Farbenblindheit

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Farbenblindheit gehört zu den Farbsehstörungen und kann angeboren oder erworben sein. Zu den Farbsehstörungen, manchmal auch Farbsinnstörungen genannt, zählen die Farbschwachsichtigkeit und die verschiedenen Formen der Farbenblindheit. Die angeborene Farbenblindheit bleibt in ihrem Verlauf konstant und verschlechtert sich nicht. Erworbene Farbsehstörungen können sich ohne Behandlung im Verlauf jedoch verschlechtern.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Farbenblindheit?

Der Begriff Farbenblindheit wird hauptsächlich umgangssprachlich verwendet und bezeichnet in Wirklichkeit die Unfähigkeit, die Farben Rot und Grün zu unterscheiden.
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Es werden drei Arten von Farbenblindheit unterschieden. Bei der Achromasie liegt eine völlige Farbenblindheit vor. Die Betroffenen können nur Schwarz/Weiß und Graustufen erkennen. Eine teilweise Farbenblindheit, auch Monochromasie genannt, liegt vor, wenn die Betroffenen nur eine Farbe wahrnehmen können. Auch bei der Dichromasie handelt es sich um eine teilweise Farbenblindheit.

Jedoch verwechseln die Betroffen bei dieser Form zwei Farben miteinander. Deshalb wird die Dichromasie in drei Untergruppen unterteilt. Eine Rotblindheit liegt vor, wenn die Farbe Rot nicht wahrgenommen werden kann und deshalb mit der Farben Grün verwechselt wird.

Bei der Grünblindheit nehmen die Betroffenen die Farbe Grün nicht wahr und verwechseln sie mit der Farbe Rot. Liegt eine Blaublindheit vor, kann die Farbe Blau nicht richtig wahrgenommen werden und wird daher mit der Farbe Gelb verwechselt.

Farbenblindheit ist meist angeboren und wird geschlechtgebunden vererbt. Die häufigste Form ist die Grünblindheit. Die Blaublindheit und die totale Farbenblindheit sind äußerst selten.

Ursachen

Farbenblindheit kann sowohl angeboren als auch erworben sein. In den meisten Fällen ist sie eine angeborene Erkrankung. Es gibt jedoch verschiedene Erkrankungen des Sehnervs oder der Netzhaut, welche eine Farbenblindheit auslösen können.

Farben werden mit Hilfe ganz bestimmter Sinneszellen, den sogenannte Zapfen, erkannt. Man unterscheidet drei verschiedene Zapfentypen, auf denen sich drei verschiedene Farbpigmente befinden. Die L-Zapfen nehmen die Farbe Rot wahr, die M-Zapfen die Farbe Grün und die S-Zapfen die Farbe Blau.

Durch die Mischung dieser drei Grundfarben entstehen im Gehirn alle sichtbaren Farbtöne. Ist die Wahrnehmung bei einem oder gar aller Zapfen gestört, kommt es zur Farbenblindheit.


Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Der Begriff Farbenblindheit wird hauptsächlich umgangssprachlich verwendet und bezeichnet in Wirklichkeit die Unfähigkeit, die Farben Rot und Grün zu unterscheiden. Der Betroffene ist also nicht generell blind für alle Farben, sondern vorwiegend für die beiden Hauptfarben. Andere Farben werden mit einem Grauschleier wahrgenommen, können aber voneinander unterschieden werden.

Symptomatisch fällt auf, dass Betroffene bereits im Kindesalter Schwierigkeiten haben, rote von grünen Gegenständen zu unterscheiden. Meist tritt das Phänomen bei Kinderzeichnungen auf, bei denen das Kind eine für den Erwachsenen irritierende oder kreativ anmutende Farbwahl trifft. Bei genauerem Nachfragen stellt sich meist das Unvermögen in der Sehwahrnehmung heraus.

