Gehörgangsexostose

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als Gehörgangsexostose werden gutartige Knochenwucherungen im knöchernen, hinteren Teil des äußeren Gehörgangs, bezeichnet, die zu einer Verengung oder sogar Verlegung des Gehörgangs führen. Es können sich einzelne feste Wucherungen herausbilden oder mehrere kleinere perlenartige Strukturen. Als eine der häufigsten Ursachen wird eine Reizung der Knochenhaut im äußeren Gehörgang durch kaltes Wasser angesehen, weil die Krankheit beispielsweise bei Surfern sehr häufig auftritt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Gehörgangsexostose?

Bis zu 70 Prozent der Surfer, die ihren Sport intensiv betreiben, sind von derartigen knöchernen Wucherungen in ihren äußeren Gehörgängen betroffen. Kaltwassersurfer scheinen anfälliger zu sein als Surfer, die vorwiegend ihren Sport in tropischen Regionen ausüben.
© Henrie – stock.adobe.com

Der äußere Gehörgang (Meatus acusticus externus) besteht im ersten Drittel aus einer knorpeligen, elastischen Substanz und weiter im Inneren aus knöchernen Strukturen. Im knöchernen Teil des Gehörgangs kann es zu gutartigen Wucherungen kommen (Hyperostose), die den äußeren Gehörgang einengen oder im Extremfall zur Gänze verlegen.

Weil derartige knöcherne Formationen nur im Inneren Teil des äußeren Gehörgangs auftreten, befinden sie sich häufig in unmittelbarer Nähe des Trommelfells. Die gutartige Gehörgangsexostose muss von anderen benignen oder malignen tumorösen Wucherungen im oder am äußeren Gehörgang abgegrenzt werden, die allerdings sehr selten sind.

Die krankhaften Veränderungen im Meatus acusticus externus kommen bei Surfern und bei Apnoetauchern sehr häufig vor, so dass sich im angelsächsischen Sprachgebrauch der Begriff Surfer’s ear eingebürgert hat. Die Verengungen im Gehörgang, die durch eine oder durch multiple Exostosen verursacht werden, sind mittels Otoskop gut zu erkennen.

Ursachen

Die genauen Ursachen der Gehörgangsexostose sind (noch) nicht alle bekannt. Man geht davon aus, dass es sich um eine erworbene, multifaktorielle Erkrankung handelt. Spezielle genetische Dispositionen gelten als unwahrscheinlich. Eine der Hauptursachen für die Entstehung einer Gehörgangsexostose scheint das häufige Eindringen von Wasser in den äußeren Gehörgang zu sein.

Bis zu 70 Prozent der Surfer, die ihren Sport intensiv betreiben, sind von derartigen knöchernen Wucherungen in ihren äußeren Gehörgängen betroffen. Kaltwassersurfer scheinen anfälliger zu sein als Surfer, die vorwiegend ihren Sport in tropischen Regionen ausüben. Das bedeutet, dass kaltes Wasser einen stärkeren Reiz zur Ausbildung von Exostosen ausübt als relativ warmes Meerwasser.

Das fördert die Hypothese, dass es sich eigentlich um eine Art Schutzmechanismus handelt, um kaltes Wasser vom Trommelfell fernzuhalten. Bemerkenswert ist auch, dass beispielsweise in arktischen Gewässern lebende Mützenrobben regelmäßig Gehörgangsexostosen zum Schutz ihres Gehörs ausbilden.

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Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Erste Anzeichen und Symptome, die auf eine Gehörgangsexostose hindeuten könnten, sind relativ unspezifisch wie im Gehörgang verbleibendes Wasser nach dem Baden oder Duschen oder Ohrenschmalz (Cerumen), das sich nicht von selbst aus dem Gehörgang entleert und häufig auftretende Gehörgangsentzündungen.

