Gleitsichtbrille

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine Gleitsichtbrille verbindet die Korrektur von Kurz- und Weitsichtigkeit. Sie verfügt über einen speziellen Aufbau, bei dem die Sichtbereiche für Nah- und Weitsicht in jedes Brillenglas individuell eingeschliffen werden. Speziell für kurzsichtige Menschen mit beginnender Altersweitsichtigkeit stellen Gleitsichtbrillen eine hilfreiche Entwicklung dar.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Gleitsichtbrille?

Eine Gleitsichtbrille gehört zu den sogenannten Mehrstärkenbrillen. Diese Brillen besitzen verschiedene Zonen in jedem Glas, die zur Korrektur unterschiedlicher Arten von Fehlsichtigkeit konzipiert sind. Eine Gleitsichtbrille ist aufgrund ihres besonders Schliffs also eine Kombination von Fern- und Nahbrille. Im Gegensatz zu anderen Mehrstärkenbrillen wie Bifokalbrillen oder Trifokalbrillen, ist der Übergang zwischen den verschiedenen Brillenstärken bei einer Gleitsichtbrille in jedem Glas gleitend gestaltet. Das macht ihre Benutzung für viele Menschen deutlich angenehmer als den Einsatz von Mehrstärkenbrillen mit harten Übergängen.

Allerdings hat eine Gleitsichtbrille oft Nachteile bei der Arbeit an einem Bildschirm. Denn für den optimalen Einsatz der Nahsicht-Zone ist der Abstand zum Bildschirm meist zu groß, so dass das scharfe Sehen durch die Übergangszone von Fern- zu Nahsicht-Zone einiger Übung bedarf. Außerdem ergibt sich durch den speziellen Aufbau einer Gleitsichtbrille eine seitliche Begrenzung des Sichtfeldes, so dass beispielsweise Linien am Rande der Brille oft verzerrt erscheinen.

Formen, Arten & Typen

Eine Gleitsichtbrille kann prinzipiell in die meisten gängigen Fassungen eingesetzt werden. Und auch der Aufbau ist bei allen Brillen dieser Art gleich: Der obere Teil ist für die Fernsicht konzipiert, der untere für die Nahsicht. Zwischen diesen beiden Teilen liegt eine sogenannte Progressionszone. Dennoch unterscheiden sich die einzelnen Modelle moderner Gleitsichtbrillen – und zwar in der Qualität der Gläser.

Qualitativ werden auf Gleitsicht ausgerichtete Brillen in vier Qualitätsstufen eingeteilt: Standard, Komfort, Premium und Individuell. Während Standard die geringste Qualitätsstufe darstellt, bilden individuelle Gleitsichtgläser die höchste Qualitätsstufe. Standard-Gläser in einer Gleitsichtbrille sind für viele Nutzer bereits ausreichend, um sämtliche Funktionsbereiche zuverlässig abzudecken. In einigen Fällen jedoch empfiehlt sich die Anschaffung einer hochwertigeren Gleitsichtbrille. Das gilt zum Beispiel, wenn der Brillenträger sehr viel Zeit vor dem Computerbildschirm verbringt. Auch, wer häufig im Straßenverkehr unterwegs ist, sollte auf möglichst hochwertige Gleitsichtgläser setzen. Dabei bilden individuell angepasste Gläser die höchstmögliche Qualitätsstufe, da eine solche Gleitsichtbrille exakt auf die persönlichen Faktoren des Nutzers abgestimmt wird.

Aufbau & Wirkungsweise

Rein äußerlich ist eine Gleitsichtbrille kaum von einer normalen Fern- oder Nahbrille zu unterscheiden. Ihre Besonderheit liegt im Schliff der Brillengläser, der nicht nur scharfes Fern- und Nahsehen erlaubt, sondern auch in Zwischendistanzen liegende Gegenstände scharf erkennbar macht.

Dafür ist jedes Glas in drei Zonen unterteilt: Im oberen Drittel ist es mit einer Korrektur der Fehlsichtigkeit beim Fernsehen ausgestattet. Durch diesen Bereich lassen sich Objekte ab einer Entfernung von zwei Metern scharf erkennen. In der Mitte jedes Glases befindet sich die Progressionszone, dank derer auch Zwischendistanzen von einem halben bis zwei Metern kein Problem für das scharfe Sehen darstellen. Im unteren Drittel jedes Glases schließlich wird die Korrektur für die Fehlsichtigkeit im Nahsehen eingeschliffen. Durch diesen Bereich lassen sich Objekte scharf erkennen, die sich weniger als einen halben Meter vor dem Betrachter befinden.

Um eine Gleitsichtbrille mit diesem Aufbau herzustellen, sind mehrere Schleif-Vorgänge nötig. Entsprechend größer ist der Aufwand, der für die Herstellung einer solchen Brille notwendig ist. Je nach Qualitätsstufe der Brillengläser erhöht sich dieser Aufwand zusätzlich. Das Ergebnis des aufwändigen Produktionsprozesses ist eine Brille, die sämtliche Fehlsichtigkeiten ihres Trägers komfortabel korrigiert.

Um eine Gleitsichtbrille optimal nutzen zu können, müssen sich Brillenträger jedoch daran gewöhnen, bei weit entfernten Objekten durch den oberen Teil der Brille zu blicken – und bei Objekten im Nahbereich bewusst durch das untere Drittel der Gläser zu schauen. Besonders bei Tätigkeiten wie Radfahren oder Autofahren ist dies zunächst eine Herausforderung.


Medizinischer & gesundheitlicher Nutzen

Die wichtigste medizinische Bedeutung einer Gleitsichtbrille ist das Ausgleichen mehrerer Formen von Fehlsichtigkeit in einem Gerät. Das erlaubt es Menschen, die sowohl von Kurz- wie auch Weitsichtigkeit betroffen sind, im Alltag auf das ständige Wechseln zwischen Fern- und Nahbrille zu verzichten. Ihre spezifischen Vorteile machen sich jedoch erst nach einer gewissen Eingewöhnungsphase bemerkbar. Denn beim Einsatz einer Gleitsichtbrille muss der Brillenträger sich daran gewöhnen, statt Augenbewegungen Kopfbewegungen auszuführen. Da die verschiedenen Sicht-Zonen im Gleitsichtglas so dicht nebeneinander liegen, führt das Bewegen der Augen meist dazu, dass die Umgebung durch eine andere Zone wahrgenommen wird oder die Ränder der Brillengläser für verzerrte Wahrnehmungen sorgen. Um Objekte in der Ferne stets scharf im Blick zu behalten, muss der Träger einer Gleitsichtbrille deshalb den Kopf hin- und her drehen. Das gilt auch beim Lesen im Nahbereich.

Wer sich jedoch an diese Nutzungsweise gewöhnt hat, stellt schnell fest, dass sich eine Gleitsichtbrille im Alltag sehr bequem einsetzen lässt. Diese Brillenform wurde speziell für Personen entwickelt, die in jüngeren Jahren an Kurzsichtigkeit leiden. Denn sie haben häufig mit zunehmendem Alter das Problem, dass sie auch im Nahbereich eine Sehschwäche entwickeln – die sogenannte Altersweitsichtigkeit. Deshalb genügt eine Fernbrille in diesen Fällen nicht mehr, um jederzeit in allen Bereichen das scharfe Sehen zu gewährleisten. Der Umstieg auf eine Gleitsichtbrille erfolgt daher für viele Nutzer erst im fortgeschrittenen Alter.

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