Liebe

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Jeder kennt das Gefühl, verliebt zu sein. Dauert diese Verliebtheit in einer Beziehung an, entwickelt sie sich nach einiger Zeit zu einem Grundverständnis für die eigenen Gefühle und die des anderen. Die Verliebtheit entwickelt sich zur Liebe.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Liebe?

Liebe hat im Allgemeinen, also ebenso im freundschaftlichen Bereich, die Funktion, soziale Kontakte aufzubauen und zu erhalten.

Der Liebesbegriff ist nicht leicht zu definieren. Innige Gefühle für eine andere Person, Herzklopfen und der Wunsch, stetig mit dieser Person zusammen zu sein, werden im Alltag als Liebesgefühl verstanden. Dabei handelt es sich hierbei im engeren Sinne eher um eine Verliebtheit.

Liebe bezeichnet vielmehr eine starke Zuneigung und Wertschätzung und hat die Verliebtheit bereits hinter sich gelassen. Sie zeichnet sich durch das Wissen um diese Zuneigung aus. Nach langjähriger Beziehung kann eventuell sogar weniger von einem Gefühl als von diesem Wissen und der damit einhergehenden Selbstverständlichkeit gesprochen werden.

Generell empfinden unterschiedliche Menschen jedoch unterschiedliche Gefühle oder haben ein unterschiedliches Verständnis davon was Liebe ist. Daher ist fällt es schwer universelle Beschreibungen zu finden.

Der Liebesbegriff entwickelte sich aus dem Mittelhochdeutschen. Das alte Wort „liep“, das mit „Angenehmes“ oder „Wertvolles“ zu übersetzen ist, ist der Vorgänger unseres heutigen Wortes Liebe. Noch weiter zurückblickend entstammt der Begriff dem Indogermanischen.

Nach allgemeinem Verständnis übersteigt die Liebe den puren Nutzen einer zwischenmenschlichen Beziehung und zeichnet sich durch Zuwendung und – in einer Beziehung – durch körperliches Begehren der anderen Person aus. Sie muss jedoch nicht zwangsläufig erwidert werden, um bestehen zu bleiben. Ebenso kann sie auch bestehen, wenn kein Verlangen nach Sexualität (mehr) gegeben ist.

Neben der Liebe zwischen Partnern steht der Liebesbegriff, der in Familienbanden oder einer engen Freundschaft genutzt wird. Allgemeiner gesprochen steht der Ausdruck für eine starke Hinwendung zu Lebewesen, Gegenständen, Ideen oder Tätigkeiten. Damit steht Liebe metaphorisch auch für eine enorme Wertschätzung oder gar Obsession.

Verschiedene Formen der Liebe sind demnach die Selbstliebe, familiäre Liebe, Partnerliebe, Nächstenliebe und Gottesliebe sowie die Liebe zum eigenen Hobby oder einer Idee. Damit ist der Liebesbegriff weit gefächert.

Funktion & Aufgabe

In einer festen Partnerschaft ist die Liebe ein wichtiger Ansatzpunkt für eine funktionierende Beziehung, die auch Nachkommen hervorbringen kann. Damit hat die Partnerliebe, aus evolutionsbiologischer Perspektive, die Funktion, die Fortpflanzung zu sichern.

Ähnlich verhält es sich bei familiärer Liebe. Familien sind und waren – zu Frühzeiten noch stärker als heute – wichtig für die Entwicklung, die Erziehung und den Schutz des Menschen. Ein ganz eigenes Phänomen in diesem Teilbereich ist die Liebe der Eltern zum Kind, die jedes andere Gefühl überschattet und von starken Instinkten und Schutzbedürfnissen geprägt ist. Damit erfüllt sie die Aufgabe, das Kind aufzuziehen und zu schützen, bis es auf eigenen Beinen steht – und darüber hinaus.

Liebe hat im Allgemeinen, also ebenso im freundschaftlichen Bereich, die Funktion, soziale Kontakte aufzubauen und zu erhalten. Denn kein Mensch kann auf Dauer alleine sein, ohne psychisch oder gar physisch darunter zu leiden. Die Liebe hilft dabei, Kontakte zu knüpfen und sie zu erhalten.

Der Liebe kommen jedoch auch andere Funktionen zu. Die starke Affektion gegenüber einer Idee oder einem Hobby gibt dem Menschen die Möglichkeit, im Alltag abzuschalten und sich mit Dingen zu beschäftigen, die ihm liegen. Wer sich mit Tätigkeiten, die er mag, auseinandersetzt, lernt zwangsläufig dazu und wird besser in dem, was er tut. Somit gibt diese Liebe dem Menschen die Chance, Fähigkeiten auszubauen und sie für sich oder gar die Allgemeinheit einzusetzen.

Die Gottesliebe definiert sich durch den Glauben an einen oder mehrere Götter, die die Welt auf irgendeine Weise erschaffen haben und über ihr stehen. Je nach Religion variiert dieses Bild. Die Funktion bleibt dennoch ähnlich: Im Gottesglaube ist die Liebe zu Gott verankert. Gläubige sehen Gott als Beschützer der Welt und als Übervater, der auch sie beschützt. Damit hat die Gottesliebe eine enge Verbindung zur familiären Liebe.


Krankheiten & Beschwerden

Liebe wird jedoch nicht immer erwidert. Unerwiderte Liebe, die Liebeskummer hervorruft, kann sehr schmerzhaft sein. Während bei einigen Formen der Liebe keine umgehende, direkte Erwiderung erwartet wird, ist die unerwiderte Liebe in der Partnerschaft, Familie oder Freundschaft häufig mit viel Leid verbunden.

Insbesondere bei einer zerbrochenen Beziehung kann der Liebeskummer fatale Ausmaße annehmen. Je nach ursprünglicher Stärke des zerbrochenen Bandes kann er manchmal niemals nachlassen. Das Gefühl, einen wichtigen Teil seines Lebens verloren zu haben, beklagen viele Betroffene. Dennoch lässt das Gefühl in der Regel nach einiger Zeit nach und wird erträglicher.

Der alltagssprachliche Ausdruck "Wahre Liebe vergisst man nicht" kommt demnach nicht von Ungefähr. Personen, die das eigene Leben stark geprägt haben, sind plötzlich nur schwerlich wegzudenken. Insbesondere nach einer langjährigen Beziehung, in der sich beide Partner aufeinander eingestellt haben, ist es schwierig, sich an Neues zu gewöhnen. Häufig ist danach ein komplettes Umdenken und die Notwendigkeit eines neuen Lebensentwurfes die Folge, welche den Liebeskummer noch verstärken kann.

Um Liebeskummer überwinden zu können, ist Ablenkung der richtige Weg. Menschen, die dem Betroffenen zur Seite stehen und ihm über diese Phase hinweghelfen, machen diese Zeit leichter.

Oftmals schließt Liebeskummer auch an eine Verliebtheitsphase an, die sich noch nicht zur Liebe entwickeln konnte. Ist dies der Fall, fehlt meist die gemeinsam erlebte Zeit. Dadurch fällt es oft leichter, über den ausgelösten Schmerz hinwegzukommen und sich neu zu orientieren.

Quellen

  • Arolt, V., Reimer, C., Dilling, H.: Basiswissen Psychiatrie und Psychotherapie. Springer, Heidelberg 2007
  • Kochen, M.M.: Duale Reihe. Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Thieme, Stuttgart 2012
  • Netter, F.H. et. al.: NETTERs Allgemeinmedizin. Thieme, Stuttgart 2006

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