Epikutantest

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Mai 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Epikutantest ist ein Testverfahren, mit welchem Kontaktallergien nachgewiesen und entdeckt werden können. Oftmals wird der Epikutantest auch als Pflastertest oder Patch-Test bezeichnet, da Pflaster für bis zu zwei Tage auf die Haut aufgebracht werden. Der Epikutantest ist nur für Kontaktallergien des Spättyps empfehlenswert.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Epikutantest?

Als Epikutantest wird ein Test bezeichnet, bei welchem verschiedene womöglich Allergie auslösende Substanzen auf die Haut aufgetragen werden. Der Auftrag erfolgt mit Hilfe von speziellen Pflastern.

Als Epikutantest wird ein Test bezeichnet, bei welchem verschiedene womöglich Allergie auslösende Substanzen auf die Haut aufgetragen werden.

Der Auftrag erfolgt mit Hilfe von speziellen Pflastern. Der Epikutantest ist ausschließlich für den Nachweis von Allergien des Spättyps vorgesehen und unterscheidet sich daher von anderen Hauttests zum Allergienachweis (wie Prick-Test, Prick-to-Prick-Test, Reibetest), bei welchen eine Reaktion bereits nach 20 Minuten anstatt nach 72 Stunden wie beim Epikutantest erwartet wird.

Der Epikutantest ist ein Standard-Verfahren bei Verdacht auf Kontaktallergien.

Geschichte & Entwicklung

Der Epikutantest, auch bekannt als Patch-Test, ist ein diagnostisches Verfahren zur Identifizierung von Kontaktallergien. Seine Entwicklung begann im 19. Jahrhundert, als dermatologische Forschungen und klinische Praktiken zur Erkennung von Hautreaktionen auf chemische Substanzen zunahmen.

Der Ursprung des Epikutantests lässt sich auf den deutschen Dermatologen Joseph Jadassohn zurückführen, der im Jahr 1895 erstmals diese Methode vorstellte. Jadassohn entwickelte den Test, um Allergene zu identifizieren, die Kontaktdermatitis verursachen. Dabei wurden kleine Mengen von verdächtigen Substanzen auf die Haut des Patienten aufgetragen und abgedeckt, um die Reaktionen zu beobachten.

In den folgenden Jahrzehnten wurde der Test weiter verfeinert und standardisiert. In den 1930er Jahren wurden die Verfahren von verschiedenen Dermatologen in Europa und Nordamerika angepasst, um eine breitere Palette von Allergenen zu testen und die Genauigkeit der Ergebnisse zu verbessern. Besonders hervorzuheben sind die Arbeiten von Sulzberger und Wise, die in den 1930er Jahren die Verwendung von standardisierten Testpflastern einführten.

In den 1950er und 1960er Jahren wurden bedeutende Fortschritte in der chemischen Analyse und Herstellung von Allergenen gemacht, die zu einer größeren Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit der Testsubstanzen führten. Die International Contact Dermatitis Research Group (ICDRG) spielte eine entscheidende Rolle bei der Weiterentwicklung und Standardisierung der Testmethoden weltweit.

Heute ist der Epikutantest ein unverzichtbares Werkzeug in der Dermatologie zur Diagnose von Kontaktallergien. Er wird routinemäßig verwendet, um Patienten auf Allergien gegen Metalle, Duftstoffe, Konservierungsmittel und andere häufige Kontaktallergene zu testen. Die fortlaufende Forschung und Entwicklung haben dazu beigetragen, die Präzision und Zuverlässigkeit des Tests weiter zu verbessern.

Einsatz & Indikation

Ein Epikutantest wird durchgeführt, um Kontaktallergien zu diagnostizieren, insbesondere wenn der Verdacht besteht, dass eine Hautreaktion durch den direkten Kontakt mit bestimmten Substanzen ausgelöst wurde. Dieser Test ist notwendig, wenn Patienten Symptome einer Kontaktdermatitis zeigen, die sich durch Hautrötung, Juckreiz, Blasenbildung oder Schuppung an den betroffenen Stellen manifestieren.

