Generalistische Pflegeausbildung

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 10. Juli 2023
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Generalistische Pflegeausbildung – Ursprung und Erwartungen

In den letzten Jahren haben sich die Anforderungen an Pflegefachkräfte verändert. Menschen werden immer älter, so dass ein Mehrbedarf an Pflege und Betreuung besteht. Um diese Lücke schließen zu können, wurde die Pflegeausbildung im Rahmen des Gesetzes zur Reform der Pflegeberufe im Sommer 2017 reformiert. Seit Beginn des Jahres 2020 ersetzt die so genannte generalistische Pflegeausbildung die bisherigen Pflegeausbildungen.

Inhaltsverzeichnis

Warum wurden die Pflegeberufe reformiert?

Eine generalistische Pflegeausbildung bietet die Möglichkeit, ein breites Spektrum an Pflegefähigkeiten zu erlernen. Zudem ermöglicht sie den Auszubildenden, umfassende Erfahrungen zu sammeln und ein fundiertes Verständnis für die verschiedenen Aspekte der Pflege zu entwickeln, was ihre Kompetenz und ihr Selbstvertrauen stärkt.

Schon seit Jahren nimmt die Pflegebedürftigkeit in Deutschland zu. Durch die demografische Entwicklung gibt es viele Auswirkungen auf alle Gesellschaftsbereiche. Das führt zu wachsenden finanziellen Belastungen im Sozialversicherungssystem. Davon abgesehen zeichnen sich auch Probleme anhand eines Fachkräftemangels in der Pflege ab.

Wie Experten seit Jahren prognostizieren, gibt es immer mehr pflegebedürftige Menschen. Dass dieses Problem schon seit Jahren besteht, beweisen aktuelle Zahlen sowie Hochrechnungen.

Bereits 2014 hat die Deutsche Alzheimer Gesellschaft in einem Infoblatt darauf hingewiesen, dass sich die Zahl der damals 1,5 Millionen Demenzkranken in den nächsten 30 Jahren verdoppeln wird. Dadurch steigt auch die Anzahl an ausgebildeten Pflegefachkräften, die sich mit den Bedürfnissen erkrankter Menschen auskennen müssen.

Mit dem Pflegeberufegesetz soll diesen und anderen veränderten Anforderungen an Pflegefachkräfte Rechnung getragen werden. Die Reformierung der Ausbildungen in der Gesundheits- und Krankenpflege bzw. in der Kinderkrankenpflege sowie in der Altenpflege ist Kern des Pflegeberufereformgesetzes. Damit Patienten auch in Zukunft die Leistungen erhalten, die sie benötigen, sollen Pflegeberufe attraktiver gestaltet werden.

Außerdem möchte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach eine Stabilisierung der Pflegeversicherung. Ziel dabei ist, die häusliche Pflege zu stärken, um Pflegebedürftige und ihre Angehörigen zu entlasten.

Warum das alles? Fast jeder Berufszweig ist von der fortschreitenden Digitalisierung betroffen. Für die Beschäftigten bedeutet dies umfangreiche Anpassungsmaßnahmen. Auch die Anforderungen in der Pflege haben sich verändert. Dem soll nun Rechnung getragen werden – mit der generalistischen Pflegeausbildung. Bei dieser werden aus drei Ausbildungsberufen einer gemacht. Auszubildende haben viele Vorteile durch eine generalistische Pflegeausbildung.

Was ändert sich mit der generalistischen Pflegeausbildung?

Die Altenpflege kümmert sich um hilfsbedürftige Menschen, die ihren Alltag nicht mehr selbst bewältigen können. Sie werden nicht nur gepflegt und ärztlich versorgt, sondern auch mit sinnvollen Beschäftigungen konfrontiert.

Mit der generalistischen Pflegeausbildung wurde der neue Beruf Pflegefachfrau bzw. Pflegefachmann geschaffen. Während der Ausbildung werden die drei bisher voneinander getrennten Berufszweige

  • Krankenpflege
  • Altenpflege
  • Kinderkrankenpflege

zusammengeführt. Die Auszubildenden bekommen Kenntnisse und Fähigkeiten aus allen drei Disziplinen beigebracht. Doch der Weg der Ausbildung ist keinesfalls vorgezeichnet: In den ersten beiden Ausbildungsjahren wird allen Auszubildenden das gleiche Fachwissen vermittelt.

Danach können die Azubis wählen. Entweder können sie ihre Ausbildung nach einem weiteren Jahr als Pflegefachmann/Pflegefachfrau abschließen oder sich spezialisieren. Diejenigen, die lieber mit Kindern oder Senioren arbeiten möchten, können weiterhin einen gesonderten Abschluss in der Alten- oder Kinderkrankenpflege erwerben.

Eine weitere wichtige Änderung betrifft die Finanzierung: Mussten die Auszubildenden früher Schulgeld bezahlen und vergeblich auf eine Ausbildungsvergütung hoffen, sieht dies nun anders aus. Das Schulgeld wurde abgeschafft, somit ist die generalistische Ausbildung komplett kostenlos. Zudem gibt es nun eine Ausbildungsvergütung.

Deren Höhe liegt im öffentlichen Dienst zum Beispiel bei 1.165 Euro brutto monatlich im ersten Ausbildungsjahr. Im zweiten Jahr steigt das Ausbildungsgehalt auf 1.230 Euro brutto im Monat und im dritten Jahr bekommen die Auszubildenden monatlich 1.330 Euro brutto. Damit gehört die Ausbildung zur Pflegefachfrau bzw. zum Pflegefachmann zu den bestbezahltesten Ausbildungen Deutschlands.