Aus der Unfähigkeit, Farben voneinander zu unterscheiden, resultieren gewisse Schwierigkeiten im Alltag, die sich aber meist leicht anderweitig kompensieren lassen. Betroffene können zum Beispiel keine unreife Erdbeere von einer reifen Erdbeere unterscheiden, deshalb benötigen sie bei der Auswahl Hilfe. Auf die Verkehrstüchtigkeit Erwachsener hat die Farbenblindheit keinen Einfluss, denn die Ampelphasen können anhand der Reihenfolge erfasst werden.

Auch bei der Auswahl passender Kleidung ist oftmals Hilfe notwendig, ein Beschriften der Farben im Kleiderschrank oder eine farbliche Sortierung schafft hier Besserung. Die Farbenblindheit hat keinen Krankheitswert, führt nicht zu einer weiteren Verschlechterung des Sehvermögens und ist vielmehr eine anatomische Besonderheit. Die meisten Betroffenen kommen im Alltag gut zurecht.

Diagnose & Verlauf

Eine Farbenblindheit kann mit Hilfe von zwei verschiedenen Methoden diagnostiziert werden. Die erste Möglichkeit ist die Überprüfung des Farbsinns mit Hilfe von speziellen Farbtafeln, die Ishihara-Tafeln. Auf diesen Tafeln sind verschiedene, aus Farbflecken zusammen gesetzte Zahlen abgebildet. Auch der Hintergrund ist gefleckt, allerdings andersfarbig. Zahlen und Hintergrund haben jedoch die gleiche Helligkeit.

Patienten mit einer Farbenblindheit erkennen die Zahlen entweder gar nicht oder falsch. Durch die Auswertung der Ergebnisse auf den verschiedenen Tafeln kann der Arzt feststellen, welche Form der Farbenblindheit vorliegt. Als zweite Möglichkeit zur Diagnose steht das sogenannte Anomaloskop zur Verfügung. Dabei handelt es sich um eine Art von Rohr, durch das der Patient auf eine zweigeteilte Prüfscheibe schaut.

Im unteren Teil der Scheibe wird ein bestimmter Gelbton dargestellt, dessen Helligkeit verändert werden kann. Im oberen Bereich der Prüfscheibe muss der Patient den gezeigten Gelbton durch die Mischung von Rot und Grün nachahmen. Anhand des Mischergebnisses durch den Patienten kann der Arzt die Diagnose auf eine bestimmte Form der Farbenblindheit stellen. Alle angeborenen Formen der Farbenblindheit bleiben in ihrem Verlauf konstant.

Bei der Farbenblindheit treten je nach der Ursache unterschiedlich starke Symptome auf. Am häufigsten kommt die Sehstörung im Rot-Grün-Bereich vor. Leider gibt es für eine angeborene Farbenblindheit keine wirksame Therapie. Bei den erworbenen Formen sind andere Erkrankungen ursächlich für die Sehstörung verantwortlich. Meist handelt es sich dabei um Erkrankungen des Sehnervs oder der Netzhaut.

Je nach der ursächlichen Erkrankung können auch andere Sehfunktionen eingeschränkt sein.

Komplikationen

Bei der Farbenblindheit kommt es zu vielen unterschiedlichen Komplikationen. In der Regel kann der Patient auch mit einer Farbenblindheit ein gewöhnliches Leben führen und ist in seiner Arbeitsweise und seinen Tätigkeiten nur kaum beeinträchtigt. Bei einer angeborenen Farbenblindheit ist allerdings keine Möglichkeit zur Heilung bekannt.

In diesem Fall muss der Patient sein gesamtes Leben lang mit dem Symptom leben. Komplikationen können in erster Linie psychischer Natur sein und zu einem verringerten Selbstwertgefühl führen. In einigen Fällen ist es für den Betroffenen nicht möglich, bestimmte Berufe auszuüben oder im Straßenverkehr aktiv teilzunehmen.

Auch das Risiko eines Unfalls ist aufgrund der Farbenblindheit etwas erhöht. Sollte es allerdings nicht zu Unfällen oder anderen Verletzungen kommen, so wird die Lebenserwartung aufgrund der Farbenblindheit nicht verringert. Durch die Farbenblindheit sind einigen Tätigkeiten im Alltag erschwert, können allerdings mit Übungen gemeistert werden.

