Praziquantel

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 22. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Substanz Praziquantel ist wirksam gegen einen Wurmbefall sowohl beim Menschen als auch bei Tieren. Es bekämpft verschiedene Arten von Würmern und tötet diese ab. Die Dauer der Einnahme richtet sich dabei individuell nach der Stärke und der Art des Wurmbefalls.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Praziquantel?

Die Substanz Praziquantel ist wirksam gegen einen Wurmbefall sowohl beim Menschen als auch bei Tieren.

Praziquantel ist ein so genanntes Anthelminthikum (Antiwurmmittel), das sowohl gegen Plattwürmer und Bandwürmer als auch gegen Saugwürmer und einige Egel wirksam ist.

Der Wirkstoff wurde in den 1970er Jahren von der Bayer AG in Kooperation mit Merck entwickelt und ist seit den 1980er Jahren auf dem Markt. Heute wird sowohl in der Humanmedizin als auch in der Veterinärmedizin gegen den Befall mit Würmern Praziquantel als Mittel der Wahl verwendet.

Pharmakologische Wirkung

Praziquantel sorgt bei den Würmern dafür, dass sich Calciumkanäle in der Haut öffnen. Es kommt zu einer Übererregung der Muskulatur und zu einer spastischen Lähmung der Würmer. Diese führt schließlich zum Tod des Parasiten.

Weiterhin greift der Wirkstoff die Haut der Würmer an und stört deren Stoffwechsel, so dass diese vom Immunsystem leichter erkannt und angegriffen werden können. Die abgetöteten Parasiten werden schließlich bei einem inneren Befall über das Verdauungssystem wieder ausgeschieden.

Da der Wirkstoff bis ins Gehirn vordringt, eignet sich Praziquantel als Arznei gut zur Bekämpfung von Krankheiten, bei denen sich Würmer im Gehirn eingenistet haben (z.B. Zwer-, Rinder-, Fisch- oder Schweinebandwurm).

Medizinische Anwendung & Verwendung

Der Wirkstoff 'Praziquantel wird durch Schlucken (peroral) verabreicht, wobei sich die jeweilige Dosis individuell nach der Art des Wurmbefalls und auch nach dessen Verbreitung im befallenen Organismus richtet. Es gibt Bandwürmer, bei denen die Gabe einer einmaligen und niedrigen Dosis (etwa 10 bis 25 Milligramm pro Kilo Körpergewicht) der Substanz für ein Abtöten bereits ausreichend ist.

In anderen Fällen, wenn zum Beispiel innere Organe oder das zentrale Nervensystem von Würmern befallen sind, muss eine Therapie von bis zu zwei Wochen mit einer Höchstdosis (bis zu 50 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht) konsequent durchgeführt werden, um die Parasiten abzutöten. Der Wirkstoff gegen Würmer ist auch für eine Behandlung von Kindern mit einem Körpergewicht ab 20 Kilogramm zugelassen. Er überwindet die Blut-Hirn-Schranke und gilt daher als besonders effektiv. Bisher sind auch noch keine Resistenzen gegen Praziquantel bei Würmern nachgewiesen worden.

Praziquantel wird von der WHO (Weltgesundheitsorganisation) seit dem Jahr 2007 auch ganz gezielt zur Ausrottung der gefährlichen Wurmerkrankung Bilharziose eingesetzt. Dabei handelt es sich um eine durch Pärchenegel ausgelöste Infektion, bei der sich die Egel-Larven über Darm, Leber und Lunge bis in das Gehirn ausbreiten. Verbreitet wird die Krankheit durch Schnecken als Zwischenwirte in warmen Binnengewässern vor allem in Afrika, Südamerika, auf der arabischen Halbinsel und in der Karibik.

Durch den kostenlosen Einsatz von Praziquantel konnten bisher mehr als 27 Millionen Kinder in den betroffenen Regionen behandelt werden. Bei Verdacht auf einen Wurmbefall ist generell der Gang zum Arzt sehr wichtig, denn nur dieser kann den genauen Wurmtyp, den Befallsort und die Befallsdichte feststellen und dann die individuell passende Dosis und Einnahmedauer von einem Mittel wie Praziquantel festlegen.


Verabreichung & Dosierung

Praziquantel ist ein anthelminthisches Medikament, das weit verbreitet zur Behandlung von Infektionen durch Schistosomen und andere parasitäre Würmer (wie z. B. Bandwürmer) eingesetzt wird. Bei der Verabreichung und Dosierung von Praziquantel gibt es wichtige Aspekte zu beachten, um eine effektive und sichere Behandlung zu gewährleisten.

Die Dosierung von Praziquantel variiert je nach Art der Parasiteninfektion. Für die Behandlung der meisten Schistosomiasis-Formen wird Praziquantel typischerweise in einer Dosis von etwa 40 bis 60 mg pro kg Körpergewicht gegeben, die in einer oder mehreren Dosen über einen Tag verteilt verabreicht werden kann. Bei Bandwurminfektionen kann die erforderliche Dosis höher sein, abhängig von der Art des Bandwurms und der Schwere der Infektion.