Typische Situationen, in denen ein Epikutantest durchgeführt wird, umfassen Fälle, in denen Patienten beruflich oder privat regelmäßig mit potenziellen Allergenen in Kontakt kommen. Dies kann in Berufen wie Friseuren, Metallarbeitern, Gesundheitsdienstleistern oder Reinigungskräften der Fall sein, die häufig chemischen Substanzen, Metallen oder Latex ausgesetzt sind.

Der Test wird auch empfohlen, wenn Patienten trotz Behandlungen weiterhin Hautprobleme haben oder wenn eine chronische Dermatitis vorliegt, deren Ursache nicht eindeutig identifiziert werden kann. Häufig getestete Allergene umfassen Metalle wie Nickel und Kobalt, Duftstoffe, Konservierungsmittel, Farbstoffe und Gummiadditive.

Ein Epikutantest ist besonders wertvoll, wenn anamnestisch Hinweise auf eine wiederkehrende Hautreaktion nach dem Kontakt mit bestimmten Produkten bestehen. Dies kann beispielsweise bei kosmetischen Produkten, Schmuck, Medikamenten oder Kleidung der Fall sein. Auch Patienten mit atopischer Dermatitis, die eine verschlechterte Hautbarriere haben, können von einem Epikutantest profitieren, um sekundäre Kontaktallergien auszuschließen.

Insgesamt wird der Epikutantest durchgeführt, um spezifische Auslöser von Kontaktallergien zu identifizieren, die zur Vermeidung und gezielten Behandlung der Hautreaktionen beitragen können.

Vorteile & Nutzen

Ein Epikutantest bietet mehrere Vorteile gegenüber anderen Behandlungs- und Untersuchungsmethoden zur Diagnose von Kontaktallergien. Einer der Hauptvorteile ist seine Spezifität und Sensitivität. Der Test ermöglicht die Identifikation spezifischer Allergene, die Kontaktdermatitis verursachen, indem er die Reaktion der Haut auf standardisierte Allergenpflaster direkt beobachtet. Dies führt zu präzisen Ergebnissen und hilft dabei, die genaue Ursache der allergischen Reaktion zu ermitteln.

Ein weiterer Vorteil ist die nicht-invasive Natur des Tests. Der Epikutantest erfordert keine Blutentnahme oder andere invasive Verfahren, was ihn für Patienten weniger belastend und einfacher durchzuführen macht. Dies ist besonders vorteilhaft für Kinder und empfindliche Personen.

Zudem bietet der Epikutantest eine praktische Möglichkeit, multiple Allergene gleichzeitig zu testen. Durch die Anwendung mehrerer Pflaster können viele potenzielle Auslöser in einem einzigen Testvorgang überprüft werden. Dies spart Zeit und Ressourcen und liefert umfassendere Informationen als Methoden, die jedes Allergen einzeln testen.

Der Epikutantest ermöglicht auch eine direkte Beobachtung und Dokumentation der Hautreaktion im zeitlichen Verlauf. Dies kann wertvolle Hinweise auf verzögerte Reaktionen geben, die bei anderen Testmethoden möglicherweise übersehen werden. Der Test kann wiederholt und angepasst werden, um unterschiedliche Verdachtsmomente zu überprüfen.

Schließlich bietet der Epikutantest eine bessere Patientenaufklärung und -beteiligung. Patienten können die Reaktionen auf ihrer Haut sehen und nachvollziehen, welche Substanzen sie vermeiden müssen. Dies fördert das Verständnis und die Compliance bei der Vermeidung allergieauslösender Stoffe im Alltag.

Funktion, Wirkung & Ziele

Wenn es bei dem Kontakt zu diversen Materialien, sei es im Beruf oder auch im Privatleben, zu einem Ekzem, Rötung oder der Bildung von Quaddeln kommen sollte, wird vom behandelten Hautarzt oder Allergologen ein Epikutantest durchgeführt.

Vor Beginn des Epikutantestes muss die Haut des Patienten im Testareal, fast immer ist dies der Rücken, frei von fettenden Substanzen wie Cremes und Körperlotion sein. Zunächst werden die ausgewählten Substanzen in die Kammern eines speziellen Pflasters gegeben. Sollen viele Substanzen gleichzeitig getestet werden, können auch mehrere Pflaster eingesetzt werden.

