Früherkennung beim Lipödem

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. September 2023
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Früherkennung beim Lipödem: Was Sie wissen sollten und was Sie tun können:

Fünf bis zehn Prozent der gesamten Bevölkerung weltweit sind von einem Lipödem betroffen. Die Fettverteilungsstörung hat vielseitige Symptome, wird aber dennoch oft zu lange für Übergewicht gehalten und nicht erkannt. Hier erfahren Sie, was genau ein Lipödem ist, wie Sie es erkennen und wie Sie nach der Früherkennung weiter handeln sollten.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Lipödem?

Ein Lipödem kann mit verschiedenen, für Betroffene unangenehmen Symptomen einhergehen.
© Fort Malakoff Klinik

Rund 3,8 Millionen Menschen in Deutschland – fast alle davon Frauen – leiden darunter. Doch was genau ist ein Lipödem?

Das Lipödem, nicht zu verwechseln mit Adipositas, ist eine chronische Fettverteilungsstörung. Sie bewirkt, dass sich die Fettzellen im Unterhautfettgewebe unkontrolliert vermehren. Das Resultat sind Fetteinlagerungen in Gesäß, Hüften, Armen und Beinen.

Ein Lipödem kann neben einer Umfangsvermehrung an den betroffenen Stellen noch weitere Auswirkungen auf Betroffene haben. Dazu gehören unter anderem Beschwerden wie

  • Spannung und Schmerzen in den betroffenen Körperregionen,
  • schwere Arme und Beine,
  • Knotenbildung unter der Haut
  • und eine Anfälligkeit für blaue Flecken.

Aber auch die Auswirkungen, die die Erkrankung auf die Psyche haben kann, sollten keinesfalls unterschätzt werden.

Woher kommt ein Lipödem?

Die Entstehung eines Lipödems ist genetisch vorbestimmt – die Erkrankung ist somit angeboren. Sie betrifft fast ausschließlich Frauen und tritt häufig mit der Pubertät in Erscheinung. Aber auch andere große Veränderungen im Hormonhaushalt wie Schwangerschaft oder die Wechseljahre können das Auftreten der Krankheit auslösen und zu Krankheitsschüben führen.

Dennoch besteht weiterhin der Irrglaube, eine ungesunde Ernährung oder Übergewicht würden das Lipödem verursachen.

Eine zuverlässige Methode zur Vorbeugung gibt es nicht

Als Lipödem werden übermäßig starke Wassereinlagerungen bezeichnet, die natürlich auch verschiedene Komplikationen hervorrufen können.
© vanillya – stock.adobe.com

Leider gibt es keine Methode, mit deren Hilfe ein Lipödem vermieden werden kann – da die Erkrankung genetisch veranlagt ist und durch hormonelle Veränderungen ausgelöst wird, gibt es dafür nach dem aktuellen Stand der Medizin keine effektive Vorbeugung.

Sollten Sie allerdings Verwandte haben, die bereits mit einem Lipödem diagnostiziert wurden, können Sie darauf achten, zusätzliche Risikofaktoren zu vermeiden.

Dazu gehören:

  • Rauchen
  • Alkoholkonsum
  • ungesunde Ernährung
  • zu wenig Bewegung

Diese Maßnahmen können ein Lipödem zwar nicht verhindern, sie helfen jedoch dabei, die Krankheit zurückzuhalten.

Warum Früherkennung so wichtig ist

Meist klagen Frauen über besonders starke kalte Füße und Beine, aber auch Männer können über sogenannte Eisbeine, Eisfüße oder Eisfinger klagen. Sie sind nicht selten ein Symptom für Lipödeme.

Um ein Lipödem so früh wie möglich erkennen zu können, sollten Sie bei Verdacht den Arzt Ihres Vertrauens oder einen Spezialisten kontaktieren.

Mögliche Anzeichen für ein Lipödem sind:

1. schwere, druckempfindliche Beine, die im Lauf des Tages anschwellen

2. am Ende des Tages schmerzende Beine trotz Ruheposition (beispielsweise im Bett)

3. blaue Flecken, obwohl Sie sich nirgendwo gestoßen haben

4. kalte Beine (selbst nach einer langen warmen Dusche)

5. häufiges Auftreten von Besenreisern

6. Fetteinlagerungen, die trotz Gewichtsreduktion nicht weniger werden

7. starke Fetteinlagerungen, die trotz Gegenmaßnahmen nach einer hormonellen Umstellung wie einer Schwangerschaft auftreten

All diese Anzeichen deuten in vielen Fällen auf ein Lipödem hin – bestätigen kann Ihnen die Erkrankung allerdings schlussendlich nur ein Spezialist.

Bisher ist ein Lipödem leider noch nicht heilbar, allerdings gibt es verschiedene Maßnahmen, durch deren Hilfe Sie den Fortgang der Erkrankung verlangsamen können. Denn eine Behandlung im Frühstadium kann dazu beitragen, dass später weniger Beschwerden auftreten.

