Viszerale Leishmaniose (Kala Azar)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 20. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Viszerale Leishmaniose (Kala Azar) ist eine Infektionskrankheit, die auf einen in tropischen und subtropischen Gebieten verbreiteten parasitären Erreger (Leishmania) zurückzuführen ist. In Abhängigkeit vom Erregersubtyp kann eine viszerale Leishmaniose einen schweren Verlauf aufweisen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist viszerale Leishmaniose?

Die Infektion mit einer viszeralen Leishmaniose erfolgt über Stiche bestimmter Insektenarten (Sandfliegen), die sich im Vorfeld bei infizierten Wirbeltieren (Maus, Wolf, Hund) infiziert haben.
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Als viszerale Leishmaniose (Kala Azar) wird eine in Deutschland selten anzutreffende Infektionskrankheit bezeichnet, die auf eine Übertragung des parasitären Infektionserregers (Leishmania) durch Insekten (Schmetterlingsmücken, Sandfliegen) zurückzuführen ist.

Die Erreger der viszeralen Leishmaniose gehören zur Klasse der Protozoen (tierische Einzeller), den so genannten Mastigophora (auch: Geißeltierchen), die in Asien (v.a. Indien), Afrika, Südamerika sowie im Mittelmeerraum verbreitet sind. In den meisten Fällen infizieren sich Betroffene während ihrer Reisen in diese Länder mit dem Erreger.

Während andere Formen der Leishmaniose die Haut (kutane Leishmaniose) oder Haut und Schleimhaut (mukokutane Leishmaniose) betreffen, sind bei der schwersten Infektion mit Leishmania, der viszeralen Leishmaniose, die inneren Organe, insbesondere Milz, Leber, Lymphknoten und Knochenmark, betroffen. Daneben können Hautveränderungen in Form von dunklen Flecken auftreten, woraus sich der indische Ausdruck für viszerale Leishmaniose Kala Azar („schwarze Haut“) herleitet.

Ursachen

Die viszerale Leishmaniose wird durch einen parasitären Erreger (Leishmania donovani, L. chagasi, L. infantum) hervorgerufen, der zur Klasse der Mastigophora gehört. Die Infektion mit einer viszeralen Leishmaniose erfolgt über Stiche bestimmter Insektenarten (Sandfliegen), die sich im Vorfeld bei infizierten Wirbeltieren (Maus, Wolf, Hund) infiziert haben.

Nach dem Insektenstich dringen die Leishmanien in das Monozyten-Makrophagen-System ein, das in Kooperation mit den Lymphozyten an der Immunregulierung beteiligt ist und Abbau- und Fremdsubstanzen beseitigt, und vermehren sich.

Zum Monozyten-Makrophagen-System gehören unter anderem das retikuläre Bindegewebe in lymphatischen Organen, die Kupffer-Sternzellen der Leber sowie Histiozyten der Haut. Entsprechend stark betroffen sind diese Organsysteme. Neben der indirekten Infektion durch Insektenstiche ist eine direkte Übertragung durch Organtransplantationen sowie Blutspenden möglich.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Welche Symptome bei viszeraler Leishmaniose (Kala Azar) auftreten, hängt von der Art des Erregers ab und wie stark das Immunsystem des Erkrankten ist. Es gibt Infektionen, die ohne Symptome verlaufen, normalerweise sind jedoch das Knochenmark, die Leber, die Milz beziehungsweise die Lymphknoten von der Erkrankung betroffen. Dabei kann die Krankheit entweder schleichend beginnen oder auch plötzlich ausbrechen, wobei die Patienten dann an einem sehr starken Krankheitsgefühl leiden.

Zu den typischen Symptomen zählen Lymphknotenschwellungen, Gewichtsabnahme, Durchfälle beziehungsweise Bauchschmerzen. Häufig sind auch Milz und Leber angeschwollen, was dann an einem aufgetriebenen Bauch zu erkennen ist. Des Weiteren treten auch Veränderungen im Blutbild auf. So leiden die Betroffenen beispielsweise an Blutgerinnungsstörungen oder Blutarmut.