Danach werden die Pflaster gegebenenfalls mit Klebestreifen auf dem Rücken fixiert, um ein Lösen und Verschieben der Pflaster zu vermeiden, was zu einer Verfälschung des Testergebnisses führen könnte. Die Pflaster werden für 48 Stunden auf dem Rücken des Patienten belassen.

Der Patient darf während der Dauer des Epikutantestes nicht duschen oder baden und muss darauf achten, dass sein Rücken oder das gewählte Hautareal nicht mit Wasser oder anderen Substanzen in Berührung kommt. Auch ein Schwitzen sollte vermieden werden. Nach 48 Stunden werden die Pflaster entfernt und mit einem Stift Markierungen auf dem Rücken vorgenommen, um später eine korrekte Auswertung des Epikutantests vornehmen zu können. Ungefähr eine Stunde später erfolgt die erste Ablesung.

Sofern eine allergische Reaktion vorliegt, sollte es zu einer Hautrötung, Bildung von Bläschen oder Quaddeln oder anderen Zeichen einer allergischen Reaktion im Bereich einer bestimmten Pflasterkammer gekommen sein. Nach weiteren 24 bis 48 Stunden erfolgt zumindest eine weitere Ablesung.

Liegt eine Kontaktallergie vor, sollte sich der Hautzustand an der oder den betreffenden Stellen verschlimmert haben. Der Epikutantest ist nach der zweiten oder gegebenenfalls, falls nach der zweiten Ablesung noch Unklarheiten vorliegen sollten, dritten Ablesung beendet.

Von der DKG, der deutschen Kontaktallergie-Gruppe e.V., werden Empfehlungen für Epikutantestreihen veröffentlicht. Es wird empfohlen, die Standardreihe bei jedem Patienten mit möglicher Kontaktallergie zu testen. In der Standardreihe sind unter anderem Nickel und verschiedene Duftstoffe, die sehr häufig in Kosmetika vorkommen, enthalten. Weitere Testreihen im Rahmen des Epikutantests decken beispielsweise Substanzen ab, die in verschiedenen Berufen typischerweise vorkommen, wie Substanzen im Bau-Gewerbe oder Friseurstoffe.


Durchführung & Ablauf

Ein Epikutantest, auch bekannt als Patch-Test, verläuft in mehreren Schritten, die sorgfältig durchgeführt werden, um genaue und verlässliche Ergebnisse zu erzielen. Der Ablauf beginnt mit der Vorbereitung des Patienten. Vor dem Test wird der Patient aufgefordert, die Anwendung von Kortikosteroiden oder anderen antiallergischen Medikamenten auf der Haut für einige Tage zu vermeiden, da diese die Testergebnisse beeinflussen können.

Am Tag des Tests werden kleine Mengen verschiedener Testsubstanzen auf spezielle Pflaster oder Aluminiumkammern aufgetragen. Diese Pflaster werden dann auf den Rücken des Patienten geklebt. Die Anzahl der getesteten Substanzen kann variieren, liegt aber typischerweise zwischen 20 und 30, abhängig von der Anamnese und den vermuteten Allergenen.

Die Pflaster bleiben in der Regel 48 Stunden auf der Haut, während der Patient darauf achten muss, dass die Teststelle trocken und sauber bleibt. Es ist wichtig, in dieser Zeit Aktivitäten zu vermeiden, die starkes Schwitzen verursachen könnten, da dies die Pflaster lösen oder die Testsubstanzen verdünnen könnte.

Nach 48 Stunden werden die Pflaster entfernt, und die Haut wird auf erste Reaktionen untersucht. Typischerweise erfolgt eine erste Ablesung sofort nach dem Entfernen der Pflaster und eine zweite nach weiteren 24 bis 48 Stunden, um verzögerte Reaktionen zu erfassen. Bei diesen Ablesungen achtet der Arzt auf Hautveränderungen wie Rötung, Schwellung oder Bläschenbildung.

