Lohnt sich die private Krankenversicherung
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 17. September 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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In Deutschland ist man grundsätzlich gesetzlich versichert. Somit ist man stets abgesichert, wenn man einen Arzt oder eine Operation benötigt. Daher bleiben viele bei der gesetzlichen Krankenversicherung. Wann lohnt sich also ein Wechsel zur privaten Krankenversicherung? Und wie verhalten sich die Versicherungskosten zum Leistungspaket? Dieser Beitrag erklärt, welche Leistungen die private Krankenversicherung umfasst und wann ein Wechsel sinnvoll ist.
So bekommt man die private Krankenversicherung
In Deutschland kann man die private Krankenversicherung (PVK) nur unter Einhaltung bestimmter Voraussetzungen in Anspruch nehmen. Zwar können Beamte, Selbstständige, Freiberufler und Studenten die PVK jederzeit privat versichert sein.
Für Angestellte gelten jedoch Einschränkungen. Bevor man sich auf Zusatzleistungen freuen kann, muss erst die Berechtigung auf den Eintritt in die PVK gegeben sein. Geprüft werden hierzu das Einkommen und die gesundheitlichen Umstände. Das Einkommen von Angestellten muss über der Versicherungspflichtgrenze liegen, damit man zur PVK wechseln kann. Diese Einkommensgrenze liegt aktuell bei 64.350 Euro pro Jahr.
Angestellte mit einem Einkommen unter dieser Grenze können nicht zur PVK wechseln. Ist diese Hürde geschafft, stellt die PVK Fragen zur gesundheitlichen Verfassung. Abhängig von der Schwere und Anzahl der Vorerkrankungen darf die PVK Zuschläge erheben, die Kostenübernahme für bestimmte Krankheiten ausschließen oder den Antrag ablehnen.
Erfragt werden nicht nur bestehende Beschwerden und Medikamenteneinnahme, sondern die Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen in den letzten fünf bis zehn Jahren. Wer diese Fragen nicht wahrheitsgemäß beantwortet, riskiert die Aufforderung zu Rückzahlungen sowie die Kündigung des Vertrags durch den Versicherungsgeber.
Das bietet die private Krankenversicherung
Die PVK bietet ein grundlegendes Leistungspaket, das mit Zusatzleistungen individuell erweitert werden kann. Grundsätzlich deckt die PVK die Kosten für ambulante Behandlungen, Krankenhausaufenthalte und Zahnbehandlungen. Das gilt sowohl für den Besuch beim Hausarzt als auch beim Facharzt.
Auch psychotherapeutische Leistungen werden übernommen, sind aber auf eine bestimmte Anzahl an Sitzungen beschränkt. Ob man im Krankenhaus in einem Ein- oder Zweibettzimmer liegt, ist je nach Tarif unterschiedlich. Bei Sportunfällen profitieren Verletzte beispielsweise von der Abdeckung von mehr Leistungen im Krankenhaus sowie der vollständigen Kostenerstattung für verschreibungspflichtige Medikamente.
Außerdem besteht für Versicherte der Anspruch auf eine Behandlung durch den Chefarzt oder andere spezialisierte Ärzte. Das bedeutet, dass man bei besonderen Problemen nicht von einem Allgemeinchirurgen operiert wird, sondern von einem Chirurgen mit Expertise im jeweiligen Fachgebiet.
Aus unterschiedlichen Tarifen wählen
In Deutschland gibt es viele Anbieter für eine private Krankenversicherung. Jeder Versicherungsgeber bietet wiederum verschiedene Tarife an. Wer überlegt, in die PVK zu wechseln, sollte verschiedene Anbieter vergleichen.
Hierbei lohnt es sich, Tarife unterschiedlicher Versicherungsträger durchzurechnen, die die gewünschten Gesundheitsleistungen abdecken. Im ersten Schritt entscheiden sich Versicherungsnehmer zwischen einem kompakten und einem modularen Tarif. Bei einem Kompakt-Tarif sind die Leistungen vorbestimmt, andere Leistungen können durch die Selbstbeteiligung genutzt werden.
Beim flexiblen Modul-Tarif legen Versicherungsnehmer die Leistungen selbst fest. Daher sind flexible Modul-Tarife meist etwas teurer als festgelegte Kompakt-Tarife. Darüber hinaus gibt es den Basistarif und den Notlagentarif. Der Basistarif ist eine preiswerte Variante, dessen Leistungsumfang in etwa der gesetzlichen Krankenversicherung entspricht.
Stehen Versicherungsbeiträge aus, fällt man in den Notlagentarif. Dieser beträgt ca. 100 Euro und übernimmt ausschließlich die Behandlung akuter Schmerzen.
Vor- und Nachteile der privaten Krankenversicherung
Die Vorteile der PVK sind offensichtlich und allgemein bekannt. Wer privat versichert ist, wartet nicht lange auf einen Termin beim Facharzt und erhält Zugang zu speziellen Medikamenten. Wo und von wem man behandelt wird, bestimmen privat Versicherte selbst.
