Fehlgeburt und Frühgeburt
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 8. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Nicht jede Frau, die in die Schwangerschaftsberatung beim Frauenarzt oder zur Entbindung kommt, stellt diese Frage laut. Aber unausgesprochen liegt sie jeder werdenden Mutter ebenso auf der Zunge wie die Frage, ob es wohl ein Junge oder ein Mädchen wird. Besonders dringend wird die Sorge um das Wohlergehen des kommenden Kindes, wenn im Bekanntenkreis eine Fehlgeburt oder Totgeburt oder gar eine Fehlbildung (früher auch Missgeburt genannt) beklagt werden muss. Und davon haben schließlich beinahe alle Frauen einmal gehört.
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Ursachen für Fehlgeburt & Frühgeburt
Dennoch muss man gleich vorweg nehmen, dass heute viel weniger kranke oder tote Kinder geboren werden, als noch vor 30 Jahren. Besonders die immer besser werdenden stabilen sozialen Verhältnisse in unserer Zeit (im Gegensatz nur Nachkriegszeit in Deutschland) haben für immer gesündere und starke Kinder gesorgt. Zusätzlich trägt der Gesundheitsschutz der Schwangerschaftsberatung und die rechtzeitige Untersuchung der Schwangeren beim Frauenarzt eine bedeutende Rolle in der Früherkennung und Behandlung von Problemfällen bei der Schwangerschaft.
Obwohl die Kindersterblichkeit und Kindermissbildung in den letzten Jahrzehnten in Deutschland stark zurück gegangen ist, gibt es immer noch drei große Gruppen der kindlichen Todesursachen:
1. Kindliche Erkrankungen vor der Geburt
2. Fehl- und Frühgeburt
3. Geburtsschädigung des Kindes
Jede Krankheit der Mutter kann auch dem ungeborenen Kind gefährlich werden. Dies gilt besonders für fieberhafte Erkrankungen, wie Nierenentzündungen, Grippe oder Lungenentzündung. Aber auch recht stille Leiden, wie zum Beispiel die Diabetes, gewisse Blutkrankheiten, ja selbst eine als Rh-Faktor bekannte Bluteigenschaft der Eltern können dem Kind Gefahr bringen, ohne dass die Mutter davon etwas merken muss. Vor allem aber können Störungen des mütterlichen Stoffwechsels das Kind schädigen.
Symptome, Anzeichen & Beschwerden
Solche Störungen kann man durchaus frühzeitig genug erkennen, entweder an einer Blutdrucksteigerung, Eiweißausscheidung im Harn oder Schwellung an den Füßen und Händen. Bei rechtzeitiger Untersuchung durch die gut organisierte Schwangerschaftsuntersuchungen beim Arzt kann man auch frühzeitig mit der Behandlung beginnen, und Schäden des Kindes, die es besonders in der zweiten Schwangerschaftshälfte bedrohen und zum Absterben vor der Geburt bringen können, lassen sich durchaus vermeiden.
Für Fehlgeburten und Frühgeburten sind häufig auch schlechte soziale Verhältnisse verantwortlich (z.B. Rauchen, Alkohol- und Drogenkosnum während der Schwangerschaft) zu machen. Das Problem der moralisch fragwürdigen Abtreibung und Kindstötung wollen wir außer acht lassen. Gesunde Familien- und Wohnverhältnisse und eine richtige und gesunde Schwangerenernährung können diese Schäden verhüten.
Schäden entstehen heute kaum noch durch Mangelernährung, sondern vor allem durch minderwertige Auswahl und Qualität der Nahrung mit geringen Nährstoffwert. Kurz: Wer sich nur von Cola, Chips und Instantnudeln während der Schwangerschaft ernährt, kann sich nicht nur selbst, sondern auch seinem Kind schaden.