Gelegentlich können auch Beschwerden, die beim Tragen eines Gehörschutzes auftreten, auf eine Wucherung im Gehörgang hindeuten. Häufig zeigt sich als Beschwerde eine Schallleitungschwerhörigkeit, wenn der äußere Gehörgang stark verengt oder durch Cerumen oder durch Wasser vollkommen verlegt ist. In vielen Fällen sind die Anzeichen und Beschwerden so gering, dass sie nicht bewusst wahrgenommen werden und die Gehörgangsexostose eher zufällig im Rahmen einer anderen Untersuchung mit dem Otoskop wahrgenommen wird.

Diagnose & Verlauf

Bei der Gehörgangsexostose handelt es sich um benigne Knochenhyperplasien im knöchernen Teil des äußeren Gehörgangs. Die knöchernen Formationen selbst rufen keinerlei systemische Probleme hervor. Sie können relativ einfach mit dem Otoskop per Auge diagnostiziert werden. Eine weitergehende Untersuchung mittels Computertomografie ist in der Regel nicht notwendig.

Die eigentlichen Probleme entstehen durch die physische Einengung oder gar vollkommene Verlegung des Meatus acusticus externus. Hierdurch können Sekundärprobleme auftreten wie Schwerhörigkeit, und es kann eine Entzündungsanfälligkeit entstehen. Der Krankheitsverlauf ist hauptsächlich vom Verlauf der Reizung der Knochenhaut im Gehörgang abhängig. Das bedeutet, dass die Hyperplasien weiter wachsen, solange beispielsweise das ständige Eindringen von (kaltem) Wasser anhält.

Falls die Krankheit entdeckt wird, bevor es zu Beschwerden kommt, kann der weitere Verlauf gestoppt werden, wenn durch vorbeugende Maßnahmen wie Nutzung geeigneter Ohrenstöpsel oder durch sonstige geeignete Schutzmaßnahmen kein Wasser mehr in die Ohren eindringen kann. Falls keine derartigen Maßnahmen getroffen werden und die Reizung der Knochenhaut anhält, nehmen die knöchernen Hyperplasien weiter zu bis zur völligen Verlegung des äußeren Gehörgangs.

Komplikationen

Durch die Gehörgangsexostose kommt es beim Patienten zu Wucherungen im Bereich des Gehörgangs. Dabei können unterschiedliche Komplikationen auftreten, die das Ohr betreffen. Im schlimmsten Falle verliert der Betroffene sein gesamtes Hörvermögen oder leidet an einer ausgeprägten Schwerhörigkeit.

Vor allem nach dem Baden und Duschen oder nach dem Besuch im Schwimmbad kann es sehr einfach zu Entzündungen des Gehörganges kommen. Diese sind mit starken Schmerzen verbunden. Nicht selten breiten sich Schmerzen aus den Ohren auch in den Kopf oder zu den Zähnen aus. Die Lebensqualität nimmt durch die Gehörgangsexostose erheblich ab.

Weiterhin können die Symptome auch dann auftreten, wenn der Patient einen Gehörschutz trägt. Damit sind möglicherweise bestimmte Arbeiten oder Tätigkeiten nicht mehr möglich, sodass der Alltag des Betroffenen ebenfalls eingeschränkt wird. Bei vielen Menschen führt eine plötzliche Schwerhörigkeit zu psychischen Beschwerden und Depressionen. In der Regel ist immer eine Behandlung notwendig, da die Gehörgangsexostose nicht von alleine verschwindet.

Dabei werden operative Eingriffe eingesetzt. Eine Schwerhörigkeit kann in den meisten Fällen nicht mehr rückgängig gemacht werden, sodass der Betroffene an dieser sein gesamtes Leben leiden wird. Ebenso sind Kontakte mit kaltem Wasser zu vermeiden. Die Lebenserwartung bleibt durch die Gehörgangsexostose unverändert.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Ist es dem Betroffenen nicht möglich, aufgenommenes Wasser im Ohr nach dem Baden, Duschen oder Schwimmen selbst aus dem Ohr zu befördern, sollte er einen Arzt aufsuchen. Zuvor sollte versucht werden, durch das Hüpfen auf einem Bein und Kopfschräglage vorsichtig selbst das Wasser aus dem Ohr zu entfernen. Gelingt dies trotz zahlreicher Bemühungen über mehrere Tage nicht, sollte ein Arzt konsultiert werden. Bei einem Taubheitsgefühl, ungewöhnlichen Ohrgeräuschen oder einem Druckgefühl im Ohr ist es ratsam, einen Arzt aufzusuchen.