Attraktivität der Pflegeberufe steigern

Die individuelle Pflege von demenzkranken Menschen ist sehr wichtig, da sie die Möglichkeit bietet, persönliche Beziehungen aufzubauen, das Wohlbefinden und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern, emotionale Unterstützung bietet und ihnen dabei hilft, trotz der Erkrankung ein würdevolles und erfülltes Leben zu führen.

Der Bedarf an Pflegefachkräften nimmt weiter zu. Doch es werden nicht nur mehr gut ausgebildete Pflegefachkräfte gebraucht – diese werden im Berufsalltag immer häufiger mit speziellen Bedürfnissen ihrer Patienten konfrontiert. Aufgrund der höheren Lebenserwartung sowie durch die westlich geprägte Lebensweise gibt es mehr Demenzerkrankungen.

Somit steigt auch die Nachfrage nach Pflegepersonal, das im Umgang mit der Krankheit und Erkrankten vertraut ist. Während der Ausbildung kann deshalb eine Vertiefung als Altenpfleger aber auch als Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger gewählt werden. Zudem können die Auszubildenden eigene Schwerpunkte setzen und somit beeinflussen, in welchem Fachbereich sie später arbeiten möchten.

Mit Einführung der generalistischen Pflegeausbildung sollen Pflegeberufe attraktiver werden. Zum Beispiel indem eine gleichbleibend hohe Qualität während der Ausbildung sichergestellt wird. Dies müssen Pflegeschulen durch eine angemessene Anzahl an fachlich und pädagogisch qualifizierten Lehrkräften nachweisen. Außerdem gibt es jetzt eine schulische Zwischenprüfung, die alle Azubis nach dem zweiten Lehrjahr ablegen müssen.

Ein Bestehen dieser ist für ein Fortsetzen der Ausbildung jedoch nicht erforderlich. Vielmehr dient die Zwischenprüfung dazu, mögliche Defizite offenzulegen und sich die erworbenen Fähigkeiten im Rahmen einer Pflegehelfer- oder Pflegeassistenzausbildung anerkennen zu lassen.

Diese Vorteile bietet die generalistische Pflegeausbildung

Welche Vorteile ergeben sich durch die Reform der Pflegeausbildung für alle, die sich für einen entsprechenden Beruf interessieren?

Kostenlose Ausbildung:

Im Gegensatz zu vorher, ist die Ausbildung zur Pflegefachkraft nun kostenlos. Das bisherige Schulgeld entfällt.

Ausbildungsvergütung:

Stattdessen gibt es für die Azubis nun eine attraktive Ausbildungsvergütung. Wie hoch diese ist, hängt davon ab, in welchem Betrieb man seine Ausbildung absolviert.

Bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt:

Durch die Zusammenführung der einzelnen Pflegeberufe können Pflegefachkräfte nun in allen Versorgungsbereichen eingesetzt werden. Demnach gibt es mehr potenzielle Arbeitgeber, wodurch auch die Chancen auf dem Jobmarkt besser sind.

EU-weite Anerkennung:

Auch die EU-weite Anerkennung der generalistischen Pflegeausbildung erhöht die Jobchancen. Als Pflegefachmann oder Pflegefachfrau kann man nun in ganz Europa arbeiten.

Flexibilität:

Weil alle Pflegefachkräfte jetzt die gleichen Grundkenntnisse haben, können sie interdisziplinär eingesetzt werden.

Wahlmöglichkeiten:

Fortan müssen sich Schulabgänger nicht direkt entscheiden, in welche Richtung ihre Pflegeausbildung gehen soll. Während der generalistischen Ausbildung können sie anhand von Pflichteinsätzen in verschiedene Pflegebereiche reinschnuppern und sich danach entscheiden.

Pflegestudium:

Eine Alternative für Abiturienten, die studieren, aber trotzdem in die Pflege möchten, ist das neu eingeführte Pflegestudium. In den neuen Studiengängen werden neueste pflegewissenschaftliche Theorien und Inhalte vermittelt. Darüber hinaus wird durch Praxiseinsätze von mehr als 2.100 Stunden sichergestellt, dass auch Praxiswissen bei den Studenten nicht zu kurz kommt. Abgeschlossen werden kann das Pflegestudium mit einem Bachelor-Abschluss oder der staatlichen Prüfung zur Pflegefachfrau bzw. zum Pflegefachmann.

Fazit und aktueller Stand

Nach drei Jahren generalistischer Pflegeausbildung haben Experten ein vorsichtiges Fazit gezogen. Ziel der Reform war, die Qualität der Ausbildung zu stärken und diese attraktiver zu gestalten, so dass dem Fachkräftemangel in der Pflege entgegengewirkt werden kann.

Im Jahr 2021 gab es 61.458 Auszubildende zur Pflegefachkraft. Gegenüber dem Vorjahr (57.294) waren das sieben Prozent mehr. Allerdings besteht auch immer die Möglichkeit, die Ausbildung abzubrechen. Wie gut der neue Ausbildungsberuf angenommen wird, kann daher aktuell noch nicht gesagt werden.

Hierzu fehlen belegbare Zahlen, die es wohl erst dann geben wird, wenn die neuen Regelungen über einen ganzen Ausbildungszeitraum gelten und ausgewertet wurden.

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