Sicca-Syndrom

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 18. August 2022
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Fast jeder hat es schon einmal erlebt: Die Augen jucken und brennen, sie sind gerötet und fühlen sich trocken und müde an. Oft kommt das Gefühl hinzu, einen Fremdkörper im Auge zu haben. Nicht wenige Menschen leiden unter einer reduzierten Tränenmenge oder einer ungewöhnlich schnellen Verdunstung des Tränenfilms, was eine Benetzungsstörung der Augen zur Folge haben kann. Ergebnis ist mitunter das sogenannte Sicca-Syndrom, bei dem es sich um eine ernstzunehmende Erkrankung handelt, die niemand auf die leichte Schulter nehmen sollte.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das Sicca-Syndrom?

Gerötete, brennende Augen sind oft Anzeichen für ein Sicca-Syndrom.
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Beim Sicca-Syndrom, oft auch einfach als „trockenes Auge“ bezeichnet, handelt es sich um eine weitverbreitete Krankheit und eines der am häufigsten beklagten Probleme beim Augenarzt. Generell sind mehr Frauen als Männer davon betroffen.

Auch klagen insbesondere ältere Menschen über trockene und juckende Augen. Das Sicca-Syndrom kann für die Betroffenen nicht nur unangenehm, sondern auch gefährlich sein. Denn der Tränenfilm enthält neben glättenden und befeuchtenden Substanzen auch solche, die Keime vernichten und damit das Auge schützen.

Bei einer verringerten Tränenmenge ist dieser Schutz ebenfalls vermindert, was ein erhöhtes Risiko für eine chronische Horn- oder Bindehautentzündung darstellen kann.

Welche Ursachen hat das Sicca-Syndrom?

Das Sicca-Syndrom kann verschiedene Ursachen haben. Dazu gehören äußere Bedingungen, wie beispielsweise Umweltbelastungen oder eine dauerhafte Arbeit am Bildschirm. Auslöser der Beschwerden kann ebenso hormonelle Veränderung sein, etwa in den Wechseljahren oder in der Schwangerschaft sein.

Auch die Einnahme von Medikamenten wie der Antibabypille, Betablocker oder Psychopharmaka kann trockene Augen verursachen. Vor allem im Winter können unter anderem trockene Heizungsluft und eine daraus resultierende verminderte Luftfeuchtigkeit zu einer stärkeren Verdunstung der Tränenflüssigkeit führen. Nicht selten ist das Sicca-Syndrom Begleiterscheinung einer anderen Krankheit, wie Rheuma, Neurodermitis oder Diabetes.

Und auch nach einem chirurgischen Eingriff, wie beispielsweise einer Kataraktoperation oder einer Korrektur von Fehlsichtigkeit, kann es vermehrt zu trockenen Augen kommen. Dies ist vor allem Folge der Unterbrechung der sensiblen Innervation der Hornhaut.

Was sind die Symptome des Sicca-Syndroms?

Patienten, die am Sicca-Syndrom leiden, können völlig unterschiedliche Symptome aufweisen. Nicht alle Erkrankten zeigen sämtliche Symptome, aber die folgenden sind die häufigsten:

  • Brennen in den Augen
  • Schmerzen
  • Jucken
  • Rötungen der Lider
  • Druckgefühl in den Augen
  • Vermehrtes Tränen der Augen
  • Sekretbildung und verklebte Augen, vor allem am Morgen

Die Krankheit lässt sich über verschiedene diagnostische Maßnahmen in unterschiedliche Schweregrade bzw. Verlaufsformen unterscheiden:

1. Leicht ausgeprägtes Sicca-Syndrom

Eine leicht ausgeprägte Form zeigt sich u. a. nach längerem Arbeiten vor einem Bildschirm. Dann röten sich die Augen, und die Betroffenen klagen über brennende und juckende Augen sowie verschwommenes Sehen. Nach einer Phase der Erholung bessern sich die Beschwerden in der Regel oder verschwinden völlig.

2. Schwer ausgeprägtes Sicca-Syndrom

In schwerer ausgeprägten Fällen entwickelt sich die Krankheit häufig als Folge anderer Erkrankungen, beispielsweise Rheuma oder Diabetes. Auch die regelmäßige Einnahme von Medikamenten kann die Entstehung eines Sicca-Syndroms begünstigen. In solchen Fällen äußert es sich oft in schmerzenden und/oder verklebten Augen, einem starken Druck- und Fremdkörpergefühl und einer Einschränkung der Sehfähigkeit.