Treten Schmerzen der Ohren auf, setzt Schwerhörigkeit ein oder können Warnsignale der Umgebung nicht mehr wie gewohnt wahrgenommen werden, ist eine Abklärung der Beschwerden nötig. Nehmen die Beschwerden an Intensität zu oder breiten sie sich weiter aus, muss ein Arztbesuch erfolgen. Kommt es zu Kopfschmerzen, einem Druckgefühl im Kopfinneren, einer Hautempfindlichkeit am Ohr, Hautveränderungen, Rötungen sowie Schwellungen, wird ein Arzt benötigt.

Entwickeln sich Ängste, erfolgt ein sozialer Rückzug oder können sportliche Aktivitäten nicht mehr wie gewohnt ausgeführt werden, sollte ein Arzt konsultiert werden. Kommt es zu Störungen des Gleichgewichts, Gangunsicherheiten oder Schwindel, muss ein Arzt um Hilfe gebeten werden. Die allgemeine Unfallgefahr steigt an und sollte durch die Klärung der Ursachen minimiert werden.

Behandlung & Therapie

Der Verlauf einer Gehörgangsexostose kann zwar durch Ursachenbeseitigung gestoppt werden, aber die bereits bestehenden Hyperplasien bilden sich nicht zurück. Auch existieren keine Medikamente, deren Einnahme zu einer Rückbildung der knöchernen Formationen führen würde.

Falls die Einengungen des äußeren Gehörgangs nicht die Gefahr von Sekundärschäden wie Anstieg der Entzündungshäufigkeit oder eine Schallleitungsschwerhörigkeit, ist keine weitere Therapie vonnöten außer der Empfehlung, in regelmäßigem Turnus eine Otoskopie durchführen zu lassen. Falls eine Rückführung oder vollständige Beseitigung der knöchernen Hyperplasien indiziert ist, ist ein operativer Eingriff notwendig.

Der Eingriff erfolgt meist unter örtlicher Betäubung, seltener unter Vollnarkose. Nachdem die Haut über dem zu entfernenden Knochengewebe zurückgeklappt wurde, wird die Knochenformation per Diamantbohrer abgefräst oder mit einem winzigen Meißel abgetrennt. Es kann notwendig sein, Eigenhaut, die vorzugsweise hinter dem Ohr entnommen wird, in den Gehörgang einzupflanzen. Falls das Ohr nach dem Eingriff nicht vor dem Eindringen kalten Wassers geschützt wird, kann es zu rezidivierenden Wucherungen kommen.

Aussicht & Prognose

Bei einer Gehörgangsexostose handelt es sich um eine gutartige Knochenwucherung, dessen Aussicht und Verlauf nur sehr schwer vorherzusagen ist. Der gesamte Krankheitsverlauf ist sehr stark davon abhängig, ob eine ärztliche bzw. ein operativer Eingriff stattfindet. Sucht die betroffene Person frühzeitig und bei ersten Anzeichen einer Gehörgangsexostose einen Arzt auf, dann kann der gesamte Krankheitsverlauf positiv beeinflusst werden.

Medikamente zeigen allerdings bei einer bestehenden Gehörgangsexostose keinerlei Wirkung, sodass für eine Verbesserung ein operativer Eingriff notwendig ist. Jedoch ist ein solcher Eingriff nicht immer notwendig. Wenn die gutartige Wucherung die Funktion des Ohres nicht beeinträchtigt kann auf eine Operation verzichtet werden.

Wird die Ohrschmuschel oder das allgemeine Hörvermögen von der Wucherung beeinträchtigt ist ein operativer Eingriff unumgänglich. Die Wucherungen werden dabei entfernt, sodass diesbezüglich schnell Abhilfe geschaffen werden kann. Für eine schnelle und unkomplizierte Heilung sollte stets der Rat eines entsprechenden Arztes eingeholt werden, andernfalls kann es zu einem deutlich erschwerten Krankheitsverlauf kommen.

