Nabelschnurblut

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 7. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die zehn wichtigsten Fragen und Antworten zu Nabelschnurblut

Seit geraumer Zeit bieten spezialisierte Blutbanken werdenden Eltern die Möglichkeit, Stammzellen aus dem Nabelschnurblut einlagern zu lassen. Dabei ist es zweifellos ein sinnvolles Unterfangen, das Nabelschnurblut nach der Entbindung zu entnehmen und einzulagern, denn es kann für das Baby im späteren Leben von unschätzbarem Wert sein. Vor der finalen Entscheidung ist es jedoch ratsam, einige wichtige Fragen rund um das Nabelschnurblut und seinen tatsächlichen Nutzen zu klären. Oft wird werdenden Eltern erst dann klar, zu welchem Zweck das Blut entnommen wird und welche weitreichenden Auswirkungen es für das eigene Leben haben kann.

Inhaltsverzeichnis

Wie wird Nabelschnurblut entnommen?

Nicht nur das eigene Kind kann von den Stammzellen aus seinem Nabelschnurblut profitieren. So ist es durchaus möglich, dass auch erkrankte Familienmitglieder durch die Stammzellen geheilt werden können.
© Kirill Gorlov – stock.adobe.com

Bevor das Blut aus der Nabelschnur entnommen wird, kommt das Baby vollkommen in Ruhe zur Welt. Es spielt dabei keine Rolle, ob es sich um einen Kaiserschnitt oder eine natürliche Geburt handelt, denn in allen Fällen ist das Nabelschnurblut brauchbar. Laut Kidsgo ist es sogar möglich, das Blut nach einer Wassergeburt entnehmen zu lassen.

Der behandelnde Arzt braucht für die Entnahme des Blutes ein spezielles Set, das aus einigen Utensilien besteht. Erst nach dem Abnabeln wird das Blut in der abgeklemmten Nabelschnur über eine spitze Nadel in einen sterilen Beutel geleitet. Direkt hiernach erfolgt der Transport an eine spezialisierte Blutbank.

Ist die Entnahme gefährlich?

Die Entnahme ist vollkommen schmerzfrei und es bestehen keinerlei gesundheitliche Risiken.

Gibt es bestimmte Vorgaben für die Lagerung?

Nach dem Transport des Nabelschnurblutes zur Blutbank wird das Blut auf spezielle Art und Weise gelagert. Hierbei sind einige wichtige Punkte zu beachten, damit die Haltbarkeit und auch die Unversehrtheit der Stammzellen bestehen bleiben:

  • Vor der Einlagerung wird das Nabelschnurblut unter strengen hygienischen Voraussetzungen getestet und untersucht.
  • Die isolierten Stammzellen werden bei einer Temperatur von etwa -195 Grad Celsius aufbewahrt.
  • Alle relevanten Daten rund um die Eigenschaften des Blutes und der Stammzellen werden schriftlich dokumentiert.

Wie lange hält sich Nabelschnurblut?

Heute ist klar, dass korrekt eingelagerte Stammzellen sich viele Jahrzehnte lang halten und ihren Besitzern daher auch im Erwachsenenalter noch nützlich sein können. So ist es möglich, bei der privaten Einlagerung aus verschiedenen Zeitmodellen zu wählen.

Gegen welche Krankheiten können Stammzellen aus dem Nabelschnurblut helfen?

Das heilende Potential von Nabelschnurblut ist auch nach vielen Jahren der Forschung nicht vollkommen erforscht. Fakt ist jedoch, dass es eine große Vielzahl von Erkrankungen gibt, bei denen die Gabe von Nabelschnurblut, beziehungsweise der Stammzellen, für eine Heilung sorgen kann.

Erkrankung Stand der Forschung
Leukämie Besonders bei leukämiekranken Kindern sind die Heilungschancen mit Nabelschnurblut sehr groß. Bei Erwachsenen reicht die Zellmenge nicht immer aus, weswegen es mehr als einen Spender braucht.
Autismus Es laufen inzwischen einige Studien zur Behandlung von Autismus mit Nabelschnurblut. Konkrete Ergebnisse zu diesem Thema liegen allerdings noch nicht vor.
Diabetes In einer Studie ist es gelungen, Patienten mit Diabetes Typ 1 durch die Behandlung mit Nabelschnurblut eine deutliche Besserung ihres Befindens zu ermöglichen.
Zerebralparese In jüngsten Studien ist es gelungen, die Auswirkungen dieser Erkrankung mit der Gabe von Nabelschnurblut abzumildern.

