Kreuzschmerzen
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 26. Februar 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Als Kreuzschmerzen bezeichnet man Schmerzen im unteren Bereich des Rückens, meistens ist das Iliosakralgelenk betroffen. Dieses verbindet das Kreuzbein mit den Hüftknochen. Jeder Erwachsene leidet mindestens einmal in seinem Leben an Kreuzschmerzen - Rückenschmerzen allgemein sind immerhin der häufigste Grund für Krankschreibungen in Deutschland.
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Was sind Kreuzschmerzen?
Grundsätzlich werden alle Formen von Rückenschmerzen, die den unteren Teil des Rückens betreffen, als Kreuzschmerzen bezeichnet. Diese machen etwa 60 Prozent aller Rückenschmerzen aus und sind somit recht häufig.
Kreuzschmerzen werden von den Medizinern auch gerne als Lumbalsyndrom bezeichnet, wobei drei Arten unterschieden werden: Das lokale Lumbalsyndrom betrifft nur die Gegend der Lendenwirbelsäule, während bei dem lumbalen Wurzelsyndrom die Schmerzen bis in die Beine ausstrahlen. Besonders gefährlich ist das alarmierende Lumbalsyndrom, denn bei diesem treten Lähmungserscheinungen auf.
Akute Kreuzschmerzen, die plötzlich und ohne Vorwarnung auftauchen, werden im Volksmund auch gerne als Hexenschuss oder Lumbago bezeichnet.
Ursachen
Die Ursachen für Kreuzschmerzen sind vielfältig, so dass der behandelnde Arzt meist eine Vielzahl von Untersuchungen vornehmen muss, um die genauen Ursachen herauszufinden.
In vielen Fällen - vor allem natürlich bei älteren Menschen - entsteht der Kreuzschmerz durch natürliche Abbauprozesse beziehungsweise durch Verschleiß. Besonders der Knochenschwund, auch als Osteoporose bekannt, kann zu Schmerzen im unteren Bereich des Rückens führen.
Weiterhin können Kreuzschmerzen aber auch durch Entzündungen oder Haltungsschäden hervorgerufen werden. Selbst Morbus Crohn, eine Entzündung des Verdauungstraktes, kann Kreuzschmerzen hervorrufen.
Zu guter Letzt sollten auch die psychosomatischen Ursachen nicht unerwähnt bleiben. Wissenschaftlich erwiesen ist es, dass seelische Probleme sich nicht nur auf das Gemüt schlagen, sondern auch dem Rücken schaden. Werden Aggressionen, Wut oder Trauer nicht ausgelebt, sind Kreuzschmerzen beinahe vorprogrammiert.
Krankheiten mit diesem Symptom
Diagnose & Verlauf
Zur eindeutigen Diagnose sind meist einige umfassende Untersuchungen notwendig. Um beispielsweise einen Bandscheibenvorfall auszuschließen, ist ein MRT sinnvoll.
Die Symptome bei Kreuzschmerzen beschränken sich häufig nicht nur auf den unteren Teil des Rückens, auch strahlen die Schmerzen häufig in Gesäß und Beine aus - in diesem Fall spricht man auch von Ischialgie. Zudem sind bei Kreuzschmerzen große Teile der Rückenmuskeln stark verspannt - ein echter Teufelskreis, denn diese Verspannungen verursachen neue Schmerzen.
Mit der richtigen Behandlung allerdings verschwinden die Kreuzschmerzen bei den meisten Patienten nach einigen Tagen oder Wochen wieder. Bei einem Drittel aller Patienten jedoch nehmen diese einen chronischen Verlauf. Von chronischen Kreuzschmerzen spricht man, wenn diese länger als zwölf Wochen anhalten.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Kreuzschmerzen sind nicht immer behandlungsbedürftig. Sie können als Folge langen Bückens oder einer leicht gebeugten Haltung über einem zu tief angebrachten Waschbecken entstehen. Auch ständiges Sitzen in einem ungeeigneten Bürostuhl belastet das Kreuz stark. Außerdem können Betroffene bereits mit Schmerzen im Kreuz aufwachen. In diesem Fall sollte der Betroffene prüfen, ob eine neue Matratze fällig ist oder die Schlafunterlage vielleicht zu weich ist. Mit zunehmendem Alter benötigt die Wirbelsäule mehr Stützung, Entlastung und gegebenenfalls krankengymnastische Interventionen.
