Hidrozytom
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Das Hidrozytom ist eine Hauterkrankung. Gutartiges Gewebe entwickelt sich an den Ausgängen der Schweißdrüsen des Menschen. Insbesondere ist der Gesichtsbereich betroffen.
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Was ist ein Hidrozytom?
Hinter einem Hidrozytom verbirgt sich eine Retentionszyste, die sich vorrangig im Gesicht ausbildet. Dies ist eine Zyste, deren Entstehung sich aus dem Verschluss einer Drüse entwickelt. Bei dem Hidrozytom bilden sich zystische Papeln an den Ausgängen der Schweißdrüsen aus. Die Zysten sind zumeist transparent bis leicht bläulich gefärbt und mit dem bloßen Auge gut erkennbar.
Vorrangig entstehen die Hidrozytome im Bereich der Wangen oder der Nase. Es ist sich um eine Erkrankung der Haut, bei der sich Gewebe neu herausbildet. Bei dieser Neoplasie handelt es sich um eine gutartige Neubildung. Das Gewebe stammt aus der Familie der Adenome. Diese bilden sich aus der Schleimhaut oder dem Drüsengewebe heraus.
In Abhängigkeit der betroffenen Schweißdrüse werden von Medizinern das ekkrine und das apokrine Hidrozytom unterschieden. Auch wenn diese Unterscheidung aufgrund neuer wissenschaftlicher Ergebnisse widerlegt wurde, wird sie aus historischen Gründen bis heute beibehalten. Das ekkrine Hidrozytom wird auch Schweißdrüsenretentionszyste genannt.
Bei dem apokrinen Hidrozytom sprechen Mediziner von dem apokrinen Zystadenom. Ergebnisse von immunhistologischen Untersuchungen zeigen auf, dass ekkrine Hidrozytome in der Lage sind, apokrine Antigene zu erzeugen. Dies sind Botenstoffe, die spezifische Antikörper und bestimmte Rezeptoren an sich binden können. Aus diesem Grund ist die Unterscheidung zwischen dem ekkrinen und apokrinen Hidrozytom nicht mehr notwendig.
Ursachen
Bislang gehen die Wissenschaftler davon aus, dass sie autosomal-rezessiv vererbt wird. Eine dominante Vererbung kann jedoch nicht ausgeschlossen werden. Für die Hidrozytome kann dies bedeuten, dass es sich ebenfalls um eine genetisch bedingte Erkrankung handelt. Den Vorgang im Körper können Mediziner hingegen sehr gut belegen und beschreiben.
Durch den Verschluss der Schweißdrüse staut sich langsam das Sekret in der Drüse an. Auf diesem Weg entwickelt sich mit einem kugelförmigen Aussehen eine mit Flüssigkeit gefüllte Zyste. Forscher beschäftigen sich weiter mit der Funktionstätigkeit der Schweißdrüsen. Ziel ist es, genaue Erklärungen für die Ursache von Hidrozytomen bieten zu können. Bislang gehen die Mediziner davon aus, dass für den Verschluss der Drüsen genetische Gründe sowie eine starke Schweißbildung verantwortlich sind.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Zu den Symptomen der Hidrodzytome zählen transparente bis bläulich gefärbte Zystenbildungen im Gesicht. Die bläuliche Farbe entsteht durch einen Streuungseffekt des Lichts. Dieser wird als Tyndall-Effekt bezeichnet und bedeutet, dass sich keinesfalls blaue Farbe in den Zysten befindet. Hidrozytome sind für den Patienten vollkommen schmerzfrei.
Dies gilt auch, wenn sie in einer multiplen Anzahl auftreten. Die Zysten haben in der Regel eine Größe wie ein Stecknadelkopf. Die Hidrozytome treten meist auf dem Augenlid, den Wangen und den beiden Nasenflügeln auf. Andere Stellen am Körper können aber auch betroffen sein. Durch die Schwerkraft können die Hidrozytome bei einem Auftreten am unteren Augenlid zu einem Umklappen des Lides führen.
Treten sie am Oberlid auf, kann dies ebenfalls aufgrund der Schwerkraft zu einem herabhängenden Augenlid führen. Weitere Beeinträchtigungen für das Auge gibt es jedoch nicht. Das Sehen ist nicht beeinträchtigt. Daher sind die Zysten für den Patienten in aller Regel aufgrund ihrer bläulichen Farbe aus kosmetischen Gründen unangenehm. Vorausgesetzt, es gibt keine weiteren Erkrankungen, haben Betroffene abgesehen von den kosmetischen Hintergründen keine weiteren Beschwerden.