Zudem erstattet die PVK die Kosten für Behandlungen zurück, die die gesetzliche Krankenversicherung nicht übernimmt. Trotz dieser Vorteile sind die Übertritte zur privaten Krankenversicherung seit etwa zehn Jahren rückläufig. Das liegt möglicherweise am bürokratischen Aufwand für den Versicherungswechsel.
Außerdem können der monatliche Beitrag und die Vorauszahlung mancher Gesundheitsleistungen schwer auf der Geldbörse lasten. Leidet man aber unter häufigen Zahnbeschwerden oder einer psychischen Erkrankung kann die PVK die günstigere Krankenversicherung sein.
Die Entscheidung, ob sich eine private Krankenversicherung (PKV) lohnt, hängt von mehreren gesundheitlichen und finanziellen Faktoren ab. Ein wesentlicher Vorteil der PKV ist der oft deutlich umfassendere Versicherungsschutz im Vergleich zur gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Privatversicherte haben in der Regel Zugang zu einer größeren Auswahl an Leistungen, die über das Standardangebot der GKV hinausgehen. Dies umfasst z. B. die Möglichkeit, Chefarztbehandlungen, Einzelzimmer im Krankenhaus und eine schnellere Terminvergabe bei Fachärzten zu erhalten. Auch alternative Heilmethoden, wie Homöopathie oder Osteopathie, sind bei vielen privaten Tarifen mitversichert.
Ein weiteres Argument für die PKV ist die bessere ärztliche Versorgung. Privatversicherte Patienten profitieren häufig von kürzeren Wartezeiten, da Ärzte für die Behandlung von Privatpatienten höhere Honorare abrechnen können. Dies kann besonders bei dringenden gesundheitlichen Problemen von Vorteil sein, bei denen eine schnelle Diagnose oder Therapie entscheidend ist.
Allerdings bringt die PKV auch Nachteile mit sich. Besonders aus gesundheitlicher Perspektive muss bedacht werden, dass die Beiträge im Alter stark steigen können. Während die GKV ihre Beiträge einkommensabhängig berechnet, sind die Beiträge der PKV risikobasiert. Das bedeutet, dass bei einer Verschlechterung des Gesundheitszustands, beispielsweise bei chronischen Krankheiten oder im fortgeschrittenen Alter, die Beiträge massiv ansteigen können. Dies kann finanziell belastend werden, vor allem für Menschen, die im Ruhestand ein geringeres Einkommen haben.
Ein weiteres Problem ist die Kostenübernahme bei langanhaltenden oder schweren Erkrankungen. Einige private Krankenversicherungen decken nur bestimmte Behandlungen oder Therapien ab, die als medizinisch notwendig gelten, und nicht jede Spezialtherapie oder jedes Medikament, das in der GKV oft übernommen wird. Daher ist es wichtig, den Vertrag genau zu prüfen, um sicherzustellen, dass auch bei ernsten gesundheitlichen Problemen der notwendige Versicherungsschutz besteht.
Auch die Kosten für medizinische Leistungen müssen oft zunächst privat getragen und anschließend bei der Versicherung eingereicht werden. Dies kann eine finanzielle Vorleistung erfordern, die nicht jeder sofort leisten kann. Die Abrechnung kann außerdem zeitaufwändig sein und in einigen Fällen zu Differenzen führen, wenn die Versicherung nicht alle eingereichten Kosten übernimmt.
Insgesamt bietet die private Krankenversicherung Vorteile, die sich besonders bei einer intensiven medizinischen Versorgung auszahlen können, aber es gibt auch gesundheitliche und finanzielle Risiken, die sorgfältig abgewogen werden sollten.
Private Krankenversicherung und langfristige Gesundheitsvorsorge
Die private Krankenversicherung (PKV) bietet im Bereich der langfristigen Gesundheitsvorsorge einige entscheidende Vorteile, die bei der Frage, ob sich eine PKV lohnt, eine wichtige Rolle spielen. Ein wesentliches Merkmal der PKV ist, dass sie oft ein breiteres Spektrum an Vorsorgeuntersuchungen abdeckt, die über das gesetzlich vorgeschriebene Mindestmaß hinausgehen. So haben privat Versicherte häufig Anspruch auf frühzeitigere und häufigere Untersuchungen, die im Rahmen der Prävention dazu beitragen können, ernsthafte Erkrankungen frühzeitig zu erkennen.
Ein Beispiel sind regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen zur Früherkennung von Krebs oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Während die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) bestimmte Vorsorgeuntersuchungen nur ab einem bestimmten Alter oder unter bestimmten Voraussetzungen übernimmt, bieten viele private Krankenversicherungen ein erweitertes Programm an. Privatversicherte können von früheren Diagnosen profitieren, was besonders bei Erkrankungen wie Krebs oder Diabetes von großer Bedeutung ist, da die Chancen auf erfolgreiche Behandlung bei frühzeitiger Erkennung deutlich steigen.
