Pollenzeit: Tipps für Allergiker zur Hochsaison

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 18. März 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die meisten Menschen freuen sich darauf, wenn im März nach einer langen Periode der kalten Temperaturen endlich wieder der Frühling beginnt. Sie können es gar nicht erwarten, endlich wieder mehr Zeit in der Natur zu verbringen. Für Allergiker sieht die Sache naturgemäß anders aus. Nach Monaten der Erholung geht es jetzt wieder los mit den üblichen Belastungen wie juckenden Augen oder einer laufenden Nase. Die gute Nachricht: Allergiker sind den Pollen nicht hilflos ausgeliefert. Die medizinische Forschung erzielt laufend neue Erkenntnisse, die Betroffenen das Leben erleichtern können.

Inhaltsverzeichnis

Was sind Pollen?

Bei schweren Allergien, das heißt bei starken Schwellungen, Rötungen oder bei starkem Juckreiz, ist es wahrscheinlich einfacher, auf die Kontaktlinsen zu verzichten.
© Kzenon – stock.adobe.com

Um seinen Feind wirksam zu bekämpfen, ist es wichtig, ihn auch genau zu kennen. Viele Menschen wissen zwar, dass sie gegen Pollen allergisch sind, haben jedoch nur wenig bis keine Ahnung davon, was mit diesem Begriff genau gemeint ist.

Dr. S. Schmidt und Prof. Dr. med. Karl Ernst von Mühlendahl definieren den Begriff „Pollen“ auf Allum.de folgendermaßen:

"Pollen sind die Gesamtheit der Pollenkörner einer Pflanze, eines Staubblattes oder eines Pollensacks. [...] Auf dieser Hülle sitzen viele verschiedenartige Eiweiße, die der Pflanze als Botenstoffe dienen und die eigentlichen Pollenallergene darstellen. [...] Bei manchen Allergikern genügt bereits der Kontakt mit den Allergenen weniger Pollenkörner, um eine allergische Reaktion hervorzurufen."

Genau hier beginnt das Problem der Allergiker. Würden sich die Pollen ruhig verhalten, wären sie kein Problem. Doch durch die Notwendigkeit, auf andere Pflanzen zu gelangen, müssen sie eine kleine Reise unternehmen. Dabei sind ihnen entweder Vögel oder Insekten behilflich, die den Transport übernehmen oder der Wind und Wasser sorgen dafür.

Vor allem der Wind führt dazu, dass die Pollen ständig in der Luft herumwirbeln und so sehr leicht in die Atemwege der Betroffenen gelangen können. Die Hauptsaison für den Pollenflug stellen die Monate von April bis August dar. In dieser Zeit blühen die meisten Bäume und Gräser. Doch die ersten Pollen schwirren bereits im Februar durch die Luft. Sogenannte Spätblüherpollen sind in unseren Breitengraden bis weit in den Oktober zu finden. Erst dann können Allergiker wieder befreit durchatmen.

Fast jeder vierte Deutsche leidet unter einer Allergie

Als Allergien wird eine besondere Empfindlichkeit des Organismus gegenüber verschiedenartigen Stoffen, wie Chemikalien, menschlichem oder tierischem Eiweiß, Arzneimitteln, Pflanzen, Gräserpollen und Nahrungsmitteln bezeichnet.

Laut einem Positionspapier des Robert Koch-Institutes aus dem Jahr 2016 leiden fast 20 Prozent der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland an mindestens einer Allergie. Ein Gutteil davon ist dabei von dem umgangssprachlichen Heuschnupfen betroffen. Vier von fünf Betroffenen berichten dabei über juckende Augen, zwei Drittel von einer laufenden Nase und einem ständigen Niesreiz. Bei immerhin etwa 1,2 Millionen Pollenallergikern kommt es zu bedrohlichen Asthmaanfällen. Die Dunkelziffer dürfte laut Experten jedoch wesentlich höher sein.

Die Mediziner und Ärzte sind sich deshalb einig: Beim Heuschnupfen handelt es sich um eine ernstzunehmende Erkrankung, die von den Betroffenen keineswegs auf die leichte Schulter genommen werden sollte. Doch was lässt sich gegen die Pollenallergie unternehmen?