Entwicklung und Verlauf des Sicca-Syndroms

Trockene Augen können zahlreiche, unterschiedliche Ursachen haben. Häufig sind trockene Augen auf eine Überanstrengung zurückzuführen, oder durch eine Allergie oder auf bakterielle Infektionen hin entstanden sein.

Beim Sicca-Syndrom handelt es sich um eine chronische Erkrankung der Augen, die langfristig behandlungsbedürftig ist. Die mit der Krankheit einhergehenden Beschwerden beeinträchtigen nicht nur die Arbeitsleistung, sondern die gesamte Lebensqualität der Betroffenen.

Das Sicca-Syndrom entwickelt sich in den meisten Fällen langsam und schleichend. Anfangs gibt es noch keine bewusste Wahrnehmung der Symptome, Betroffene stellen höchstens Missempfindungen in bestimmten Situationen, wie beispielsweise in verrauchten Räumen fest. Sobald die äußeren Umstände verschwinden, tun dies auch die Symptome.

Dennoch besteht die Erkrankung unterschwellig weiter, was bedeutet, dass die Betroffenen zwar für eine bestimmte Zeit symptomfrei sind, die Krankheit aber weiterhin unterschwellig in sich tragen. Im weiteren Verlauf klagen Patienten vermehrt über Beeinträchtigungen und ständige Beschwerden. Diese reichen von permanenten Schmerzen bis hin zu einer starken Einschränkung der Sehfähigkeit.

Diagnose und Behandlung des Sicca-Syndroms

Um Augentrockenheit erfolgreich therapieren zu können, ist es zunächst wichtig, die Ursachen für deren Auftreten zu erkennen. Dabei sollte auch ein Augenmerk auf die Psyche des Patienten gelegt werden, da Betroffene in vielen Fällen zusätzlich zu den körperlichen Beschwerden an depressiven Verstimmungen infolge ihrer verringerten Lebensqualität leiden. Dies sind die wichtigsten Möglichkeiten für eine effektive Behandlung des Sicca-Syndroms:

1. Substitutionstherapie

Augentropfen oder bei schwer ausgeprägten Fällen ein Eigenserum können die Symptome oft lindern.

Bei der Substitutionstherapie handelt es sich um eine Behandlung mit Tränenersatzmitteln und die häufigste Therapie der Erkrankung. Hierbei werden Augentropfen und Gele verabreicht, die je nach Bedarf unterschiedlich zusammengesetzt sind. Für Patienten mit geringem Fettanteil der Tränenflüssigkeit sind besonders Präparate mit zusätzlichen Lipidkomponenten geeignet. In jedem Fall sollten unkonservierte Mittel Verwendung finden, da künstliche Konservierungsstoffe eine toxische Wirkung auf die Augenoberfläche und den Tränenfilm ausüben können.

2. Massage und Reinigung des Lidrandes

Bei einer Fehlfunktion der Talgdrüsen der Augenlider (Meibom-Drüsen) kann die Erwärmung der Augenlider, eine anschließende Massage und Reinigung des Lidrandes sehr erfolgreich sein und die Symptome der Augentrockenheit lindern oder sogar völlig beseitigen.

3. Akupunktur

Insbesondere Patienten, bei denen das Sicca-Syndrom psychische, wetter- oder arbeitsbedingte Ursachen hat, kann mit einer Akupunktur sehr geholfen werden, die Symptome zu lindern.

Was können Betroffene selbst tun?

Wer lange am Computer arbeiten muss, sollte auf häufige Pausen achten, in denen sich die Augen erholen können. Auch ein absichtliches Blinzeln kann hier sehr hilfreich sein. Besonders im Winter muss der Raum regelmäßig gelüftet sowie nach Möglichkeit ein zusätzlicher Luftbefeuchter aufgestellt werden.

Grünpflanzen sind nicht nur ein sehr schöner Schmuck für jeden Raum, sie tragen auch wesentlich zur Verbesserung des Raumklimas bei. Frauen sollten auf hautverträgliche Kosmetika achten und am besten zu Bioprodukten greifen. Ein gründliches Abschminken vor dem Zubettgehen ist ebenfalls ein Muss.

Wer darüber hinaus auf eine gesunde, ausgewogene Ernährung und genügend Schlaf achtet sowie Zigarettenrauch meidet, kann viel zur Linderung der Symptome beitragen.

Quellen

  • Gesenhues, S., Zisché, R.H., Breetholt, A. (Hrsg.): Praxisleitfaden Allgemeinmedizin. Urban & Fischer, München 2013
  • Grüne, S., Schölmerich, J.: Anamnese, Untersuchung, Diagnose. Springer, Heidelberg 2007
  • Netter, F.H. et. al.: NETTERs Allgemeinmedizin. Thieme, Stuttgart 2006

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