Ein weiterer Aspekt der langfristigen Gesundheitsvorsorge ist der Zugang zu innovativen und oft teuren Behandlungsmethoden. In der PKV besteht häufig die Möglichkeit, neue Therapieansätze oder Spezialbehandlungen in Anspruch zu nehmen, die in der GKV nicht standardmäßig abgedeckt sind. Dies kann sich insbesondere bei chronischen oder schwer therapierbaren Erkrankungen auszahlen, bei denen klassische Behandlungsmethoden möglicherweise nicht den gewünschten Erfolg bringen. Hier können privat Versicherte auf ein breiteres Spektrum an Therapien und Medikamenten zurückgreifen, was eine individuelle und intensivere Behandlung ermöglicht.
Auch die Zahnvorsorge und -behandlung sind bei der PKV oft umfassender abgedeckt. Privatversicherte haben häufig Zugang zu besseren Konditionen bei Zahnersatz, Implantaten oder kieferorthopädischen Maßnahmen. Während die GKV meist nur die Basisversorgung für Zahnbehandlungen bietet, können PKV-Versicherte auf höherwertige Materialien und umfassendere Leistungen zurückgreifen, was langfristig für die Zahngesundheit von Vorteil ist.
Allerdings muss auch bedacht werden, dass die private Krankenversicherung mit zunehmendem Alter teurer wird und die Prämien im Ruhestand stark steigen können. Daher sollte bei der Entscheidung für eine PKV auch die finanzielle Belastung im Hinblick auf die langfristige Gesundheitsvorsorge berücksichtigt werden. Privatversicherte sollten frühzeitig Rücklagen bilden, um im Alter die steigenden Beiträge finanzieren zu können, da gerade dann der Bedarf an Vorsorge und intensiver medizinischer Betreuung steigt.
Wartezeiten und Zugang zu medizinischen Leistungen
Ein oft diskutierter Aspekt, ob sich die private Krankenversicherung (PKV) lohnt, ist der schnellere Zugang zu medizinischen Leistungen. Privatversicherte haben häufig den Vorteil, kürzere Wartezeiten bei Arztterminen und Behandlungen zu erleben, was vor allem bei akuten oder chronischen Gesundheitsproblemen eine entscheidende Rolle spielt.
In der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) müssen Patienten oft längere Zeit auf Facharzttermine warten. Dies kann bei bestimmten Fachrichtungen wie der Kardiologie, Orthopädie oder Dermatologie mehrere Wochen oder gar Monate in Anspruch nehmen. Privatversicherte hingegen haben oft die Möglichkeit, schneller einen Termin zu bekommen, da Ärzte für die Behandlung von Privatpatienten höhere Vergütungen erhalten. Dieser finanzielle Anreiz führt dazu, dass viele Praxen spezielle Zeitfenster oder bevorzugte Behandlungszeiten für Privatpatienten anbieten. Besonders bei akuten Erkrankungen oder der Abklärung von schwerwiegenden Symptomen kann dieser schnellere Zugang zu Diagnosen und Behandlungen gesundheitlich von großem Vorteil sein.
Auch bei der stationären Versorgung profitieren Privatversicherte oft von besseren Bedingungen. In vielen Fällen können sie zwischen verschiedenen Krankenhäusern wählen und sich für spezialisierte Kliniken oder private Einrichtungen entscheiden, die möglicherweise besser auf ihre spezifischen Gesundheitsprobleme ausgerichtet sind. Zudem steht in der PKV häufig die Wahlmöglichkeit des behandelnden Arztes zur Verfügung, sodass Privatversicherte bei Bedarf direkt vom Chefarzt oder einem Spezialisten behandelt werden können. Dies bietet insbesondere bei komplexen oder seltenen Krankheitsbildern einen gesundheitlichen Vorteil, da eine spezialisierte Behandlung die Genesung beschleunigen oder bessere Therapieergebnisse erzielen kann.
Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass Privatversicherte in der Regel Zugang zu innovativeren und teureren Behandlungsmethoden haben, die nicht von der GKV abgedeckt werden. Dies gilt beispielsweise für bestimmte operative Verfahren oder neuere Medikamente, die noch nicht standardmäßig von der gesetzlichen Versicherung finanziert werden. Dieser schnellere Zugang zu modernen Therapien kann besonders bei schweren oder chronischen Erkrankungen von großer Bedeutung sein, wenn herkömmliche Behandlungsmethoden nicht ausreichen.
Allerdings muss auch bedacht werden, dass der schnelle Zugang zu medizinischen Leistungen in der PKV mit höheren Kosten verbunden ist, insbesondere im Alter, wenn der Bedarf an medizinischer Versorgung steigt. Wer diesen Vorteil nutzen möchte, sollte die langfristigen finanziellen Konsequenzen in Betracht ziehen, da die Beiträge in der PKV im Alter oft stark ansteigen.
Fazit
Ob die gesetzliche oder die private Krankenversicherung die bessere Wahl wäre, ist für jeden Patienten unterschiedlich. Wer genug von langen Wartezeiten hat, kann von der PVK profitieren, hat aber möglicherweise mit höheren Beiträgen zu rechnen. Wirklich sinnvoll ist die PVK vor allem, wenn man bestimmte Leistungen möchte. Beispielsweise geringere Behandlungskosten für wiederkehrende Erkrankungen sowie einen Krankenhausaufenthalt oder eine Reha in einer selbst gewählten Einrichtung.