Häufig kommt es auch zu Hautveränderungen, wobei dunkelrote Papeln oder braun-schwarze Flecken auftreten können. Im weiteren Krankeitsverlauf verfärbt sich die Haut dann gräulich. Aus diesem Grund wird die viszerale Leishmaniose auch Kala Azar ("schwarze Haut") genannt. Nach ein bis drei Jahren können die Betroffenen eine sogenannte Post-Kala-Azar-Hautleishmaniose entwickeln. Am Körper oder im Gesicht treten dann rötliche oder helle Flecken auf, die dann zu Knoten oder Papeln werden und deren Aussehen auch an die Leprakrankheit erinnert.

Diagnose & Verlauf

Die viszerale Leishmaniose äußert sich nach einer Inkubationszeit von 10 Tagen bis 10 Monaten (gelegentlich länger) anhand charakteristischer Symptome wie schleichender oder plötzlicher Erkrankungsbeginn mit wochenlangem remittierendem Fieber, Bauchschmerzen, Hepatosplenomegalie (Leber- und Milzvergrößerung), Anschwellen der Lymphknoten, ausgeprägter hypochromer Anämie (Hämoglobinmangel), Thrombozytopenie (Thrombozytenmangel) sowie dunkler, fleckiger Hautpigmentierung, Amyloidose (Proteinablagerungen) und Kachexie (Abmagerung).

Eine viszerale Leishmaniose wird anhand eines Erregernachweises im Knochen-, Milz-, Leber- oder Lymphknotenpunktat gesichert. Im fortgeschrittenen Erkrankungsstadium ist bei viszeraler Leishmaniose in einigen Fällen eine Punktion nicht mehr möglich, so dass die Diagnose anhand serologischer Untersuchungen (Immunfluoreszenzverfahren, ELISA-Technik) gesichert wird. Zur Bestimmung des Immunstatus des Betroffenen kann ein Leishmaninreaktionstest durchgeführt werden.

Der Verlauf einer viszeralen Leishmaniose hängt im starken Maße vom Erregersubtyp ab. Während Leishmania chagasi und Leishmania infantum oftmals keine Symptome hervorrufen und von selbst heilen, können die in vielen Fällen langwierigen Infektionen mit Leishmania donovani unbehandelt letal verlaufen.

Komplikationen

Bei Kala Azar leiden die Betroffenen an verschiedenen Hautveränderungen. Diese wirken sich sehr negativ auf die Ästhetik des Betroffenen aus und können dabei auch zu Minderwertigkeitskomplexen oder zu einem deutlich verringerten Selbstwertgefühl beim Patienten führen. Bei Kindern kann die Krankheit damit auch Mobbing oder Hänseleien auslösen.

Weiterhin führt Kala Azar zur Ausbildung von Geschwüren und weiterhin zu einem starken Gewichtsverlust des Patienten. Die Betroffenen leiden mitunter an Durchfall und Erbrechen und können dabei auch starke Schmerzen im Bereich des Bauches verspüren. Weiterhin schwellen auch die Lymphknoten des Betroffenen an und es kommt zu Fieber.

Die Patienten wirken abgeschlagen und müde und können dadurch keine anstrengenden Tätigkeiten mehr ausführen. In der Regel wirkt sich die Krankheit negativ auf das Leben und den Alltag des Betroffenen aus. In den meisten Fällen kann Kala Azar relativ gut mit Hilfe von Medikamenten behandelt werden.

Dabei treten keine besonderen Komplikationen auf und die Beschwerden werden deutlich gelindert. In einigen Fällen können die Medikamente allerdings zu Nebenwirkungen führen. Bei einer erfolgreichen Behandlung wird die Lebenserwartung des Patienten nicht verringert.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Stellen sich bei einem Aufenthalt im afrikanischen, südamerikanischen sowie dem Gebiet rund um das Mittelmeer gesundheitliche Störungen ein, sollte ein Arzt konsultiert werden. Treten die Veränderungen der Gesundheit nach einem Besuch in der dortigen Region auf, benötigt der Betroffene ebenfalls eine Abklärung der Beschwerden. Grundsätzlich gilt es jedoch, sich unmittelbar vor einem Reiseantritt über die gesundheitlichen Gegebenheiten vor Ort zu informieren.

