Hyperdontie
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Als Hyperdontie (oder auch Hyperodontie) bezeichnet man eine Zahnüberzahl, wobei im bleibenden Gebiss dann über 32 Zähne und im Milchgebiss über 20 Zähne zu finden sind.
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Was ist eine Hyperdontie?
Unter einer Hyperdontie wird ein Überschuss an Zähnen verstanden, der als Mehrfach- oder Doppelgebilde, als Zwillingszahn, als Verschmelzung oder als Verwachsung auftreten kann. Verschmelzungen oder Verwachsungen können dann wie ein großer Zahn aussehen. Doppelbildungen entstehen durch Verschmelzungen von benachbarten Zähnen im Zement beziehungsweise im Dentin.
Verschmilzt ein Zahn mit einer überzähligen Zahnanlage, so wird dies als Gemination bezeichnet. Meistens treten diese Gebilde im Frontzahnbereich auf, was auch zu ästhetischen Problemen führt. Eine Häufung von Hyperdontie kann vor allem bei Gaumen-, Kiefer- oder Lippenspalten gefunden werden. Im Milchgebiss tritt eine Hyperdontie eher selten auf und ist dann vorwiegend im Oberkiefer lokalisiert. Meistens handelt es sich dabei um zusätzliche Schneidezähne.
Häufiger ist eine Zahnüberzahl im bleibenden Gebiss, wobei sie hier beim männlichen Geschlecht öfter auftritt. Übernatürliche Zähne können eine natürliche Zahnform haben. In diesem Fall werden sie eumorph genannt. Wenn ihre Form atypisch ist, werden sie hingegen als dysmorph bezeichnet. Dazu gehören Paramolaren, Distomolaren beziehungsweise Mesiodentes.
Mesiodentes haben sehr häufig die Form eines Zapfens und sind zwischen dne Wurzeln der oberen mittleren Schneidezähne zu finden. Dadurch kann der natürliche Zahndurchbruch beeinträchtigt werden. Paramolaren und Distomolaren sind Backenzähne, die hinter den Weisheitszähnen beziehungsweise zwischen den Molaren auftreten können.
Ursachen
Bei einer Hyperdontie können folgende Formen unterschieden werden:
- Mesiodentes: Die häufigste Form der Zahnüberzahl, die oftmals auch familiär gehäuft auftritt. Mesiodentes sind normalerweise Zähne, die atypisch geformt sind und meistens auf Grund einer Überproduktion der Zahnleiste auftreten. Es handelt sich dabei um Zapfenzähne mit einer pflock- beziehungsweise kegelartigen oder glatten Krone. Die Wurzel ist im Normalfall vollständig ausgebildet und nicht gespalten. Entzündliche Vorgänge oder Schmerzen treten nur selten auf. Mesiodentes brechen nur in einem Viertel der Fälle durch.
- Paramolaren: Zusätzliche, einwurzelige Zähne, die hauptsächlich im Oberkiefer zu finden sind. Paramolaren sind sehr oft mit dem Backenzahn verwachsen, außerdem wird ein palatinaler Höcker ausgebildet. Paramolaren und Distomolaren sind häufig zapfenförmige Zähne, die im Bereich der Wurzel mit den Molaren verwachsen können. Aus kieferorthopädischen Gründen und auf Grund des erhöhten Kariesrisikos ist eine frühzeitige Extraktion erforderlich.
- Distomolaren: Zusätzliche Zähne, die hinter den Weisheitszähnen wachsen. Distomolaren sind überzählige Zähne, die meist im Oberkiefer zu finden sind. Diese schieben sich wie die Weisheitszähne in die Mundhöhle, liegen aber meist im Kieferknochen, wodurch ein Zahndurchbruch verhindert wird.
- Kleidokraniale Dysplasie: Hier treten multiple überzählige Zahnanlagen auf. Typisch ist hier auch ein Defekt der Schlüsselbeine, wodurch die Schultern sehr weit nach vorne geführt werden können.
- Unechte Hyperdontie: Ein bleibender Zahn bricht durch, ohne dass der Milchzahn verloren geht.
