Gipskraut

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das Gipskraut mit seinen kleinen weißen Blüten ist auch unter dem Namen Schleierkraut bekannt. Von Gärtnern und Floristen wird es gern zur Auflockerung in großen Blumensträußen verwendet. Weniger bekannt ist, dass das Gipskraut auch in der Pflanzenheilkunde als Heilmittel benutzt wird.

Vorkommen & Anbau des Gipskrauts

Es existieren insgesamt etwa 120 verschiedene Arten, von denen viele die bekannten zarten, weißen Blüten ausbilden.
Das Gipskraut gehört zu den Nelkengewächsen. Es existieren insgesamt etwa 120 verschiedene Arten, von denen viele die bekannten zarten, weißen Blüten ausbilden. In Europa heimisch ist das Mauer-Gipskraut (Gypsophila muralis), dass in einigen Regionen als Acker-Gipskraut bezeichnet wird. Es blüht von Juli bis Oktober. Das einjährige Kraut erreicht eine Höhe von etwa 20 Zentimetern und bildet nierenförmige Samen aus. Verbreitet ist es von Südeuropa bis zum südlichen Skandinavien. In Süddeutschland zeigt sich die Pflanze relativ oft; in Norddeutschland dagegen ist sie sehr selten. Eine ähnliche Verbreitung charakterisiert das sogenannte Büschelige Gipskraut (Gypsophila fastigiata). Es ist zudem unter dem Namen Ebensträußiges Gipskraut bekannt. In Deutschland finden sich verstreute Vorkommen von der Pfalz bis ins westliche Brandenburg. Das Kriechende Gipskraut (Gypsophila repens) ist eine mehrjährige Pflanze, die von Mai bis September blüht. Es benötigt gips- oder kalkhaltige Böden und kommt in der Natur nur im alpinen Raum in Höhen ab 1300 Metern vor. Einen Sonderfall stellt das als Schleierkraut bekannte Rispige Gipskraut (Gypsophila paniculata) dar. Es ist deutlich größer als das Mauer-Gipskraut und kann bis zu einem knappen Meter wachsen. Es stammt ursprünglich aus den kanadischen Rocky Mountains, wächst inzwischen aber auch wild in Europa.

Wirkung & Anwendung

Als Zierpflanze kultiviert wird vor allem das Rispige Gipskraut oder Schleierkraut. Gut gedeihen kann es allerdings nur an einem trockenen Standort. Es benötigt viel Sonne und zieht sandige, nährstoffarme Böden vor. Auf die Zugabe von Kompost sollte man verzichten. Im Beet wird das Rispige Gipskraut oft als Begleitpflanze zu großblütigen Stauden kombiniert und verleiht dem Garten einen zarten, leicht altmodischen Charme.

Auch in Blumensträußen wird Schleierkraut gern eingesetzt, um Blumen mit größeren Blüten einen filigranen Hintergrund zu bieten. Klassiker sind beispielsweise Gebinde aus roten Rosen oder Zierspargel abgestimmt mit Schleierkraut. Bei Hochzeiten wird die Pflanze häufig als Blumenschmuck benutzt. Zum einen harmoniert das Kraut mit den weißen Blüten perfekt mit einem Brautschleier. Zum anderen steht die Pflanze symbolisch für die Hingabe.

Auch das Kriechende Gipskraut (Gypsophila repens) lässt sich im Garten kultivieren. Allerdings muss der Boden ausreichen kalkhaltig sein. Die alpine Pflanze siedelt sich gern in Steinfugen und auf Mauerkronen an. Auch als Bodendecker kann sie gute Dienste leisten. Darum wird sie von Gärtnern auch als Teppich-Schleierkraut bezeichnet. Traditionell wurden und werden die rübenartigen Wurzeln des Gipskrauts wegen ihrer seifenähnlichen Bestandteile gesammelt und getrocknet.

Durch das Auskochen der weißen Wurzel für etwa zehn Minuten lässt sich eine Lauge herstellen, die unter Umständen noch mit Wasser verdünnt werden kann. Weil das entstandene natürliche Waschmittel besonders schonend ist, wird es zum Reinigen von Pelzen und Lederwaren auch industriell genutzt. Die getrockneten Wurzeln werden zudem mit Wasser zu Tee aufgebrüht. Dieser wird bei Husten oder Bronchitis in der Regel zwei bis dreimal täglich getrunken. Auch in einigen in der Apotheke erhältlichen schleimlösenden Präparaten sind Extrakte aus der Schleierkrautwurzel enthalten.

Bedeutung für die Gesundheit, Behandlung & Vorbeugung

Die in allen Anwendungen wirksamen Bestandteile sind die in den Wurzeln des Gipskrautes enthaltenen Saponine und Phytosterole. Saponine verdanken ihren Namen der Tatsache, dass sie in Kombination mit Wasser einen seifenartigen Schaum bilden. Durch ihren hohen Gehalt an Saponinen lässt sich die Wurzel des Gipskrautes aufkochen und als Waschmittel verwenden. Die Saponine zeigen oral eingenommen auch eine schleimlösende Wirkung. Tee aus getrockneter Gipskrautwurzel kann darum bei Reizhusten lindernd wirken, auf der anderen Seite aber auch im Falle einer Bronchitis den Auswurf fördern.

Eine Tagesdosis von 30 bis150 mg getrockneter Wurzel sollte vorsichtshalber nicht überschritten werden. Bislang sind keine Nebenwirkungen des Gipskraut ist bekannt, wenn es in diesen geringen Mengen aufgenommen wird. Auch Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sind nicht bekannt. In Schwangerschaft und Stillzeit wird von der Einnahme von Präparaten aus der Apotheke, die Gipskraut beziehungsweise dessen Wurzel enthalten, und vom Trinken von Gipskraut-Tee nur unter ärztlicher Aufsicht geraten.

Dies ist als Vorsichtsmaßnahme zu werten, weil noch keine Studien zur Unbedenklichkeit dieses Heilkrautes in der Schwangerschaft vorliegen. Bekannt ist dagegen, dass die Einnahme einer zu großen Menge der getrockneten Gipskrautwurzeln Nebenwirkungen nach sich ziehen kann. Zum einen kann es zu Magenschmerzen kommen, auch Durchfälle und Blasenreizungen können die Folge sein. Eine seltenere, aber ebenfalls dokumentierte Nebenwirkung ist das Auftreten von Schwindelgefühlen.

Dem Gipskraut werden in der Volksmedizin zudem weitere Wirkungen nachgesagt, die aber überwiegend noch nicht ausreichend belegt sind. So soll es beispielsweise harntreibend wirken. Auch eine spermizide Wirkung wird dem Kraut zugesprochen. Gipskraut soll zudem helfen, Schädlinge zu vertreiben. Die in Gipskraut enthaltenen Phytosterole tragen möglicherweise zu einer Senkung des Cholesterinspiegels bei. Ob oral eingenommene Phytosterole dies jedoch tatsächlich leisten können, ist umstritten. Unterschiedliche Studien gelangten in dieser Frage zu ganz verschiedenen Schlussfolgerungen.


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