Demenz
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Demenz ist eine Krankheit, bei der die geistigen Fähigkeiten, wie Gedächtnis und Denkfähigkeit stark abnehmen. In der Folge kommt es auch zu motorischen Problemen, Orientierungsstörungen, Sprachstörungen und einer Persönlichkeitsveränderung. Die Betroffenen können im Verlauf nicht mehr ihre alltäglichen Aufgaben erfüllen und sind auf die Hilfe anderer Menschen angwiesen.
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Was ist Demenz?
Unter dem Begriff Demenz sind mehrere Krankheiten zusammengefasst, bei denen vor allem die Denkfähigkeit und das Gedächtnis gestört sind. Vor allem finden sich bei Demenzkranken eine starke Abnahme von geistigen Fähigkeiten vor. Besonders das Kurzzeitgedächtnis und der Orientierungssinn sind betroffen. Aber auch Sprachstörungen und motorische Fähigkeiten lassen mehr und mehr nach.
Eine Form der Demenz ist die in Alzheimer-Demenz. Diese Form tritt in 60 bis 70 Prozent aller Demenzfälle auf. Daneben gibt es die vaskuläre, also gefäßbedingte Demenz. Diese Form ist seltener und mit ca. 20 Prozent vertreten. Ausserdem gibt es noch diverse Mischformen einer Demenz, bei denen die Alzheimer-Demenz und die gefäßbedingte Demenz ineinander übergehen können.
Die Erkrankung von Demenz kommt in Deutschland immer häufiger bei älteren Menschen vor. Dies ist vor allem in der hohen Lebenserwartung begründet, als auch in der Lebensweise unserer westlichen Zivilisation. Nur selten gibt es auch jüngere Betroffene, die an Demenz leiden. Vor allem, die über 80-jährigen Menschen haben eine vielfach erhöhte Chance an Demenz zu erkranken.
Ursachen
Die Ursachen für Demenz können vielfältige Hintergründe haben. Am häufigsten tritt die Demenz im Rahmen einer Alzheimererkrankung auf. Bei einer gefäßbedingten Demenz sind vor allem ein Schlaganfall oder Arterienverkalkung bzw. Arteriosklerose die Hauptursache. Daneben sind zumeist Infektionen (z.B. Creutzfeldt-Jakob-Krankheit), Stoffwechselkrankhieten(z.B. Diabetes mellitus) und Sauerstoffmangel des Gehirns für die Demenz verantwortlich.
Weiterhin kann auch ein Zusammenhang mit Parkinson, Depressionen und erblich bedingter Demenz bestehen. Es gibt zahlreiche Theorien, warum es zu den genannten Demenzerkrankungen kommt:
Geistige Regsamkeit: Passive Tätigkeiten (wie Fernsehen) über einen längeren Zeitraum regen das Wachstum neuer Nervenzellen nicht optimal an oder lassen sie langsam absterben, da sie nicht gebraucht werden. So gesehen können aktive geiste Tätigkeiten gegen Demenz vorbeugend sein. Vor allem Lesen, Lernen, Musizieren und Knobeln schärfen nachhaltig den menschlichen Geist.
Ernährung: Eine ungesunde und eintönige Kost über Jahre hinweg, wirkt für das Gehirn schädlich. Vor allem ein hoher Anteil an gesättigten Fettsäuren im Fleisch und ein hoher Zuckerkonsum, wirken auf Dauer nachteilig. Daher ist eine ausgewogene und gesunde Kost mit Vitamin C und E sinnvoll. Ebenso auch Fisch mit seinen wertvollen Omega-3-Fettsäuren wirken anregend für den Geist und das Gedächtnis.
Körperliche Aktivität: Neben einer verarmten geistigen Aktivität im Leben, kann auch Bewegungsmangel für Demenz verantwortlich sein. Der Körper ist als ganzheitliches "Wesen" zu betrachten. Es heisst nicht umsonst: "In einem gesunden Körper steckt auch ein gesunder Geist." "Fault" der Körper und der Geist langsam über Jahre durch Untätigkeit und anregende Stimmulation hin, so sollten Krankheiten nicht ungewöhnlich sein.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Demenz ist eine Krankheit, die voranschreitend ist und eine Vielzahl an Symptomen beinhaltet. Sie beginnt zumeist mit fortschreitendem Gedächtnisverlust. Betroffene leiden vorerst vor allem an einer Einschränkung des Kurzzeitgedächtnisses: Aufgenommene Informationen werden nicht mehr gepeichert und Neues kann kaum noch erlernt werden.
