Nabelschnur

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 7. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Nabelschnur verbindet Mutter und Kind während der Schwangerschaft im Mutterleib miteinander. Über die Plazenta ist der Fötus an den Blutkreislauf der Mutter mit angeschlossen. Nach der Geburt verliert sie ihre Bedeutung.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Nabelschnur?

Zu Beginn besteht die Nabelschnur noch aus vier Blutgefäßen, von denen zwei Nabelarterien und zwei Nabelvenen sind. Die rechte Nabelschnurvene bildet sich in der vierten Schwangerschaftswoche zurück.
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Die Nabelschnur ist ein Gewebeschlauch, der eine Verbindung zwischen der Plazenta der Mutter und dem Bauch des Kindes herstellt. Ihre Entwicklung ist eng mit der Entwicklung der Plazenta verknüpft.

Die befruchtete Eizelle besteht bereits aus mehreren Zellen und entwickelt sich in der Gebärmutter weiter. Die äußere Hülle des Eis verwächst mit der Schleimhaut der Gebärmutter und bildet so die Plazenta. So ist sie eine Verbindung von mütterlichen und embryonalen Zellen. Sie beeinflusst nicht nur die Versorgung des Fötus, sondern wirkt auch auf den Organismus der Mutter ein.

Ihr Inneres bildet Hohlräume aus, die mit Blut gefüllt sind. Aus ihnen entwickeln sich die Blutgefäße bis zur vierten Schwangerschaftswoche, aus der sich die Blutgefäße für die Nabelschnur bilden. Zum Ende der vierten Schwangerschaftswoche hat sich der Embryo so weit entwickelt, dass sein Herz zu schlagen beginnt.

In dem Moment nimmt die Nabelschnur ihre Funktion auf, die darin besteht, die Versorgung mit Nährstoffen und Sauerstoff zu gewährleisten. Sie ist ebenfalls dafür zuständig, Stoffwechselabbauprodukte wie Kohlenstoffdioxid zu entsorgen.

Anatomie & Aufbau

Bei der Geburt des Kindes ist die Nabelschnur 50 bis 60 Zentimeter lang und 1,5 bis zwei Zentimeter dick. Sie besteht aus einem gallertartigem Bindegewebe, das spiralförmig gewunden ist.

Die Schnur besteht aus Kollagenen, einigen wenigen Fibroblasten und einer hohen Menge an wasserbindenden Hyaluronen (Wharton-Sulze). Sie ist flexibel, um das Kind bei seinen Bewegungen begleiten zu können und es nicht zu verletzen.

Während der Schwangerschaft beginnt das Kind zudem, nach der Nabelschnur zu greifen, damit zu spielen, sie zu biegen und zum Teil auch darauf zu kauen, so dass es einer großen Belastung ausgesetzt ist. Ihre Zusammensetzung schützt die inneren Blutgefäße vor dem Abknicken und damit vor einer Unterbrechung der Versorgung.

Funktion & Aufgaben

Zu Beginn besteht die Nabelschnur noch aus vier Blutgefäßen, von denen zwei Nabelarterien und zwei Nabelvenen sind. Die rechte Nabelschnurvene bildet sich in der vierten Schwangerschaftswoche zurück.

Die Arterien bringen sauerstoff- und nährstoffarmes, aber kohlenstoffdioxidreiches Blut zur Plazenta, die Venen transportieren Sauerstoff und Nährstoffe zum Kind. Der Austausch findet in der Plazenta statt, ohne dass sich die Blutkreisläufe von Mutter und Kind über das Blut überschneiden.

Nach der Geburt und dem ersten Atemzug des Kindes verliert die Nabelschnur ihre Aufgabe und nach dem Durchschneiden auch ihre Funktionalität. Es ist also möglich, dass das Kind gleichzeitig sowohl über die Nabelschnur als auch über die eigene Atmung versorgt wird.

Atmet das Kind regelmäßig, wird sie weiß und schlaff. An diesem Punkt kann sie komplikationslos durchtrennt werden. An zwei Stellen, wenige Zentimeter vom Bauch des Kindes entfernt und wenige Zentimeter von der Plazenta entfernt, wird sie mit jeweils einer Nabelklemme versehen.

Anschließend wird sie durchgeschnitten. Das Kind hat keine Nervenzellen an diesem Teil der Nabelschnur, so dass das Durchtrennen auch nicht schmerzt. Das Stück, das am Bauch des Kindes verbleibt, wird gesäubert und verbunden. Innerhalb weniger Tage vertrocknet es und fällt schließlich ab. An dieser Stelle am Bauch bildet sich anschließend der Bauchnabel.

Krankheiten & Beschwerden

Ist lediglich eine Nabelarterie nachgewiesen, wird das singuläre Umbilikalarterie genannt. Dies tritt in ca. einem Prozent aller Schwangerschaften auf. Wird sie nachgewiesen, ist das Risiko für eine Fehlbildung der Chromosomen oder der Organe um 30 bis 60 Prozent erhöht.

Auch eine zu kurze Nabelschnur kann auf Fehlbildungen hinweisen. So kann es vorkommen, dass sich der Fötus in Folge einer Störung im zentralen Nervensystem nicht ausreichend bewegen kann. Außerdem kann sie andeuten, dass die Muskeln nicht gut genug ausgebildet sind.

Ist die Nabelschnur zu lang, ist das Risiko für eine Verknotung der Nabelschnur höher. Bewegt sich das Kind zu sehr, kann die Nabelschnur entweder abknicken, was als falscher Knoten bezeichnet wird, oder sie bildet einen tatsächlichen Knoten.

Für letzteres liegt das Vorkommen bei einem bis zwei Prozent der Schwangerschaften. In beiden Fällen ist das meist nicht mit negativen Folgen für das Kind verbunden, auch wenn die Blutzirkulation kurzzeitig gestört sein kann. Das Gewebe, aus dem die Nabelschnur besteht, verhindert im Regelfall schlimme Folgen.

Eine größere Gefahr ist die Nabelschnurumschlingung. So kann sie sich um einzelne Körperteile des Kindes legen. Gerade wenn sie sich um den Hals liegt, kann das gefährlich werden. Bei 20 bis 30 Prozent der Kinder kommt eine solche Umschlingung bei der Geburt vor.

Wird die Nabelschnur dabei so eingedrückt, dass der Blutfluss gestört ist, muss das Kind entweder durch eine Zangengeburt oder einen Kaiserschnitt möglichst schnell auf die Welt geholt werden.

Ein Sonderfall ist der Nabelschnurvorfall. Hier gerät die Nabelschnur vor dem Körper des Kindes in den Geburtskanal. Auch hier muss die Geburt schnell stattfinden.

Bei einem Nabelschnurbruch (Omphalozele) treten die Organe des Kindes wie die Därme oder die Leber aus dem Bauch hervor. Sie entwickeln sich außerhalb des Bauches jedoch weiter. Dies ist auf dem Ultraschall bereits erkenntlich und kann durch eine Operation direkt nach der Geburt behoben werden.


Quellen

  • Piper, W.: Innere Medizin. Springer, Berlin 2013
  • Tortora, G.J., Derrickson, B.H.: Anatomie und Physiologie. Wiley-Blackwell, Oxford 2006
  • Zilles, K. et al.: Anatomie. Springer Medizin Verlag Heidelberg 2010

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