Vorhautverengung

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Vorhautverengung (Phimose) ist eine bei vielen Jungen und wenigen Männern festzustellende Anomalität des die Peniseichel bedeckenden äußeren Vorhautringes. In den allermeisten Fällen ist diese zumeist harmlose Anomalität von lediglich vorübergehender Natur. In der Regel ist bei der Vorhautverengung kein medizinischer Eingriff erforderlich.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Vorhautverengung?

Wer an einer Vorhautverengung leidet, kann diese nur unter Schmerzen oder nicht zurückziehen. Eine sogenannte Vorhautverklebung (physiologische Phimose) besteht allerdings bei jedem Kind.
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Bei der Vorhautverengung handelt es sich einen Zustand, bei dem die bewegliche Vorhaut (Präputium) sich nicht so bewegen lässt, dass die Eichel freiliegt.

Die Vorhautverengung tritt in zwei Grundformen auf: Entweder kann die Vorhaut überhaupt nicht oder lediglich teilweise über die Eichel gezogen werden. In beiden Fällen ist der Versuch, die Vorhaut über die Eichel zu ziehen, regelmäßig mit Spannungsgefühlen oder mit Schmerzen verbunden.

Zu unterscheiden ist die Vorhautverengung von der oft mit ihr verwechselten, sehr häufigen Vorhautverklebung (physiologische Phimose), bei der als Folge entwicklungsbedingter Prozesse das innere Vorhautblatt an der Eichel festklebt. Die physiologische Phimose baut sich in der Regel vor Vollendung des sechsten Lebensjahres ab.

Ursachen

Die Vorhautverengung kann angeborene Ursachen haben, kann aber auch erworben werden. Durch Entzündungen oder Einrisse kann es zu Narbenbildungen kommen, die bei Jungen und Männern mit ursprünglich normaler Vorhautöffnung zu Schrumpfgewebe an der Vorhaut führen.

Durch die Schrumpfung wird dann eine erworbene Vorhautverengung bewirkt. Diabetiker sind für diese Form der Vorhautverengung besonders anfällig. Ferner können bestimmte Hauterkrankungen für das Auftreten von Vorhautverengung verantwortlich sein. Eine Vorhautverengung kann aber auch auf ein zu frühes oder gewaltsames Zurückstreifen der Vorhaut bei Babys oder Kleinkindern zurückgehen.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Wer an einer Vorhautverengung leidet, kann diese nur unter Schmerzen oder nicht zurückziehen. Eine sogenannte Vorhautverklebung (physiologische Phimose) besteht allerdings bei jedem Kind. Erst wenn die Vorhaut zwischen dem dritten und fünften Lebensjahr noch immer nicht zurückgezogen werden kann, spricht man von einer krankhaften Phimose. Darüber hinaus können auch Beschwerden wie Narben, Entzündungen oder Schmerzen auftreten.

Ein weiteres Symptom bei einer verengten Vorhaut ist, dass es bei einer Erektion zu Einrissen oder Spannungsgefühlen kommen kann. Darüber hinaus bläht sich die Vorhaut beim Wasserlassen auf und der Harn lässt sich nur schwer entlehren. Sehr häufig sind Vorhaut und Eichel entzündet und auf der Eichel sind auch weiße Ablagerungen sichtbar, die aufgrund der erschwerten Intimhygiene entstehen. Wird die Vorhaut gewaltsam zurückgestreift, so kann es zu einer Paraphimose kommen.

In diesem Fall kommt es zu einem Einklemmen der Vorhaut hinter dem sogenannten Eichelkranz und es ist nicht möglich, sie wieder in die ursprüngliche Position zu bringen. Typisch dafür sind dann Symptome wie starke Schmerzen und ein Ödem in der Eichel. Eine Vorhautverengung kann aber auch symptomlos verlaufen, ist jedoch dann häufig die Ursache für Probleme beim Geschlechtsverkehr, beim Urinieren oder für Harnwegsinfekte.

Diagnose & Verlauf

Von einer Vorhautverengung wird allgemein erst von dem Zeitpunkt an gesprochen, von dem an eine Vorhautverklebung für die mangelnde Fähigkeit des Vorhautzurückziehens altersbedingt, also nach dem 6. Geburtstag, nicht mehr in Frage kommt.

Die überwiegende Zahl der Fälle von Vorhautverengung stellt kein ernstzunehmendes körperliches Problem dar und muss nicht behandelt werden. Bei einer Vorhautverengung kann allerdings eine zu enge Vorhaut nach dem Zurückziehen die Blutzufuhr hinter der Eichel abschnüren (Paraphimose). Dadurch kann es zum Absterben von Gewebe kommen und bei unterlassener Behandlung im Extremfall schließlich sogar zum Verlust der Eichel.

