Ursachen und Behandlung von Rückenschmerzen bei Frauen

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Viele Frauen leiden unter Rückenschmerzen, die sich auf die Kreuz- und Lendengegend konzentrieren. Einige finden sich damit ab, andere fragen den Arzt um Rat und sind enttäuscht, wenn die lästigen Beschwerden oftmals nach der Behandlung wiederkehren. Um es gleich vorwegzunehmen, Kreuzschmerzen sind keine Krankheit, sondern nur ein Symptom, hinter dem sich die verschiedensten Erkrankungen der Wirbelsäule, Füße und Beine, des Unterleibs, der Nieren, Nerven und Muskeln verbergen können.

Inhaltsverzeichnis

Anatomie der weiblichen Rückenmuskulatur

Viele Frauen leiden unter Rückenschmerzen, die sich auf die Kreuz- und Lendengegend konzentrieren.

Häufig zeigen sie aber auch nur an, dass die Rückenmuskulatur falsch belastet ist, was sich aus den Besonderheiten des weiblichen Körperbaus, aus Schwangerschafts- und Geburtsfolgen oder einer falschen Lebensführung ergibt. Ausschließlich von derartigen „statischen" Beschwerden soll im folgenden die Rede sein.

Vergleicht man den Körperbau von Mann und Frau, so fällt bei der Frau auf, dass der Rumpf stärker betont ist, beim Mann dagegen sind es die Extremitäten. Der Rumpf der Frau hat einen kleineren Brustkorbanteil, dafür aber einen größeren Bauchanteil und eine längere Lendenregion als der Mann. Ohne den größeren Bauchraum könnte die Frau keine Schwangerschaft austragen. Die längere Bauch- und Lendenregion bedeutet jedoch, dass die Lendenwirbelsäule bereits im nichtschwangeren Zustand und erst recht natürlich während der Schwangerschaft stärker beansprucht wird.

Ebenfalls auf die Erfordernisse der Fortpflanzung ist der Bau des weiblichen Beckens abgestimmt. Es ist niedriger, breiter und geräumiger als das mehr trichterförmige Becken des Mannes. Der unterste Lendenwirbel springt bei der Frau auch weniger in die Beckenlichtung vor als beim Mann. Dadurch ist Platz für die Geburt eines Kindes vorhanden. Außerdem erreichen bei der geschlechtsreifen Frau die Verbindungen zwischen den Beckenknochen und Wirbeln niemals die Festigkeit wie beim Mann. Sie werden zur Zeit der monatlichen Blutungen und vor allem während der Schwangerschaft aufgelockert oder sogar weitergestellt.

Diesen Vorteilen für den Durchtritt eines Kindes bei der Geburt steht allerdings eine geringere Stabilität des Knochensystems gegenüber. Eine relativ größere Leistung des Halteapparates, der Muskeln und Bänder, gleicht diesen Nachteil zwar aus, aber auch Muskeln und Bänder sind bei der Frau schwächer und nachgiebiger als beim Mann, da sie ebenfalls den Bedingungen bei einer Schwangerschaft gewachsen sein müssen. Mit anderen Worten: Die Besonderheiten des weiblichen Körperbaus, die sich aus der Fähigkeit, Kinder auszutragen und zu gebären, ergeben, beeinträchtigen seine statische Leistungsfähigkeit.

Die Gleichgewichtsarbeit des Bewegungsapparates der Frau bei der aufrechten Körperhaltung ist darum auf eine besonders gute Zusammenarbeit aller Muskelgruppen angewiesen. Wird dieses Muskelspiel durch mangelhafte Übung oder Überdehnung einer Muskelgruppe gestört, so zeigen sich durch übermäßige Beanspruchung der anderen Muskeln viel eher Ermüdungs- und Abnutzungserscheinungen als beim Mann. Der aufrechte Gang des Menschen erfordert neben einem funktionstüchtigen Skelett vor allem eine gesunde und aktionsfähige Bauch- und Rückenmuskulatur, die in Zug und Gegenzug den Oberkörper aufrecht hält.

Ursachen für Rückenschmerzen bei Frauen

Weit mehr als der Mann muss deshalb die mit einem schwächeren knöchernen Stützapparat ausgestattete Frau darauf bedacht sein, vor allem ihre Bauch- und Rückenmuskulatur in einem guten Funktionszustand zu erhalten. Wird die Bauchmuskulatur beispielsweise durch eine Schwangerschaft überdehnt, so fällt sie für die Haltefunktion der Wirbelsäule aus. Ihre Funktion muss von der Rückenmuskulatur übernommen werden. Diese gleicht das Übergewicht nach vorn durch Rückwärtsneigen des Oberkörpers und verstärkte Krümmung der Lendenwirbelsäule aus. Es entsteht das sogenannte Hohlkreuz.

Die überlasteten Lendenmuskeln ermüden jedoch schnell, werden hart und verkrampfen sich. Die Frauen klagen dann über Kreuz- und Lendenschmerzen. Aber nicht nur schwangere, sondern auch andere, vor allem berufstätige Frauen klagen oftmals über derartige Schmerzen. Eine genaue Untersuchung ergibt auch bei ihnen sehr oft weder eine Erkrankung der Gebärorgane noch irgendeinen krankhaften Befund an der Wirbelsäule oder am übrigen Skelett.