Es ist abzuklären, welche Erkrankungen zu erwarten sind und auf welchem Wege eine Übertragung stattfinden kann. Sofern notwendig, sind Schutzimpfungen zu empfehlen. Werden nach einem Insektenstich Schwellungen der Lymphdrüsen, Veränderungen des Hautbildes oder eine ungewollte Gewichtsabnahme bemerkt, besteht Handlungsbedarf. Bei Durchfall, Bauchschmerzen Übelkeit und einem allgemeinen Krankheitsgefühl ist die Konsultation eines Arztes anzuraten. Die Ursache muss geklärt werden und eine Diagnosestellung ist notwendig.

Nur so kann ein Behandlungsplan erarbeitet werden, der schnellstmöglich zu einer Linderung der Beschwerden beitragen kann. Zur Vermeidung von Komplikationen und Minimierung von Risiken ist die Rücksprache mit einem Arzt notwendig, sofern ein Unwohlsein auftritt, sich Knoten auf der Haut bilden oder Verfärbungen beobachtet werden. Eine innere Schwäche, Störungen des Kreislaufs und ein erhöhtes Schlafbedürfnis sind weitere Anzeichen einer vorliegenden Erkrankung. Da es zu organischen Veränderungen bei der viszeralen Leishmaniose kommen kann, sollte unverzüglich bei den ersten Anzeichen reagiert werden.

Behandlung & Therapie

Die viszerale Leishmaniose wird systemisch mit Ambisome (liposomales Amphotericin B) therapiert. Liposomales Amphotericin B ist in den meisten Fällen gut verträglich und wird im Rahmen einer 10 bis 20-tägigen Therapie intravenös infundiert.

Bei Unverträglichkeit oder Nichtansprechen auf die Therapie mit liposomalem Amphotericin kommen bei viszeraler Leishmaniose alternativ Miltefosin und 5-wertige Antimonpräparate zum Einsatz. Miltefosin wird einen Monat lang zweimal täglich oral in Tablettenform verabreicht und verursacht lediglich geringfügige gastrointestinale Beschwerden (episodenhafter Durchfall oder Erbrechen).

Fünfwertige Antimonen (Natrium-Stibogluconat, Meglumin-Antimonat) werden hingegen intramuskulär oder intravenös im Rahmen einer durchschnittlich 28-tägigen Therapie im Krankenhaus vom Arzt gespritzt, wobei ein länger andauernder dumpfer Schmerz bei der Injektionsstelle sowie Übelkeit und Kopfschmerz Nebenwirkungen darstellen können.

In einigen Fällen ist eine Therapie mit Antimonen bei einer viszeralen Leishmaniose unwirksam, da die Infektionserreger Resistenzen gegen diesen Wirkstoff entwickelt haben. Daneben werden auch Pentamidin sowie das Antibiotikum Paromycin als Antiprotozoenmittel gegen viszerale Leishmaniose eingesetzt.

Pentamidin führt allerdings zu ausgeprägten Nebenwirkungen und beeinträchtigt unter anderem in über 10 Prozent der Betroffenen Störungen des Glukosestoffwechsels (Diabetes mellitus).


Vorbeugung

Da eine viszerale Leishmaniose über Insekten auf den Menschen übertragen wird, sollten bei Reisen in Gebiete wie Asien, in erster Linie Indien, Afrika, Mittelmeerraum sowie Südamerika entsprechende Vorsorgemaßnahmen zum Schutz vor Mückenstichen getroffen werden. Hierzu gehören das Tragen geeigneter, langärmeliger Kleidung sowie der Gebrauch eines engmaschigen Moskitonetzes während des Schlafens. Bislang existiert keine Schutzimpfung vor einer viszeralen Leishmaniose.