Die Ergebnisse werden dokumentiert und bewertet, um festzustellen, ob und welche Allergene eine Reaktion ausgelöst haben. Basierend auf den Ergebnissen wird dem Patienten eine gezielte Beratung gegeben, welche Substanzen künftig zu vermeiden sind und welche therapeutischen Maßnahmen ergriffen werden können.

Risiken & Nebenwirkungen

Der Epikutantest ist ein Standard-Verfahren, bei welchem es sehr selten zu Komplikationen oder Nebenwirkungen kommt. Bei einer sehr starken allergischen Reaktion kann die entstehende Hautreaktion auch auf benachbarte Hautregionen übergreifen.

Zudem kann es zu einem sogenannten "angry back" kommen. Hierbei reagiert die Haut an sehr vielen Teststellen. Auch umliegende Haut kann betroffen sein. Dennoch handelt es sich in solchen Fällen nicht um einen Patienten mit zahlreichen Kontaktallergien. Stattdessen sind ein Großteil der Ergebnisse falsch positive Ergebnisse, da die Haut des Rückens durch den Epikutantest selbst gereizt wird. Bei einem solchen Patienten sollten nur wenige Substanzen gleichzeitig getestet werden.

Ein weiteres Problem bei Epikutantests sind Reaktionen auf Materialien, welche bei dem Epikutantest eingesetzt werden. Wenn ein Patient empfindlich auf sie reagiert, sind die Hautbereiche, die mit ihnen in Kontakt gekommen sind, gerötet und gereizt. Unter Umständen kann das die Auswertung des Epikutantests verhindern.

Alternativen

Wenn ein Epikutantest nicht möglich ist oder ergänzende Untersuchungen erforderlich sind, stehen mehrere alternative Verfahren zur Diagnose von Kontaktallergien zur Verfügung. Eine gängige Methode ist der Prick-Test, der vor allem zur Diagnose von Soforttyp-Allergien (Typ I) verwendet wird. Dabei werden kleine Mengen von Allergenen auf die Haut des Unterarms oder Rückens aufgetragen und die Haut leicht eingestochen. Innerhalb von 15-20 Minuten werden Reaktionen wie Rötung oder Quaddelbildung abgelesen.

Ein weiterer Test ist der Intrakutantest, bei dem kleine Mengen eines verdünnten Allergens in die Haut injiziert werden. Diese Methode wird häufig zur Bestätigung von Allergien verwendet, die im Prick-Test unklar waren. Der Intrakutantest ist sensitiver als der Prick-Test, aber auch invasiver und birgt ein höheres Risiko für systemische Reaktionen.

Der Reibetest (Scratch-Test) ist eine einfache und schnelle Methode, bei der das Allergen auf die Haut aufgetragen und die Haut leicht angeritzt wird. Diese Methode ist jedoch weniger präzise und weniger standardisiert als der Prick- oder Intrakutantest.

Bluttests wie der spezifische IgE-Test (RAST) können ebenfalls verwendet werden, um Allergien zu identifizieren. Diese Tests messen die Menge spezifischer IgE-Antikörper im Blut gegen bestimmte Allergene. Sie sind besonders nützlich bei Patienten, bei denen Hauttests kontraindiziert sind, wie bei stark dermatitischen Hautzuständen oder bei Patienten, die Medikamente einnehmen, die Hauttests beeinflussen könnten.

Ein weiterer Ansatz ist der Lymphozytentransformationstest (LTT), der die Reaktion der T-Zellen auf Allergene in vitro untersucht. Dieser Test wird hauptsächlich in der Forschung und spezialisierten klinischen Diagnostik verwendet.

Jede dieser Methoden hat ihre eigenen Vor- und Nachteile und die Wahl des geeigneten Tests hängt von der individuellen Patientensituation und den spezifischen diagnostischen Anforderungen ab.

Quellen

  • Altmeyer, P.: Therapielexikon Dermatologie und Allergologie. Springer Medizin Verlag, Berlin Heidelberg 2005
  • Saloga, J. et al.: Allergologie-Handbuch. Schattauer, Stuttgart 2011
  • Trautmann, A., Kleine-Trebbe, J.: Allergologie in Klinik und Praxis. Thieme, Stuttgart 2013

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