Eine Behandlung ist auch angezeigt, wenn sich unter der zu engen Vorhaut vermehrt Entzündungen entwickeln oder sich aufgrund der Vorhautverengung Urin unter der Vorhaut staut, so dass es wegen der Vorhautverengung zu Beschwerden beim Harnlassen kommt.

Komplikationen

Eine unbehandelte Vorhautverengung kann im weiteren Verlauf zu verschiedenen Komplikationen führen. Erfolgt trotz ausgeprägter Phimose keine Behandlung, kann dies zu einer chronischen Entzündung von Eichel und Vorhaut führen. Dadurch steigt wiederum das Risiko für die Entstehung eines Peniskarzinoms. Wenn die verengte Vorhaut zu Problemen beim Wasserlassen führt, kann dies Harnwegsinfekte hervorrufen.

Im schlimmsten Fall begünstigt die Phimose einen akuten Harnverhalt, bei die betroffenen Jungen und Männern ihre Harnblase nicht mehr spontan entleeren können. Eine weitere mögliche Komplikation der Vorhautverengung ist die Pharaphimose. Diese Folgeerkrankung tritt auf, wenn die Vorhaut sich nicht mehr zurückschieben lässt und somit die Blutzirkulation im Penis beeinträchtigt. Im schlimmsten Fall kann dies zu einer Gewebsnekrose in der Eichel führen.

Wird die Phimose frühzeitig erkannt, verläuft die Behandlung in der Regel risikofrei. Probleme können auftreten, wenn das Kind allergisch auf die Kortison-Salbe reagiert, die zur Dehnung der Vorhaut verordnet wird. Wird die Vorhaut zu rasch gedehnt, besteht zudem die Gefahr, dass die Haut einreißt. Eine operative Behandlung kann zu Infektionen und in seltenen Fällen auch zu Verletzungen führen. Nebenwirkungen auf die Narkosemittel sind nicht auszuschließen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Die Verengung der Vorhaut kann naturgemäß ausschließlich bei Jungen oder Männern auftreten. Daher gehören sie zu Risikogruppe und sollten bei Unregelmäßigkeiten ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen. Störungen beim Toilettengang, Schmerzen im Bereich des äußeren männlichen Geschlechts oder Hautveränderungen am Penis sollten von einem Arzt kontrolliert werden. Kommt es zu einem Unwohlsein, einem Krankheitsgefühl oder einer inneren Gereiztheit, ist ebenfalls eine Abklärung der Ursache anzuraten.

Einschränkungen oder ein Verlust der Libido, Störungen beim Sexualakt oder Zustände einer starken emotionalen Belastung sind Anzeichen einer Erkrankung. Ein Arzt wird benötigt, damit nach der Stellung der Diagnose ein individueller Behandlungsplan erarbeitet werden kann. Übermäßig starke Gefühle der Scham oder ein Rückzug aus dem sozialen Leben deuten ebenfalls auf Unregelmäßigkeiten hin. Partnerschaftliche Probleme, ein erhöhtes Konfliktpotenzial sowie eine Verweigerung von körperlicher Nähe sind oft Hinweise auf vorhandene Störungen.

Kann die Vorhaut nicht beschwerdefrei vollständig zurückgeschoben werden, sollte grundsätzlich ein Arzt konsultiert werden. Während des Wachstumsprozesses des Kindes ist dieser Vorgang regelmäßig von einem Kinderarzt kontrollieren zu lassen. Heranwachsende sollten von ihren Erziehungsberechtigten über die Funktionstätigkeit des männlichen Geschlechts ausreichend aufgeklärt und informiert werden. Zur Vermeidung von Komplikationen oder Folgestörungen empfiehlt es sich, unmittelbar nach der Wahrnehmung von Beeinträchtigungen einen Arzt zu konsultieren.

Behandlung & Therapie

Die Vorhautverengung verschwindet in der Regel als Folge natürlicher Dehnungsprozesse: Leiden noch 20% der Siebenjährigen unter Vorhautverengung, so sind es bei den 18jährigen nur noch knapp 2%. Als Folge der Vorhautverengung können erhebliche psychologische, mit Ängsten verbundene Irritationen beim betroffenen Jungen auftreten, die aber zumeist durch ein sensibel geführtes Informationsgespräch leicht aus der Welt geschafft werden können.

In den Fällen, in denen eine medizinische Behandlung der Vorhautverengung erforderlich ist, steht eine Normalisierung des Verhältnisses von Eichelgröße zur Dehnbarkeit der Vorhautöffnung im Vordergrund. Bei gering ausgeprägter Vorhautverengung können Behandlungen mit kortisonhaltigen Salben ausreichend sein.

Oft ist aber ein operatives Verfahren unumgänglich, um die mit der Vorhautverengung in Zusammenhang stehenden Beschwerden beim Harnlassen oder bei der Erektion zu beseitigen. Bei dem nur wenige Minuten dauernden, zumeist ambulant vorgenommenen, „Beschneidung“ (Zirkumzision) genannten, operativen Eingriff gibt es mehrere Varianten. Üblicherweise werden lediglich vordere Teile der Vorhaut entfernt. Seltener ist die Entfernung der gesamten Vorhaut erforderlich.