Praziquantel wird oral eingenommen und sollte mit etwas Flüssigkeit geschluckt werden. Das Medikament kann unabhängig von den Mahlzeiten eingenommen werden, jedoch empfinden manche Patienten die Einnahme mit einer kleinen Menge Nahrung als verträglicher, um mögliche Magenbeschwerden zu reduzieren.

Nebenwirkungen von Praziquantel können Übelkeit, Schwindel, Bauchschmerzen und Kopfschmerzen umfassen. Diese Effekte sind normalerweise mild und vorübergehend. Es ist wichtig, dass Patienten während der Behandlung gut hydratisiert bleiben.

Patienten mit vorbestehenden Leber- oder Nierenerkrankungen sollten Praziquantel mit Vorsicht verwenden, da diese Bedingungen die Ausscheidung des Medikaments beeinflussen können und möglicherweise eine Dosisanpassung erforderlich ist. Ärztliche Überwachung während der Behandlung ist für diese Patientengruppe besonders wichtig.

Da Praziquantel die Parasiten sehr schnell abtöten kann, kann es in seltenen Fällen zu einer Immunreaktion auf die freigesetzten Parasitenbestandteile kommen. In solchen Fällen sollten Patienten sofort ärztliche Hilfe suchen.

Risiken & Nebenwirkungen

Die Risiken und Nebenwirkungen von Praziquantel richten sich zum Einen nach der Höhe der Dosis, zum anderen nach der Dauer der Einnahme und dem befallenen Organismus (Mensch oder Tier).

Beim Menschen sind Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen sehr häufige Nebenwirkungen, vor allem bei höheren Dosierungen. Weiterhin können Schwäche und Abgeschlagenheit sowie die Bildung von Quaddeln auf der Haut sowie Juckreiz als sehr häufige Nebenwirkungen vorkommen.

Schwindel, Müdigkeit, Appetitlosigkeit und Muskelschmerzen sind ebenfalls häufig. Sehr selten sind Überempfindlichkeitsreaktionen und Herzrhythmusstörungen bei Anwendung des Wirkstoffes. Bei einer gleichzeitigen Einnahme des Malariamittels Chloroquin oder von antiepileptischen Medikamenten kann sich die Konzentration des Stoffes im Blut vermindern, so dass die Wirkung eingeschränkt wird. Patienten mit einer gestörten Leber- oder Nierenfunktion sowie mit Herzrhythmusstörungen dürfen Praziquantel nur bei sorgfältiger Überwachung einnehmen.

Siehe auch: Praziquantel-Therapie

Kontraindikationen

Praziquantel ist ein wirksames Medikament zur Behandlung von parasitären Wurminfektionen, aber es gibt bestimmte Kontraindikationen, bei denen die Verwendung dieses Medikaments vermieden werden sollte.

1. Überempfindlichkeit: Die wichtigste Kontraindikation ist eine bekannte Überempfindlichkeit oder Allergie gegen Praziquantel oder einen der Inhaltsstoffe des Medikaments. Eine allergische Reaktion könnte schwere Symptome wie Hautausschläge, Atembeschwerden und Anaphylaxie umfassen, die sofortige medizinische Intervention erfordern.

2. Okuläre Zystizerkose: Praziquantel sollte bei Patienten mit Zystizerkose, insbesondere wenn die Zysten im Auge lokalisiert sind, nicht verwendet werden. Die Verabreichung des Medikaments kann zu einer Entzündung führen, die das Sehvermögen ernsthaft gefährden könnte, da absterbende Parasiten in den Augen starke Entzündungsreaktionen hervorrufen können.

3. Schwangerschaft: Die Sicherheit von Praziquantel während der Schwangerschaft ist nicht vollständig etabliert. Es sollte nur verwendet werden, wenn der potenzielle Nutzen das mögliche Risiko für den Fötus überwiegt. Besonders im ersten Trimester sollte auf die Verwendung von Praziquantel möglichst verzichtet werden.

4. Kombination mit bestimmten Medikamenten: Vorsicht ist geboten bei der gleichzeitigen Anwendung von Praziquantel mit anderen Medikamenten, die die Leberenzyme beeinflussen können. Praziquantel wird durch bestimmte Enzyme in der Leber metabolisiert, und Medikamente, die diese Enzyme hemmen oder induzieren, könnten die Wirksamkeit von Praziquantel beeinträchtigen oder die Nebenwirkungen verstärken.

5. Lebererkrankungen: Bei Patienten mit schweren Lebererkrankungen sollte Praziquantel mit Vorsicht verwendet werden. Da das Medikament in der Leber metabolisiert und ausgeschieden wird, könnte eine beeinträchtigte Leberfunktion zu einer erhöhten Konzentration des Medikaments im Körper führen, was das Risiko von Nebenwirkungen erhöht.