Falls die Farbenblindheit im Laufe einer Erkrankung auftritt, so kann diese in einigen Fällen verbessert oder komplett geheilt werden. Dabei wird allerdings immer zuerst die Grunderkrankung behandelt. Die Farbenblindheit selbst führt zu keinen besonderen medizinischen Komplikationen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

In der Regel ist bei einer Farbenblindheit kein Besuch bei einem Arzt notwendig. Die Symptome der Farbenblindheit verschlechtern sich nicht mit der Zeit und können leider auch nicht behandelt werden. Sollte die Krankheit allerdings nicht angeboren, sondern erworben sein, so kann sich ein Besuch beim Arzt durchaus lohnen, um weitere Komplikationen zu vermeiden.

Der Arzt muss dann aufgesucht werden, wenn die Beschwerden zunehmen oder wenn sich neben der Farbenblindheit auch die Sehkraft des Patienten negativ entwickelt. Dabei kann es zu verschiedenen Beschwerden, wie zum Beispiel zu Schleiersehen oder auch zu Doppelbildern kommen.

Die Untersuchung und Behandlung der Farbenblindheit erfolgt in der Regel durch einen Augenarzt. In einigen Fällen kann durch die Diagnose der Grunderkrankung die Farbenblindheit auch vollständig geheilt werden. Diese Fälle treten allerdings nur sehr selten auf.

Bei einer Sehschwäche muss weiterhin immer eine Sehhilfe getragen werden, um diese Sehschwäche nicht weiter zu fördern. Vor allem bei Kindern müssen Eltern auf das richtige Tragen von Sehhilfen achten. In der Regel wirkt sich diese Krankheit nicht negativ auf die Lebensqualität des Patienten aus und verringert diese nicht.

Behandlung & Therapie

Ist die Farbenblindheit bzw. Farbsehstörung angeboren, gibt es bisher noch keine Behandlungsmethode zur Heilung.

Ist die Ursache eine andere Erkrankung, können Maßnahmen zur Behandlung dieser Krankheiten getroffen werden. In einigen Fällen ist es so auch möglich, die Farbenblindheit zu reduzieren oder gar zu heilen.

Aussicht & Prognose

Die Prognose der Farbenblindheit ist gebunden an das Ausmaß der vorhandenen Beeinträchtigungen sowie die Ursache der Erkrankung. Bei einer angeborenen Störung der Sehfähigkeit, kann trotz moderner medizinischer Therapien keine Änderung der Farbenblindheit erreicht werden. Die fehlenden Sehzellen, die das Farbsehen ermöglichen, sind aus genetischen Gründen im Entstehungsprozess des Embryos nicht angelegt worden.

Wird die Farbenblindheit im Laufe des Lebens erworben, kann sich eine weitere Verschlechterung der Sehschärfe entwickeln. Dies gilt insbesondere für Betroffene, die keine medizinische Versorgung in Anspruch nehmen. Je nach dem Ausmaß der Beeinträchtigungen kann sich durch das Tragen von speziellen Brillen, die Nutzung von Lupen oder Ferngläsern eine Verbesserung der Sehkraft einstellen.

Bei optimalen Lichteinflüssen sowie dem Vorliegen eines Zwei-Farben-Sehens, können Linderungen der Beschwerden erreicht werden. In Einzelfällen besteht bei Patienten, die unter einer neurologischen Ursache der Farbenblindheit leiden, eine Heilungsaussicht.

Gelingt es den Ärzten, den Grund für die Beeinträchtigungen in umfangreichen Untersuchungen zu finden, gibt es eine Chance auf eine Genesung. Lässt sich die vorliegende Ursache behandeln oder durch einen Eingriff beheben, hat der Patient eine gute Prognose. Nach einigen Monaten der Therapie kann die gewohnte Sehkraft wieder eintreten. Ebenso kann es bei Patienten eines Traumas oder einer Schocksituation zu einer Spontanheilung kommen.