Bei Kleinstkindern wird bei Vorhautverengung zunehmend die „Plastic Bell“-Methode angewendet, bei der die Vorhaut ohne Operation durch Abschnürung mittels Kunstoffglocke abstirbt und abfällt.


Vorbeugung

Der angeborenen Vorhautverengung kann nicht vorgebeugt werden. Um eine erworbene Vorhautverengung zu verhindern, sollte auf jedem Fall darauf verzichtet werden, irrigen volksmedizinischen Traditionen zu entsprechen, und die Vorhaut von Kleinkindern durch Zurückstreifen mit Gewalt zu dehnen. Unbedingt erforderlich ist es auch, bei häufigen Entzündungen der Eichel, Vorhaut oder Harnwege frühzeitig zum Arzt zu gehen, um eine Narbenbildung zu vermeiden, die zur Vorhautverengung führen könnte.

Nachsorge

Oftmals wird eine Vorhautverengung nicht medizinisch behandelt. Dies ist vor allem bei betroffenen Jungen unter zehn Jahren der Fall, wenn diese ansonsten beschwerdefrei sind. In solchen Fällen ist jedoch eine regelmäßige Kontrolle im Zuge einer Nachsorge notwendig. Die Untersuchungen finden in Abständen von etwa sechs bis zwölf Monaten beim Kinderarzt statt. Dieser stellt anhand einer Tastuntersuchung fest, ob Veränderungen an der Vorhaut auftreten oder Harnwegsinfekte sowie Entzündungen vorliegen.

In einigen Fällen wird die Vorhautverengung operativ durch eine vollständige oder teilweise Beschneidung behandelt. Nach einem solchen Eingriff sind mehrere Nachsorgeuntersuchungen notwendig. Diese werden üblicherweise von einem Urologen durchgeführt. Am Folgetag der Beschneidung wird der bei der Operation angelegte Verband gewechselt, um dem Entstehen von Infektionen vorzubeugen. Zudem wird kontrolliert, ob Blutungen aufgetreten sind.

Eine weitere Untersuchung ist etwa eine Woche nach dem Eingriff notwendig, um eventuelle Komplikationen rechtzeitig zu erkennen. Das Abheilen der Operationswunde dauert in etwa zwei bis vier Wochen. In der Regel werden sich selbst auflösende Nähte verwendet. Daher ist es nicht notwendig, diese von einem Arzt entfernen zu lassen. Sofern keine Komplikationen auftreten, sind innerhalb der ersten Wochen nach der Operation keine regelmäßigen Kontrolluntersuchungen notwendig. Der Betroffene sollte die Operationswunde täglich mit einer Salbe behandeln.

Das können Sie selbst tun

Es sollte niemals versucht werden, die Vorhaut der Betroffenen mit Kraft zurückzuziehen, denn dies kann sehr schmerzhaft sein. Zudem kommt es dadurch zu kleinen Verletzungen, die vernarben können und die betroffene Vorhautöffnung noch mehr verengen. Zudem besteht dann die Gefahr, dass die Vorhaut hinter der Eichel des Patienten hängenbleibt und sich auch nicht mehr alleine zurückschieben lässt.

Die Vorhaut bildet einen Ring, der die benötigte Blutzufuhr der Eichel immer mehr abschnürt, dies wird auch „spanischer Kragen“ genannt. Das ist ein Notfall, der so schnell wie möglich vom Arzt behandelt werden muss. Die Vorhautverengung bedarf besonders gründlicher Genitalhygiene sowie Pflege. Es ist jedoch ausreichend, nur den äußeren Penis mit einer milden Seife zu säubern. Auch in den ersten Lebensjahren gilt, dass es nicht nötig ist die Vorhaut für die Reinigung des Penis ganz zurückzuschieben. Es reicht vollkommen aus, den Penis von außen vorsichtig zu waschen.

In keinem Fall sollte versucht werden den Platz zwischen der Vorhaut und der Eichel mit Gegenständen wie beispielsweise Wattestäbchen zu säubern, denn das kann die ohnehin empfindliche Haut sehr schädigen und starke Schmerzen verursachen. Eine Reinigung unter der Vorhaut ist nur dann sinnvoll, wenn sich die bestehenden Verklebungen zwischen der Vorhaut und der Eichel gelöst haben.

Quellen

  • Finke, F., Piechota, H., Schaefer, R.M., Sökeland, J., Stephan-Odenthal, M., Linden, P.: Die urologische Praxis. Uni-Med, Bremen 2007
  • Gasser, T.: Basiswissen Urologie. Springer, Berlin 2011
  • Hautmann, R.: Urologie. Springer, Berlin Heidelberg 2014

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