Chondroblastom

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Chondroblastome sind gutartige Knochentumore. Am häufigsten sind Kinder und Jugendliche von der gutartigen Neubildung betroffen. Die Behandlung erfolgt mittels Kürettage.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Chondroblastome?

Chondroblastome sind extrem langsam wachsende Knochentumore, die von den Ossifikationszentren der langen Röhrenknochen ausgehen. Bevorzugt entstehen sie (anders, als hier dargestellt) an den Oberschenkelknochen.
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Knochengewebe entspricht besonders hartem Binde- und Stützgewebe und bildet das menschliche Skelett. Zwischen 208 und 212 Knochen kommen im menschlichen Körper vor. Alle davon können von Erkrankungen betroffen sein. Einige dieser Erkrankungen sind Gewebeneubildungen. Diese Neoplasien entsprechen entweder gutartigen oder bösartigen Knochentumore.

Das Chrondroblastom ist ein gutartiger Knochentumor, der aus der medizinischen Literatur auch als Codman-Tumor bekannt ist. Der gutartige Tumor macht rund fünf Prozent aller benignen Knochentumore aus. Normalerweise zeigen sich die Symptome des Tumors im zweiten Lebensjahrzent.

Meist entsteht der Tumor an der Epiphyse langer Röhrenknochen. Die häufigste Entstehungsstelle ist das untere Ende des Oberschenkelknochens. Dem Chrondroblastom eng verwandt sind Chondrome aus Knochen- oder Knorpelgewebe, die ebenfalls zu den gutartigen Knochentumoren zählen.

Ursachen

Das Chrondroblastom betrifft vorwiegend Jugendliche und junge Erwachsene. Es handelt sich um im Prinzip um eine Wachstumsstörung, die von den sekundären Ossifikationszentren der Epiphysen innerhalb von langen Röhrenknochen ausgeht. Die Ossifikationszentren dieser Knochen entstehen vor der Verknöcherung der Wachstumsfuge und entsprechen den Gewebezonen, von denen aus später die Verknöcherung stattfindet.

Die Zentren werden auch als Knochenkerne bezeichnet. In der Regel tragen Knochen mehrere Knochenkerne, die den Verknöcherungsvorgang zu unterschiedlichem Zeitpunkt starten. Wie für sämtliche Neoplasien ist die Ursache für ein Chondroblastom im Wesentlichen eine Fehlsteuerung oder Fehlregulierung von Zellwachstumsprozessen.

Genetische Veranlagungen spielen dafür eine entscheidende Rolle. Eine intern genetische Prädisposition zur Ausbildung eines Chondroblastoms muss allerdings nicht zwingend in die tatsächliche Ausbildung münden. Externe Faktoren aktivieren sozusagen erst die tatsächlichen Wachstumsprozesse.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Chondroblastome sind extrem langsam wachsende Knochentumore, die von den Ossifikationszentren der langen Röhrenknochen ausgehen. Bevorzugt entstehen sie an den Oberschenkelknochen. Meist erkranken Jugendliche im Wachstumsprozess an Chondroblastomen. Bis ins zweite Lebensjahrzehnt hinein verursachen die Neubildungen in der Regel keine Symptome.

Erste Beschwerden stellen sich oft im Alter zwischen20 und 30 Jahren ein. Diese Beschwerden können Schmerzen entsprechen, die in vielen Fällen auf Ergüsse in angrenzenden Gelenken zurückzuführen sind. Je größer der Tumor wird, desto stärker wird die Gelenkbeeinträchtigung und mit ihr die Schmerzsymptomatik.

Ab einem gewissen Zeitpunkt können die Schmerzen derart stark sein, dass die Motorik der Patienten beeinträchtigt ist. Belastungsabhängig verstärkt sich die Schmerzsymptomatik. Aus diesem Grund nehmen einige Betroffene eine Schonhaltung während des Laufens oder Stehens ein.

Auch wachstumshemmende Prozesse können auf den Tumor zurückgehen. Zwar handelt es sich bei Chondroblastom im Wesentlichen um einen gutartigen Tumor, allerdings können trotz dieser Einstufung Metastasen auftreten. Die Metastasen dieser Tumor-Art betreffen meist die Lungen.

Diagnose

Nach der Anamnese ordnet der Arzt bei entsprechenden Beschwerden eine Bildgebung des Skeletts an. Sämtliche Neubildungen lassen sich auf der Bildgebung zwar sehen, oft allerdings nicht klar als gut oder bösartig einstufen. Die feingewebliche Untersuchung ist zur Einordnung von Knochenneubildungen grundsätzlich indiziert.

