Schlaganfall
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 1. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Ein Schlaganfall oder Hirnschlag ist eine akute Krankheit des Gehirns, bei dem zumeist eine plötzliche Verstopfung oder Blutung in den Blutgefäßen des Gehirns für eine mangelnde Sauerstoffversorgen sorgen. Ein Schlaganfall ist ein Notfall der sofort der dringenden medizinischen Hilfe bedarf.
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Was ist ein Schlaganfall?
Ein Schlaganfallbeziehungsweise Hirnschlag ist eine schwere Fehlfunktion und plötzliche Erkrankung des Gehirns. Dabei wird vor allem die Sauerstoffversorgung zum Gehirn unterbrochen. Es gibt im Wesentlichen zwei Formen von Schlaganfall.
Zum einen kann die Sauerstoffzufuhr durch eine mangelhafte Gehirndurchblutung (Ischämie) unterbrochen werden und zum anderen kann auch eine direkte Blutung im Gehirn (Hämorrhagi) für einen Schlaganfall verantwortlich sein. Durch den fehlenden Sauerstoff kann das Gehirn nicht normal arbeiten und Nervenzellen sterben bereits innerhalb von zehn bis fünfzehn Minuten ab.
Schlaganfall tritt häufiger bei älteren Menschen auf. Zumeist sind die Betroffenen über 70 Jahre alt. Durch die Folgen des Schlaganfalls sind die meisten Patienten nach dem Schlaganfall geistig oder körperlich behindert. Je länger die Zeit nach einem Schlaganfall bis zur akuten Behandlung dauert, desto stärker ist in der Regel danach die Pflegebedürftigkeit der Betroffenen.
Ursachen
Eine weitere Ursache von Schlaganfall ist dann die direkte Blutung im Gehirn (Hämorrhagie), bei der es zu einer Embolie bzw. Blutgerinnsel kommt. Hierbei gerinnt das Blutgerinnsel (Thrombus) in den Blutgefäßen und das Blut kann wiederum nicht den Sauerstofftransport zum Gehirn gewährleisten.
Als letzte Ursache kommt die sogenannte Hirnblutung (hämorrhagischer Infarkt), in Betracht, die in 1/4 aller Schlaganfälle in Erscheinung tritt. Hierbei entsteht die Hirnblutung durch einen das Einreißen oder Riß von Blutgefäßen im Gehirn. Auch hier sind besonders die Patienten mit Bluthochdruck, Diabetes mellitus und hohen Cholsterinwerten betroffen.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Die Symptome eines Schlaganfalls sind sehr vielseitig. So kann eine plötzlich auftretende einseitige Lähmung oder Kraftminderung, für die es keine andere Ursache gibt, auf einen Schlaganfall hinweisen. Die Lähmungen treten typischerweise im Arm und/oder Bein auf. Menschen mit einem Schlaganfall können ferner Taubheitsgefühle in den Armen oder Beinen sowie im Gesicht verspüren.
Ebenso ist ein einseitig herabhängender Mundwinkel immer ein Alarmzeichen. Bei einem Schlaganfall können zudem verschiedene Sehstörungen auftreten. Die Patienten sehen verschwommen, haben ein eingeschränktes Sehfeld oder sehen doppelt. In schwereren Fällen kann es sogar zu einer vorübergehenden Erblindung kommen.
Wenn das Sprachzentrum im Gehirn von der Sauerstoffunterversorgung betroffen ist, sprechen die Patienten undeutlich. Sie wiederholen immer dieselben Wörter oder Silben und/oder machen während des Sprechens lange Pausen. Auch ein kompletter Verlust des Sprachvermögens ist möglich. Neben diesen Sprachstörungen können ferner Störungen der Ausdrucksfähigkeit auftreten.
Die Betroffenen können bestimmte Gegenstände nicht mehr benennen oder äußern sich absolut sinnfrei. Zusätzlich zu diesen Symptomen können plötzlich auftretende Störungen des Gleichgewichts und Schwindel sowie Bewusstlosigkeit auf einen Schlaganfall hindeuten. Schlagartige und kaum zu ertragende Kopfschmerzen sind ein weiteres Symptom des Schlaganfalls.
Krankheitsverlauf
Der Krankheitsverlauf eines Schlaganfalls ist maßgeblich von der Schwere und Schädigung abhängig, die durch Hirnblutungen und Blutgerinnsel verursacht wurden.
Wurde der Schlaganfall rechtzeitig entdeckt und therapiert, so können gravierende Komplikationen vermeiden werden. Daher ist es immer ratsam bei Risikopatienten im Verdachtsfall den Notarzt zu rufen, um schnelle medizinische Hilfe zu gewährleisten.
