Ursachen und Behandlung von Schlaganfall
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Jeder kann durch Erkrankung der Möglichkeit beraubt werden, seinen ihm lieb gewordenen Lebensgewohnheiten, seiner Arbeit und anderem nachzugehen. An diesen Gedanken haben wir uns alle schon gewöhnt. Doch gestörtes Wohlbefinden, veränderter Tagesrhythmus, der Zwang zur Bettruhe, das Einnehmen von Medikamenten, vielleicht ein Krankenhausaufenthalt oder auch eine bevorstehende Operation nehmen dem Erkrankten meist nicht den Willen und die Zuversicht auf eine Wendung zum Besseren, auf die Wiedergewinnung der Gesundheit. Etwas anders steht es beim Schlaganfall, der - wie sein volkstümlicher Name sagt - überraschend, ja überfallartig oft aus heiterem Himmel kommt.
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Ursachen für Schlaganfall
Sehr häufig sind die Betreffenden und ihre Angehörigen der Meinung, alle ärztliche Kunst könne an dem Verlauf der Krankheit nichts ändern. Ist diese Einschätzung heute noch richtig? Die Altenmedizin, die Geriatrie, hat sich in den letzten Jahren auch mit der weiteren Erforschung des Schlaganfalls (Apoplexie) befasst und versucht, neue Wege in der Behandlung dieser Krankheitserscheinung zu finden. Die Erfolge ihrer Bemühungen geben uns heute das Recht, die eben aufgeworfene Frage zu verneinen. Auch hier hat uns das Wissen um die Ursachen und Vorgänge die Mittel zur weitgehenden Vorbeugungund erfolgreichen Behandlung in die Hände gegeben.
Bekanntlich tritt der Hirnschlag oder Schlaganfall vorwiegend im 7. und 8. Lebensjahrzehnt auf. Die medizinische Statistik zeigt, dass noch etwa 17 Prozent der Männer und 29 Prozent der Frauen im Alter von 80 Jahren und darüber von ihm überrascht werden. Bis vor wenigen Jahren war man der Meinung, eine plötzlich auftretende Halbseiten-Lähmung der Extremitäten sei stets auf eine Blutung im Gehirn zurückzuführen.
Heute wissen wir, daßss dies nur bei einem relativ kleinen Teil der Patienten zutrifft. Bei dem weitaus größten Teil aller Kranken, die einen sogenannten Schlaganfall mit Halbseitenlähmung oder Sprachstörungen erleiden, handelt es sich um einen plötzlich auftretenden Verschluss einer kleinen Hirnarterie, entweder durch einen Blutpfropf oder andere, den Blutstrom behindernde Erscheinungen.
Ein solcher Verschluss verhindert die Zufuhr von Sauerstoff und anderen Nährstoffen, besonders der für den Stoffwechsel der Hirnzellen außerordentlich wichtigen Glukose. Die höchst störanfällige Hirnzelle kann diese Unterbrechung ihres Stoffwechsels nur dann überstehen, wenn sie nur kurze Zeit anhält (deshalb ist ja auch bei der Wiederbelebung bewußtloser Menschen immer als erstes die Blutversorgung im Gehirn durch künstliche Beatmung zu sichern).
Dauert sie länger an, sterben die Nerven- und ihre Begleitzellen im betroffenen Versorgungsbezirk der Hirnpartie ab, und es kommt dort zu einem örtlichen Gewebstod, den man als lokalisierte Hirnerweichung bezeichnet. Der Stoffwechsel dieses Zellbereichs kann dann nicht wieder hergestellt werden, der Schaden ist also nicht zu "reparieren", das heißt irreparabel.
Verlauf
Der eben geschilderte Entstehungsvorgang einer Hirnerweichung kann auch sozusagen im Zeitlupentempo vor sich gehen, denn die Arterienverkalkung macht auch vor den Hirnschlagadern nicht halt; sie führt zu streckenweise auftretenden Verengungen der Strombahn.
Damit ist eine Verminderung und Verlangsamung des Blutstroms verbunden, die, je nachdem wo die Einengung sitzt, in einem Hauptgefäß oder einer der vielen kleinen Verzweigungen, in einem größeren oder kleineren Hirnabschnitt, eine Einschränkung der Versorgung der Hirnzellen mit Sauerstoff und Glukose zur Folge haben. Ist nun auch noch die Funktionsweise des Herzens geschwächt, so dass der nötige Druck fehlt, um das Blut durch die verengte Strombahn zu pumpen, tritt der Hirnstoffwechsel in ein kritisches Stadium.
