Fowler-Test

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Fowler-Test ist ein audiometrischer Test, der das Lautheitsempfinden bei seitenunterschiedlicher Schwerhörigkeit prüft. Meist findet das Testverfahren zur Diagnostizierung eines Recruitments, das heißt einer Schwerhörigkeit mit Beteiligung des Innenohrs statt oder dient der Unterscheidung von Schallempfindungs- und Schallleitungsschwerhörigkeit. Da der Fowler-Test ein subjektives Lautheitsausgleichsverfahren beinhaltet, eignet sich die Methode nur zur Anwendung an mitarbeitswilligen und geistig gesunden Menschen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist der Fowler-Test?

Der Fowler-Test ist ein audiometrischer Test, der das Lautheitsempfinden bei seitenunterschiedlicher Schwerhörigkeit prüft.

Der Fowler-Test ist ein Testverfahren der Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Das Verfahren ist auch als ABLB-Test oder Alternate Binaural Loudness Balance Test bekannt. Es handelt sich dabei um eine audiometrische Methode, die das Lautheitsempfinden beider Ohren anhand von wechseltaktigen Tönen unterschiedlichen Pegels miteinander vergleicht.

Das über den Test nachweisbare Recruitment galt lange Zeit als differentialdiagnostisches Mittel zur zweifellosen Bestätigung einer Schallempfindungsschwerhörigkeit. Die Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde kennt das Fowler-Testverfahren seit 1937, als Edmund P. Fowler die Testgrundlagen erstmals veröffentlichte. Da der Test auf die Mitarbeit des Patienten angewiesen ist und dessen subjektives Lautstärkeempfinden die Ergebnisse stark beeinflusst, kann die Rede nicht von einem objektiven Beurteilungsverfahren sein. Stattdessen spricht man im Hinblick auf die Testbasis von einem subjektiven Lautheitsausgleich bei seitenunterschiedlicher Schwerhörigkeit.

Funktion, Wirkung & Ziele

Am häufigsten findet der Fowler-Test bei einseitiger oder extrem seitenunterschiedlicher Schwerhörigkeit statt. In der Regel findet das Verfahren erst dann Anwendung, wenn zwischen den beiden Ohren hinsichtlich der Schwerhörigkeit eine Differenz von mindestens 30 dB vorliegt. Der Test dient in diesem Rahmen vor allem der differentialdiagnostischen Unterscheidung von Schallempfindungs- und Schallleitungsschwerhörigkeit.

Das subjektive Lautstärkeempfinden des Patienten gibt dabei die Einstellungen vor, die das Personal am Audiometer vornimmt. Aus diesem Grund lässt sich der Fowler-Test ausschließlich an Patienten durchführen, die zur Mitarbeit bereit sind. Für unwillige oder geistig unzurechnungsfähige Testpersonen ist das Verfahren im Rückschluss nicht geeignet.

Mit dem Fowler-Test lässt sich der Ort einer Schallempfindungsstörung bei Innenohrerkrankungen, wie dem Recruitment ermitteln. Um den Test durchzuführen, wird ein Tonaudiometer benötigt. Dieses Gerät muss zugleich dazu in der Lage sein, auf beide Ohren im Wechseltakt einen Ton unterschiedlichen Pegels abzuspielen.

Aus diesem Grund findet der Fowler-Test in der Regel nur in speziell dazu ausgestatteten HNO-Kliniken statt. Das Personal stellt den Pegel des Audiometers zu Anfang des Tests so ein, dass der Patient auf beiden Ohren den Eindruck gleicher Lautstärke hat. Dieses Verfahren wiederholt das Testpersonal mit unterschiedlichen Pegeln, die von der Hörschwelle bis zur Schmerzgrenze reichen. Als empfohlen gilt mittlerweile ein Einstiegspegel von 20 dB über der Hörschwelle, der zunächst auf das schlechtere Ohr eingestellt und danach auf das bessere eingepegelt wird. Die Testreihe setzt sich dann jeweils in 20-dB-Schritten fort und die Ergebnisse werden auf einem Tonaudiogrammformular festgehalten, das vom Personal nach Beendigung des Testverfahrens ausgewertet wird.

Wenn die Auswertung ein gleichbleibendes Verhältnis des Lautheitsempfindens bei der Hörschwelle sowie bei überschwelligen Tönen ergibt, so liegt in der Regel eine Schallleitungsschwerhörigkeit mit intaktem Innenohr vor. Das wäre zum Beispiel dann der Fall, wenn der Unterschied der Hörschwellen auf beiden Ohren kontinuierlich 20 dB beträgt und bis über die Hörschwelle unverändert bleibt.

Wenn dagegen eine Innenohrbeteiligung, das heißt ein Recruitment vorliegt, verändert ein ansteigender Pegel in der Regel etwas am Lautheitsunterschied zwischen den beiden Ohren. Je höher der Pegel, desto kleiner wird bei Recruitment das unterschiedliche Lautheitsempfinden. Ab einem gewissen Pegel gleicht sich der Unterschied meist sogar komplett aus und auf beiden Ohren besteht so wieder derselbe Lautheitseindruck. Wenn statt Recruitment dagegen eine Hörnervschädigung oder eine retrocochleäre Ursache vorliegt, so bleibt der Unterschied des Lautheitseindrucks entweder bestehen oder vervielfacht sich bei ansteigendem Pegel.


Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren

Der Fowler-Test ist ein nicht-invasives Testverfahren, das für den Patienten in der Regel weder mit Risiken noch Nebenwirkungen verbunden ist. In seltenen Fällen können die oberen Pegel an der Schmerzgrenze zu einem vorübergehenden, gänzlich unbedenklichen Schwirren in den Ohren führen.

Im Laufe des Tages gleicht sich diese Reaktion wieder aus und das Schwirren vergeht. Eine noch seltenere, unter Umständen aber denkbare Reaktion auf das Testverfahren sind leichte Kopfschmerzen, die für den Rest des Tages bestehen bleiben, wie das Schwirren spätestens den Tag darauf aber vergangen sind.

Das Fowler-Testverfahren dauert unter einer Stunde und erfordert weder einen stationären Aufenthalt, noch die Einnahme von Medikamenten. Bis auf ein erklärendes Vorgespräch bedarf der Test keinerlei besonderer Vorbereitungsmaßnahmen. Nach dem Testverfahren und der Auswertung der Ergebnisse durch das Personal kann der Patient wieder nach Hause gehen.

Manchmal werden in den Folgewochen zusätzliche Testmethoden angeordnet, die meist der weiterführenden Differentialdiagnose dienen. Unter Umständen kann der Fowler-Test zu falschen Ergebnissen führen. Das liegt vor allem an der subjektiven Basis des Tests. Wie zuverlässig das Testergebnis letztlich ist, bestimmt der Patient sozusagen selbst.

Bei geistig verwirrten Patienten und Kleinkindern wendet die Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde den Fowler-Test daher meist nicht an, weil für diese Patienten keine aussagekräftigen Ergebnisse zu erwarten sind. Damit der Fowler-Test sinnvolle und zuverlässige Ergebnisse liefert, muss der Patient die Basis des Tests verstehen und an der Durchführung des Verfahrens aktiv mitarbeiten können.

Quellen

  • Arnold, W.: Checkliste Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme, Stuttgart 2011
  • Boenninghaus, H. G., Lenarz, T.: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Springer, Heidelberg 2012
  • Reia, M.: Facharztwissen HNO-Heilkunde. Springer, Heidelberg 2009

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