So gesehen ist also der Krankheitsverlauf individuell durch das Ausmaß des Schlaganfalls zu bewerten. Der Verlauf kann von kaum merklichen Symptomen bis hin zu absoluter Pflegebedürftigkeit und Bettlägerigkeit reichen.
Vor allem die Sprachstörungen und Lähmungen wirken sich nachhaltig auf das weitere Leben des Betroffenen aus. Die meisten Gehirnschäden, die durch den Schlaganfall verursacht wurden, sind heutzutage noch irreversibel beschädigt und können nicht geheilt werden.
Komplikationen
Bei einem Schlaganfall können schwere Komplikationen bis hin zum Tod des Betroffenen auftreten. Meist entstehen aufgrund des Hirnschlags schwere motorische Beeinträchtigungen und Funktionsstörungen der Sinnesorgane. Typisch sind Sehbeschwerden, Hörverlust und Gleichgewichtsbeschwerden. Sind die Ausscheidungsorgane betroffen, kann es zu Inkontinenz, Störungen beim Wasserlassen, Darmverschluss und anderen Komplikationen kommen.
Meist ist auch die intellektuelle Leistungsfähigkeit herabgesetzt – Komplikationen von Vergesslichkeit bis hin zu Demenz sind möglich. In Folge der Bettlägerigkeit kann es unter anderem zu Pneumonie, Dekubitus, Harnwegsinfekten und Spastiken kommen. Außerdem können Gelenkversteifungen, Muskelschwund und Epilepsien auftreten. Zuletzt kann ein Schlaganfall eine Aphasie hervorrufen. Bei der Schlaganfall-Therapie können vor allem die eingesetzten Arzneimittel Komplikationen hervorrufen.
Medikamente zur Blutverdünnung haben selten allergische Reaktionen zur Folge. Vereinzelt kommt es etwa zu Hautrötung, Juckreiz und Brennen. Schmerzmittel und Entzündungshemmer sind ebenfalls nicht frei von Neben- und Wechselwirkungen. Typisch sind Übelkeit und Erbrechen, Hautreaktionen und selten auch Herz-Kreislauf-Beschwerden sowie Nieren- oder Leberschädigungen. Bei einem akuten Schlaganfall kann es im Rahmen der Operation zu Infektionen oder Blutungen kommen. Nach dem Eingriff können Wundheilungsstörungen und anderweitige Komplikationen auftreten.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
In der heutigen Zeit steigt das Schlaganfallrisiko immer weiter an. Viele Menschen bekommen schon im jungen Alter einen Schlaganfall. Die wichtigste Frage ist, ab wann der Arzt aufgesucht werden sollte. Zunächst sollte beachtet werden, dass das kleinste Anzeichen eines Schlaganfalls schon wichtig ist und nicht ignoriert werden sollte. Sollten Anzeichen, die auf diese Krankheit hinweisen, öfter vorkommen und die betroffene Person im Alltag einschränken, sollte definitiv ein Arzt hinzugezogen werden.
Aber nicht immer ist es nötig, einen Facharzt aufzusuchen. Oftmals können Symptome, die auf einen Schlaganfall hinweisen, auch ganz andere Ursachen haben. Zunächst steht der Besuch des Hausarztes an, damit andere Diagnosen ausgeschlossen werden können. Ist er auch der Meinung, dass eine Facharztuntersuchung ratsam ist, dann stellt er eine Überweisung aus. Der Neurologe ist der richtige Ansprechpartner, wenn Anzeichen eines Schlaganfalls bestehen. Er sorgt dafür, dass bestimmte Untersuchungen veranlasst werden, um die richtige Diagnose zu stellen. Treten also öfters Symptome auf, die auf einen Schlaganfall hinweisen könnten, sollte umgehend ein Facharzt aufgesucht werden.
Behandlung & Therapie
Die Behandlung bzw. Therapie von Schlaganfall sollte so schnell wie möglich eingeleitet werden. Je länger das Gehirn ohne Sauerstoff ist, desto mehr Nervenzellen sterben ab und das Gehirn kann nicht mehr geheilt werden. Tritt ein Schlaganfall auf, ist dieses sofort einem Notarzt zu melden.
Die Behandlung eines Schlaganfalls strebt also immer an, den Schaden durch den Sauerstoffmangel so gering wie möglich zu halten. Dennoch ist die Therapie von der Ursache des Schlaganfalls abhängig. Dies wird zunächst vom Notarzt und dann im Krankenhaus als erstes ermittelt.
Bei einem Blutgerinnsel als Ursache werden sofort Medikamente zur Auflösung dieser Blutverstopfung verabreicht. Außerdem wird der Arzt versuchen eine Hirnblutung auszuschließen. Dies kann heute mit Hilfe der Computertomographie (CT) durchgeführt werden. Bei Hirnblutungen muss zumeist schnellstmöglich ein neurochirurgischer Eingriff erfolgen, um die Blutung zu beenden. Außerdem sollen mögliche Blutergüsse entfernt werden. Daneben werden alle lebenswichtigen Funktionen überwacht, sodass ein plötzlicher Tod zu verhindern ist.
