Radiusfraktur (Speichenbruch)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 5. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eine Radiusfraktur bzw. ein Speichebruch ist ein Bruch der Speiche, welcher meist in der Nähe des Handgelenks auftritt. Sie gehört zu den häufigsten Frakturen und ist in vielen Fällen die Folge eines Sturzes, bei dem sich der Betreffende mit der Hand abfangen wollte.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Radiusfraktur?

Unmittelbar nach der Fraktur wird es zu starken und langanhaltenden Schmerzen kommen, die auch im Ruhezustand weiterhin bestehen bleiben.
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Die Radiusfraktur stellt einen Unterarmbruch dar. Dabei wird nur einer der beiden Unterarmknochen betroffen, welcher auch Radius bzw. Speiche genannt wird. Die Speiche befindet sich an der Innenseite des Armes und trägt die Handwurzelknochen sowie die Hand.

Meist bricht sie in der Nähe des Handgelenks und ist Folge eines Unfalles. Je nach Art des Unfalles wird die Radiusfraktur in unterschiedliche Formen differenziert. Die distale Radiusfraktur ist am häufigsten. Sie tritt auf, wenn der Betroffene auf die ausgestreckte Hand stürzt. Diese Form einer Fraktur mit charakteristischer Bruchstelle wird auch als Extensionsfraktur oder Colles-Fraktur bezeichnet.

In seltenen Fällen entsteht eine distale Radiusfraktur, wenn auf die gebeugte Hand gefallen wird. Solch eine Form der Radiusfraktur wird Flexionsfraktur oder Smith-Fraktur genannt.

Ursachen

Die typische Ursache für eine Radiusfraktur ist ein Sturz auf den Arm bzw. die Hand. In den meisten Fällen ist ein Bruch in der Nähe zum Handgelenk festzustellen.

Mit einem Anteil von 90 % erfolgte ein Sturz auf die ausgestreckte Handinnenfläche. Insbesondere Kinder und ältere Menschen leiden unter dieser Form des Unterarmbruchs. Dafür sind unterschiedliche Ursachen verantwortlich. Kinder stürzen beim Spielen häufig und neigen daher zu einer Radiusfraktur. Ältere Personen besitzen hingegen eine geringere Stabilität der Knochen, sodass es bei Stürzen generell schneller zu Knochenbrüchen kommt.

Die im hohen Lebensalter häufig auftretende Osteoporose wirkt sich ferner als begünstigender Faktor aus. Auch andere typische altersbedingte Erkrankungen können Stürze provozieren, die so zur Ursache einer Radiusfraktur werden.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Eine Fraktur der Speiche ist in immer mit sehr eindeutigen und typischen Symptomen verbunden, die der Betroffene sehr gut selbst diagnostizieren kann. Unmittelbar nach der Fraktur wird es zu starken und langanhaltenden Schmerzen kommen, die auch im Ruhezustand weiterhin bestehen bleiben. Häufig kommt es auch zu einer starken Schwellung, die mit dem bloßen Auge zu erkennen ist.

Zudem ist bei einem bestehenden Speichenbruch oftmals eine Fehlstellung des Handgelenks zu erkennen. Bereits kleinste Bewegungen verursachen dabei starke Schmerzen, sodass ein normaler Bewegungsablauf nicht mehr möglich ist. Wer an dieser Stelle umgehend einen Arzt aufsucht, der kann die bestehenden Symptome und Beschwerden schnell beseitigen.

Wer allerdings an dieser Stelle auf eine ärztliche und medikamentöse Behandlung verzichtet, der muss mit weiteren Beschwerden und Symptomen rechnen, die dadurch entstehen können. Unter Umständen ist eine Entzündung möglich, sodass es zur Bildung eines Abszesses kommt. Es entsteht innerhalb der Faktur Eiterflüssigkeit, die unter Umständen zu einer Blutvergiftung führen kann.

Wer sich allerdings frühzeitig für eine ärztliche Behandlung entscheidet, der wird innerhalb kurzer Zeit eine Besserung vernehmen können. Eine Fraktur der Speiche ist in der Regel mit schmerzhaften Symptomen verbunden, die unbedingt eine ärztliche Behandlung erfordern.

Diagnose & Verlauf

Besteht Verdacht auf eine Radiusfraktur, erfolgt zuerst eine Blickdiagnose durch den Arzt. Der Unterarm wird nach potenziellen Hautverletzungen und Schädigungen der Nerven sowie Gefäße abgesucht. Ferner untersucht der Arzt die angrenzenden Gelenke, damit eine etwaige begleitende Verrenkung nicht übersehen wird.

Anschließen erfolgt eine Röntgenuntersuchung, um die Art der Fraktur festzustellen. Dabei wird das Handgelenk seitlich und frontal aufgenommen. Zur Findung der optimalen Therapieform wird zudem diagnostiziert, ob es sich um eine stabile Fraktur oder eine instabile Fraktur handelt. Die letztgenannte Form eines Bruchs schließt eine Verletzung der Bänder mit ein.

Wie die Radiusfraktur sich entwickelt, hängt entscheidend vom Ausmaß der Fraktur ab. So heilt bei Kindern der Speichenbruch meist relativ schnell. Bei älteren Personen oder einer komplizierten Form der Radiusfraktur kann der Heilungsprozess auch länger als sechs Monate dauern.

