Behandlung einer Prostatavergrößerung

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 17. Februar 2022
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Tröpfelnder Urin, schwacher Harnstrahl oder auch der nächtliche Harndrang sind häufig Symptome einer Prostatavergrößerung. Dabei ist eine Prostatavergrößerung meist eine gutartige Vergrößerung der Prostata (Vorsteherdrüse) und hat nichts mit Prostatakrebs zu tun. Diese Erkrankung wird auch als BPH (benigne Prostatahyperplasie) bezeichnet und ist mittlerweile eine Volkskrankheit. Mit steigendem Alter nimmt die Häufigkeit zu und über die Hälfte der Männer über 60 leiden an BPH. Was Sie über Ursache, Symptome und Therapien wissen müssen, erfahren Sie hier.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Prostatavergrößerung?

Schematische Darstellung zur Anatomie einer gesunden Prostata und einer vergrößerten Prostata. Klicken, um zu vergrößern.

Eine Prostatavergrößerung ist in der Regel eine gutartige Vergrößerung der männlichen Vorsteherdrüse. Die Prostata ist eine walnussförmige Drüse, die eine Größe von etwa vier Zentimeter hat. Sie umschließt die Harnröhre, die den Urin von der Blase durch die Prostata und den Penis leitet, ringförmig und sitzt direkt unterhalb der Harnblase.

Dabei sondert die Prostata ein Sekret ab, welches für die Beweglichkeit der Samen zuständig ist. Allerdings ist zu beobachten, dass mit höherem Alter das Innere des Prostatagewebes häufig zuwuchert. Dies führt dann zu einer Prostatavergrößerung.

Symptome bei einer Prostatavergrößerung

Insbesondere beim Wasserlassen zeigen sich die ersten Symptome. Neben nächtlichem Harndrang ist auch eine unvollständige Blasenentleerung wie auch schwacher Harndrang oder tröpfelndes Wasserlassen ein Symptom für eine BPH.

Nächtlicher Harndrang

Unter nächtlichem Harndrang wird die regelmäßige und zum Teil mehrfache Unterbrechung des nächtlichen Schlafes durch das dringende Bedürfnis zum Wasserlassen verstanden.

Die ersten Symptome sind meist der nächtliche Harndrang wie auch der verzögerte Beginn des Wasserlassens. Zudem wird der Harnstrahl immer schwächer und der Harndrang wird häufig unterbrochen. Bis die Blase geleert ist, dauert deutlich länger und es kommt im Anschluss an das Wasserlassen häufig dazu, dass es noch tröpfelt. Das Problem ist, dass die Muskulatur der Blase so deutlich mehr arbeiten muss, was heißt, dass sie auf Dauer geschädigt werden kann und sich eine sogenannte Balkenblase entwickelt.

Die Blasenentleerung ist unvollständig

Wird nicht direkt gehandelt, kommen immer mehr Symptome hinzu. Im weiteren Verlauf ist es fast unmöglich, die Blase vollständig zu entleeren. Somit kommt es immer zu Restharn in der Blase, was dann zu Stauungen des Harns und zu Infektionen führt. Blasenentzündungen oder Harnröhrenentzündungen sind dann keine Seltenheit mehr. Des Weiteren kann es auch zu Nierenschädigungen kommen.

Komplikationen bei Nichtbehandlung

Wer sich nicht behandeln lässt, muss mit einem vollständigen Harnverhalt rechnen. Dies heißt, dass kein Wasserlassen mehr möglich ist. Der vollständige Harnverhalt geht nicht nur mit sehr starken Schmerzen einher, sondern auch mit Harninkontinenz. Außerdem besteht auch das Risiko, dass Harnleiter und Nieren dauerhaft geschädigt werden können und es zu einer chronischen Nierenschwäche wie auch zum Nierenversagen kommen kann.

Probleme beim Wasserlassen sollten immer vom Arzt abgeklärt werden. Denn die Symptome können auch auf eine bösartige Wucherung der Prostata (Prostatakrebs) hindeuten. Daher ist es umso wichtiger, einen Arzt bei Beschwerden aufzusuchen.

Ursachen einer Prostatavergrößerung

Die Ursachen einer Prostatavergrößerung sind alterungsbedingt. Je älter man wird, desto mehr stellt sich der Körper um. Die Hormonproduktion ist verlangsamt und es kommt zu einem Ungleichgewicht zwischen dem männlichen Testosteron und dem weiblichen Östrogen.

Durch dieses Ungleichgewicht kommt es dann dazu, dass das Gewebe der Prostata wächst und es kommt zu Wucherungen. Durch die Vergrößerung ist der Druck auf die Harnröhre oder Blase größer, weshalb es dann zu nächtlichem Harndrang kommt.

