Chinesischer Leberegel (Clonorchiasis)
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Ein Chinesischer Leberegel ist ein Parasit, der eine Wurmerkrankung, die Clonorchiose, beim Menschen hervorrufen kann. Nicht immer weisen Symptome darauf hin.
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Was ist ein Chinesischer Leberegel?
Ein Chinesischer Leberegel (Clonorchiasis) zählt zu den Saugwürmern und tritt vor allem in den Gebieten Süd- und Ostasiens auf. Verwandte Arten des Parasiten Clonorchiasis sind über Asien hinaus allerdings auch bis nach Osteuropa zu finden.
Der Clonorchiasis befällt als Endwirte den Menschen und Säugetiere, die sich von Süßwasserfisch ernähren. Der Clonorchiasis hält sich in Leber und Gallenwegen seines Endwirtes auf und legt hier seine Eier ab. Ein ausgewachsener Chinesischer Leberegel kann eine Länge von bis zu 25 Millimetern erreichen.
Ist ein Mensch vom Clonorchiasis befallen, so wird dies auch bezeichnet als Clonorchiose. Diese Wurmerkrankung durch den Clonorchiasis zählt zu den drei weltweit häufigsten Erkrankungen durch Würmer. Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge kommt ein Chinesischer Leberegel bei bis zu 30 Millionen Menschen weltweit vor.
Ursachen
Zu einer Infektion mit dem Clonorchiasis kommt es vor allem durch den Verzehr von ungekochtem bzw. rohem karpfenartigen Süßwasserfisch. Ein Chinesischer Leberegel hält sich in Muskulatur und Haut des Zwischenwirtes Fisch auf.
Infiziert sich ein Mensch mit dem Clonorchiasis, so dringt dieser in den Dünndarm ein; von hier bewegen sich Larven des Clonorchiasis in Leber und Gallenwege fort. In den Gallenwegen angelangt entwickeln sich die Larven des Clonorchiasis zu ausgewachsenen Parasiten. Eier ausgewachsener Chinesischer Leberegel werden über den menschlichen Kot ausgeschieden und können so wieder in den Süßwasserkreislauf gelangen.
Werden diese Eier Chinesischer Leberegel von Süßwasserschnecken aufgenommen, wandert der Clonorchiasis in verschiedenen Entwicklungsstufen von Süßwasserschnecke zu Süßwasserfisch und schließlich zum entsprechenden Endwirt.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Die Clonorchiasis ist immer mit Beschwerden im Bereich des Bauches und des Magens verbunden. Diese Beschwerden sind sehr unangenehm und können den Alltag des Betroffenen deutlich erschweren. In erster Linie kommt es dabei zu Beschwerden an den Gallenwegen. Diese sind bei einer Clonorchiasis entzündet und können daher schmerzen oder gereizt sein.
In der Regel kommt es dadurch zu einem starken Völlegefühl, welches auch ohne Nahrungszufuhr auftreten kann. Weiterhin leiden die meisten Patienten an einem dauerhaften Durchfall, sodass es zu einer [[Dehydration]9 und zu verschiedenen Mangelerscheinungen kommen kann, falls die Verluste nicht ausgeglichen werden. Im weiteren Verlauf kommt es zu einem Gallenstau, falls die Clonorchiasis nicht behandelt wird. Dabei muss in schwerwiegenden Fällen die Gallenblase vollständig entfernt werden.
Die Infektion kann sich jedoch auch in die anderen Bereiche des Körpers ausbreiten und auch andere innere Organe infizieren. Dabei kann es zu Beschwerden an der Leber oder auch an den Nieren kommen. Im schlimmsten Falle verstirbt der Betroffene an einer Leberinsuffizienz oder an einer Niereninsuffizienz. Die Clonorchiasis kann in der Regel gut geheilt werden, falls die Therapie schon frühzeitig beginnt. Bei einem späten Beginn kann es auch zu Langzeitschäden kommen, die nicht mehr behandelt werden können.