Nachsorge

Da eine viszerale Leishmaniose die inneren Organe befällt, sollte an deren erfolgreiche Therapie immer eine intensive Nachsorgebehandlung stattfinden. Zentral hierbei ist das frühzeitige Erkennen und rechtzeitige Behandeln von Folgeerkrankungen der Organe. Entsprechend sollten auch nach einer erfolgreich behandelten viszeralen Leishmaniose regelmäßig Messungen der Organwerte im Blut erfolgen.

Insbesondere die Organe, die von der viszeralen Leishmaniose betroffen waren, sollten außerdem regelmäßig mit bildgebenden Verfahren (MRT, CT, Röntgen, Ultraschall) untersucht werden, damit auch versteckte Organschäden, die noch nicht im Blut sichtbar sind, erkannt werden. War zusätzlich die Haut von der viszeralen Leishmaniose befallen, müssen die entsprechenden Stellen regelmäßig von einem Hautarzt untersucht werden, wobei zur Sicherheit Gewebeproben auf den Erreger untersucht werden sollten.

Daneben sollten ehemals an viszeraler Leishmaniose erkrankte Personen Reisen in Gebiete (Asien) meiden, in denen die krankheitsübertragende Sandmücke lebt. Lassen sich solche Reisen nicht vermeiden, ist auf einen intensiven Mückenschutz, sowie Hauthygiene zu achten, um eine erneute Erkrankung an viszeraler Leishmaniose zu vermeiden. Mückennetze sollten sehr engmaschig (1,2 Millimeter) sein, da die Sandmücke sehr klein ist. Zusätzlich sollte sich mehrfach täglich mit Mückenschutzsprays wie Autan (sogenannte Repellents) eingesprüht werden. Daneben sollte täglich geduscht werden. Gesicht, Nacken und Hände müssen außerdem möglichst mit Stoff bedeckt werden.

Das können Sie selbst tun

Die medikamentöse Therapie der viszeralen Leishmaniose kann durch Eigeninitiative der Patienten unterstützt werden. Zunächst gilt es, auf typische Nebenwirkungen wie Nierenschmerzen oder Überempfindlichkeitsstörungen zu achten. Sollten Schmerzen oder andere Beschwerden auftreten, muss der Arzt informiert werden. Nach der intravenösen Behandlung empfiehlt sich Bettruhe, um Nebenwirkungen wie Kopf- und Gliederschmerzen zügig auszukurieren.

Die Ursache der viszeralen Leishmaniose muss ermittelt werden, um eine erneute Ansteckung zu vermeiden. Kala-Azar wird meist durch Insekten übertragen. Deshalb muss auf zukünftigen Reisen ein geeigneter Insektenschutz verwendet werden. Betroffene sollten geeignete Kleidung tragen und nachts mit einem Fliegennetz schlafen. Personen, die bereits einmal an Kala-Azar erkrankt sind, dürfen nicht mehr an der Blutspende teilnehmen. Diese Sicherheitsvorkehrung dient dazu, eine Übertragung des Erregers auf andere Menschen zu vermeiden. Das Blutspende-Verbot muss strikt eingehalten werden, da ansonsten empfindliche Strafen drohen.

Zuletzt sollte nach einer Erkrankung auf ungewöhnliche Symptome geachtet werden. In Einzelfällen kehrt der Erreger nach Monaten oder sogar Jahren zurück und ruft ernste gesundheitliche Probleme hervor. Eine umfassende Prophylaxe in Form von regelmäßigen Kontrolluntersuchungen ist deshalb unbedingt nötig.

Quellen

  • Diesfeld, H.J., Krause, G., Teichmann, D.: Praktische Tropen- und Reisemedizin. Thieme, Stuttgart 2003
  • Kretschmer, H., Kusch, G., Scherbaum, H. (Hrsg.): Reisemedizin. Beratung in der ärztlichen Praxis. Urban & Fischer, München 2005
  • Suttorp, N., et al.: Infektionskrankheiten. Thieme, Stuttgart 2004

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