eine enorme Lautstärkespanne erstreckt. So sind wir doch beispielsweise imstande, schon das ganz leise Summen eines Insektes wahrzunehmen und ebenso das dröhnende Donnern eines Wasserfalles zu hören.
Krankheiten & Störungen des Gehörs
Gestörte Beziehungen in dieser Hinsicht können weittragende, oft schicksalsentscheidende Auswirkungen auf die Umweltbeziehungen eines Menschen in der Gesellschaft, im Beruf, ja schon im kleinsten Kreis der engsten Familie haben. Daher ist es eine hohe gesellschaftliche Aufgabe und Pflicht, dem Schwerhörigen im Rahmen des Möglichen so zu helfen, dass er mit allen Schwierigkeiten und Nöten seines Leidens, die ihm das Leben jeden tag von neuem aufzwingt, leichter fertig werden kann.
Ganz besonders aber muss es eine wesentliche Aufgabe der Kinder- und Jugenderziehung sein, schwerhörige Kinder in Spezialschulen so gut zu unterrichten, dass sie als lebensfrohe und schaffensfreudige Menschen einen vollwertigen, ihren Fähigkeiten entsprechenden Platz in der Gesellschaft einnehmen können.
Quellen
- Arnold, W.: Checkliste Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme, Stuttgart 2011
- Boenninghaus, H. G., Lenarz, T.: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Springer, Heidelberg 2012
- Reia, M.: Facharztwissen HNO-Heilkunde. Springer, Heidelberg 2009