Diagnose & Verlauf
Zwar können Symptome, die ein Chinesischer Leberegel beim Menschen hervorruft (wie beispielsweise Durchfall oder Entzündungen der Gallenwege), auf eine Infektion mit dem Clonorchiasis hinweisen.
Da diese Symptome durch den Clonorchiasis allerdings sehr unspezifisch sind, muss ein Chinesischer Leberegel bzw. dessen Eier in der Regel durch die Untersuchung von Stuhl oder Gallenflüssigkeit eines Patienten diagnostiziert werden. Auch mithilfe des Sekrets aus dem Zwölffingerdarm eines Betroffenen kann eine Infektion durch den Clonorchiasis festgestellt werden.
Der Verlauf einer Infektion mit dem Clonorchiasis kann je nach Patient sehr verschieden sein; häufig verläuft eine entsprechende Infektion symptomfrei. Symptome treten oft erst auf, wenn ein Patient von mehr als 100 Exemplaren Chinesischer Leberegel befallen ist. Die Inkubationszeit (also die Zeit zwischen der Infizierung durch den Clonorchiasis und dem Heranreifen ausgewachsener Chinesischer Leberegel) beträgt ca. 4 Wochen.
Mögliche Spätfolgen durch den Befall Chinesischer Leberegel sind unter anderem veränderte Gewebestrukturen der Galle. Ohne angemessene Therapie kann eine Ausscheidung von Eiern Chinesischer Leberegel durch einen Betroffenen bis zu 30 Jahre andauern.
Komplikationen
Der Chinesische Leberegel nistet sich vorwiegend in den Gallengängen ein und führt dort zu verschiedenen Komplikationen. Betroffene verspüren meist Appetitlosigkeit, der in Verbindung mit dem typischen Durchfall zu Mangelerscheinungen, Dehydration und anderen Problemen führen kann. In Folge einer Gallenblasenentzündung kann es zum Durchbruch der Darmwand, der Bildung von Fisteln oder zu Gallensteinen kommen.
Selten kommt es in der Folge auch zu einer Gelbsucht oder einer Entzündung der Bauchspeicheldrüse, die ihrerseits mit schweren Komplikationen verbunden ist. Wird der Leberegel nicht erkannt, nistet er sich mitunter ein ganzes Leben lang in den Gallengängen ein und legt dort immer wieder Eier. Die ständige Reizung der Gallenwege erhöht das Risiko für bösartige Erkrankungen wie ein Gallenkarzinom oder eine Leberzirrhose.
Im Extremfall vergrößern sich Leber und Milz und es kommt zum Organversagen. Ein chronischer Befall kann außerdem zu einer „Porzellangallenblase“ führen, bei der Kalkeinlagerungen in der Gallenblasenwand entstehen, die Karzinome und Gallensteine hervorrufen können. Wird der Chinesische Leberegel frühzeitig erkannt und behandelt, kommt es selten zu schweren Komplikationen. Üblicherweise eingesetzte Wirkstoffe wie Albendazol können allerdings Nebenwirkungen wie Blutarmut, Hautausschlag und Juckreiz hervorrufen.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Bei Verdacht auf eine Infektion mit dem Chinesischen Leberegel sollte sofort ein Arzt konsultiert werden. Zwar besteht für die meisten Betroffenen keine akute Gefahr, aber je früher der Parasit vernichtet wird, desto geringer sind die Risiken für Langzeitschäden, zu denen auch schwere Komplikationen wie eine Bauchspeicheldrüsenentzündung, eine Leberzirrhose oder ein Gallengangskarzinom gehören können.
Patienten, die sich in einer Risikositutation befinden oder kürzlich befunden haben, sollten deshalb auf einschlägige Symptome achten. Dazu zählen neben Appetitlosigkeit, Völlegefühl und Verdauungsstörungen mit Durchfällen auch Gallenblasenentzündungen und Leberentzündung. Manchmal stellt sich auch eine Gelbsucht ein, die an der Verfärbung der Augen und der Haut erkannt wird. Wer solche Anzeichen aufweist, sollte dringend einen Arzt aufsuchen.