In allen Fällen ist es wichtig, vor der Verabreichung von Praziquantel eine umfassende medizinische Geschichte und eine aktuelle Medikationsliste zu überprüfen, um mögliche Kontraindikationen oder Wechselwirkungen zu identifizieren.

Interaktionen mit anderen Medikamenten

Praziquantel kann mit anderen Medikamenten interagieren, wodurch seine Wirksamkeit beeinflusst oder Nebenwirkungen verändert werden können. Ein Verständnis dieser Interaktionen ist wichtig für die sichere Verwendung von Praziquantel.

1. Cytochrom P450-Enzyminduktoren: Medikamente, die die Aktivität von Cytochrom P450-Enzymen in der Leber induzieren, wie zum Beispiel Rifampicin, Phenytoin, und Carbamazepin, können die Metabolisierung von Praziquantel beschleunigen. Dies führt zu einer reduzierten Plasmakonzentration von Praziquantel, was dessen Wirksamkeit vermindern kann. In solchen Fällen kann eine Anpassung der Dosierung von Praziquantel erforderlich sein.

2. Cytochrom P450-Enzymhemmer: Im Gegensatz dazu können Medikamente, die Cytochrom P450-Enzyme hemmen, die Elimination von Praziquantel verlangsamen und dadurch dessen Plasmaspiegel erhöhen. Dies könnte das Risiko von Nebenwirkungen erhöhen. Beispiele für solche Medikamente sind Ketoconazol und Erythromycin.

3. Dexamethason: Dexamethason, ein Kortikosteroid, kann ebenfalls die Plasmakonzentration von Praziquantel reduzieren, indem es die Metabolisierung des Medikaments beschleunigt. Bei gleichzeitiger Anwendung von Dexamethason und Praziquantel sollte der Patient sorgfältig überwacht werden.

4. Antiretrovirale Medikamente: Bei HIV-infizierten Patienten, die antiretrovirale Therapie erhalten, können Wechselwirkungen auftreten, die die Wirksamkeit von Praziquantel beeinflussen. Insbesondere Proteaseinhibitoren und andere Medikamente, die Einfluss auf die Leberenzyme haben, können relevante Interaktionen verursachen.

5. Grapefruitsaft: Auch Nahrungsmittel können Interaktionen verursachen. Grapefruitsaft beispielsweise kann die Konzentration von Praziquantel im Blut erhöhen, da er bestimmte Enzyme im Metabolisierungsprozess hemmt.

Es ist wichtig, dass Ärzte und Patienten sich der möglichen Medikamenteninteraktionen bewusst sind und die Medikamentenlisten der Patienten sorgfältig prüfen, um mögliche negative Wechselwirkungen vor der Verabreichung von Praziquantel zu identifizieren und zu managen.

Alternative Behandlungsmethoden

Wenn Praziquantel aufgrund von Unverträglichkeiten oder Kontraindikationen nicht geeignet ist, gibt es alternative Behandlungsmethoden und Wirkstoffe für die Behandlung von parasitären Wurminfektionen. Diese Alternativen variieren je nach Art der Infektion:

Albendazol: Für die Behandlung von Bandwurminfektionen ist Albendazol eine häufig verwendete Alternative. Es wirkt durch die Hemmung der Polymerisation von Beta-Tubulin, was letztendlich zur Immobilisierung und zum Tod des Parasiten führt. Albendazol wird insbesondere bei neurozystischer Zystizerkose und Echinokokkose eingesetzt.

Mebendazol: Ähnlich wie Albendazol, wird Mebendazol verwendet, um eine Vielzahl von Wurminfektionen, einschließlich Hakenwürmer und Spulwürmer, zu behandeln. Es stört die Glukoseaufnahme der Würmer, was zu deren Energieverlust und Tod führt.

Ivermectin: Dieses Medikament wird insbesondere bei der Behandlung von Fadenwürmern wie Onchozerkose (Flussblindheit) und Strongyloidiasis verwendet. Ivermectin lähmt die Würmer durch die Verstärkung der Freisetzung des Neurotransmitters GABA.

Niclosamid: Für Patienten, die speziell gegen Bandwürmer behandelt werden müssen, kann Niclosamid als Alternative zu Praziquantel dienen. Es verursacht eine Lähmung des Parasiten und führt zu seiner Ausscheidung im Stuhl.

Die Auswahl der alternativen Medikation hängt von der spezifischen Art der Wurminfektion ab, der Schwere der Infektion, der lokalen Verfügbarkeit der Medikamente und der individuellen medizinischen Vorgeschichte des Patienten. Es ist wichtig, dass jeder Wechsel der Medikation unter der Aufsicht eines Arztes erfolgt, um sicherzustellen, dass die Behandlung sowohl sicher als auch wirksam ist.

Quellen

  • "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
  • "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
  • "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor

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