Hydrozele (Wasserbruch)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 2. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Krankheiten Hydrozele (Wasserbruch)

Unter einer Hydrozele, auch Wasserbruch genannt, versteht man eine Veränderung des Hodens, welche gutartig ist und meistens ohne Schmerzen aufritt. Es sammelt sich dabei Wasser im Hodensack an.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Hydrozele?

Eine Hydrozele kann sich durch sehr unterschiedliche Symptome äußern. Typisch für die Erkrankung ist ein geschwollener Hoden.
© Balint Radu – stock.adobe.com

Eine Hydrozele kann nur am Hoden auftreten, oder/und auch am Samenstrang. Es gibt sowohl eine primäre, das heißt eine angeborene Hydrozele, als auch eine sekundäre also erworbene Hydrozele. Diese kann also im Laufe des Lebens durch unterschiedliche Ursachen entstehen.

Die primäre Hydrozele kann ein- oder beidseitig auftreten und oftmals ohne eine Behandlung in den ersten Lebensmonaten wieder zurückgehen. Ein solcher angeborener Wasserbruch ist keine Seltenheit.

Außerdem gibt es noch eine Sonderform der Hydrozele, den akuten Wasserbruch. Er kann durch ein Trauma, eine Einblutung oder eine Infektion hervorgerufen werden. Diese Form unterscheidet sich von den anderen beiden in Form von starken Schmerzen.

Ursachen

Die Ursachen der Hydrozele sind unterschiedlicher Art. Bei der primären Hydrozele ist die Ursache auf eine Entwicklungsphase im Mutterleib zurückzuführen. Das Bauchfell stülpt sich trichterförmig in den Hodensack aus, im Körper des Ungeborenen stattfindet und sich später wieder zurückbildet. Dort kann sich dann Wasser ansammeln, sodass eine Hydrozele entsteht.

Die Hoden des Kindes treten erst kurz vor der Geburt oder innerhalb des ersten Lebensjahres von der Bauchhöhle in den Hodensack herunter. Dabei müssen sie durch die erwähnte Ausstülpung gleiten, welche sich im Normalfall danach verschließt. Ist dies nicht der Fall, kann sich dort eine Hydrozele bilden oder bei einem vollständigen Ausbleiben des Verschließen sogar eine Leistenhernie (Leistenbruch).

Die sekundäre Hydrozele kann im Laufe des Lebens männliche Kinder oder Erwachsene betreffen. Es gibt dafür mehrere Auslöser, wie zu Beispiel eine Entzündung der Hoden oder Nebenhoden (siehe Nebenhodenentzündung). Außerdem können Verletzungen oder Hodentumore zu einer Hydrozele führen. Auch nach einer Operation zur Entfernung von Krampfadern am Hoden (Varikozelen) können Hydrozelen als Folge entstehen.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Eine Hydrozele kann sich durch sehr unterschiedliche Symptome äußern. Typisch für die Erkrankung ist ein geschwollener Hoden. In welchem Maße der Hoden geschwollen ist, hängt in erster Linie von der Lokalisation und Ausprägung der Flüssigkeitsansammlung ab.

Im Frühstadium ruft die Hydrozele meist keine weiteren Beschwerden hervor. Erst mit der Vergrößerung des Hodens treten weitere Symptome auf, wie zum Beispiel pochende Schmerzen oder ein Druck- oder Schweregefühl. Bei einem schweren Verlauf tritt ein akutes Skrotum auf, welches mit starken Schmerzen verbunden ist. Ein akuter Wasserbruch kann zu einer starken Schwellung des Hodens führen.

Zudem besteht ein erhöhtes Risiko für die Entstehung einer Unfruchtbarkeit. Viele Betroffene bemerken zudem ein pochendes Gefühl im Bereich des Hodensacks. Äußerlich ist eine Hydrozele in erster Linie an der Schwellung des Hodens zu erkennen. In schweren Fällen kann es auch zu Blutungen kommen, die sich durch eine partielle Rotfärbung des Hodensacks äußern.

Eine angeborene Hydrozele bildet sich gelegentlich von selbst wieder zurück. Allerdings kann es auch zu einem Wasserbruch oder zu einem Leistenbruch kommen, der ernste Komplikationen hervorrufen kann. Im schwersten Fall stirbt der betroffene Hoden ab.

Diagnose & Verlauf

Diagnostiziert wird die Hydrozele mit Hilfe verschiedener Untersuchungen, zum ersten mit der Abtastung durch den Arzt. Hierbei wird festgestellt, ob der Hodensack geschwollen ist und noch andere äußerliche Auffälligkeiten vorliegen. Meistens wird als Bestätigung der Hydrozele noch eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt.