Diagnose & Krankheitsverlauf
Die Diagnose wird nach dem Sichtkontakt durch einen Arzt oder Dermatologen erstellt. Von einer Spontanheilung ist nicht auszugehen. Es kann aber vorkommen. Dies bedeutet, dass nicht davon auszugehen ist, dass sich die Zysten selbständig zurückbilden. In aller Regel ist ohne eine Behandlung mit einer steten Zunahme der Hidrozytome zu rechnen.
Komplikationen
Im Gesicht bilden sich Zysten, die blau gefärbt sind. In der Regel sind diese Zysten nicht mit Schmerzen verbunden. Zu starken Beschwerden kommt es dann, wenn sich die Zysten direkt an den Augen oder an den Augenlidern bilden, wobei sich diese automatisch umklappen und damit die Sicht des Patienten extrem verringern. In den meisten Fällen kommt es allerdings zu keinen weiteren Beschwerden, sodass nur ein kosmischer Eingriff notwendig ist.
Die Zysten können dabei ohne Komplikationen einfach entfernt werden. Dafür werden operative Eingriffe oder Laser verwendet. Nach der Entfernung kann es zur Ausbildung von Narben kommen, allerdings treten keine weiteren Beschwerden auf. Die Lebenserwartung des Patienten wird durch das Hidrozytom nicht beeinflusst. In der Regel kann allerdings nicht garantiert werden, dass das Hidrozytom nicht nochmals beim Patienten auftreten wird.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Auffällige Veränderungen des Hautbildes im Gesicht sollten grundsätzlich von einem Arzt untersucht werden. Dahinter können sich Erkrankungen verbergen, die einer Behandlung bedürfen. Breiten sich die Beschwerden aus oder nehmen sie an Intensität zu, sollte spätestens ein Arztbesuch erfolgen. Bilden sich Knoten, kommt es zu Schwellungen oder Geschwüren im Gesicht, sind die Beobachtungen einem Arzt vorzustellen. Bei Veränderungen der Schweißtätigkeit besteht Anlass zur Besorgnis.
Halten die Veränderungen über mehrere Wochen oder Monate an, wird eine medizinische Untersuchung benötigt. Bilden sich Zysten oder Papeln im Gesicht, sind diese von einem Arzt abklären zu lassen. Bei einer Verfärbung der Haut oder Veränderungen der Optik, ist eine ärztliche Untersuchung dringend anzuraten. Veränderungen des Augenlids oder Beeinträchtigungen der Sehfähigkeit müssen untersucht und abgeklärt werden. Kommt es zu Juckreiz oder offenen Wunden im Gesicht, besteht ein erhöhtes Risiko weiterer Erkrankungen.
Da in schweren Fällen eine Sepsis droht, ist frühzeitig ein Arzt aufzusuchen. Von einer selbständigen kosmetischen Behandlung ist bei einem Hidrozytom abzuraten. Es kann zu Komplikationen oder unerwünschter Narbenbildung kommen. Empfehlenswert ist bis zur Rücksprache mit einem Arzt die Vermeidung von Schminkartikeln und anderen Kosmetika. Setzen Schmerzen ein oder kommt es zu einer Beeinträchtigung der Gesichtsmuskeln, sollte ein Arzt aufgesucht werden.
Behandlung & Therapie
Die Behandlung der Hidrozytome erfolgt meist aus kosmetischen und weniger aus gesundheitlichen Gründen. Darüber hinaus werden die Zysten an funktionell störenden Stellen wie beispielsweise an den Augenlidern vorgenommen. Meist werden die Hidrozytome über eine Exzision, einer Laserstrahlbehandlung oder einer Marsupialisation entfernt.
Bei einer Exzision erfolgt ein einfacher chirurgischer Eingriff mit lokaler Betäubung. Diese wird nur in sehr wenigen Fällen und bei besonders großen Zysten eingesetzt. Bei einer Behandlung mit einem Laserstrahl werden die Hidrozytome durch die ausgesendete Strahlung des Lasers vom gesunden Gewebe absorbiert. Es handelt sich hierbei um eine thermische Zerstörung der Zysten.
Je nach Anzahl der Hidrozytome können dafür mehrere Sitzungen notwendig sein. Bei der Marsupialisation handelt sich um eine besondere chirurgische Technik, die bei Zysten in der Größe eines Stecknadelkopfes oft eingesetzt wird. Durch eine Inzision wird die Zyste vorsichtig mit einem Einschnitt geöffnet und die innen angesammelte Flüssigkeit läuft ab.
Meist geschieht das mit einem kleinen Stichwerkzeug. Es kommt durch den Einstich in die Wand der Zyste zu einer natürlichen Drainage. Dies ist eine therapeutische Ableitung der Körperflüssigkeit.