Behandlung einer Vergrößerung der Prostata

Es gibt verschiedene Behandlungsmöglichkeiten bei einer BPH. Neben der medikamentösen Behandlung ist auch das operative Verfahren eine Möglichkeit. In der Regel findet aber meist eine medikamentöse Behandlung statt. Bei nur rund 20 % der Betroffenen ist eine Operation notwendig.

Medikamentöse Behandlung einer BPH

Bei einer medikamentösen Behandlung gibt es verschiedene Wirkstoffe, die zum Einsatz kommen. Zum einen wären das die sogenannten Alphablocker, die die Muskulatur im Urogenitaltrakt entspannen und so eine Erleichterung beim Wasserlassen gewährleisten. Weiterhin kommen Alfuzosin, Tamusulosin, Terazosin oder Doxazusin zum Einsatz, die leider nur die Beschwerden behandeln, aber die Größe der Prostata nicht beeinflussen können.

Finasterid und Dutasterid sind Wirkstoffe, die zwar das Wachstum der Vorsteherdrüse beeinflussen können, aber auch sehr schwerwiegende Nebenwirkungen haben. Jahrelanger Libidoverlust, Erektionsstörungen wie auch Ejakulationsbeschwerden sind bei diesen Wirkstoffen keine Seltenheit. Auch Depressionen bis hin zu Suizidgedanken werden von den Wirkstoffen ausgelöst. Aus diesem Grund warnt das Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte vor diesen Stoffen.

Operative Verfahren einer BPH

Es gibt unterschiedliche Verfahren bei einer Prostatavergrößerung. Eine immer beliebtere Operations-Methode ist die Holmium-Laser-Enukleation (HoLEP), die sich seit 2006 immer mehr durchsetzt. Der Vorteil dieses Verfahrens ist, dass eine offene Operation vermieden wird und auch die Nachteile der herkömmlichen Resektionsverfahren deutlich minimiert werden können.

Dabei ist das Risiko einer intraoperativen Blutung wie auch eine Nachblutung äußerst gering. Gleichzeitig heißt das auch, dass die Katheterverweildauer wie auch der Krankenhausaufenthalt sehr kurz sind und die Patienten spätestens am 3. Tag nach der Operation wieder nach Hause können.

Natürliche Heilmittel bei Prostatavergrößerung

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Es gibt natürlich auch verschiedene natürliche Heilmittel, die die schulmedizinische Therapie unterstützen kann. Allerdings ist es hier wichtig, dass die Einnahme mit dem behandelnden Arzt abgeklärt wird, sodass es keine Wechselwirkungen mit den Medikamenten gibt. Zudem sollte keine Selbstbehandlung erfolgen, da die Symptome auch auf Prostatakrebs hindeuten könnten. Daher ist immer ein Arzt zurate zu ziehen.

Als hilfreich haben sich beispielsweise Kürbissamen erwiesen. Sie können laut Wissenschaftlern das Stoffwechselgeschehen im Gewebe der Prostata beeinflussen. Ob dadurch das Wachstum aber wirklich gehemmt werden kann, ist nicht bekannt.

Weiterhin sind auch Brennnesselwurzel, Roggenpollen oder Sabalfrüchte beliebte Mittel bei Problemen mit der Prostata. Doch auch hier ist nicht wissenschaftlich belegt, dass die Schwellung der Prostata reduziert werden kann.

Vorbeugende Maßnahmen

Jeder kann selbst etwas tun, um einer Prostatavergrößerung vorzubeugen.

  • Das Wichtigste ist, dass der Harndrang nicht unterdrückt wird und die Blase somit nicht überfüllt wird.
  • Ein häufiges und vollständiges Entleeren der Blase ist empfehlenswert.
  • Weiterhin sollten Sie Alkohol oder scharfe Gewürze und kohlensäurehaltige Getränke meiden.
  • Gelegentliche Sitzbäder sind empfehlenswert.
  • Regelmäßiger Stuhlgang sorgt außerdem dafür, dass kein zusätzlicher Druck auf Harnwege und Blase entstehen.
  • Das Körpergewicht ist ebenfalls entscheidend. Übergewicht kann eine Vergrößerung der Prostata ungünstig beeinflussen.
  • Ballaststoffreiche Ernährung, körperliche Betätigung und viel Bewegung sind zu empfehlen.
  • Ab dem 45. Lebensjahr sollte die Früherkennungsuntersuchung der Prostata in Anspruch genommen werden. Somit kann schnell erkannt werden, ob die Prostata vergrößert ist.

In der Regel ist eine Prostatavergrößerung nicht gefährlich, wenn sie frühzeitig erkannt und auch behandelt wird. Daher sollten Sie bei den ersten Symptomen einen Arzt aufsuchen und die Beschwerden abklären lassen.

Quellen

  • Gasser, T.: Basiswissen Urologie. Springer, Berlin 2011
  • Hautmann, R.: Urologie. Springer, Berlin Heidelberg 2014
  • Sökeland, J., Schulze, H., Rübben, H.: Urologie. Thieme, Stuttgart 2004

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