Lediglich die vordere Bauchwand ist schlaff, die untere Partie des Bauches etwas vorgewölbt und das Kreuz hohl. Die schlaffe vordere Bauchwand ist nicht mehr imstande, die Baucheingeweide in der richtigen Lage zu halten. Die Eingeweide verlagern sich nach vorn und unten. Dadurch buchten sie die schlaffe Bauchwand nicht nur aus, sondern bewirken auch einen ständigen Zug an der Wirbelsäule.

Die Frau versucht, diesem ziehenden Schmerz nachzugeben, indem sie die Wirbelsäule besonders stark durchdrückt. Dadurch gerät die Rückenmuskulatur wiederum in eine dauernde Zwangshaltung, ermüdet schließlich, verkrampft sich und schmerzt. Kennzeichnend für diese Art der Rückenschmerzen sind die nachts oft starken Beschwerden und das morgendliche Steifheitsgefühl, das erst weicht, wenn die Muskulatur wieder in Tätigkeit ist. Der Vorgang ähnelt sehr dem Muskelkater bei Sportlern. Der Druck der Eingeweide nach unten aber begünstigt zusätzlich die Verlagerung der Beckenorgane, besonders der Gebärmutter. Senkung oder gar Vorfall dieses Organs sind die Folgen.

Als Ursachen für die Erschlaffung der Bauchmuskeln kommen hauptsächlich in Frage: Schwangerschaften, nach denen die überdehnten Muskeln durch ungenügende aktive Betätigung ihre frühere Kraft nicht wiedererlangen, Fettansammlung in der Bauchwand, die die Muskulatur untüchtig macht, ständig sitzende Beschäftigung, wobei die Muskeln durch die Bewegungsarmut nicht genügend geübt werden.

Bei Frauen mit vorwiegend stehender Beschäftigung entstehen die Kreuzschmerzen zusätzlich durch die starke Belastung der Beine und Füße, vor allem dann, wenn die Fußgewölbe sich bereits gesenkt haben oder wenn nur Schuhe mit hohen Absätzen getragen werden.

Vorbeugung & Behandlung

Will sich die Frau vor derartigen Folgen einseitiger Belastung und Bewegungsverarmung bewahren, so muss sie ständig darauf bedacht sein, ihre gesamte Muskulaturleistungsfähig zu erhalten. Hierfür sind Gymnastik und Sport hervorragend geeignet. Sie kräftigen nicht nur die gesamte Muskulatur, sondern fördern auch Kreislauf, Atmung und Stoffwechsel und damit das körperliche Allgemeinbefinden.

Die besonders von berufstätigen Frauen oftmals angegebene Entschuldigung, keine Zeit für den Sport zu haben, kann zumindest für die Gymnastik nicht gelten. Wenn jede Frau nur fünf Minuten ihrer täglichen Morgentoilette konsequent der Gymnastik widmen würde, könnte sie sich durch diese einfache Maßnahme viele, oft recht quälende Beschwerden ersparen und manchen Arbeitsausfall vermeiden.

Sämtliche gymnastischen Übungen soll man leichtbekleidet auf einer harten Unterlage und in einem gut durchlüfteten Zimmer ausführen. Frauen mit vorwiegend sitzender Beschäftigung müssen Atem-, Rumpf- und Beinübungen bevorzugen (Rumpfdrehen und -beugen, Hüpfen, Springen, Laufen auf der Stelle). Frauen mit vorwiegend stehender oder gehender Beschäftigung sollten besonderen Wert auf Bein- und Fußübungen legen (Radfahrbewegungen der Beine, Rollen, Beugen und Strecken der Füße und Zehen, Ballenstand und Zehengang).

Die Gymnastik verhütet aber nicht nur Fehlbelastungen der Muskulatur, sondern vermag auch bereits eingetretene Schäden günstig zu beeinflussen. Wissenschaftliche Untersuchungen haben beispielsweise gezeigt, dass sich die Kraft erschlaffter Bauchdecken älterer Frauen durch systematische Gymnastik den Ausgangswerten jüngerer Frauen wieder nähert. Gegebenenfalls muss die Gymnastik in solchen Fällen durch Massagen und Bäder unterstützt werden. Vorbeugende und heilende Gymnastik sind aber nur dann erfolgreich, wenn man sie regelmäßig durchführt.

Es ist falsch, nur unregelmäßig ab und zu einmal Gymnastik zu treiben, dann aber dieses Versäumnis durch langdauernde Übungen wiedergutmachen zu wollen. Dadurch ermüdet man, was ja gerade vermieden werden soll. Regelmäßige Gymnastik ist um so wichtiger, je größer die Belastung des weiblichen Körpers ist. Deshalb ist sie auch bei Schwangeren und jungen Müttern unerläßlich. Die Übungen können sie in speziellen Kursen zur Geburt lernen. Fragen sie dazu ihren Haus- oder Frauenarzt und informieren sie sich auch bei ihrer Krankenkasse über Schwangerschaftsangebote.

Abschließend sei ausdrücklich darauf hingewiesen, dass in jedem Fall erst die Ursache der Rückenschmerzen geklärt sein muss, bevor man sie sinnvoll bekämpfen kann. Der Gang zum Arzt ist also auch in Zukunft notwendig. Nur werden seine Maßnahmen jetzt mehr Verständnis finden und vielleicht auch gewissenhafter befolgt.


Quellen

  • Eckardt, A.: Praxis LWS-Erkrankungen. Springer Medizin Verlag, Berlin Heidelberg 2011
  • Reining, R., Schweiger, A.: Endlich weniger Schmerzen. TRIAS, Stuttgart 2006
  • Striebel, H.W.: Therapie chronischer Schmerzen. Schattauer, Stuttgart 2002

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