Dies ist zu Anfang nicht unbedingt zu erkennen, da eine gewisse Vergesslichkeit gerade im Alter als normal zu erachten ist. Im weiteren Verlauf gehen auch Erinnerungen verloren und der Betroffene vergisst immer mehr Aspekte aus seinem Leben. Er ändert entsprechend auch Gewohnheiten und wirkt verwirrt, wenn er auf die - ihm eigentlichen bekannten - Ereignisse der Vergangenheit angesprochen wird.
Andere kognitive Qualitäten gehen ebenfalls verloren: Wortfindungsstörungen und Orientierungsprobleme kommen hinzu. Eigentlich Vertrautes wird nicht mehr erkannt oder falsch eingeordnet und Veränderungen können zu größeren Verwirrungen oder zu Wut führen. Am Ende stehen starke Müdigkeit, Apathie und das Unvermögen, auch eigene Angehörige zu erkennen.
Motorisch wirkt sich Demenz vor allem auf das Gehen aus. Die Schritte werden kleiner, die Betroffenen insgesamt unsicherer. Motorische Reflexe jeder Art können verloren gehen. Psychisch sind ebenfalls viele Symptome zu nennen. Neben Apathie und Gereiztheit, kann es auch zu irrationalem Verhalten kommen (das Essen von Ungenießbarem oder das Herumirren), oder zu Halluzinationen und Euphorie.
In jedem Fall können große Verhaltensänderungen beobachtet werden. Anzeichen einer Demenz sind ein schleichender Gedächtnisverlust und Wesensänderungen beim Betroffenen.
Verlauf
Der Verlauf von Demenz kann unterschiedliche Züge aufweisen. In der Regel schreitet die Intensität der Demenzerkrankung langsam (über mehrere Jahre) voran und ist nicht sofort erkennbar. Zusätzlich kommt es im späteren Krankheistverlauf zu Demenzschüben. Dabei wechseln Tage der relativen klaren Denkens und Bewusstseins mit geistig trüben Tagen ab. Zusätzlich leiden viele Demenzkranke an starken Stimmungsschwankungen, wie Jähzorn und Wut sowie Depressionen.
Komplikationen
Eine Demenzerkrankung muss nicht zwangsläufig zu Komplikationen führen. Wenn die Betroffenen eine angemessene und umfangreiche Betreuung erhalten, kann das Risiko recht gering gehalten werden. Einige Komplikationen ergeben sich jedoch bereits aus der unzureichenden Behandlung heraus. Viele Demenz-Kranke Menschen sind in Bezirkskrankenhäuser oder Altenheimen untergebracht.
Aufgrund von Engpässen hinsichtlich des Personals kommt es teilweise zu sehr inadäquaten Behandlungen. Durch überlastetes Pflegepersonal kann es zu Misshandlungen kommen die weitere psychische Probleme auslösen können. Unzureichende körperliche Pflege kann weiterhin zu Wundliegen der Haut mit teils schwerwiegenden Entzündungen führen. Demenz-Erkrankungen treten in vielseitigen Varianten und Schweregraden auf.
Die Komplikationen sind stark abhängig von der Ursache der Erkrankung. Komplikationen, die allgemein gültig für alle Demenz-Erkrankungen sind, sind zum Beispiel Nebenwirkungen durch Medikamente, Versagen der Körperfunktionen, erhöhte Infektionsraten und in späteren Stadien Verluste hinsichtlich der Interaktionsfähigkeit. Mit Auftreten der Krankheit sinkt zudem die Lebenserwartung. Demenz-Erkrankungen können zudem Stürze, Knochenbrüche und Muskelkontrakturen begünstigen.
Häufig werden auch Unterernährung und Dehydration beobachtet. Eine nicht seltene Komplikation ist ein gewalttägiges Verhalten gegenüber sich selbst und Dritten. Demenz-Erkrankungen sind komplex und führen zu maßgeblichen Einbußen der Lebensqualität der Betroffenen und deren Angehörigen. Durch das maßgebliche Kennzeichen der Erkrankung, die Vergesslichkeit, bringen sich die betroffenen Patienten nicht selten in lebensgefährliche Situationen.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Sinkt oder verändert sich das gewohnte Erinnerungsvermögen, ist grundsätzlich ein Arzt zu konsultieren. Bei Verlust der Merkfähigkeit im Alltag empfiehlt es sich, rechtzeitig Untersuchungen einleiten zu lassen. Kann sich der Betroffene insbesondere an Geschehnisse der vergangenen Stunden oder Tage zunehmend schwieriger erinnern, benötigt er einen Arzt. Verschwindet die Fähigkeit, eine analoge Uhr korrekt zu lesen, sollte er sich umfassend untersuchen lassen.
