Psycholytische Psychotherapie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei der psycholytischen Psychotherapie handelt es sich um eine heftig umstrittene psychotherapeutische Behandlungsmethode. Dabei erhält der Patient psychotrope Substanzen mit bewusstseinsverändernder Wirkung.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die psycholytische Psychotherapie?

Die psycholytische Psychotherapie gehört zu den psychotherapeutischen Behandlungsverfahren. Sie ist auch unter den Bezeichnungen Psycholytische Therapie, Psychedelische Therapie, Psycholyse oder substanz-unterstützte Psychotherapie bekannt.

Bei diesem umstrittenen Verfahren, das nicht selten illegal stattfindet, verabreicht der Therapeut den Patienten psychotrope Substanzen, die deren Bewusstsein verändern, um die Behandlung zu unterstützen. Durch die psychische Veränderung soll eine Lockerung der psychischen Abwehr erfolgen, um verdrängte Gefühle zum Vorschein zu bringen.

Seinen Ursprung hat das Verfahren der psycholytischen Psychotherapie bereits im Schamanentum der Vorgeschichte, das in der Regel psychedelische Substanzen verwendete. Zu den Mitbegründern der Psycholyse gehörten der deutsche Psychiater Hanscarl Leuner (1918-1996) sowie der tschechische Mediziner Stanislav Grof. Grof, der die transpersonale Psychologie mitbegründete, nahm am psychiatrischen Forschungszentrum in der tschechischen Hauptstadt Prag an Studien teil, die sich mit der Erforschung von psychedelischen Drogen wie LSD befassten.

1943 entdeckte die Medizin die therapeutische Wirkung von Lysbergsäurediethylamid (LSD), sodass es schließlich zum Gebrauch in der Psychiatrie empfohlen wurde, um bei einer analytischen Psychotherapie „die Seele aufzulockern“.

In den 50er und 60er Jahren entwickelte sich die psycholytisch-psychedelische Methode durch Leuner sowie weitere Psychotherapeuten. Das LSD wurde jedoch auch als Droge zur Bewusstseinserweiterung sowie als sogenannte Wahrheitsdroge im Rahmen von geheimen Forschungsprojekten des US-Geheimdienstes CIA berüchtigt. So kam es 1966 in den Vereinigten Staaten zum Verbot von halluzinogenen Drogen wie LSD. Durch eine Sondererlaubnis wurden jedoch einige Ärzte in die Lage versetzt, Psychotherapien mit LSD und MDMA, das auch als Ecstasy bekannt ist, durchzuführen.

Funktion, Wirkung & Ziele

Die psycholytische Psychotherapie beruht darauf, die psychologische Behandlung durch die Gabe von psychedelischen Drogen zu unterstützen. Zu diesen Psychedelika zählen neben LSD auch Ecstasy, Mescalin, Psilocybin sowie Dissoziativa wie Ketamin und sogar Heroin.

Aufgrund von gesetzlichen Einschränkungen lassen sich diese Mittel jedoch nur schwer verwenden. Daher ist auch die psycholytische Psychotherapie heftig umstritten. Durchgeführt wird sie in der heutigen Zeit vorwiegend in der Schweiz, wobei Ausnahmegenehmigungen vorliegen. Es gibt aber auch zahlreiche illegale Therapien, bei denen Gruppensitzungen abgehalten werden.

Der Begriff Psycholyse bedeutet soviel wie „lösen oder auflockern der Seele“. Das Auflockern soll durch das Verabreichen von psychedelischen Mitteln erfolgen, um auf diese Weise eine „Gipfelerfahrung“ des Patienten herbeizuführen. Zu Beginn der Behandlung erhält der Patient jedoch eine klassische Einzel- oder Gruppentherapie ohne die Einnahme von psychedelischen Stoffen. Im weiteren Therapieverlauf findet dann eine Sitzung statt, bei der er eine entsprechende Substanz bekommt.