Ein Besuch beim Arzt ist ratsam, wenn es zu ungewöhnlich starken Kreuzschmerzen kommt. Gleiches gilt, wenn Schmerzen im tiefen Kreuz trotz eigener Maßnahmen über Tage anhalten. Bei Begleitsymptomen wie einem Ausstrahlen der Schmerzen ins Bein, bei Taubheitsgefühlen oder Kribbeln im Bein sowie bei Bewegungseinschränkungen ist ein Arztbesuch angeraten. Hier können Wirbelvorfälle, eingeklemmte Nerven oder andere behandlungsbedürftige Probleme vorliegen. Ein ungewollter Urinabgang beim Vorliegen von Kreuzschmerzen ist ein Warnsignal.
Die Bagatellisierung oder Selbstbehandlung von akuten Kreuzschmerzen kann zu einer Chronifizierung der Schmerzen führen. Bei ernsthaften Problemen, die der Patient übergeht, können außerdem Folgeschäden entstehen. So können beispielsweise ignorierte Wirbel- oder Bandscheibenprobleme Lähmungserscheinungen nach sich ziehen. Beim Arzt können die Ursachen der Kreuzschmerzen ermitteln werden. Diese könnten auch durch einen Tumor oder eine Knochen-Metastase ausgelöst werden.
Behandlung & Therapie
Die Behandlung von Kreuzschmerzen richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache. Ist eine andere Erkrankung der Auslöser für die Kreuzschmerzen, gilt es, zunächst diese zu behandeln. Wird etwa Morbus Crohn als Ursache für die Kreuzschmerzen vermutet, wird der Arzt vermutlich eine Endoskopie, das heißt eine Spiegelung des Magen-Darm-Traktes, vorschlagen.
Gegen den akuten Schmerz wirken verschiedene Schmerzmittel sehr gut und auch die Physiotherapie kann wahre Wunder bewirken. Massagen, Wärmetherapie und Rückengymnastik sind hier durchaus sinnvoll. Auch Ultraschall oder Reizstrom beziehungsweise die Kurzwellentherapie konnten bei Kreuzschmerzen bereits gute Erfolge erzielen. Sind Muskeln blockiert, kann die sogenannte manuelle Therapie helfen, diese zu lockern und zu entspannen.
Sind die Kreuzschmerzen degenerativ bedingt, muss der Patient vermutlich Präparate wie Calcium oder Vitamin D einnehmen, um die Knochen zu stärken.
Neben der medikamentösen Behandlung gibt es aber auch zahlreiche Bereiche der Alternativmedizin, die gute Ergebnisse erzielen können. Akupunktur zählt hierzu ebenso wie Wärmepflaster, -packungen und -umschläge. Auch Saunabesuche wirken meist lindernd bei Kreuzschmerzen.
Aussicht & Prognose
Häufig entstehen Kreuzschmerzen nach einer unbedachten, ruckartigen Bewegung und zeigen sich als Hexenschuss. Trotz Schmerzen sollte sich der Erkrankte bewegen, denn so lösen sich Verspannungen am besten. Schonhaltung beim Aufstehen und Hinsetzen kann den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen, extreme Beugung und Streckung sowie das Heben schwerer Lasten sind in der Akutphase zu meiden.
Hebebewegungen sollten nur mit gebeugten Knien erfolgen. Plötzlich auftretende Rückenschmerzen können mit Eismassagen gelindert werden. Die Massage sollte aber nicht länger als 5-7 Minuten dauern. Danach ist Entspannung wichtig. Die Stufenlagerung der Beine bringt vor allem in den ersten Tagen Entlastung.
