Bettruhe
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
Sie sind hier: Startseite Behandlungen Bettruhe
Bei einigen Erkrankungsbildern ist die Einhaltung von Bettruhe als medizinische Maßnahme unabdingbar. Es gilt jedoch heutzutage, dass die Bettruhe so lang wie nötig, aber so kurz wie möglich angeordnet werden sollte.
Inhaltsverzeichnis |
Was ist Bettruhe in der Medizin?
Die Bettruhe wird in der Medizin definiert als das Einhalten einer liegenden Position im Bett nicht nur zur Schlafenszeit, sondern einen ganzen Tag oder sogar über mehrere Tage.
Dabei unterscheidet man zwischen der strengen Bettruhe, bei der der Kranke überhaupt nicht aufstehen darf, sich im Bett waschen muss oder gewaschen wird und statt Toilettengang die Bettschüssel benutzen muss, und der eingeschränkten Bettruhe, bei der kurzes Aufstehen unter Aufsicht gestattet ist.
Da strenge Bettruhe gesundheitliche Nachteile mit sich bringt, steht heute in der Medizin die möglichst frühe schonende Mobilisierung und Rehabilitierung der Kranken im Vordergrund und die Bettruhe wird nur bei klaren Indikationen angeordnet und so kurz wie möglich gehalten.
Sinn & Zweck der Bettruhe bei Erkrankungen & zur Genesung
Zu diesen Indikationen zählen zum Beispiel der Zustand unmittelbar nach einem Herzinfarkt, schwere Herzinsuffizienz, Lungenembolie oder bei einer ausgedehnten Thrombose, Schockzustand, Beatmung, unversorgte Fraktur des Schenkelhalses oder anderer Knochen der unteren Extremitäten, instabile Frakturen der Wirbelkörper oder ausgeprägte Sturzgefahr.
Auch während der Dialyse ist strenge Bettruhe einzuhalten. Außerdem wird Schwangeren mehr oder weniger strikte Bettruhe verordnet, wenn das Risiko einer Frühgeburt besteht durch eine Schwäche des Gebärmutterhalses oder bei Zwillings- oder Mehrlingsschwangerschaften, beim Auftreten vaginaler Blutungen, Fehl-, Früh- oder Totgeburten in der Krankengeschichte der Schwangeren, einer Fehllage oder Verwachsung der Plazenta, bei einer verzögerten Entwicklung des Fötus oder wenn die Schwangere unter Präeklampsie, also Schwangerschafts-Bluthochdruck in Verbindung mit Proteinurie, was vermehrte Eiweißausscheidung im Urin bedeutet, leidet.
Erkrankungen, die mit – unter Umständen hohem – Fieber einher gehen, wie Lungenentzündung, akute Bronchitis, Blasen- oder Nierenbeckenentzündung und Grippe, werden in der modernen Medizin nicht mehr mit längerer Bettruhe in Verbindung mit Medikamenten behandelt, sondern man hält die Bettruhe so kurz wie möglich und bietet Patienten mit schwachem Kreislauf Hilfe beim Aufstehen und regt sie zu leichter Bewegung an. Längere Bettruhe würde weitere gesundheitliche Probleme nach sich ziehen.
Risiken & Nebenwirkungen
Während einer längere Zeit andauernden Bettruhe geschehen im menschlichen Körper zahlreiche Vorgänge, die den allgemeinen Gesundheitszustand stark beeinträchtigen und sogar akute Gefahren mit sich bringen. Die Sauerstoffaufnahme ist bei mangelnder Bewegung vermindert, und diese Minderbelüftung der Lunge kann eine Lungenentzündung nach sich ziehen.
Auch das Schlagvolumen des Herzens ist vermindert, während der Blutdruck dazu neigt, anzusteigen. Die Anzahl der roten Blutkörperchen nimmt ab, die Konzentration an Blutfetten steigt an und die Gerinnungsfähigkeit des Blutes verändert sich. Dadurch besteht ein erhöhtes Thromboserisiko. Die Muskulatur wird abgebaut, Fettsubstanz aufgebaut und durch Kalziumverlust nimmt die Stärke der äußeren Knochensubstanz ab. Blutzucker kann nicht mehr gut genug verwertet werden und ein – vorübergehender – Diabetes kann die Folge sein.
Aus all diesen Gründen wird heutzutage sehr genau abgewogen, ob die Nachteile einer längeren Bettruhe aufgewogen werden durch den Nutzen, den die Bettruhe in dem jeweiligen Fall bietet, und es wird, obwohl natürlich Ruhe und Schonung bei vielen Krankheitsbildern notwendig ist, eine Bettruhe nur so lang wie unumgänglich nötig und so kurz wie irgend möglich gehalten.
Quellen
- Gesenhues, S., Zisché, R.H., Breetholt, A. (Hrsg.): Praxisleitfaden Allgemeinmedizin. Urban & Fischer, München 2013
- Mader, F., Weißgerber, H.: Allgemeinmedizin und Praxis. Springer, Heidelberg 2014
- Nixdorff, U.: Check-Up-Medizin. Thieme, Stuttgart 2009