Die richtigen Medikamente können helfen

Antihistaminika werden bei allergischen Immunreaktionen des Körpers eingesetzt, um die Wirkung des Histamins aufzuheben.

Viele Betroffene bekommen von ihren Ärzten sogenannten „Antihistaminika“ verschrieben. Dabei handelt es sich um teilweise rezeptpflichtige, in Deutschland jedoch zu größten Teilen rezeptfreie Tabletten, die die die Wirkung von Histamin über dessen Rezeptoren blockieren.

Grundsätzlich handelt es sich bei Histaminen um keine Bösewichte. Vielmehr ist es ein körpereigener Botenstoff, der zahlreiche lebensnotwendige Aufgaben erfüllt. Beispielsweise ist er dazu in der Lage, das Immunsystem zu beeinflussen und so körperfremde Bestandteile abzuwehren.

Genau das wird jedoch Allergikern zum Verhängnis: Denn hier kommt es zu einer Fehleinschätzung der Feinde und deshalb zu den bekannten Abwehrreaktionen in Form von juckenden Augen und einer laufenden Nase. Der Körper versucht auf diese Art und Weise einfach, die vermeintlichen Feinde loszuwerden und verkennt dabei, dass die Pollen eigentlich völlig harmlos sind.

Neben Tabletten gibt es die Antihistaminika auch in Form von Salben und Gels sowie Tropfen und Sprays. Die Medikamente von unterschiedlichen Herstellern sind in der Regel in jeder gut sortierten Apotheke erhältlich. Von den Spezialisten wird zwischen Wirkstoffen der ersten und zweiten Generation unterschieden. Da die Medikamente der ersten Generation neben den H1-Rezeptoren noch andere Rezeptortypen blockierten, kam es früher zu unterschiedlichen Nebenwirkungen, die von Ermüdungserscheinungen bis zu Herzrhythmusstörungen und Depressionen reichten. Davon ist bei den heutigen Medikamenten nichts mehr zu bemerken.

Wer rezeptpflichtige Medikamente online bestellen möchte, sollte sich dafür eine entsprechend vertrauenserweckende Apotheke suchen. Vor allem bei Anbietern im europäischen Ausland ist die Gefahr sehr groß, statt den Medikamenten mit der echten Rezeptur eine Fälschung geliefert zu bekommen. Im besten Falle zeigen diese Medikamente keine Wirkung oder funktionieren sogar in abgeschwächter Form, im schlimmsten Fall können sie jedoch zu lebensbedrohlichen Nebenwirkungen führen.

Die spezifische Immuntherapie sorgt für langfristige Erfolge

Eine Immuntherapie wird eingesetzt, wenn das menschliche Immunsystem versagt. Das Immunsystem ist dann nicht mehr in der Lage eine Vielzahl von schädigenden Erregern (z.B. Viren) oder Substanzen aufzuspüren und zu entfernen.

Während die Wirkung der Medikamente bereits nach wenigen Stunden wieder nachlässt, bietet eine entsprechende Immuntherapie Schutz für viele Jahre. Die Therapie ist unter anderem auch unter den Begriffen Hyposensibilisierung, Desensibilisierung oder Allergie-Impfung bekannt.

Sie wirkt als derzeit einzige Behandlungsform direkt auf die ursächlichen Krankheitsprozesse. Vereinfacht ausgedrückt wird dabei das eigentliche Übel mit dem Übel bekämpft. Das heißt, den Patienten wird wiederholt und kontrolliert die allergieauslösende Substanz zugeführt. Das führt dazu, dass der Körper im Laufe der Zeit seine Überempfindlichkeit gegen dieses Allergen abbaut.

Die Erfolgsaussichten werden von unterschiedlichen Faktoren beeinflusst. Vor allem Jugendliche sprechen auf die Immuntherapie wesentlich besser an als „routinierte“ Allergiker, da diese im Laufe ihres Lebens in den meisten Fällen eine sogenannte Polyallergie, also eine Ansammlung der verschiedensten Allergien, entwickelt haben. Doch auch in solchen Fällen bestehen noch reelle Chancen auf Erfolg für Betroffene.