Die spätere langfristige Therapie bei Schlaganfall umfasst vor allem die Behandlung der motorischen Störungen, wie Sprachstörungen und Lähmungen. Vor allem die Rehabilitation steht dann im Vordergrund der Behandlung, um dem Betroffenen ein würdiges Leben, so weit es geht, wieder zurück zu geben.
Vorbeugung
Schlaganfall kann man vorbeugen. Dies muss allerdings so früh wie möglich geschehen und ein Leben lang. Dazu gehört vor allem fettarmes Essen, viel Bewegung und Sport, wenig Stress, kein Rauchen und übermäßiges Trinken von Alkohol. Auch zuviel süße Speisen sollten vermieden werden. Ebenso kann eine häufige Untersuchung beim Arzt mögliche Warnhinweise rechtzeitig liefern.
Nachsorge
Eine gute Nachsorge nach einem Schlaganfall trägt entscheidend zur Wiedererlangung der körperlichen und geistigen Fähigkeiten bei. Welche Maßnahmen nötig und sinnvoll sind, hängt von der Schwere des Schlaganfalls und der dadurch verursachten Beeinträchtigung ab. An die Akutbehandlung im Krankenhaus sollte umgehend eine Rehabilitation in einer Fachklinik anschließen: Dadurch können die Folgen des Schlaganfalls gemindert werden, zugleich lernt der Patient, mit unvermeidbaren bleibenden Einschränkungen den Alltag zu meistern.
Sehr wichtig ist die Physiotherapie, bei der Beweglichkeit und Wahrnehmung der beeinträchtigten Körperseite und damit die motorischen Fähigkeiten verbessert werden. Während der Ergotherapie werden alltägliche Aktivitäten wie Anziehen, Essen oder Haushaltstätigkeiten geübt. Der Patient wird auch im Umgang mit Hilfsmitteln geschult, mit deren Hilfe er seinen Alltag besser bewältigen kann.
Ziel einer Sprachtherapie ist es, Sprach-, Sprech- und Schluckstörungen zu verringern und dadurch Kommunikationsfähigkeit und selbstständige Nahrungsaufnahme des Betroffenen so gut wie möglich wiederherzustellen. Eine neuropsychologische Rehabilitation ist bei Gedächtnisstörungen, Aufmerksamkeitsdefiziten und zur emotionalen Stabilisierung des Patienten anzuraten.
Nach der Rehabilitationsmaßnahme sollten Blutdruck und Blutwerte regelmäßig beim Hausarzt überprüft und gegebenenfalls medikamentös eingestellt werden, in vielen Fällen ist die weitere Durchführung von ambulanter Physio-, Ergo- und Sprachtherapie sinnvoll. Zu einer effektiven Nachsorge gehört auch das Ausschalten von Risikofaktoren wie Rauchen oder Übergewicht.
Das können Sie selbst tun
Ein Schlaganfall ist ein medizinischer Krisenfall, bei dem sofort ein Notarzt zugezogen werden muss. Betroffene sollten bereits bei den ersten Anzeichen medizinische Hilfe in Anspruch nehmen. Selbsthilfemaßnahmen sind erst während der Rekonvaleszenz angezeigt.
Ein Schlaganfall geht oft mit einer Schädigung des Gehirns einher, die das Sprachvermögen der Betroffenen stark einschränkt. In diesem Fall sollten Patienten so früh wie möglich mit Hilfe einer Logopädin das Sprechen wieder erlernen. Hier ist Ausdauer und Geduld gefragt. Ohne engagierte Mitwirkung des Patienten zeigt sich hier kaum eine Besserung. Häufig sind nach einem Schlaganfall auch die motorischen Fähigkeiten beeinträchtigt. In diesem Fall helfen physio- und ergotherapeutische Maßnahmen dem Patienten dabei, die Motorik wieder zu verbessern und Verrichtungen des täglichen Lebens schließlich wieder selbst erledigen zu können.
Oft leiden die Patienten aufgrund der physischen Beeinträchtigung auch psychisch sehr stark. Das gilt insbesondere dann, wenn in Folge des Schlaganfalls der vorher ausgeübte Beruf aufgegeben werden muss. Dieses seelische Trauma bewältigen die Patienten meist besser, wenn sie sich mit anderen Betroffenen austauschen. Mittlerweile existieren dafür zahlreiche Selbsthilfegruppen sowohl vor Ort, als auch im Internet. In größeren Städten gibt sogar sogenannte Schlaganfall-Lotsen, die Betroffenen dabei helfen, mit der stark veränderten Lebenssituation zurechtzukommen.
Quellen
- Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2016
- Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013