Bei ersten Anzeichen der Erkrankung Kontakt mit einem Experten aufzunehmen ist somit sehr wichtig, um den weiteren Lauf der Krankheit so gut wie möglich zu beeinflussen. Denn wie bei den meisten Krankheitsbildern gilt auch beim Lipödem: Je früher im Verlauf man mit der Behandlung beginnt, desto besser.

Was können Sie gegen Ihr Lipödem tun?

Bei der operativen Variante handelt es sich um einen Eingriff – hierbei wird das Lipödem durch eine Liposuktion entfernt. Wer sich keinem operativen Eingriff unterziehen möchte, kann allerdings auch den konservativen Therapieansatz ausprobieren. Dieser beinhaltet unter anderem Maßnahmen der Komplexen Physikalischen Entstauungstherapie (KPE).

Die folgenden Therapieformen können dabei helfen, ein Lipödem unter Kontrolle zu halten:

1. Lymphdrainagen

Die Manuelle Lymphdrainage setzt sich aus verschiedenen Handgriffen in Form von Griff- und Massagetechniken zusammen. Diese Techniken sollen nicht nur die Lymphflüssigkeit in Richtung Hals verschieben, sondern auch zu einer Aktivierung des gesamten Lymphsystems führen.

Ein Mittel der konservativen Therapie, um den Fortschritt eines diagnostizierten Lipödems zu bremsen, sind manuelle Lymphdrainagen. Diese werden von speziell ausgebildeten Physiotherapeuten durchgeführt und sollten nach Möglichkeit regelmäßig stattfinden.

Durch die gezielte Massage des Lymphsystems können die Drainagen dazu beitragen, Stauungen von Lymphflüssigkeit zu lösen und so Schwellungen im Gewebe reduzieren. Das verbessert nicht nur das Hautbild, sondern verringert auch die Schmerzen und hat eine allgemeine Entlastung des betroffenen Bereichs zur Folge.

2. Kompressionstherapie

In Verbindung mit Lymphdrainagen ist auch die Kompressionstherapie ein wichtiger Aspekt der Behandlung. Durch den leichten Druck der Kompressionsstrümpfe oder -verbände wird der Lymphfluss nach der Lymphdrainage weiter unterstützt. Außerdem wird so verhindert, dass sich erneut Lymphflüssigkeit im Gewebe anstauen kann.

3. Ernährung

Wer an einem Lipödem leidet, sollte eine starke Gewichtszunahme so gut wie möglich vermeiden, da ein erhöhtes Körpergewicht den Lymphfluss beeinträchtigen kann. Dies wiederum, kann schmerzhafte Stauungen der Lymphflüssigkeit zur Folge haben.

In weiterer Folge ist eine gesunde Ernährung essenziell bei der Behandlung von Lipödem. Obwohl sie die Erkrankung nicht heilen kann, kann sie Symptome lindern, die Krankheitsprogression verlangsamen sowie die Lebensqualität verbessern.

Betroffene wählen am besten eine Ernährungsform mit entzündungshemmenden Eigenschaften, um den Blutzucker- und Insulinspiegel möglichst stabil zu halten. Außerdem sollten regelmäßige Essenspausen fest in die Ernährung integriert werden. Diese Anforderungen werden von den folgenden vier Ernährungsstilen erfüllt:

  • Ketogene Ernährung
  • Niedrig-glykämische Ernährung
  • Mediterrane Ernährung
  • Intermittierendes Fasten

4. Bewegung

Auch Bewegung ist eine wichtige Maßnahme, um ein Lipödem im Frühstadium zu behandeln – hierfür kommen einerseits spezifische Gymnastikübungen in Frage. Derart gezielte Bewegungstherapie kann dabei helfen, den Lymphtransport zu steigern.

Neben spezieller Gymnastik ist aber auch anderweitige regelmäßige Bewegung wirksam. Zwar lässt sich das Lipödem durch diese nicht verändern, sie kann allerdings Symptome lindern und seine weitere Entwicklung eindämmen. Ausdauer aufbauende Sportarten wie Wandern, Yoga oder Radfahren eignen sich hierfür gut. Überdies sind Wassersportarten besonders beliebt, weil der Wasserdruck förderlich ist und die Gelenke dabei geschont werden.

Fazit: Je früher die Diagnose, desto besser

Früherkennung eines Lipödems kann dabei helfen, rechtzeitig geeignete Maßnahmen zu ergreifen. Es gibt bisher zwar noch keine Möglichkeiten zur Prävention der Krankheit, aber durch die frühzeitige Therapie können die Symptome der Betroffenen gelindert und ihre Lebensqualität verbessert werden. Eine frühzeitige Behandlung ist entscheidend, um den Fortschritt des Lipödems zu verlangsamen und die Beschwerden zu reduzieren.

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