Vorbeugung

Da es sich bei der Farbenblindheit in der Mehrzahl der Fälle um eine angeborene Erkrankung handelt, ist es nicht möglich, vorbeugende Maßnahmen gegen das Auftreten der Krankheit zu treffen. Die Erkrankung ist geschlechtsabhängig vererbbar. Männer sind häufiger betroffen als Frauen. Daher ist es sinnvoll, eine frühzeitige Diagnose erstellen zu lassen, sofern eine erbliche Vorbelastung für das Auftreten einer Farbenblindheit vorhanden ist.

Nachsorge

Bei einer Farbenblindheit sind die Möglichkeiten der Nachsorge extrem stark eingeschränkt. In der Regel kann diese Krankheit auch nicht behandelt werden, sodass Betroffene mit dieser Beschwerde ihr gesamtes Leben lang leben müssen. Nur in sehr seltenen Fällen kann die Farbenblindheit behandelt oder verbessert werden.

Eine Selbstheilung tritt bei dieser Krankheit nicht ein, wobei die Farbenblindheit allerdings auch nicht die Lebenserwartung des Betroffenen verringert. Je früher die Krankheit dabei erkannt wird, desto besser ist der weitere Verlauf bei dieser Beschwerde. Die Betroffenen sind in ihrem Leben durch diese Erkrankung meistens auf die Hilfe anderer Menschen angewiesen, damit sie im Alltag nicht zu stark eingeschränkt sind.

Dabei wirkt sich vor allem die liebevolle und pflegende Unterstützung durch die eigene Familie oder durch Freunde sehr positiv auf den Verlauf der Krankheit aus. Dadurch können auch Depressionen oder andere mögliche psychische Verstimmungen vermieden werden, die sich negativ auf die Lebensqualität des Betroffenen auswirken können.

Auch der Kontakt zu anderen Patienten der Farbenblindheit kann dabei sinnvoll sein. Dabei kommt es häufig zu einem Austausch an Informationen, welcher den Alltag deutlich erleichtern kann. Sollte die Farbenblindheit angeboren sein, ist bei einem bestehenden Kinderwunsch eine genetische Beratung mitunter sinnvoll.

Das können Sie selbst tun

In der Netzhaut der Augen befinden sich im Bereich des schärfsten Sehens, der Makula, drei verschiedene zapfenförmige Fotorezeptoren, die jeweils besonders sensitiv auf blaues, grünes und rotes Licht reagieren.

Im übrigen Bereich der Netzhaut befinden sich hauptsächlich stäbchenförmige Fotorezeptoren, die extrem schwaches Licht wahrnehmen und äußerst sensitiv gegenüber bewegten Objekten in der Peripherie reagieren. Von einer echten Farbenblindheit, bei der aufgrund genetischer Anlagen oder durch andere Faktoren eine oder mehrere Arten der Zapfen für das Farbsehen vollständig ausfallen, muss die häufiger vorkommende Farbschwäche unterschieden werden.

Eine Farbschwäche liegt vor, wenn beispielsweise die Zapfen für rot oder für grün eine verringerte Sehleistung aufweisen. Gegen eine angeborene Farbenblindheit gibt es (noch) keine wirksamen Therapien. Die angeborene Farbenblindheit ändert sich während des gesamten Lebens nicht mehr.

Falls es sich um eine erworbene Farbenblindheit handelt, hängt der Verlauf von den verursachenden Faktoren ab. Falls diese beseitigt werden können, ist keine weitere Sehverschlechterung zu erwarten, aber auch keine gravierende Verbesserung, weil ausgefallene Fotorezeptoren nicht regenerieren können.

Als Selbsthilfemaßnahmen kommen Schulungen in Betracht, die vermitteln wie aus sekundären Lichtinformationen Aussagen interpretiert werden können. Beispielsweise ist das aufleuchtende Rot an der Ampel immer das oberste Licht, während bei Grün immer das unterste Licht leuchtet. Falls an einem Autoheck die normale Beleuchtung plötzlich heller aufleuchtet, handelt es sich um das Bremslicht.

Quellen

  • Augustin, A.J.: Augenheilkunde. Springer, Berlin 2007
  • Burk, A. et al.: Checkliste Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2011
  • Grehn, F.: Augenheilkunde. Springer, Berlin 2012

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