Mithilfe der psychoaktiven oder halluzinogenen Stoffe versetzt der Therapeut den Patienten in einen Rauschzustand. Sinn dieses Verfahrens ist es, Inhalte, die dem Betroffenen nicht bewusst sind, an den Tag zu bringen. Zu diesem Zweck können die unterschiedlichen Stoffe auch miteinander kombiniert werden. Der Therapeut will durch dieses Vorgehen das psychische System aktivieren und verdrängte Faktoren verarbeiten.

Nach Angaben der Schweizer Fachgesellschaft SÄPT nimmt der Patient, die fragwürdigen Substanzen nicht täglich ein. Stattdessen erhält er sie im Laufe der mehrjährigen Behandlung lediglich einige Male im Rahmen von therapeutischen Schlüsselstellen. Dabei unterscheidet der Arzt zwischen zwei Arten von Medikamenten. So wird durch Ecstasy die Kommunikationsbereitschaft verstärkt. Außerdem kann eine angstlösende Wirkung eintreten, die es dem Patienten ermöglicht, sich zu öffnen. Halluzinogene wie Psilocybin oder LSD eignen sich zum Aktivieren unbewusster Konflikte.

Bei einer seriösen psycholytischen Psychotherapie handelt es sich jedoch nicht um ein eigenständiges Therapieverfahren, sondern es erfolgt stets im Rahmen einer konventionellen psychotherapeutischen Behandlung. Sie darf also nicht nur ein einzelnes Wochenendseminar umfassen.

Im Rahmen mehrerer Studien wiesen die psychedelischen Substanzen durchaus therapeutische Erfolge auf, wenn sie in eine herkömmliche Psychotherapie eingebettet wurden und unter strenger ärztlicher Kontrolle stattfanden. Zu den Anwendungsgebieten zählen u. a. posttraumatische Belastungsstörungen sowie existentielle Angstzustände.

In Deutschland werden psychedelische Stoffe unterschiedlich bewertet. Während Ketamin zu den zugelassenen Arzneimitteln gehört, gelten Ecstasy, LSD, Psilocybin und Mescalin hierzulande nicht als verkehrsfähig. Als illegal wird die psycholytische Psychotherapie in der Bundesrepublik zwar nicht eingestuft, doch ist die Vergabe von Ecstasy, LSD oder Heroin in deren Rahmen eindeutig rechtswidrig.


Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren

Die Gefahren durch die Einnahme von psychoaktiven Substanzen bei der psycholytischen Psychotherapie werden als hoch eingestuft. So dürfen diese Mittel keinesfalls eigenständig eingenommen werden und bedürfen einer fachkundigen ärztlichen Anleitung. Doch selbst dann bestehen verschiedene Gefahren. Zum Beispiel kann der Patient in Abhängigkeit des Therapeuten geraten, was auf seine seelische Zugänglichkeit und Sensibilisierung zurückzuführen ist.

Ein weiteres Risiko stellt eine unsachgemäße Behandlung durch den Therapeuten dar. Im Jahr 2009 kam es in Berlin im Rahmen einer psycholytischen Psychotherapie, die illegal abgehalten wurde, zu mehreren Vergiftungen mit Todesfällen. Verantwortlich dafür war der Arzt, der ebenfalls unter der Wirkung der psychedelischen Drogen stand, weil er den Patienten eine Überdosis verabreichte. Darüber hinaus lässt sich nicht immer die Reinheit der Mittel garantieren, wodurch ebenfalls Vergiftungen drohen.

Als problematisch gilt zudem der Missbrauch der psycholytischen Psychotherapie durch Scharlatane und falsche Heiler, die bei ihren Sitzungen regelrechte Drogentrips veranstalten. Durch dieses Vorgehen drohen den Patienten schwere gesundheitliche Beeinträchtigungen. Eine größere Gefahr als die psychoaktiven Substanzen stellen daher oftmals unsachgemäße Therapiemethoden dar.

Quellen

  • Arolt, V., Reimer, C., Dilling, H.: Basiswissen Psychiatrie und Psychotherapie. Springer, Heidelberg 2007
  • Hautzinger, H., et al.: Klinische Psychologie, Beltz Verlag, Weinheim 2016
  • Zimbardo, P. & Gerrig, R.: Psychologie. Pearson Verlag, Hallbergmoos 2008

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