Der Verlauf einer Hydrozele ist generell positiv, da es sich um eine gutartige Veränderung des Hodens handelt. Die primäre Hydrozele kann sich meistens selbst zurückbilden und es ist keine Behandlung notwendig. Bei der sekundären hingegen sollte die Ursache behandelt werden. Es kann auch eine Operation notwendig sein, wenn die Hydrozele weiterhin bestehen bleibt. Die Prognose ist aber dennoch positiv.

Komplikationen

In den meisten Fällen kommt es durch den Wasserbruch nicht zu besonderen Komplikationen oder Beschwerden. Die Veränderung des Hodens ist dabei gutartig und es kommt in der Regel nicht zu Schmerzen beim Patienten. Die Hoden sind dabei relativ stark angeschwollen und füllen sich mit Wasser. Ohne Behandlung kann es im weiteren Verlauf dieser Krankheit zu Schmerzen in den Hoden kommen, die in erster Linie allerdings nicht auftreten.

Schmerzen in den Hoden stellen für den Mann ein sehr unangenehmes Symptom dar und können zu einer starken Einschränkung der Lebensqualität führen. Der Betroffene wirkt durch den Wasserbruch abgeschlagen und nimmt nicht mehr aktiv am sozialen Leben teil. Weiterhin kann es auch zur Ausbildung von psychischen Beschwerden und Depressionen kommen, wenn der Wasserbruch nicht behandelt wird. Ruheschmerzen können dabei auch nachts zu Schlafstörungen führen.

In vielen Fällen ist keine Behandlung notwendig. Falls sich der Wasserbruch allerdings nicht von alleine zurückbilden sollte, kann auch ein operativer Eingriff stattfinden, der die Beschwerden löst. Dabei treten keine besonderen Komplikationen auf. Auch die Lebenserwartung des Patienten wird durch den Wasserbruch nicht beeinflusst.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Eine Hydrozele muss in jedem Fall von einem Arzt untersucht werden. Da sich die Entartung auch in einen bösartigen Tumor verwandeln kann, wirkt sich eine frühzeitige Diagnose und Behandlung der Erkrankung immer positiv auf den weiteren Verlauf aus und kann Komplikationen verhindern. Ein Arzt sollte bei der Hydrozele immer dann aufgesucht werden, wenn es zu einer Schwellung an den Hoden kommt. Diese Schwellung tritt vor allem ohne einen besonderen Grund und dauerhaft auf.

Schmerzen treten in der Regel nicht auf. An den Hoden sind ebenfalls Ansammlungen von Wasser zu erkennen. Nur in seltenen Fällen kommt es an den Hoden zu Schmerzen oder zu anderen unangenehmen Gefühlen. Sollten die Beschwerden der Hydrozele daher über einen längeren Zeitraum auftreten und nicht wieder von alleine verschwinden, so ist auf jeden Fall ein Besuch bei einem Urologen notwendig. Auch die Behandlung findet meistens beim Urologen statt und kann die Hydrozele vollständig einschränken. Die Lebenserwartung des Patienten wird durch diese Erkrankung nicht negativ beeinflusst.

Behandlung & Therapie

Falls bei der angeborenen Hydrozele nicht noch ein Leistenbruch vorhanden ist, benötigt das betroffene Kind zunächst keine Behandlung, da sich die Wasseransammlung von selbst zurückbildet. Wenn sich der Wasserbruch nicht bis zum Ende des ersten Lebensjahres zurückgebildet hat, wird eine Operation notwendig.

Dies ist nur ein kleiner Eingriff, bei dem ein Schnitt an der Leiste gemacht wird, um dort die Verbindung zwischen Bauchfell und Hodensack zu schließen. Im schlechtesten Fall bildet sich nach einigen Monaten erneut eine Hydrozele, was jedoch selten passiert. Bei der sekundären Hydrozele wird eine Therapie zur Behandlung der Ursache angesetzt. Daraufhin kann sich die Wasseransammlung oft zurückbilden.

Wenn der Wasserbruch dennoch bestehen bleibt oder es keine eindeutig erkennbare Ursache gibt, wird auch hier zu einer Operation geraten, um die Beschwerden zu beseitigen. Es wird eine spezielle Technik angewendet, die eine Neubildung der Hydrozele verhindern soll.


Aussicht & Prognose

Die Mehrheit der Patienten mit der Diagnose Hydrozele kann eine Besserung erwarten. Statistisch gesehen wurde ermittelt, dass neun aus zehn Patienten ein Abklingen der typischen Symptome erfahren. Ein Leben ohne Einschränkungen ist die Regel. Zu unterscheiden sind zwei Risikogruppen: Kleinkinder bis zum Alter von zwei Jahren und alle anderen. Die Erkrankung der Babys heilt meist von alleine aus. Die anderen benötigen eine operative Therapie.

