Sehvorgang
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Die Augen stellen das wichtigste Sinnesorgan des Menschen dar. Sie dienen insbesondere der Orientierung und visuellen Wahrnehmung. Verschiedene Beschwerden und Erkrankungen können die Funktion des Sehvorgangs jedoch einschränken.
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Was ist der Sehvorgang?
Der Sehvorgang erfolgt über komplexe Mechanismen in Gehirn und Augen. Ausschlaggebend für die Weiterleitung von Bildern ist das Licht. Dieses verursacht auf der Netzhaut eine Reaktion, aus der ein elektrischer Reiz resultiert. Mithilfe von bestimmten Nerven gelingt es den Augen, den Impuls ins Gehirn weiterzuleiten. Dabei werden die Informationen auf dem Weg von der Netzhaut ins Gehirn bereits so umgeändert, dass weitere Strukturen die Reize verarbeiten können.
Zum Sehvorgang gehört jedoch nicht nur der mechanische Prozess, der zum Abbild der Umwelt führt, sondern ebenfalls die psychologischen Konsequenzen, welche sich aus dem Gesehenen ergeben. Nachdem die Reize ins Gehirn gelangt sind, muss dieses die empfangenen Impulse interpretieren und analysieren.
Dabei wird die Interpretation von verschiedenen Faktoren beeinflusst. Zu diesen gehören beispielsweise die Erfahrungen, Erinnerungen und individuelle Entwicklungen. Daraus resultiert, dass die Wahrnehmung von Mensch zu Mensch verschieden ist und nicht als identisch beschrieben werden kann.
Funktion & Aufgabe
Die kleinsten Elemente des Lichts werden durch die Photone gebildet. Diesen wiederum gelingt es, dem Auge einen Reiz zu vermitteln. Bei dem Sehvorgang fällt das Licht durch Hornhaut, Pupille, Linse und Glaskörper.
Erst wenn die Netzhaut überquert wurde, kann das Abbild gebildet werden. Dabei brechen Hornhaut und Linse das Licht in einem solchen Winkel, dass es dem Auge möglich ist, die Reize zu empfangen. Wird das Licht nicht korrekt gebrochen, ergibt sich ein unscharfes Bild. Auf diese Weise entstehen zum Beispiel Kurz- sowie Weitsichtigkeit.
Die Informationen werden anschließend über mehrere Wege von Neuronen empfangen. Besonders wichtig sind hier die Stäbchen- und Zäpfchenzellen, welche eine hohe Lichtempfindlichkeit aufweisen.
Neuronen sind die Nervenzellen des menschlichen Organismus. Abhängig von ihrer Art, können sie Reize umwandeln und verändert weiterleiten. Der Weitertransport erfolgt über die Zellfortsätze, die so genannten Axone. Sobald die Reize in den Neuronen angekommen sind, kann der Sehnerv sie ins Gehirn transportieren.
Die Weiterleitung erfolgt über die Sehbahn. Als diese wird die Verbindung zwischen Auge und Gehirn bezeichnet. Ihr Anfang kann in der Netzhaut des Auges gefunden werden, der weitere Verlauf erfolgt über den Sehnerv.
Der Corpus geniculatum laterale sorgt für eine weitere Veränderung der Reize in die Sehstrahlung. Die Sehstrahlung wiederum reicht in die Hinterlappen des Hirns. In dieser Region lassen sich die Sehzentren lokalisieren. Diesen gelingt es, die Informationen der Netzhaut zu verarbeiten und passende Reaktionen auszulösen.
Besonders wichtig für diesen Prozess ist beispielsweise die Sehrinde. Sie ist für die bewusste Wahrnehmung des Gesehenen verantwortlich und für die Zuordnung von Interpretationen und Emotionen.
Der Sehvorgang dient dem Menschen insbesondere der Orientierung. Auf diese Weise kann die eigene Lage eingeschätzt werden. Ingesamt 80 Prozent aller Informationen, die über die Umwelt ins Gehirn gelangen, werden durch die Augen geliefert. Dem menschlichen Augen gelingt die Differenzierung von etwa 150 Farbtönen.
Die Wichtigkeit des Sehvorgangs wird meistens erst dann deutlich, wenn es zu Einschränkungen des Sehens kommt. Die Augen ermöglichen nicht nur die Orientierung, auf diese Weise ist es auch möglich, sämtliche Objekte wahrzunehmen. Gegenstände können umgangen und Werkzeuge zur weiteren Verarbeitung aufgenommen werden.
Darüber hinaus dient das Sehen auch der Kommunikation. Hierzu zählt zum einen die Beobachtung der Lippen während des Sprechens, zum anderen die Mimik und Gestik, welche dem Unterbewusstsein bestimmte Reize und Informationen liefert.
Krankheiten & Beschwerden
Kurzsichtige Menschen nehmen ein verschwommenes Abbild der Umwelt dar. Objekte, die nur wenige Zentimeter entfernt sind, können in der Regel scharf wahrgenommen werden. Je größer der Abstand jedoch wird, desto mehr verschwimmt auch das Abbild.
Verursacht wird Kurzsichtigkeit von einem nicht optimal gebrochenen Lichtstrahl. Das Licht wird in der Netzhaut gebündelt. Ein zu langer Augapfel oder eine erhöhte Brechkraft der Linse sind dafür verantwortlich, dass die Elemente des Sehvorgangs nicht mehr optimal aufeinander abgestimmt sind. Oftmals werden die Auslöser der Kurzsichtigkeit vererbt und äußern sich während der ersten drei Lebensjahrzehnte.
Weitsichtigkeit hingegen bedeutet, dass ferne Objekte scharf wahrgenommen werden, während nah gelegene Elemente verschwommen erscheinen. Eine zu schwache Brechkraft der einzelnen Strukturen des Auges sorgen dafür, dass die Bündelung des Lichts zu spät erfolgt und sich ein unscharfes Bild ergibt.
Weitsichtigkeit wird meistens bereits bei der Geburt diagnostiziert. Ausschlaggebend ist häufig ein zu kurzer Augapfel. Im Vergleich zur Kurzsichtigkeit tritt Weitsichtigkeit jedoch seltener auf.
Beide Fehlsichtigkeiten können durch eine Brille oder Kontaktlinsen korrigiert werden. Dabei kann sich die Sehschwäche im weiteren Lebensverlauf verschlechtern. Deswegen ist unter Umständen eine regelmäßige Anpassung der Brillengläser notwendig. Liegt keine krankhafte Veränderung der Augen vor, ist aufgrund von Kurz- oder Weitsichtigkeit nicht mit dem Verlust des Augenlichts zu rechnen.
Quellen
- Augustin, A.J.: Augenheilkunde. Springer, Berlin 2007
- Burk, A. et al.: Checkliste Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2011
- Lang, G. K.: Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2014