Aussicht & Prognose
Treten keine Komplikationen ein, ist die Prognose des Hidrozytoms im Allgemeinen günstig. Es handelt sich bei den Hautveränderungen weniger um eine körperliche Erkrankung als um einen kosmetischen Makel. Treten keine weiteren Beschwerden ein, ist eine Behandlung daher aus medizinischer Sicht bei einer Vielzahl der Betroffenen nicht notwendig.
Verändern sich die Zysten, entwickeln sich durch die Mutation andere Erkrankungen. Diese können eine weniger günstige Prognose haben. Daher ist eine regelmäßige Kontrolle des Hidrozytoms für die Aufrechterhaltung der guten Prognose anzuraten.
Kommt es durch den optischen Makel der Zyste zu einer seelischen Belastung, wird eine Behandlung empfohlen. Die optischen Veränderungen können auf Wunsch des Betroffenen auf verschiedenen Wegen kosmetisch entfernt werden. Die angewandten Methoden werden routiniert eingesetzt, sind jedoch mit den üblichen Risiken und Nebenwirkungen verbunden. In den meisten Fällen erlebt der Patient eine dauerhafte Beschwerdefreiheit ohne weitere Folgeerscheinungen.
Ist durch das Hidrozytom eine psychische Folgeerkrankung entstanden, muss dies in die Gesamtprognose miteinbezogen werden. Wird eine Therapie in Anspruch genommen, bestehen gute Heilungsaussichten. Der Heilungsweg umfasst meist mehrere Monate oder Jahre. Ohne eine therapeutische Unterstützung droht dem Betroffenen eine Chronifizierung des seelischen Leids. Zudem können sich bei weiteren Lebensereignissen oder körperlichen Veränderungen vorhandene Störungen intensivieren und zu einer Verschlechterung der Gesundheit führen.
Vorbeugung
Das Durchführen von vorbeugenden Maßnahmen, die eine dauerhafte Lösung versprechen, ist bei den Hidrozytomen derzeit nicht bekannt. Regelmäßige kosmetische Behandlungen können durchgeführt werden.
Nachsorge
Bei einem Hidrozytom stehen dem Patienten in den meisten Fällen nur sehr wenige Möglichkeiten einer Nachsorge zur Verfügung. Der Patient ist bei dieser Krankheit in erster Linie auf eine Behandlung durch einen Arzt angewiesen, da es sonst zu weiteren Komplikationen oder zu einer weiteren Verschlechterung der Beschwerden kommen kann.
Daher sollte der Betroffene schon bei den ersten Symptomen oder Anzeichen dieser Krankheit einen Arzt aufsuchen, um weitere Komplikationen zu verhindern. Ob es durch das Hidrozytom zu einer verringerten Lebenserwartung des Betroffenen kommt, kann dabei nicht universell vorhergesagt werden. In den meisten Fällen können die Beschwerden jedoch durch einen sehr geringen Eingriff behandelt werden. Dabei treten keine besonderen Komplikationen auf.
Nach dem Eingriff sollte sich der Patient schonen und ausruhen. Die betroffene Stelle sollte gut geschützt werden, damit es nicht zu Infektionen oder zu Entzündungen kommt. Ebenso sollte der Betroffene Antibiotika einnehmen, welche nicht zusammen mit Alkohol eingenommen werden sollten. Nach dem Eingriff sind weiterhin regelmäßige Untersuchungen durch einen Arzt notwendig, um ein weiteres Hidrozytom möglicherweise früh zu erkennen und zu entfernen. Weitere Maßnahmen einer Nachsorge sind bei dieser Krankheit nicht notwendig.
Das können Sie selbst tun
Auch Zysten, die an funktionell störenden Stellen auftauchen, müssen medizinisch abgeklärt und gegebenenfalls operativ entfernt werden. Die wichtigste Begleitmaßnahme ist die Anwendung der verordneten Medikamente und Pflegeprodukte. In den ersten Tagen nach dem Eingriff darf die betroffene Stelle nicht berührt oder auf andere Weise gereizt werden, denn das kann Infektionen auslösen und im schlimmsten Fall zu einer bleibenden Vernarbung der Haut führen.
Damit die Wunden gut verheilen können, sollten sich die Betroffenen schonen und sich gesund und ausgewogen ernähren. Begleitend dazu sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim zuständigen Arzt angezeigt. Sollten sich Komplikationen einstellen, muss umgehend die Arztpraxis aufgesucht werden.
Quellen
- Moll, I.: Dermatologie. Thieme, Stuttgart 2010
- Röcken, M., Schaller, M., Sattler, E., Burgdorf, W.: Taschenatlas Dermatologie. Thieme Verlag, Stuttgart 2010
- Sterry, W. (Hrsg.): Kurzlehrbuch Dermatologie. Thieme, Stuttgart 2011