Kaffee in der Schwangerschaft

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Es ist allgemein bekannt, dass Alkohol und Tabak für das ungeborene Kind gefährlich sind und deshalb während der Schwangerschaft tabu sein sollten. Dass Medikamente nur nach Absprache mit dem Arzt eingenommen werden sollten, ist ebenfalls selbstverständlich. Aber auch der scheinbar harmlose Genuss von Kaffee in der Schwangerschaft kann sich negativ auf das Baby auswirken.

Inhaltsverzeichnis

Was bewirkt Koffein in der Plazenta?

Je mehr Kaffee eine werdende Mutter zu sich nimmt, desto stärker wirkt sich das darin enthaltene Koffein auf die Entwicklung des Kindes aus.
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Das in Kaffee, aber auch in schwarzem und grünem Tee, Cola, Energy Drinks und in geringerer Menge in Kakao enthaltene Koffein ist eine psychoaktive Substanz, die auf den Körper stimulierend wirkt. Da durch Koffein die Herzfrequenz erhöht und der Stoffwechsel angeregt wird, macht der Kaffee wach und erhöht die Konzentration, verursacht aber in größeren Mengen auch Kopfschmerzen und Schlafprobleme.

Während viele andere schädliche Stoffe von der Plazenta, die den mütterlichen von dem kindlichen Blutkreislauf trennt, ausgefiltert werden, kann Koffein die Plazentaschranke ungehindert passieren. Deshalb beeinflusst der Genuss von Kaffee in der Schwangerschaft nicht nur den Organismus der werdenden Mutter, sondern auch den ihres ungeborenen Kindes. Dabei wird die Wirkung auf das Baby sogar noch dadurch verstärkt, dass dem kindlichen Körper wichtige Enzyme fehlen, die bei Erwachsenen den Abbau von Koffein erleichtern.

Insbesondere im Gehirngewebe des Kindes kann sich Koffein anreichern. Bis das aufgenommene Koffein wieder ausgeschieden ist, benötigt der Körper des Ungeborenen bis zu zwanzigmal so lange wie ein durchschnittlicher Erwachsener. Auch der Körper der Schwangeren selbst kann aufgrund der Veränderungen in ihrem Stoffwechsel Koffein nur verlangsamt abbauen.

Neben den direkten Auswirkungen auf das heranwachsende Kind beeinflusst die Aufnahme von Koffein auch die Plazenta, da sich die Blutgefäße dadurch verengen. Dies führt zu einer verminderten Durchblutung und indirekt zu einer geringeren Versorgung des Babys mit Sauerstoff und wichtigen Nährstoffen.

Zu viel Kaffee hat Einfluss auf das Gewicht des Kindes

Je mehr Kaffee eine werdende Mutter zu sich nimmt, desto stärker wirkt sich das darin enthaltene Koffein auf die Entwicklung des Kindes aus. Neben der herabgesetzten Nährstoffversorgung spielt dabei auch direkte wachstumshemmende Effekte des Koffeins eine Rolle. Bereits vergleichsweise geringer Kaffeekonsum kann deshalb in ursächlichem Zusammenhang mit einem verringerten Geburtsgewicht des Kindes haben.

So kann bereits eine Tasse Kaffee pro Tag eine Abweichung vom durchschnittlichen Geburtsgewicht im 30 Gramm nach unten bedeuten. Auch die Körpergröße kann unterdurchschnittlich ausfallen. Je weniger ein Säugling bei der Geburt wiegt, desto größer sind nicht nur die Gesundheitsgefahren in der Zeit direkt nach der Geburt, sondern desto wahrscheinlicher werden auch langfristige Folgen, die die Entwicklung des Kindes beeinträchtigen können.