Diese Einordnung erfordert in der Regel eine Biopsie des betroffenen Bereichs. In der Untersuchung zeigt sich das Chondroblastom als scharf umgrenzter Tumor Chondroblasten-artiger Zellen und Riesenzellen. Die Prognose hängt für Patienten mit Chondroblastomen vorwiegend von der Frage ab, ob Metastasen im Bereich der Lungen vorliegen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Wenn Schmerzen im Bereich der Gelenke auftreten, die auf keine bestimmte Ursache zurückzuführen sind, muss ein Arzt eingeschaltet werden. Weitere Warnzeichen, die einer medizinischen Abklärung bedürfen, sind motorische Störungen und eine zunehmende Schonhaltung. Entsprechende Symptome nehmen im Verlauf der Erkrankung zu und deuten auf eine ernste Erkrankung hin, die in jedem Fall diagnostiziert und behandelt werden muss. Der Arzt kann durch eine Anamnese und verschiedene Diagnoseverfahren feststellen, ob es sich um Chondroblastome handelt. Anschließend kann eine geeignete Therapie begonnen werden.

Bleibt die Erkrankung unbehandelt, nehmen die Metastasen an Größe und Anzahl zu und streuen bisweilen bis in die Lungen. Ungewöhnliche Symptome wie Schmerzen, Bewegungseinschränkungen oder Taubheitsgefühle in den Gliedern sollten deshalb umgehend untersucht werden. Risikogruppen wie Patienten mit genetischen Prädispositionen oder Menschen, die einer erhöhten Strahlenbeslastung ausgesetzt waren, sollten umgehend einen Arzt konsultieren. Da sich Chondroblastome üblicherweise zwischen dem zwanzigsten und dreißigsten Lebensjahr bilden, sind in diesem Zeitraum zusätzliche Vorsorgeuntersuchungen angezeigt.

Behandlung & Therapie

Eine symptomatische Therapie mit Schmerzmitteln ist bei Chondroblastomen nicht indiziert. Die Therapie der Wahl entspricht bei den Knochentumoren einer Kürettage des Tumorgewebes. Diese chirurgisch mechanische Ausschabung oder Auskratzung des Knochens führt der Chirurg mit einem scharfkantigen Instrument durch, das für das anatomische Einsatzgebiet innerhalb der Knochen geformt ist.

Mit dieser Kürette entfernt der Chirurg das Tumorgewebe möglichst vollständig und füllt den so entstandenen Gewebedefekt anschließend mit Spongiosa auf. In manchen Fällen verwendet er auch eine temporäre Zementplombe, die den Defekt im Knochengewebe stabilisiert. Durch die Plombe lassen sich mögliche Rezidive frühzeitig erkennen und beheben.

Da das Chondroblastom meist Patienten im Wachstumsalter betrifft und besonders oft in der unmittelbaren Nähe eines Gelenks gelegen ist, muss der Chirurg eventuell eingesetzten Zement nach spätestens zwei Jahren oft wieder entfernen. Dazu ist eine zweite Operation von Nöten, bei der die Plombe entnommen und das Knochenloch mit Spongiosa befüllt wird. Da Rezidive in zehn bis dreißig Prozent aller Fälle auftreten, sollten Kontrolluntersuchungen nach der Operation wahrgenommen werden.

Solange die Weichteile nicht betroffen sind, findet zur Behandlung möglicher Rezidive eine En-bloc-Resektion statt. Von einer En-bloc-Resektion ist bei Eingriffen die Rede, die im gleichen chirurgischen Eingriff nicht nur den eigentlichen Befund, sondern auch das Nachbargewebe in einem Stück mit dem Tumor entfernen. Falls die Rezidive dagegen mit Weichteilbeteiligung einhergehen, findet eine möglichst weite Tumorresektion Anwendung.

Bei Metastasen im Bereich der Lungen kommt für viele Patienten mit Chondroblastom eine medikamentöse Therapie in Frage. Abhängig von den Metastasen im Einzelfall entscheidet der behandelnde Arzt zwischen medikamentöser Therapie und invasiver Entfernung der metastatischen Herde.

Aussicht & Prognose

Bei einem Chondroblastom orientiert sich die Prognose an dem Stadium der Erkrankung und der Lokalisation etwaiger Metastasen. Einzelne Tumoren können im Normalfall dauerhaft durch eine Operation entfernt werden. Manchmal ist auch eine Strahlen- oder Chemotherapie möglich. Bei einem größeren Befall richtet sich die Prognose danach, ob Organe betroffen sind. Die vollständige Entfernung eines Chondroblastoms ist oft mit der Entfernung von Knochenstücken oder ganzen Gliedmaßen verbunden. Zudem können bereits aufgetretene Wachstumsstörungen oder Organschäden meist nicht mehr korrigiert werden.

Die Aussicht auf ein beschwerdefreies Leben ist zwar gegeben, dennoch kann es zu Einschränkungen in der Lebensqualität kommen. Vor allem bei Kindern und Jugendlichen vor der Pubertät sowie bei älteren Patienten ist die Erkrankung selbst ebenso mit Risiken verbunden wie die Behandlung.