Sobald Angehörige bemerken, dass vorhandene Gedächtnislücken mit ausgedachten Geschichten gefüllt werden, ist ein ruhiges und vertrauensvolles Gespräch zu dem Betroffenen über die bemerkten Veränderungen zu suchen. Bei einer Desorientierung oder dem Verlust des Namens- sowie Personengedächtnisses wird schnellstmöglich Hilfe benötigt. Die Erkrankung befindet sich dann bereits in einem fortgeschrittenem Stadium und der Betroffene sollte nicht mehr allein gelassen werden. Ärztliche Hilfe wird ebenfalls notwendig, wenn zusätzlich zum Gedächtnisverlust auffallende Verhaltensveränderungen auftreten.
Ein aggressives Auftreten oder eine starke Zunahme der Konflikte mit Menschen im näheren Umfeld gelten als besorgniserregend und sollten von einem Arzt abgeklärt werden. Vergisst der Betroffene, notwendige Medikamente einzunehmen oder entfällt ihm, dass er genügend Lebensmittel sowie Flüssigkeiten am Tag zu sich nehmen muss, benötigt er ärztliche Hilfe. Bei einer auffälligen Gewichtsabnahme oder einem veränderten Schlafbedürfnis, sind weitere Untersuchungen einzuleiten.
Behandlung & Therapie
Die Therapie bzw. Behandlung einer Demenz ist abhängig von ihrer Form. Bis heute ist eine Demenzerkrankung nicht heilbar. Je nach Ausprägung wird daher bei der Behandlung von Demenz versucht, den geistigen Verfall sowie die körperlichen Symptome zu verlangsamen. Wird eine Demenz rechtzeitig erkannt, kann in diesem Frühstadium versucht werden, schwerwiegende Folgen abzubremsen.
Hierbei kommen vor allem Medikamente zum Einsatz. Außerdem ist eine gute soziale Einbindung in der Familie günstig, um dem Betroffenen das Gefühl zu vermitteln, noch mit "dazu zu gehören". Weiterhin bietet sich eine soziotherapeutische oder psychotherapeutische Behandlung an, die neben der medikamentösen Therapie eine wichtige Hilfestellung bietet.
Neben diesen Maßnahmen ist auch die Untersuchung bei einem Neurologen ratsam, der weitere wichtige Hinweise auf die spezielle Form der Demenz geben kann und somit den Pflegenden bzw. der Familie Antworten auf die Krankheit bieten kann. Es gibt auch Selbsthilfegruppen und Gedächtniskliniken, die dem Demenzerkrankten helfen kann seine Selbstständigkeit und geistigen Fähigen länger zu behalten.
Aussicht & Prognose
Der Verlauf einer Demenzerkrankung ist individuell sehr unterschiedlich und hängt unter anderem von der jeweiligen Demenzform ab. Bei der häufigsten Form der Demenz, der Alzheimer-Demenz, aber auch bei den meisten anderen Demenzformen, verläuft die Erkrankung schleichend. Über viele Jahre hinweg kommt es so langsam zum zunehmenden Verlust der kognitiven Leistungsfähigkeit. Die Zerstörung der Nervenzellen im Gehirn ist dabei irreversibel.
Durch medikamentöse Behandlung oder psychosoziale Maßnahmen lässt sich die Krankheit nicht heilen. Lediglich das Fortschreiten der Erkrankung kann damit verlangsamt oder vorübergehen sogar aufgehalten werden. Über die Jahre werden die Betroffenen zunehmend vergesslicher und unselbstständiger, bis hin zur vollständigen Pflegebedürftigkeit und versterben schließlich an den Komplikationen ihrer Erkrankung . Die Patienten sind nicht mehr in der Lage sich selbst zu versorgen und sind bei Dingen wie Nahrungsaufnahme und körperlicher Hygiene vollständig auf die Hilfe anderer angewiesen.