Der Chinesischen Leberegel ist vorwiegend in Ostasien verbreitet. Der Saugwurm gelangt meist durch den Verzehr von rohem oder nicht vollständig durchgegarten Fisch in den menschlichen Körper. Auch eine Übertragung durch kontaminiertes Trinkwasser ist möglich. Sollte der behandelnde Arzt nicht von selbst danach fragen, müssen Betroffene explizit auf das Vorliegen solcher Risikofaktoren hinweisen.
Behandlung & Therapie
Eine wirksame Therapie des Befalls mit dem chinesischen Leberegel kann die Ursachenbehandlung mit der Behandlung von Symptomen verbinden, die durch den Clonorchiasis hervorgerufen werden können. Eine Ursachenbekämpfung gegen die Infektion mit dem chinesischen Leberegel ist beispielsweise möglich durch die Gabe entsprechender Wurmgifte.
Zu solchen Wurmgiften zur Bekämpfung des Clonorchiasis zählt beispielsweise der Wirkstoff Praziquantel. Wurde eine Entwurmung beim Vorliegen Chinesischer Leberegel erfolgreich durchgeführt, ist es üblich, den Behandlungserfolg nach ca. 3 Wochen zu kontrollieren.
Eine symptomatische Therapie, die die Behandlung der Ursachen einer Infektion durch den Clonorchiasis begleiten kann, liegt etwa in der Linderung gelegentlich auftretender Frühsymptome wie Völlegefühl, Appetitverlust oder Durchfall. Einem durch den Clonorchiasis hervorgerufenen Durchfall kann etwa begegnet werden durch ausreichende Zufuhr von Flüssigkeit und Elektrolyten; selten und bei sehr starkem Durchfall kann dieser auch medikamentös bekämpft werden.
Aussicht & Prognose
Bei einer Clonorchiasis kann eine relativ einfache und wirksame Behandlung durchgeführt werden, sodass die Erkrankung vollständig eingeschränkt werden kann. Besondere Beschwerden oder Komplikationen treten dabei nicht auf und es kommt zu einem positiven Krankheitsverlauf.
Die Behandlung der Clonorchiasis erfolgt dabei mit Hilfe von Medikamenten, die den Wurm abtöten. Der Betroffene leidet dabei an den Beschwerden der Infektion, die jedoch mit der Zeit abklingen und schließlich vollständig verschwinden. Es kommt zu keinen Folgeschäden, falls die Behandlung schon frühzeitig beginnt.
Sollte die Clonorchiasis nicht behandelt werden, so kann es zu schwerwiegenden Erkrankungen im Magen und im Darm des Patienten kommen, die im schlimmsten Falle zum Tode führen können. Allerdings ist der Todesfall durch eine Clonorchiasis relativ selten und tritt nur bei einer vollständigen Ignoranz der Symptome auf.
Aufgrund des starken Durchfalls sind die Patienten auf eine verstärkte Zufuhr von Flüssigkeit und Nahrung angewiesen, um die Verluste der Nährstoffe wieder auszugleichen. Sollte dies nicht geschehen, so kann es zu Mangelerscheinungen oder zu einer Dehydration kommen. Bei einer erfolgreichen Behandlung der Clonorchiasis wird die Lebenserwartung des Patienten nicht negativ beeinflusst.
Vorbeugung
Vorbeugen lässt sich einem Befall durch chinesische Leberegel vor allem durch achtsame Nahrungsaufnahme; Süßwasserfische sollte nur in ausreichend gegartem Zustand (in der Regel führt ein Erhitzen von über 55°C zum Absterben eventueller Wurmlarven) verzehrt werden, um eine Aufnahme des Clonorchiasis über die Nahrung zu vermeiden. Darüber hinaus können Hygienemaßnahmen verhindern helfen, dass menschliche Ausscheidungen und damit Eier des chinesischen Leberegels in Süßwasserteiche gelangen.