Solch eine örtliche Mangeldurchblutung kann zum Beispiel auch dann auftreten, wenn der ganze Organismus "auf Sparflamme" läuft, wie im Schlaf, oder wenn der Körper nach einer Mahlzeit die Durchblutung der Verdauungsorgane zuungunsten der des Gehirns fördert. Wird die Durchblutung des Gehirns um 15 bis 20 Prozent des normalen Bedarfs herabgemindert, kann eine Lähmung eintreten. Sie geht nur dann wieder vorüber, wenn die hirnarterielle Durchblutungsnot nicht sehr lange anhält.
So erklären sich die sogenannten leichten Schlaganfälle, deren Lähmungserscheinungen sich in Abhängigkeit vom Kreislauf zum Teil selbst und mehr oder weniger vollständig zurückbilden können. Hirnerweichungen oder Hirnblutungen, die größere Hirnabschnitte in ihrem Regulationsmechänismus ausschalten, haben - je nach dem Sitz, der durch sie bedingten Zerstörung von Hirngewebe - oft einseitige Lähmungen einzelner Körperpartien zur Folge, wobei das Sprechvermögen der Patienten in sehr unterschiedlichem Umfang betroffen und das Sprachverständnis völlig aufgehoben sein kann.
Das Bewußtsein der Betreffenden ist entweder zunächst völlig erhalten und kann dann im weiteren Verlauf verlorengehen, oder der Vorgang verläuft gerade umgekehrt: Es stellt sich sofort eine totale Ohnmacht ein, die in den folgenden Stunden oder Tagen wieder vorübergeht. Alle diese Erscheinungen können einzeln auftreten, aber auch ganz oder teilweise miteinander kombiniert sein.
Ursache für das unterschiedliche Krankheitsbild sind nicht nur Lage und Größe des betroffenen Gebietes, sondern örtliche Begleiterscheinungen im Gehirn, wie beispielsweise ein Ödem (Flüssigkeitsanreicherung) benachbarter Bezirke, das sich behandeln lässt. Der Schlaganfall ist also eine Erkrankung, deren Symptome auf einem zeitweiligen oder bleibenden Funktionsausfall eines oder mehrerer Bezirke des Gehirns beruhen.
Behandlung
Selbstverständlich gehört jemand, der einen Schlaganfall erlitten hat, schnellstens in ärztliche Behandlung. Der Arzt nimmt eine Dringlichkeitstherapie vor, die das Ziel hat, die gestörte Hirndurchblutung und den gestörten Zellstoffwechsel sofort wieder in Gang zu bringen. Früher, als man die Ursache immer in einer Blutung sah, war man der Ansicht, der Patient müsse nach einem Gehirnschlag 4 bis 6 Wochen absolute Bettruhe haben, um eine Wiederholung der Blutung zu vermeiden und das geborstene Gefäß zuheilen zu lassen.
Dies ist heute überholt, wir kennen die Ursache des Schlaganfalls besser und wissen, dass diese lange Zeit des Zuwartens schädigend auf den Patienten auswirkt. Sie kann mit der Bewegungsarmut zur Ursache von Blutgerinnseln (Thrombose) in den Beinen werden und Komplikationen hervorrufen, wie das Durchliegen, die Bildung von Muskelkontrakturen, den Muskelschwund, das Absinken geistiger Potenzen und anderes mehr.
Da bei einem solchen krankhaften Vorgang im Gehirn wichtige zentralgesteuerte Funktionen gestört werden können, muss der Betreffende sofort in ein Krankenhaus eingeliefert werden. Nur hier ist es möglich, eine Diagnose zu stellen, den Sitz der Schädigung genau zu loka¬lisieren und die notwendige intensive Notfallbehandlung in vollem Umfang durchzuführen. Mancher wird annehmen, ein sofortiger Transport könne dem Kranken schaden.
Aber das stimmt nicht. Es konnte nachgewiesen werden, dass der Soforttransport eines soeben an einem Schlaganfall Erkrankten keine zusätzliche Belastung darstellt. Dass solche Behandlung erfolgreich sein kann und oft auch die Lähmungen wieder verschwinden, sehen wir an vielen Patienten, die sich nach langen Jahren ihres Schlaganfalls auch heute noch ihres Lebens in geistiger Gesundheit erfreuen.
Bei mehreren zur Gesundung geführt zu haben, bei vielen Besserung und Lebenserhaltung zu ermöglichen, ist ein schöner Anfangserfolg zur Beherrschung des Lebensprozesses auch im Alter. Der frohe und oft ausgesprochene Dank jener, die jetzt noch erleben können, wie von Jahr zu Jahr das Leben auf der Erde schöner wird, ist uns Ärzten ein dauernder Ansporn, Krankheitsursachen und Folgen immer besser beherrschen zu lernen, und damit den Menschen die Angst vor dem Lebensabend zu nehmen.
Quellen
- Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
- Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013