Die Alzheimerdiagnose an sich stellt hierbei nicht die eigentliche Todesursache der Patienten dar. Vielmehr ist es so, dass es durch die Bettlägerigkeit vermehrt zu Lungenentzündungen, Lungenembolien oder anderen Infektionserkrankungen kommen kann, an denen die Erkrankten schließlich versterben. Grundsätzlich gilt, je später die Demenz auftritt, desto kürzer ist auch der Verlauf der Erkrankung.
Nachsorge
Die Nachsorge bei Betroffenen einer Demenzerkrankung besteht aus der Rückführung nach einem stationären Aufenthalt zurück in das häusliche Umfeld. Die Herausforderung besteht häufig in dem Angewiesensein auf pflegende Angehörige, welche sich erst in ihre neue Rolle einfinden müssen. Die Nachsorge betrifft demnach nicht nur den Patienten sondern viel mehr auch deren Angehörige, welche aufgeklärt und betreut werden müssen, um einer Überforderung zu entgehen.
Zur Erleichterung kann ein teilstationärer Aufenthalt in einer Klinik sinnvoll sein, denn hier werden die Erkrankten schrittweise in den Alltag entlassen. Durch therapeutische Angebote kann eine gewisse Autonomie wiedererlangt werden, je nach Stadium der Demenz. Wichtig ist es, dass die Betroffenen nicht von den Therapeuten überfordert werden, da dies einen erneuten Ausbruch der Krankheit zur Folge haben kann. Die Bedürfnisse jedes Einzelnen müssen sensibel beachtet werden.
Begibt sich der Patient dann vollends in das häusliche Umfeld, so ist es auch hier hilfreich, regelmäßige Arztbesuche zu empfangen oder eine professionelle Pflegekraft einzustellen, welche in der schweren Anfangszeit unterstützt. Eine gute Alltagsplanung spielt eine große Rolle, damit der Patient gefordert wird und keine Leere eintritt, in welcher sich die Krankheit ausbrechen kann. Teilhabe am sozialen Leben, das Aufgreifen alter Hobbys und regelmäßiges Training von Körper und Geist sind nur einige Empfehlungen.
Das können Sie selbst tun
Mit dem Fortschreiten der Demenz Krankheit kommt es zu immer größer werdenden Einschränkungen und Problemen im Alltag der Betroffenen. Mit einfachen Selbsthilfe-Tipps kann - neben einer medizinischen Betreuung- die Lebensqualität der Betroffen maßgeblich verbessert werden.
Äußerst wichtig, vor allem am Beginn des Krankheitsverlaufes, ist der Austausch mit anderen Betroffenen. So können die Patienten ihr Krankheitsbild besser verstehen und sich auch emotional abgrenzen. Damit die Patienten trotz ihrer Erkrankung im Gleichgewicht bleiben können, ist eine ausreichende Bewegung, eine gesunde Ernährung sowie Zeit für sich selbst für den persönlichen Rückzug empfehlenswert. Für die Betroffenen ist es äußerst wichtig, dass sie ein respektvolles, liebevolles Umfeld vorfinden, das unterstützend wirkt. Ein offener Umgang mit der eigenen Krankheit wirkt sich meist positiv auf die Betroffenen und das Meistern ihres Alltags aus.
Neben den Selbsthilfe-Tipps, die die Betroffenen in den Alltag einbringen können, ist auch eine professionelle Beratung und Unterstützung empfehlenswert. Mit diversen Therapie-Formen, wie zum Beispiel einer Musik- oder einer Ergotherapie, kann sich der Betroffene aus belastenden Verhaltensauffälligkeiten lösen und sich so selbst beruhigen.
Der Betroffene sollte sich auf die Förderung von vorhandenen Fähigkeiten konzentrieren, um die eigene Selbstständigkeit noch längere Zeit aufrecht erhalten zu können. Plötzliche Veränderungen im Umfeld könnten sich negativ auf den Demenz-Kranken auswirken und sollten daher vermieden werden.
Quellen
- Arolt, V., Reimer, C., Dilling, H.: Basiswissen Psychiatrie und Psychotherapie. Springer, Heidelberg 2007
- Davison, G.C., Neale, J.M., Hautzinger, M.: Klinische Psychologie. Beltz PVU, München 2007
- Gleixner, C., Müller, M., Wirth, S.: Neurologie und Psychiatrie. Für Studium und Praxis 2015/16. Medizinische Verlags- und Informationsdienste, Breisach 2015