Nachsorge
Nach einer medizinischen Therapie des Chinesischer Leberegel (Clonorchiasis)sind in der Regel keine Nachsorgeuntersuchungen notwendig. Durch die medikamentöse Behandlung der Erkrankung wird der Parasit abgetötet und mit dem Stuhlgang ausgeschieden. Wenn das Medikament frühzeitig und nach ärztlicher Anweisung eingenommen wird, kann der Chinesischer Leberegel (Clonorchiasis)so komplett aus dem Körper ausgesondert werden, ohne Folgeerscheinungen zu hinterlassen.
Tritt keine erneute Ansteckung mit dem Parasiten auf, sollten die Symptome zeitnah verschwunden sein und ein normaler Lebensrhythmus wieder eintreten können. Eine Entlastungswoche für den Darm, in der überwiegend Suppen und leuchtverdauliche Nahrung zu sich genommen wird, kann helfen, den Magen- Darmtrackt nach der Erkrankung wieder zu reinigen und fit zu machen. In der Apotheke können Bakterien erworben werden, die am Wiederaufbau einer gesunden Darmflora beteiligt sind.
Hält der Parasitenbefall über einen längeren Zeitraum an, eventuell sogar jahrelang, ohne entdeckt zu werden, können Folgeerkrankungen der inneren Organe entstehen. Eventuelle Schädigungen an Bauchspeicheldrüse, Gallengängen, Leber und Milz müssen dann gesondert behandelt werden. Entzündungen und bösartige Veränderungen wie Gallenkarzinome erfordern eine weitreichendere medizinische Behandlung und gehen mit schwerwiegenden Symptomen einher.
Daher ist es ratsam, bei Beschwerden im Magen-,Darmtrakt, die nach Reisen in andere Länder oder als Folge des Konsum ungewohnten Essens auftreten, frühzeitig einen Arzt aufzusuchen. So können Folgeschädigungen durch den Chinesischer Leberegel (Clonorchiasis)vorgebeugt werden und eine umfassende Nachfolgebehandlung kann ausbleiben.
Das können Sie selbst tun
Der chinesische Leberegel ist ein Parasit, der trotz seines Namens vorwiegend die Gallengänge befällt. Obwohl die Betroffenen nicht sofort schwere Symptome entwickeln, ist eine Clonorchiasis sehr ernst zu nehmen und sollte unbedingt zeitnah ärztlich behandelt werden.
Ein wichtiger Beitrag zur Selbsthilfe besteht deshalb darin, den Parasitenbefall möglichst früh als solchen zu identifizieren. Der Parasit tritt vorwiegend in Südost-Asien auf, wo etwa 40 Millionen Menschen daran erkrankt sind. Wer nach einer Dienst- oder Urlaubsreise in diese Region bestimmte Symptome an sich bemerkt, sollte sich zeitnah in medizinische Behandlung begeben und den behandelnden Arzt auf die Fernreise explizit hinweisen.
Zu den ersten Anzeichen einer Clonorchiasis zählen Appetitlosigkeit, Völlegefühl und Durchfälle. Im nächsten Stadium kommt es dann häufig zu einer Entzündung der Gallenblase, die mit starken Schmerzen im rechten Oberbauch einhergeht, und einer Leberentzündung. Soweit sollte ein Betroffener es aber nicht kommen lassen, sondern bereits bei den ersten Anzeichen von Verdauungsproblemen nach einer Fernreise sofort den Arzt aufsuchen.
Darüber hinaus kann der Patient dazu beitragen, sich gar nicht erst zu infizieren. Das größte Risiko besteht im Verzehr von rohem Süßwasserfisch. Reisende sollten deshalb darauf achten, dass sie nur Fischgerichte konsumieren, die richtig durchgekocht oder gebraten sind oder, weit besser, auf den Verzehr von Fisch komplett verzichten. Das gilt auch für mitreisende Haustiere wie Hunde oder Katzen, die von dem Wurm ebenfalls befallen werden können.
Quellen
- Diesfeld, H.J., Krause, G., Teichmann, D.: Praktische Tropen- und Reisemedizin. Thieme, Stuttgart 2003
- Groß, U.: Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Thieme, Stuttgart 2009
- Steffen, H.-M. et al.: Internistische Differenzialdiagnostik. Schattauer, Stuttgart 2008