Symptome, Beschwerden und Anzeichen
Im Rahmen einer Hyperdontie können Zysten auftreten, auch liegt nicht selten die Auflösung beziehungsweise der Abbau der Zahnwurzel von angrenzenden Zähnen vor. Unterschiedliche Proportion der Unterkiefer- beziehungsweise Oberkiefergröße sowie eine Durchbruchbehinderung können ebenfalls Symptome sein. Mitunter kann es auch zu lokalel Zahnengständen kommen oder die Ausbildung eines ungewöhnlich vergrößerten Kiefersegments.
Auf Grund der Hyperdontie ist kein normales Abbeißen beziehungsweise Kauen möglich. Darüber hinaus können auch Asymmetrien - wie beispielsweise ein Kreuzbiss - auftreten und leicht entzündliche Schmutznischen entstehen. Eine Hyperdontie kann nicht immer sofort erkannt werden, meistens deuten Durchbruchsstörungen von bleibenden Zähnen darauf hin.
Aber auch eine radiologische Untersuchung oder Schmerzen können zur Entdeckung einer Zahnüberzahl führen. Zur Abklärung wird vorwiegend eine radiologische Aufnahme des Oberkiefers durchgeführt, in komplizierten Fällen kann auch ein Fernröntgen-Seitenbild zur Diagnosestellung herangezogen werden.
Behandlung & Therapie
Im Rahmen einer Therapie werden bei einer vorliegenden Hypertonie die überzähligen Zähne im Oberkiefer meist entfernt, da sonst eine Verschiebung der Mittellinie auftreten kann. Ein überzähliger Schneidezahn, der normal ausgebildet ist, fällt meistens jedoch nicht auf und kann daher belassen werden, wenn der überzählige Zahn keinen Zahnengstand hervorruft. Entfernt wird im Normalfall auch ein Mesiodens, da sonst eine Lücke zwischen den oberen mittleren Schneidezähnen entstehen kann.
Die Zähne sollten dabei möglichst frühzeitig gezogen werden, sodass ein Lückenschluss erreicht werden kann. Befinden sich in der Nähe des überzähligen Zahnes bereits geschädigte Zähne, so ist auch hier eine Entfernung empfehlenswert. Nach einem Teil der aktiven Behandlungszeit erfolgt dann meist eine Haltephase, damit eine lückenlose Zahnreihe sowie ein stabiler Aufbiss erhalten werden kann.
Dazu eignen sich Plastikschienen, herausnehmbare Apparaturen oder so genannte Lingual-Retainer, die zumindest ein Jahr lang getragen werden sollten. Eine Extraktionstherapie beginnt meist um das zehnte Lebensjahr. Zu beachten ist, dass die Extraktion auch Auswirkungen auf die Ästhetik bzw. das Weichteilprofil hat. Sehr viel aufwändiger gestaltet sich eine Therapie, wenn der Zahnanomalie eine genetische Erkrankung zu Grunde liegt.
Vorbeugung
Da die genauen Ursachen einer Hyperdontie nicht bekannt sind, kann einer Zahnüberzahl nicht vorgebeugt werden.
Nachsorge
Bei einer Hyperdontie stehen dem Betroffenen in den meisten Fällen gar keine oder nur sehr wenige Maßnahmen einer Nachsorge zur Verfügung. Die Krankheit kann nur sehr eingeschränkt behandelt werden, sodass im Vordergrund dabei die frühe Erkennung mit einer anschließenden Behandlung steht. Je früher die Hyperdontie dabei erkannt wird, desto besser ist meistens auch der weitere Verlauf dieser Erkrankung.
In der Regel wirkt sich die Hyperdontie nicht negativ auf die Lebenserwartung des Betroffenen aus. Die Behandlung dieser Erkrankung erfolgt dabei in den meisten Fällen durch einen operativen Eingriff am Mundraum. Dieser sollte dabei schon in den frühen Jahren durchgeführt werden, sodass Eltern mit ihren Kindern schon bei den ersten Anzeichen und Symptomen einen Arzt aufsuchen sollten.
Die Betroffenen sollten sich nach einem solchen Eingriff auf jeden Fall ausruhen und den Körper schonen. Dabei sind Anstrengungen oder stressige Aktivitäten zu vermeiden, um die Heilung zu beschleunigen. Ebenfalls kann der Betroffene nach dem Eingriff zuerst nur sehr weiche Nahrung aufnehmen. Erst nach dem Abheilen der Wunden kann die gewöhnliche Nahrung wieder eingestellt werden. In der Regel kann die Hyperdontie vollständig geheilt werden, wenn sie frühzeitig erkannt wird.