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Vorbeugung

Die einzigen vorbeugenden Maßnahmen, die vor einer Gehörgangsexostose schützen, bestehen darin, den äußeren Gehörgang vor dem Eindringen von kaltem Wasser und kalter Luft zu schützen. Dadurch erhält die Knochenhaut im knöchernen Teil des äußeren Gehörgangs keinen Anreiz zur Ausbildung von Hyperplasien. Neben Zweikomponenten-Silikonkugeln, aus denen sich ein individueller Gehörschutz formen lässt, sind vor allem wiederverwendbare Ohrenstöpsel geeignet, die speziell für Wasser- und Surfsport konzipiert wur den.

Nachsorge

Bei einer Gehörgangsexostose stehen Betroffenen in der Regel keine Möglichkeiten der Nachsorge zur Verfügung. Dabei kann nicht immer eine vollständige Heilung erreicht werden, sodass Betroffene in erster Linie auf die frühzeitige Diagnose und Behandlung dieser Krankheit angewiesen sind. Eine Selbstheilung tritt bei der Gehörgangsexostose ebenso nicht ein.

Die Möglichkeiten zur Behandlung der Gehörgangsexostose sind dabei ebenfalls sehr stark eingeschränkt, sodass die Krankheit nicht mit Hilfe von Medikamenten behandelt werden kann. In seltenen Fällen ist ein operativer Eingriff erforderlich, falls die Ursache für die Symptome bekannt ist. Nach einem solchen Eingriff sollte sich der Betroffene immer ausruhen und den Körper schonen.

Vor allem die Ohren müssen dabei geschont werden, wobei laute Geräusche zu vermeiden sind. Im Allgemeinen muss sich der Betroffene ausruhen und darf keine anstrengenden Tätigkeiten durchführen. Das Ohr sollte vor allem vor Fremdkörpern oder vor Wasser nach dem Eingriff geschützt werden.

Sollte die Gehörgangsexostose nicht behandelt werden können, ist der Betroffene meist auf eine psychologische Unterstützung angewiesen. Diese kann dabei auch durch die eigenen Freunde und durch die Familie erfolgen. In der Regel wirkt sich die Gehörgangsexostose nicht auf die Lebenserwartung des Betroffenen aus.

Das können Sie selbst tun

Einer Gehörgangsexostose kann in vielen Fällen vorgebeugt werden, indem das Eindringen von sehr kaltem Wasser in das Ohr vermieden wird. Vor allem Surfer sollten daher immer einen Schutz beim Surfen tragen, um dieses Eindringen zu verhindern. Dazu eignen sich Silikonkugeln oder ein gewöhnlicher Gehörschutz, der für diese Sportarten konzipiert wurde. Die Gehörgangsexostose kann auch beim Eindringen von warmen Wasser ausgebildet werden, allerdings ist die Wahrscheinlichkeit der Ausbildung bei kaltem Wasser deutlich erhöht.

Eine weitere Behandlung mit Mitteln der Selbsthilfe ist leider nicht möglich. Bei der Gehörgangsexostose sind die Patienten immer auf einen operativen Eingriff angewiesen, um die Wucherungen zu entfernen. In der Regel können die Beschwerden damit vollständig eingeschränkt werden. Die Ohren müssen allerdings auch nach einem erfolgreichen Eingriff weiterhin vor kaltem Wasser geschützt werden, um das erneute Auftreten der Erkrankung zu verhindern. Eine medikamentöse Behandlung der Gehörgangsexostose ist nicht möglich.

Sollte es nicht zu einer Behandlung kommen, so leiden die Betroffenen in der Regel an einer Schwerhörigkeit. Diese kann nicht durch ein Hörgerät gelindert werden, da das Trommelfell in den meisten Fällen nicht durch eine Gehörgangsexostose beschädigt wird.

Quellen

  • Arnold, W.: Checkliste Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Thieme, Stuttgart 2011
  • Boenninghaus, H. G., Lenarz, T.: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde. Springer, Heidelberg 2012
  • Reia, M.: Facharztwissen HNO-Heilkunde. Springer, Heidelberg 2009

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