Mangel an natürlichen Vitaminen und Eiweiß, an Mineralien und Spurenelementen kann ebenso schaden wie fettes und zu reichliches Essen oder eine einseitige Ernährungsweise. Obwohl kaum jemand in Deutschland heute hungern muss, leiden viele junge Menschen an einer Mangel- oder Fehlernährung, da im Fast Food nur minderwertige Lebensmittel verarbeitet sind.
Eine mütterliche gestörte Entwicklung der Organe oder auch die Blutzusammensetzung kann so geschädigt sein, dass die Schwangerschaft nicht ausgetragen werden kann. Eine zu schnelle Geburtenfolge führt ebenfalls manchmal zu Früh- oder Fehlgeburten. Schließlich ist ein zu hohes Alter der Gebärenden gelegentlich die Ursache einer Frühgeburt oder eines Kindstodes.
Das zu früh geborene Kind ist bekanntlich zum Anfang schwerer großzuziehen. Es trinkt und verdaut eher schlechter, neigt zu Atemstörungen, braucht viel Wärme und oftmals reinen Sauerstoff. Zudem ist es fast allen Krankheitserregern gegenüber schutzlos. Zum Glück gibt es heute die bekannten „Brutkästen“, sodass auch hier die kleinen Babys nicht mehr wie früher an Lebensschwäche sterben müssen.
Die große Bedeutung der sozialen Lage für die werdenden Mütter wird durch unsere Sozialgesetzgebung in Deutschland gewürdigt. Es ist eine der vornehmsten Aufgaben der Schwangerenberatung, die gesetzlichen Möglichkeiten für jede werdende Mutter zu ihrem und ihres Kindes Wohl voll auszuschöpfen. Das ist aber nur möglich, wenn die Frau vertrauensvoll zu ihrem Frauenarzt kommt.
Komplikationen
Wenden wir uns nun dem letzten Punkt, dem Geburtsunfall des Kindes zu. Die Wichtigkeit der Geburtsverletzung wird meist überschätzt. Jede sorgfältige Statistik beweist, dass alle anderen bereits genannten Gefahren mehr Kindesverluste fordern als die eigentliche Geburtsschädigung. Trotzdem muss sie beachtet werden. Vor allem die fehlerhafte Kindslage, wie Querlage und Steißlage, aber auch der unrichtige Sitz des Mutterkuchens und die Geburt von Zwillingen gefährden das Kind und in gewissem Maße die Mutter.
Die meisten Regelwidrigkeiten sind bereits vor der Geburt erkennbar. Die rechtzeitige Einweisung in eine spezielle Geburtsklinik vermag die Gefahren für Mutter und Kind zu bannen. Vor dem rechtzeitigen Einweisen muss aber das rechtzeitige Erkennen stehen, das nur durch die regelmäßigen Besuche beim Frauenarzt oder Schwangerschaftsberatung gewährleistet wird.
Dient die Schwangerschaftsberatung beim Facharzt nur dem Wohl des Kindes? Natürlich nicht! Wir möchten in aller Deutlichkeit betonen, dass ein intensiver vorbeugender Gesundheitsschutz in erster Linie der Mutter selbst zugute kommt. Das mütterliche Wohlergehen ist aber auch eine notwendige Voraussetzung für die Geburt eines gesunden, lebensfrischen Kindes. Beiden dient die Beratung durch ihre soziale und medizinische Hilfe für die werdende Mutter, wenn diese regelmäßig davon Gebrauch macht. Wir haben das kindliche Wohl deshalb in den Vordergrund gestellt, weil eine alte frauenärztliche Erfahrung besagt: In der Sorge für ihr Kind sind die Mütter unermüdlich und zu jedem Opfer bereit.
