Heilpädagogik

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 9. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Heilpädagogik ist ein Teilgebiet der Pädagogik, das sich als "Pädagogik unter erschwerten Bedingungen" versteht. Heilpädagogen bewegen sich somit auf der Schnittstelle zwischen Pädagogik, Sonderpädagogik und Psychologie und widmen sich in ihrer Arbeit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, die verhaltensauffällig, in ihrer Entwicklung beeinträchtigt oder von Behinderung betroffen oder bedroht sind.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Heilpädagogik?

Heilpädagogen widmen sich in ihrer Arbeit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, die verhaltensauffällig, in ihrer Entwicklung beeinträchtigt oder von Behinderung betroffen oder bedroht sind. Heilpädagogisches Reiten ist beispielsweise eine Therapieform, die angewendet werden kann.

Heilpädagogen betonen die ganzheitliche Sichtweise auf ihre Klienten; so wird jeder von Behinderung betroffene Mensch zu allererst als vollständige und eigenständige Person wahrgenommen, deren Behinderung nur einen Aspekt ihrer Persönlichkeit ausmacht.

Nicht allein ein Symptom oder eine Einschränkung und deren Beseitigung soll im Fokus der Arbeit stehen, sondern der genze Mensch mit seiner spezifischen Lebensgeschichte, Psyche, Physis, Emotionen und Lebenswirklichkeit. Behinderung wird grundsätzlich als ein soziologisches Konstrukt begriffen. Entsprechend sind Heilpädagogen stets bestrebt, eine möglichst große Eigenständigkeit, Inklusion und Teilhabe von Menschen mit Behinderungen an der Gesamtgesellschaft zu erwirken.

Heilpädagogen arbeiten nach dem Paradigma der Ressourcenorientierung. Im Fokus der heilpädagogischen Arbeit steht nicht die Beseitigung von Krankheiten und Defiziten, sondern die Förderung von Fähigkeiten und Stärken, welche die Person handlungsfähig machen. Darüber hinaus sind Heilpädagogen bemüht, Symptome und Auffälligkeiten ihrer Klienten als im Kontext der individuellen Lebensgeschichte sinnvoll und gerechtfertigt zu betrachten und die Person beim Erwerb neuer Handlungsstrategien zu unterstützen.

Heilpädagogen sind in ihrer Arbeit stark interdisziplinär ausgerichtet; sie bewegen sich im ständigen Austausch mit Sonderpädagogen, Medizinern, Psychologen, Ergotherapeuten, Logopäden und anderen Fachrichtungen, um eine möglichst umfassende und ganzheitliche Förderung ihrer Klienten zu erreichen.

Man unterscheidet zwischen zwei Wegen der Ausbildung zum Heilpädagogen. Zum einen besteht die Möglichkeit, sich aufbauend auf eine abgeschlossene Ausbildung, zumeist zum Erzieher oder Heilerziehungspfleger, in einer mehrjährigen Weiterbildung zum staatlich anerkannten Heilpädagogen weiter zu qualifizieren. Zum anderen bieten Universitäten und Fachhochschulen den grundständigen Studiengang Heilpädagogik an, der früher mit dem Diplom, heutzutage mit Bachelor oder Master abgeschlossen wird.

Behandlungen & Therapien

Heilpädagogen sind mit der Betreuung und Behandlung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen betraut, die von Entwicklungsverzögerungen und Behinderung betroffen oder bedroht sind und/oder Verhaltensauffälligkeiten zeigen.

Als Klienten kommen Kindern mit angeborenen oder erworbenen geistigen oder körperlichen Behinderungen in Betracht; Kinder, die auf Grund ungünstiger Entwicklungsbedingungen in ihren Herkunftsfamilien keine altersgerechte Entwicklung durchlaufen konnten; aber auch erwachsene Menschen mit geistigen Behinderungen oder psychischen Erkrankungen.

Mögliche Arbeitsfelder für Heilpädagogen sind somit die Frühförderung entwicklungeverzögerter Kleinkinder in Kindergärten oder spezialisierten Fördereinrichtungen; Kinder- und Jugendpsychiatrien; Einrichtungen der stationären und ambulanten Jugendhilfe; sonderpädagogische Horte, Schulen und Kindergärten; niedergelassene heilpädagogische Praxen; Rehabilitationseinrichtungen; Erziehungsberatungsstellen; Wohn- und Arbeitseinrichtungen für Personen mit geistigen und seelischen Behinderungen und dergleichen mehr. Heilpädagogische Betreuung kann sowohl in therapieähnlicher Form in gezielter Einzel- und Gruppenförderung stattfinden, als auch im Rahmen alltäglicher, lebenspraktisch orientierter Erziehung und Begleitung.

Auf Grund ihrer stark auf interdisziplinäre Zusammenarbeit orientierten Ausrichtung findet man Heilpädagogen häufig als wertvolle Ergänzung in pädiatrischen und kinder- und jugendpsychiatrischen Praxen oder Krankenhäusern. Auch in Regelkindergärten und -schulen können sie die Arbeit der dortigen Fachkräfte als Integrationskräfte ergänzen, da die Integration und Inklusion behinderter Menschen ein Kerninteresse heilpädagogischer Arbeit darstellt.

Heilpädagogen betrachten sich als "spezialisierte Generalisten", die vielfältige pädagogische Settings durch ihre spezifische Haltung und Arbeitsweise bereichern können.


Diagnose & Untersuchungsmethoden

Heilpädagogen greifen zur Diagnostik von Entwicklungsverzögerung auf standardisierte psychologische Testverfahren zurück. Hier sind etwa der Hamburg-Wechsler-Test oder das Kaufman Assescment Battery for Children zur Intelligenzdiagnostik zu nennen.

Spezifische Entwicklungstests wie die Bayley Scales of Infant Development oder der Entwicklungstest sechs Monate bis sechs Jahre, dienen dazu, die normgerechte Entwicklung in verschiedenen Bereichen (Sprache, Motorik etc.) zu überprüfen, um gegebenfalls Entwicklungsverzögerungen zu erkennen und den Klienten gezielt fördern zu können.

Darüber hinaus kommen projektive Testverfahren zum Einsatz, bei der die Gefühlslage und innerpsychische Konflikte des Klienten durch kreative Aufgaben zum Ausdruck gebracht werden. Hier sind beispielsweise das Familie in Tieren-Verfahren, der Wartegg-Zeichentest, der Sceno-Test oder der Rosenzweig Picture Frustration-Test zu nennen. Generell jedoch liegt das Augenmerk des Heilpädagogen weniger auf an Normen orientierten Kategorisierungen und Diagnosen, sondern auf der Förderung und ganzheitlichen Betrachtung von Individuen.

Medizinische Untersuchungen zur Diagnostik organisch bedingter Entwicklungshemnisse fallen nicht in das Aufgabengebiet des Heilpädagogen; hier zieht er die entsprechenden medizinischen Fachleute wie Pädiater und Neurologen zu Rate.

Quellen

  • Schöffmann, E., Schulz, D.: Wege zum Anderen. Facetten heilpädagogischer Diagnostik auf anthroposophischer Grundlage. Info3 Verlag, Frankfurt/M. 2015
  • Kuhn-Zuber, G., Bohnert, C.: Recht in der Heilpädagogik und Heilerziehungspflege. Lambertus, Freiburg 2016
  • Fischer, H., Renner, M.: Heilpädagogik. Heilpädagogische Handlungskonzepte in der Praxis. Lambertus, Freiburg 2014

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