Werden die Schmerzen von Kribbeln in Händen und Beinen oder Lähmungserscheinungen begleitet, kann dies auf einen Bandscheibenvorfall hindeuten. Eine fachärztliche Untersuchung ist dann dringend notwendig. Werden Rückenschmerzen auch bei Veränderung der Körperhaltung nicht besser, empfiehlt sich ebenfalls eine Röntgenuntersuchung oder eine Magnetresonanztomographie. So können Bandscheibenschädigungen am besten diagnostiziert werden.
Je kräftiger die Muskeln im Wirbelsäulenbereich sind, desto eher kann Rückenschmerzen vorgebeugt werden. Übergewicht abbauen und Sport sind wichtige vorbeugende Maßnahmen. Sollte eine Bandscheibenoperation notwendig sein, ist auch hier die Prognose ausgezeichnet. Moderne, minimalinvasive Operationsmethoden belasten wenig. Verhält sich der Patient in der Rehabilitationsphase entsprechend der ärztlichen Anweisungen, erfolgt die Heilung schnell und unkompliziert. Anschließend ist Muskelaufbau empfehlenswert.
Vorbeugung
Am besten vorbeugen kann man Kreuzschmerzen, indem man seine Rückenmuskulatur stärkt.
Wirbel und Bandscheiben werden vor allem durch den aufrechten Gang des Menschen stark beansprucht - umso wichtiger ist es, den Rücken durch Bewegung zu entlasten. Als Sportarten zur Vorbeugung von Rückenschmerzen eignen sich Wassergymnastik und Nordic Walking übrigens besonders gut. Weiterhin sollte man Übergewicht weitestgehend vermeiden, denn jedes Kilo zu viel belastet auch den Rücken zusätzlich.
Das können Sie selbst tun
Kreuzschmerzen lassen sich häufig schon durch einfache Mittel beheben, denn sie werden bei den meisten Menschen durch den sitzenden Lebensstil verursacht. Nur bei genügend Bewegung werden die Bandscheiben mit Nährstoffen versorgt. Langes Sitzen führt zu einseitiger Belastung. Kommt es nun zu Schmerzen, nimmt der Mensch automatisch eine Schonhaltung ein, welche die Problematik verschärft. Die verkrampften Muskeln werden kaum mit Sauerstoff versorgt, verhärten sich und erzeugen noch heftigere Schmerzen.
Mit Ausgleichsport lässt sich der Kreuzschmerz am besten beheben. Im akuten Fall hilft Wärme in Form von Fango-Packungen, Infrarotbestrahlung oder Auflegen eines Kirschkernkissens. Alle Methoden lösen Muskelverspannungen. Übergewicht ist ein häufiger Grund für Kreuzschmerzen, die durch eine Diät behoben werden können. Selbst die schmerzhaften Folgen altersbedingter Verschleißerscheinungen lassen sich durch sanfte Sportarten wie Schwimmen, Radfahren und Walking abmildern. Da auch die Knochen- und Muskelmasse mit zunehmendem Alter abnehmen und das Skelett somit weniger stabil ist, sollte frühzeitig mit Sport begonnen werden. Nur konstante Bewegung kann Kreuzschmerzen dauerhaft beheben. Eine Radtour alle drei Wochen hilft kaum etwas.
Es empfiehlt sich, Bewegung in den Büroalltag zu integrieren. Gefährdete Personen sollten mindestens jede halbe Stunde eine Pause einlegen und Lockerungsübungen machen. Muskeln zu aktivieren, bedeutet eine bessere Durchblutung und Sauerstoffversorgung. Dadurch erhöht sich auch die Produktivität.
Quellen
- Basler, H.-D., Franz, C., et al.: Psychologische Schmerztherapie. Springer, Berlin 2004
- Breusch, S., Mau, H., Sabo, D.: Klinikleitfaden Orthopädie Unfallchirurgie. Urban & Fischer, München 2013
- Zauner, R.: Rückenbeschwerden natürlich behandeln. Gräfe & Unzer, München 2001