Die Mutterliebe kennt für das kindliche Wohl keine Grenzen, während es die Mütter oftmals für sich selbst am Nötigsten fehlen lassen. Natürlich ist die Schwangerenberatung für die Schwangere da und will in erster Linie deren Gesundheit erhalten. Es steht also ganz sicher fest: Nur Gesundheit und Wohlfahrt der Mütter gewährleisten lebenstüchtige und gesunde Kinder. Darum wollen wir jeder werdenden Mutter eindringlich ans Herz legen: Gehen Sie pünktlich und regelmäßig zu Ihrem Frauenarzt oder Schwangerschaftsberatung und suchen Sie sofort den Arzt auf, wenn etwas nicht stimmt, damit Sie sich nicht einmal wegen Ihres Kindes Vorwürfe machen müssen.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Bei einer Fehlgeburt und Frühgeburt muss in der Regel sofort ein Arzt aufgesucht werden. Dadurch kann eventuell der Tod des Kindes und auch der Tod der Mutter verhindert werden. Sollte es nicht zu einer Behandlung kommen, so verstirbt das Kind leider in den meisten Fällen. Bei den ersten Anzeichen einer Fehlgeburt und Frühgeburt sollte der Notarzt gerufen oder das Krankenhaus aufgesucht werden. In der Regel erkennt die Betroffene diese Beschwerden an einem sehr hohen Blutdruck oder an plötzlichen Schwellungen der Hände und der Füße.
Allerdings können die Symptome auch bei einer regelmäßigen Untersuchung erkannt werden, sodass die Beschwerden schon frühzeitig behandelt werden können. Diese Untersuchungen werden vor allem beim Frauenarzt durchgeführt und sollten immer wahrgenommen werden. Auch schlechte Lebensumstände sollten verhindert werden, um das Wohl des ungeborenen Kindes nicht zu gefährden. Aus diesem Grund ist der Besuch beim Arzt auch dann notwendig, wenn die Patientin an psychischen Beschwerden oder an einer Sucht leidet. Bei einer frühzeitigen Diagnose und Behandlung können viele Beschwerden eingeschränkt werden. Allerdings kann bei der Fehlgeburt und Frühgeburt keine allgemeine Aussage über den weiteren Verlauf der Erkrankung gegeben werden, da dieser von den genauen Lebensumständen der Mutter abhängt.
Aussicht & Prognose
Nach einer Fehlgeburt ist in den meisten Fällen eine weitere Schwangerschaft möglich, das Risiko eines erneuten Aborts ist allerdings geringfügig erhöht. Hat eine Frau bereits mehrere Fehlgeburten erlitten, sinkt die Wahrscheinlichkeit einer komplikationslosen Schwangerschaft auf etwa 50 Prozent ab. Generell ist die Prognose stark von der Ursache des Aborts abhängig: Störungen des Hormonhaushalts oder Infektionen können in der Regel gut behandelt werden, bei manchen Gendefekten oder Erkrankungen kann das Kind trotz medizinischer Kunst oft nicht ausgetragen werden.
Komplikationen bei einer Fehlgeburt wie etwa starke Blutungen oder eine Verletzung der Gebärmutter haben manchmal eine dauerhafte Unfruchtbarkeit zur Folge. Schwere Infektionen oder das lange Verbleiben des abgestorbenen Fötus im Mutterleib können im schlimmsten Fall eine Blutvergiftung und damit den Tod der Mutter nach sich ziehen.
Zu früh geborene Babys haben heute dank großer Fortschritte in der Neugeborenenmedizin schon ab der 24. Schwangerschaftswoche eine realistische Überlebenschance. Bei Kindern, die in diesem frühen Stadium der Schwangerschaft zur Welt kommen, muss allerdings mit Komplikationen wie Hirnblutungen, Lungenerkrankungen oder schweren Infektionen gerechnet werden. Etwa ein Viertel aller Frühgeborenen mit einem Geburtsgewicht unter 1.500 Gramm zeigen im weiteren Verlauf Entwicklungsstörungen wie Bewegungsstörungen, Einschränkungen des Hör- und Sehvermögens, Verhaltensauffälligkeiten oder eine Störung der geistigen Entwicklung.
