Mandelentfernung

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Tonsillektomie oder Mandelentfernung bezeichnet die vollständige Entfernung der Gaumenmandeln mittels chirurgischer Verfahren. Sie ist eine der häufigsten Operationen, wenngleich sie heutzutage nicht mehr vorbeugend durchgeführt wird, wie dieses in den 70er Jahren noch sehr häufig der Fall war.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Mandelentfernung?

Die Tonsillektomie oder Mandelentfernung bezeichnet die vollständige Entfernung der Gaumenmandeln mittels chirurgischer Verfahren.

Die Tonsillektomie ist ein Routineeingriff, bei welchem die Gaumenmandeln chirurgisch entfernt werden und ist auch heute noch die häufigste Operation im Hals-Nasen-Ohren-Bereich.

Bei der Operation wird zunächst der Gaumenbogen aufgeschnitten und anschließend werden die Mandeln aus dem Mandelbett entfernt. Zur Verfügung stehen dafür diverse Methoden, die heutzutage fast alle darauf abzielen, das Gewebe so zu veröden, dass es möglichst selten zu Nachblutungen kommt, die in sehr seltenen Fällen sogar tödlich enden können.

Funktion, Wirkung & Ziele

Noch in den 70er Jahren wurde die Tonsillektomie bei Kindern vorbeugend entfernt, um Entzündungen der Mandeln zu verhindern.

Heute geht man davon aus, dass die zum lymphatischen System gehörenden Tonsillen eine wichtige Arbeit im Immunsystem des Menschen übernehmen und deshalb wird eine Operation nur noch dann durchgeführt, wenn auch nach mehrmaliger Antibiotika-Behandlung die Entzündungen nicht abklingen wollen oder immer wieder zurückkehren. Auch wenn die Infektion bereits chronisch geworden ist, bleibt oft als letzter Ausweg nur die Entfernung der Tonsillen.

Oftmals geht die chronische Infektion auch mit einer Vereiterung der Mandeln einher. In diesem Falle wird die Tonsillektomie auch durchgeführt, um einer Streuwirkung in andere Teile des Körpers durch die, für die Vereiterung verantwortlichen, Bakterien entgegenzuwirken.

Wenn die Mandeln derart vergrößert sind, dass sie Kinder in ihrer Atmung behindern oder bei wuchernden Mandeln, den Polypen, ist eine Operation an den Mandeln ebenfalls oftmals unumgänglich. Allerdings wird in diesem Fällen häufig eine sogenannte Tonsillotomie, eine Teilentfernung, durchgeführt und nur das wuchernde Gewebe entfernt.

Es gibt noch weitere Gründe, die eine Tonsillektomie nötig machen, wie beispielsweise chronische Schluckbeschwerden oder auch der Verdacht auf einen Tumor der Tonsillen, die allerdings nicht so häufig sind, wie die weiter oben angeführten Ursachen.

Die Tonsillektomie ist in der Regel mit einem Klinikaufenthalt verbunden, der je nach Operationsverlauf, Krankengeschichte und Risiko einer Nachblutung 3 bis 8 Tage dauert. Der Eingriff selbst dauert etwa 30 Minuten und verläuft in der Regel unkompliziert.

Häufig wird die Tonsillektomie mit Hilfe eines sogenannten Elektrokauters durchgeführt. Dieses Gerät entfernt Mandelgewebe mittels starker Hitze und verödet es gleichzeitig, was die Wahrscheinlichkeit von Nachblutungen verringert. Weitere Methoden sind die Harmonic Skalpell Methode, die mit Ultraschall arbeitet, die Radiofrequenzablation, die mit hochfrequenten Radiowellen arbeitet und die Kohlendioxid-Laser-Tonsillektomie, eine spezielle Form der Laserchirurgie mit Hilfe eine Kohlendioxid-Lasers. Allen diesen Methoden kommt gleich, dass sie das Gewebe erhitzen und gleichzeitig veröden.

Eine Methode, die etwas anders arbeitet, als die bisher genannten, wird Thermische Schweißmethode genannt. Diese hat den Vorteil, dass sie das Mandelgewebe weit weniger erhitzt, was die Schmerzen des Patienten im Anschluss an die Operation sehr reduziert. Und auch die Bipolare Radiofrequenzablation ist eine neuere Methodik, die ohne Hitze arbeitet und die Mandeln durch den Einsatz von hohen Radiofrequenzen entfernt.

Nach der Entfernung der Tonsillen werden die Blutgefäße abgebunden und eventuell auftretende Blutungen werden durch Elektroagulation gestillt, bei welcher ebenfalls Hitze eingesetzt wird, um die Blutungen zu stoppen.

Die Schmerzen nach einer Tonsillektomie werden von den Patienten häufig als sehr stark empfunden und können bis zu 4 Wochen anhalten. Eine Schonzeit von 2 Wochen nach einer Tonsillektomie ist Pflicht. In dieser Zeit darf weder Sport getrieben werden, noch sollten Tätigkeiten durchgeführt werden, die den Hals- und Kopf-Bereich stark belasten oder zu einem Blutandrang zum Kopf führen, wie beispielsweise auch das Haare waschen mit vornübergebeugten Kopf.


Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren

Die häufigste Komplikation nach einer Tonsillektomie ist die Nachblutung, die in etwa zu 1 bis 4% aller Operationen auftritt. Kinder sollten deshalb in den ersten drei Wochen nach einer Tonsillektomie immer unter Beobachtung bleiben, da eine starke Nachblutung bei ihnen, aufgrund der Tatsache, dass sie über weit weniger Blut verfügen als Erwachsene, unter Umständen sogar tödlich enden kann, wenn nicht rechtzeitig hilfreich eingegriffen wird. Gerade bei kleinen Kindern besteht auch die Gefahr, dass sie am eigenen Blut ersticken oder dass das Blut in die Lungen gerät und dadurch einen Hustenreiz auslöst, was die Blutung wiederum verstärken kann.

Blutungen durch Ablösung von Wundschorf kommen in den Tagen 5 bis 8 nach einer Operation am häufigsten vor und sind in der Regel normal. So lange sie von selbst wieder zum Stillstand kommen, muss in diesen Fällen nicht eingegriffen werden. Nur selten kommt es bei der Tonsillektomie zu Fällen, bei welchen eine weitere Operation vonnöten ist, um die Blutung zum Stillstand zu bringen.

Bei einer auftretenden starken Blutung, sollte der Patient zunächst in die stabile Seitenlage gebracht werden. Kühlende Umschläge im Bereich des Nackens können hilfreich sein, um den Blutfluss zumindest zu verlangsamen. Anschließend ist sofort ein Rettungswagen zu rufen, wenn keine Möglichkeit besteht den Patienten selbst auf schnellstem Wege ins Krankenhaus zu befördern.

Quellen

  • Arnold, W., Ganzer, U.: Checkliste Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme, Stuttgart 2011
  • Boenninghaus, H.-G., Lenarz, T.: HNO. Springer Medizin, Heidelberg 2007
  • Pschyrembel. Klinisches Wörterbuch. 266. Auflage. De Gruyter, Berlin 2014

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