Kleinkinder befinden sich in einer ständigen Entwicklung. Das führt dazu, dass sich der Ursprung zwischen Hoden und Bauchhöhle von alleine verschließt. Oft geschieht das um den vierten Lebensmonat herum. Ab dem dritten Lebensjahr bleibt nur ein chirurgischer Eingriff. Dieser verläuft meist ohne Komplikationen. Mögliche Schwierigkeiten kennt man auch von anderen Eingriffen: Infektionen, Schwellungen und anderes. Nur selten kehrt der Wasserbruch wieder.

Findet kein Eingriff statt, entstehen regelmäßig Komplikationen. Möglich ist beispielsweise eine dauerhafte Zeugungsunfähigkeit. Flüssigkeit im Hodensack drückt dann die Durchblutung ab. Denkbar ist auch die Hodentorsion, bei der der Hoden die Durchblutung stört. Der Genitalbereich ist in jedem Fall sehr empfindlich. Schmerzen treten im Alltag zunehmend auf.

Vorbeugung

Man kann einer Hydrozele nicht direkt vorbeugen; es kann nur versucht werden, das Risiko für die Entstehung so gering wie möglich zu halten. Wer beispielsweise an einer Hoden- oder einer Nebenhodenentzündung leidet oder gelitten hat, sollte diese konsequent mit ärztlicher Beratung behandeln. Wer bestimmte Sportarten ausübt, bei denen ein erhöhtes Risiko für eine Verletzung im Genitalbereich besteht, sollte sich dabei ausreichend schützen. Zum Beispiel gibt es für Sportler Genitalschutze, die angelegt werden könnten.

Nachsorge

Im Anschluss an eine Operation verbleibt der Patient in der Regel noch ein bis zwei Tage in der Klinik, um die nötige Nachsorge zu gewährleisten. Diese besteht darin, am Tag nach dem Eingriff den Schlauch der Wunddrainage zu entfernen und die Operationswunde zu kontrollieren. Auftretende Wundschmerzen können im Rahmen der Visite mit dem Arzt besprochen und entsprechend medikamentös behandelt werden.

Betroffene müssen sich in den ersten zwei Wochen nach erfolgter Entlassung unbedingt schonen und körperliche Anstrengungen vermeiden. Heiße Bäder oder generell Vollbäder sind in dieser Zeit tabu, stattdessen ist die Dusche zu benutzen. Auch Saunagänge oder die Anwendung von Wärmflaschen oder Heizkissen sind innerhalb dieses Zeitrahmens kontraindiziert.

Sofern sich keine Rötungen, Schwellungen oder Schmerzen entwickeln verläuft die Wundheilung nach Plan. Dennoch ist der Patient angehalten kurzfristig nach seiner Entlassung einen Kontrolltermin bei seinem Urologen zu vereinbaren und diesem den Entlassungsbrief der Klinik auszuhändigen. Dieser enthält alle Informationen über die erfolgte Behandlung und verabreichten Medikamente.

Die Nahtfäden beginnen nach zwei Wochen sich aufzulösen und fallen über einen Zeitraum von bis zu drei Monaten nach und nach von selbst ab. Treten Irritationen durch das Nahtmaterial auf oder befinden sich nach diesem Zeitraum noch Reste an der Wunde, ist ein Arzt zu kontaktieren.

Das können Sie selbst tun

Ein Hydrozele muss für gewöhnlich operativ behandelt werden. Einige Hausmittel und Tipps unterstützen die Behandlung.

Zunächst sollten die Betroffenen abwarten. Manchmal löst sich die Verstopfung an den Hoden nach einiger Zeit auf und die Flüssigkeit kann von selbst abfließen. Unterstützt werden kann dieser Vorgang durch ein Bad mit Bittersalz. Das warme Wasser sorgt in Verbindung mit den Salzen dafür, dass die Flüssigkeit durch die Haut aus dem Körper zieht und die Schwellung abklingt. Zudem ist Bittersalz reich an Magnesium, das die Muskeln entspannt und Druckempfindlichkeit lindert. Sollte die Hydrozele aber schmerzen, kann ein Bittersalz-Bad eine weitere Entzündung hervorrufen. Bei Schmerzen wird am besten ärztliche Hilfe geholt.

Nach der Genesungszeit empfehlen sich Schonung und Wärme. Kinder sollten in den ersten zwei Tagen nach der Behandlung möglichst viel Zeit im Bett verbringen. Männer sollten für mindestens eine Woche keine sexuellen Aktivitäten ausüben. Zuletzt sollte der Hodensack und insbesondere der Bereich um den Wasserbruch geschont werden. Schützende Unterwäsche oder ein Verband bewahren die gereizte Stelle vor weiteren Belastungen und helfen bei der Genesung.

Quellen

  • Gasser, T.: Basiswissen Urologie. Springer, Berlin 2011
  • Finke, F., Piechota, H., Schaefer, R.M., Sökeland, J., Stephan-Odenthal, M., Linden, P.: Die urologische Praxis. Uni-Med, Bremen 2007
  • Hautmann, R.: Urologie. Springer, Berlin Heidelberg 2014

Das könnte Sie auch interessieren