Nachsorge
Nach einer Fehlgeburt erfolgt meist eine Ausschabung um die abgestorbene Leibesfrucht und die Plazentareste zu entfernen. Nach der Curettage findet eine Nachsorgeuntersuchung statt. Diesen Termin sollte die betroffene Frau unbedingt einhalten, da nur so sichergestellt werden kann, dass das abgestorbene Gewebe vollständig entfernt worden und es nicht zu Entzündungen im Unterleib gekommen ist.
Frauen, die sich nach einer Fehlgeburt gegen eine Ausschabung und für die natürliche Abstoßung entscheiden, müssen unbedingt auf Symptome achten, die auf mögliche Komplikationen hinweisen. Dazu zählen Schmerzen im Unterleib, Blutungen und Fieber. Sobald eine Patientin solche Symptome beobachtet, sollte sie sofort ihre Gynäkologin oder das nächste Krankenhaus aufsuchen. Auch wenn der Abort komplikationslos verlief, ist im Anschluss daran eine gynäkologische Untersuchung unbedingt anzuraten.
Auch in diesem Fall muss sich der behandelnde Arzt davon überzeugen, dass das abgestorbene Gewebe vollständig abgestoßen worden ist. Für viele Frauen ist eine Fehlgeburt nicht nur körperlich, sondern auch seelisch belastend. In diesen Fällen ist es wichtig, dass sich die Betroffene nicht scheut, die Hilfe eines Psychologen in Anspruch zu nehmen. Die Kosten werden normalerweise von der Krankenkasse getragen.
Bei einer Frühgeburt unterscheiden sich die Nachsorgemaßnahmen für die Mutter in aller Regel nicht von denen, die bei einer normalen Geburt erforderlich sind.
Das können Sie selbst tun
Eine Fehlgeburt oder Frühgeburt kann nicht immer gestoppt werden. In manchen Fällen kann eine Frau durch aktive Mitarbeit jedoch dazu beitragen, eine Fehlgeburt zu verhindern oder das Datum der Entbindung hinauszuzögern.
In Bezug auf die Fehlgeburt in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft ist es wichtig, Alarmsignale wie plötzlich auftretende oder starke, periodenähnliche Schmerzen sowie Blutungen ernst zu nehmen und sich zeitnah an den behandelnden Gynäkologen zu wenden. Hier gilt der Grundsatz, den Arzt lieber einmal zu früh aufzusuchen als zu wenig.
Zudem ist gerade bei einer bekannten Neigung zur Fehlgeburt sowohl körperliche als auch seelische Schonung wichtig. Alkohol, Rauchen und heiße Bäder sind zu vermeiden. Auch Infektionen wie ein Pilz im Bereich der Scheide oder eine Blasenentzündung sind nach Möglichkeit zu verhindern oder frühzeitig zu therapieren, bevor sie die Schwangerschaft beziehungsweise das Baby gefährden können.
Wenn es darum geht, in einem fortgeschrittenen Stadium der Schwangerschaft eine vorzeitige Geburt zu vermeiden, wird dies ebenfalls oft durch konsequente Schonung erreicht. Besonders im Fall eines zu weit geöffneten Muttermundes sind vor allem sportliche Aktivitäten und Heben schwerer Lasten kontraproduktiv.
Auch mit Einnahme von Magnesiumpräparaten kann ein zu frühes Einsetzen der Wehen unter Umständen vermieden werden. Wichtig ist es jedoch, dass die Schwangere solche Hausmittel nur in Rücksprache mit Frauenarzt oder Hebamme anwendet.
Quellen
- Beckermann, M.J.: Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Schwabe, Basel 2004
- Goerke, K., Steller, J., Valet, A.: Klinikleitfaden Gynäkologie. Urban & Fischer, München 2003
- Stauber, M., Weyerstrahl, T.: Gynäkologie und Geburtshilfe. Thieme, Stuttgart 2013