Aus diesem Grund empfehlen internationale Gesundheitsorganisationen Schwangeren, nicht mehr als 200 bis 300 Milligramm Koffein pro Tag zu sich zu nehmen. Das entspricht etwa zwei bis drei kleinen Tassen Kaffee. Liegt die Tagesdosis nur gelegentlich darüber, sind negative Auswirkungen unwahrscheinlich. Wird aber dauerhaft deutlich mehr Kaffee konsumiert, kommt zu dem verringerten Geburtsgewicht auch noch die Gefahr hinzu, eine Frühgeburt zu erleiden.

Kaffee während der Stillzeit?

Auch während der Stillzeit sollte Kaffee nur in Maßen genossen werden. Bereits kurz nach der Aufnahme von Koffein mit Getränken oder der Nahrung lässt sich der Stoff in der Muttermilch nachweisen. Etwa eine Stunde später ist der Koffeingehalt am höchsten. Wenn ein Baby in dieser Zeit zum Trinken angelegt wird, nimmt es deshalb mit der Milch auch Koffein auf.

Je mehr Koffein in der Muttermilch enthalten ist, desto häufiger und stärker reagieren Säuglinge darauf mit Schlafstörungen, Unruhe und Nervosität. Allerdings normalisiert sich der Stoffwechsel der Mutter nach dem Ende der Schwangerschaft sehr schnell, so dass das aufgenommene Koffein bald wieder in der vor der Schwangerschaft üblichen Geschwindigkeit abgebaut wird.

Sobald ein Baby in einem größeren zeitlichen Abstand gestillt wird, spricht nichts dagegen, direkt nach dem Stillen Kaffee zu trinken, da das darin enthaltene Koffein bis zum nächsten Anlegen des Kindes im Körper bereits abgebaut ist.

Tipps für einen ausgeglichenen Koffeinkonsum

Da geringe Mengen an Koffein unbedenklich sind, muss keine schwangere oder stillende Frau ganz auf den Genuss von Kaffee verzichten. Allerdings sollten die zwei bis drei erlaubten Tassen möglichst nicht auf einmal, sondern über den Tag verteilt getrunken werden. Auch gilt es zu bedenken, dass andere Getränke wie Schwarztee oder Cola ebenfalls Koffein beinhalten und deshalb in der Gesamtbilanz berücksichtigt werden müssen.

Wenn Kaffee und Cola vor allem aufgrund des Geschmacks getrunken werden, empfiehlt es sich, auf koffeinfreie Produkte umzusteigen. Schwarztee kann durch Rooibostee ersetzt werden, der ebenfalls kein Koffein enthält. Instantkaffeegetränke sind dagegen keine Alternative, da sie ebenfalls Koffein enthalten und überdies häufig recht kalorienreich sind.

Wenn eine Frau Kaffee vor allem wegen der munter machenden Wirkung schätzt und vor der Schwangerschaft sehr viel davon getrunken hat, kann es in der Umstellungsphase zu Müdigkeit und Kopfschmerzen kommen. Dies vergeht jedoch nach einigen Tagen von selbst, nachdem sich der Körper umgestellt hat.

Bei besonders starken Problemen mit der Umgewöhnung kann die tägliche Kaffeemenge auch nach und nach reduziert werden. Statt Kaffee können auch heiße Zitrone, Ingwerlimonade, frisch gepresste Säfte oder Wechselduschen als morgendliche Muntermacher eingesetzt werden. Auch Früchtetee kann lecker und erfrischend sein.


Genuss ohne Reue

Kaffeetrinken ist für viele ein selbstverständlicher Teil des Alltags. Auch in der Schwangerschaft und Stillzeit muss diese Gewohnheit nicht gänzlich aufgegeben werden. Da sich aber größere Mengen an Koffein ungünstig auf die Entwicklung des ungeborenen Kindes auswirken kann, sollte der Konsum entsprechend reduziert werden.

Dank zahlreicher koffeinfreier Getränke in den unterschiedlichsten Geschmacksrichtungen finden selbst passionierte Kaffeetrinkerinnen sicher etwas, das sie ohne Bedenken genießen können.

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