Die spezifische Immuntherapie wird entweder subkutan (SCIT) oder sublingual (SLIT) durchgeführt. Bei SCIT wird das Allergen direkt unter die Haut an die Hinterseite des Oberarms injiziert, bei SLIT wird das Allergen in Form von Tabletten eingenommen oder in flüssiger Form unter die Zunge getröpfelt.

Wer sich für diese Behandlungsform entscheidet, sollte jedoch auch ausreichend Geduld dafür mitbringen. Denn die vollständige Therapie dauert in der Regel etwa drei bis fünf Jahre. Als bester Zeitpunkt für den Einstieg gilt die Zeit, nachdem die letzten Pollen verflogen sind, also etwa ab Mitte Oktober. Doch grundsätzlich ist die spezifische Immuntherapie immer möglich.

Zusätzliche Tipps für eine beschwerdefreie Pollensaison

Der aktuelle Pollenflugkalender. Klicken, um zu vergrößern. Hier zum ausdrucken downloaden.

Neben der medikamentösen Behandlung können jedoch in vielen Fällen schon kleine Maßnahmen zu einer entscheidenden Verbesserung der Situation für Betroffene führen. Dazu gehört beispielsweise bereits die richtige Belüftung der Wohnung. In den Morgenstunden bis 9 Uhr und abends von etwa 18 bis 20 Uhr ist der Pollenflug am stärksten. Deshalb sollte die Wohnung außerhalb dieser Zeiten belüftet werden. Regengüsse sollten stets dazu genützt werden, ordentlich durchzulüften, da die Pollen hier durch das Wasser aus der Luft gewaschen wurden.

Für Allergiker ist das Schlafzimmer nicht der geeignete Ort, um sich umzuziehen und die Tageskleidung aufzubewahren. Ebenso sollten blühende Pflanzen sicherheitshalber aus dem Raum entfernt werden. Es ist zwar lästig und aufwendig, doch für einen ruhigen Schlaf sorgen darüber hinaus eine tägliche Kopfwäsche sowie der oftmalige Wechsel der Bettwäsche.

Die Lüftung der Bettwäsche in der freien Natur ist dagegen kontraproduktiv, da sich so erst recht herumfliegende Pollen sammeln können. Das gleiche gilt auch für das Trocknen der Wäsche. Die Wohnung sollte regelmäßig, idealerweise täglich gesaugt werden. Möbel sollten während der Pollensaison nicht mit dem Staubwedel, sondern mit einem feuchten Tuch abgewischt werden.

Bei Ausflügen ins Freie empfiehlt sich das Tragen einer Sonnenbrille, um den Augen einen entsprechenden Schutz vor den herumfliegenden Pollen zu bieten.

Auch der Urlaub will für Allergiker gut geplant sein

Der Urlaub sollte in eine Gegend führen, in der die Pollenbelastung niedrig ist. Direkt am Wasser und in den Bergen fällt der Pollenflug im Frühjahr und im Sommer deutlich geringer aus.

Besonders die Inseln im Norden sind für ihre geringe Belastung bekannt. Deshalb gelten Sylt und ostfriesische Inseln wie Borkum, Norderney oder Langeoog als Traumurlaubsziel für Allergiker. Der Wind weht hier landeinwärts und die Luft ist besonders salzhaltig. So lässt sich der Urlaub ohne große Belastungen genießen.

Wanderer sind gut damit beraten, ihren Urlaub in der Alpenregion zu verbringen. Die Gewächse im Hochgebirge zählen üblicherweise nicht zu den typischen Allergieauslösern.

Quellen

  • Saloga, J. et al.: Allergologie-Handbuch. Schattauer, Stuttgart 2011
  • Störiko, A.: Allergien. Falken, Niedernhausen 2001
  • Trautmann, A., Kleine-Trebbe, J.: Allergologie in Klinik und Praxis. Thieme, Stuttgart 2013

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