Anhand der vier genannten Erkrankungen wird deutlich, dass Nabelschnurblut in der Medizin einen durchaus hohen Stellenwert einnimmt. Immerhin entwickelt sich die Forschung gerade auf diesem Gebiet kontinuierlich weiter, weswegen zukünftig weitere Krankheiten eine Chance haben, mit Nabelschnurblut therapiert werden zu können. So stehen unter anderem auch Schlaganfälle, Alzheimer, Multiple Sklerose und Herzinfarkte auf der Liste der potenziell heilbaren Erkrankungen.

Ist Nabelschnurblut nur für seinen einstigen Spender nützlich?

Nicht nur das eigene Kind kann von den Stammzellen aus seinem Nabelschnurblut profitieren. So ist es durchaus möglich, dass auch erkrankte Familienmitglieder durch die Stammzellen geheilt werden können. Darüber hinaus ist Nabelschnurblut, das nicht privat eingelagert, sondern öffentlich gespendet wird, für jeden passenden Empfänger nützlich. Aus diesem Grund werden die Daten der Stammzellen sehr genau dokumentiert, festgehalten und international verfügbar gemacht.

Ist die Entnahme immer kostenpflichtig?

Lediglich die private Einlagerung des Nabelschnurblutes lässt Kosten entstehen. Auf welche Höhe sich diese belaufen, ist abhängig von der Dauer der Einlagerung und natürlich auch von der Wahl des Anbieters. Es gibt jedoch zwei Fälle, in denen Eltern für die Einlagerung des Nabelschnurblutes nichts bezahlen müssen:

Die öffentliche Spende kommt der Allgemeinheit zugute, weswegen sie für Eltern vollkommen kostenfrei ist. Das Nabelschnurblut wird hierfür in der Klinik entnommen und dann einer öffentlichen Blutbank zugeführt. Es erfolgt ein stetiger Abgleich der genetischen Daten aller potenziellen Empfänger und sobald eine passende Person gefunden wird, kann das Nabelschnurblut für sie verwendet werden.

Die gerichtete Spende ist ein Sonderfall auf dem Gebiet der Nabelschnurblut-Entnahme, denn schon zum Zeitpunkt der Geburt steht der Empfänger des Blutes fest. Dies kann beispielsweise ein Geschwisterkind sein, das durch die Gabe des Nabelschnurblutes von einer schweren Erkrankung geheilt werden kann. Da die Entnahme in diesem Fall konkret für einen heilenden Zweck erfolgt, übernehmen Krankenkassen alle entstehenden Kosten.

Was sind die Unterschiede zwischen einer öffentlichen Spende & der privaten Einlagerung?

Der wichtigste Unterschied ist nicht etwa das Entfallen der Kosten bei einer öffentlichen Spende gegenüber der privaten Einlagerung. Umso entscheidender ist die Tatsache, dass das eigene Kind im weiteren Verlauf kein Anrecht auf sein eigenes Nabelschnurblut hat.

Braucht es also in der Zukunft einmal seine eigenen Stammzellen, so können diese unter Umständen bereits für einen anderen Spender verwendet worden sein. Grundsätzlich jedoch ist das nicht immer dramatisch, denn nicht bei allen Erkrankungen ist die Gabe der eigenen Stammzellen sinnvoll. So können manche Erkrankungen wie Leukämie nur mit gespendetem Nabelschnurblut eines anderen Menschen geheilt werden, da die eigenen Stammzellen die Disposition für Leukämie höchstwahrscheinlich von Anfang an enthalten.

Wird das Nabelschnurblut vor der Einlagerung untersucht?

In der Regel erfolgt eine gründliche Untersuchung des Nabelschnurblutes. Hierbei wird das Blut auch auf Krankheitserreger getestet.

Auch die Anzahl der Stammzellen wird festgestellt und es erfolgt eine genaue Dokumentation der genetischen Eckpunkte, anhand derer die Eignung eines späteren Empfängers sichergestellt werden kann.

Kann jedes entnommene Nabelschnurblut für die Einlagerung verwendet werden?

Es ist nicht immer möglich, aus dem eingeschickten Nabelschnurblut ausreichend Stammzellen zu isolieren. In einem solchen Fall, oder auch bei dem Befall des Blutes mit gefährlichen Krankheitserregern, kommt eine Einlagerung nicht zustande.


Quellen

  • Michl, M.: BASICS Hämatologie. Elsevier/Urban & Fischer, München 2016
  • Schmidt, R., et al.: Physiologie des Menschen. Springer, Heidelberg 2010
  • Wolff, H.-P., Weihrauch, T.R. (Hrsg.): Internistische Therapie. Urban & Fischer, München 2012

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