Sind bereits Tumoren in die Lunge vorgedrungen, ist die Prognose eher schlecht. Der Patient muss umgehend eine Strahlen- oder Chemotherapie vornehmen lassen, die eine enorme Belastung für den Körper darstellt. Nach der Behandlung können sich Rezidive bilden oder das ursprüngliche Chondroblastom ruft weitere Beschwerden hervor. Eine engmaschige Kontrolle durch einen Arzt ist in jedem Fall erforderlich.


Vorbeugung

Für Chondroblastome und andere Neoplasien spielt genetische Prädisposition eine nicht zu unterschätzende Rolle. Zwar sind auch externe Faktoren an der Bildung von Tumoren beteiligt, allerdings lassen sich weder die internen, noch die externen Faktoren in vollem Ausmaß eliminieren. Bei entsprechender Prädisposition sollten Kontrolluntersuchungen des Skeletts wahrgenommen werden. Allerdings belasten diese Kontrollen das Skelett mit Strahlung, die als externer Faktor Knochentumore begünstigen kann.

Nachsorge

Zur Nachsorge nach der operativen Entfernung eines Chondroblastoms gehört die physikalische Behandlung. Diese dient dazu, die Muskeln zu kräftigen und die ursprüngliche Funktion des betroffenen Gelenks wiederherzustellen. Häufig besteht eine Neigung zum lokalen Rezidiv. Aus diesem Grund sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen durchzuführen.

Diese zeigen frühzeitig auf, ob ein erneuter Befall auftaucht. Je eher der Arzt dies erkennt, desto besser kann er den Tumor bekämpfen. Im Rahmen der Nachbehandlung kommt üblicherweise eine En-bloc-Resektion zum Einsatz. Wenn bei der Operation von Personen, die sich noch im Wachstum befinden, Zement in unmittelbarer Nähe des Gelenks eingesetzt wurde, ist dieser nach spätestens zwei Jahren zu entfernen, um Fehlbildungen zu vermeiden.

Danach füllt der Arzt den Defekt mit Spongiosa auf. Die Patienten können abhängig vom Schweregrad der Erkrankung nach der Operation beschwerdefrei leben. Es ist aber auch mit Risiken zu rechnen, vor allem in der Wachstumsphase. Auch für ältere Personen besteht die Gefahr von Komplikationen. Im Rahmen der anschließenden Therapie ist eine Überlastung des Gelenks zu vermeiden. Hier ist es immanent wichtig, die genauen Empfehlungen von Arzt und Physiotherapeut einzuhalten. Für das ganzheitliche Wohlbefinden der Patienten kann außerdem eine Psychotherapie sinnvoll sein.

Das können Sie selbst tun

Bei Chondroblastomen besteht die wichtigste Selbsthilfe-Maßnahme in einer sofortigen Abklärung der Warnzeichen. Ein Arztbesuch ist angezeigt, sobald Knochenschmerzen, Bewegungseinschränkungen und ähnliche Symptome bemerkt werden.

Nachdem die Erkrankung diagnostiziert wurde, muss der Patient sich einer umfassenden Behandlung unterziehen. Da Chemo- und Strahlentherapie eine erhebliche Belastung für den Körper darstellen, ist Schonung angezeigt. Vor allem in den ersten Wochen und Monaten sollte auf anstrengende körperliche Aktivitäten verzichtet werden. Unter Umständen können verschiedene Mittel aus der Homöopathie eingesetzt werden.

Dies sollte allerdings zunächst mit dem Arzt abgesprochen werden. Begleitend dazu kann es sinnvoll sein, die Ernährung umzustellen. Je nachdem, welche Vorgaben der Mediziner macht, müssen unter anderem reizende Lebensmittel vom Speiseplan gestrichen werden. Es ist zudem angeraten, auf bestimmte Speisen, die das Wachstum der Tumoren fördern könnten, zu verzichten. Die individuelle Diät wird am besten in Rücksprache mit einem Facharzt bzw. einem Ernährungsmediziner zusammengestellt.

Nachdem die Behandlung beendet wurde, sollte der Betroffene regelmäßig einen Arzt konsultieren. Bei Chrondroblastomen besteht ein relativ hohes Risiko für Rezidive. Diese müssen erkannt und behandelt werden, um ernste Komplikationen zu vermeiden.

Quellen

  • Breusch, S., Clarius, M., Mau, H., Sabo, D. (Hrsg.): Klinikleitfaden Orthopädie, Unfallchirurgie. Urban & Fischer, München 2013
  • Emminger, H., Kia, T. (Hrsg.): Exaplan – Das Kompendium der klinischen Medizin. Urban & Fischer, München 2010
  • Preiß, J. et al.(Hrsg.): Taschenbuch Onkologie. Zuckschwerdt, München 2014

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