Komplikationen

Eine Radiusfraktur kann verschiedene Komplikationen nach sich ziehen. Diese können sich sogar bei einer Therapie zeigen. Zu den häufigsten Folgeerscheinungen des Speichenbruchs zählen Verschiebungen der gebrochenen Knochenteile. Dabei verschieben sich die Fragmente aufgrund von unwillkürlichen Muskelverspannungen mitunter auch dann, wenn der Patient einen Gipsverband trägt.

Aus diesem Grund finden regelmäßige Röntgenaufnahmen zur Kontrolle statt. Wird dabei eine weitere Fehlstellung entdeckt, muss meist ein chirurgischer Eingriff zur Behebung erfolgen. Nachträgliche Verschiebungen der Radiusfraktur ereignen sich bei einer konservativen Therapie bei rund 50 Prozent aller Patienten, was einen verhältnismäßig hohen Anteil darstellt. Zeigen sich diese Verschiebungen mehrere Male hintereinander, sprechen Ärzte von einer Sudeck-Dystrophie.

Zu deren charakteristischen Merkmalen gehört eine Störung von Stoffwechsel und Durchblutung der Knochen und Weichteile. In den meisten Fällen tritt die Sudeck-Dystrophie nach operativen Eingriffen, Unfällen, Nervenschäden und Infektionen auf. Besonders betroffen sind Frauen höheren Alters.

Eine andere Folgeerscheinung des Speichenbruchs stellen Läsionen an Nerven und Blutgefäßen des betroffenen Knochens dar. Gleiches gilt für Haut und Muskeln. So können Knochen und Weichteile nicht mehr reibungslos versorgt werden, was zu Funktionsstörungen führt. Bemerkbar macht sich die Komplikation durch dauerhafte Schmerzen bei Handbewegungen sowie Hautverfärbungen.

Im Spätstadium versteift sich die Hand und es treten Sensibilitätsstörungen an ihr auf. Komplikationen sind auch bei einer chirurgischen Behandlung der Radiusfraktur möglich. Dazu gehören Infektionen, Bewegungseinschränkungen, Wundheilungsstörungen und Sehnenverletzungen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Werden nach einem Sturz, Unfall oder einer Gewalteinwirkung anhaltende Schmerzen am Handgelenk wahrgenommen, wird ein Arzt benötigt. Charakteristisch ist ein plötzlich auftretendes starkes Schmerzempfinden, das sich unmittelbar nach einem auslösenden Ereignis einstellt. Da es zu keiner Spontanheilung kommt, wird eine medizinische Versorgung benötigt.

Bei Schwellungen, Verfärbungen der Haut sowie offenen Wunden am Handgelenk ist ein Arzt zu konsultieren. Durchblutungsstörungen, ein Verlust der gewohnten Bewegungsmöglichkeiten sowie eine Abnahme der körperlichen Belastbarkeit der Hand sind weitere Anzeichen, die abgeklärt werden müssen. Bei einer Radiusfraktur können die üblichen Handbewegungen wie winken oder kippen nicht mehr ausgeführt werden. Zusätzlich ist die Greiffunktion von Hand und Fingern nicht mehr oder nur mit einer starken Einschränkung umsetzbar.

Taubheitsgefühle auf der Haut oder Sensibilitätsstörungen geben Anlass zur Besorgnis. Führen leichte Berührungen oder eine Ruheposition zu einer Schmerzentwicklung, sollte ein Arzt konsultiert werden. Bevor es zu der Einnahme von Schmerzmedikamenten kommt, sollte grundsätzlich die Rücksprache mit einem Arzt gesucht werden. Eine sterile Wundversorgung wird benötigt, damit keine Krankheitserreger in den Organismus gelangen können. Kommt es zu einer Eiterbildung, einem Abszess oder Entzündungsreaktionen der Haut, muss unverzüglich ein Arzt konsultiert werden. Andernfalls droht dem Betroffenen eine Blutvergiftung und damit ein lebensbedrohlicher Zustand.

Behandlung & Therapie

Die Behandlungsform einer Radiusfraktur steht in Abhängigkeit zum Ausmaß des Bruchs. Handelt es sich um eine einfache Variante, erfolgt eine mehrwöchige Ruhigstellung des Arms mit Gipsverband. Zeigt das Röntgenbild eine Verschiebung der Knochen, nimmt der Arzt zuerst eine Einrichtung vor und anschließend wird der Arm in Gips gelegt.

Drohen erneute Verschiebungen des Bruchs oder ist ein Einrichten nicht möglich, wird zu einem operativen Eingriff geraten. Dabei bringt der Arzt die Knochenbruchstücke wieder in ihre richtige Position. Anschließend müssen diese stabilisiert werden. Dafür stehen je nach Radiusfraktur unterschiedliche Methoden zur Verfügung. So existieren die Drahtfixierung, der externe Fixateur, die Verschraubung sowie die Metallplatten-Implantation.

Welche Operationsform gewählt wird, hängt von dem Grad der Verschiebung der Knochenbruchstücke und der Anzahl der Knochenbrüche am Unterarm ab. Ferner ist auch entscheidend, ob der Griffelfortsatz der Speiche abgebrochen ist. Auf eine Operation des Unterarms folgt meist die Anbringung eines Gipsverbandes. Unter Umständen erfordert eine Radiusfraktur eine zweite Operation, da sich die Knochenstücke manchmal im Heilungsprozess unnatürlich verschieben.

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Vorbeugung

Der wirksamste Schutz gegen eine Radiusfraktur bzw. einen Speichenbruch ist die Vermeidung von Stürzen. Wer risikoreiche Sportarten wie Inlineskating ausübt, sollte auf eine hinreichende Schutzkleidung nicht verzichten. Ferner ist es von Bedeutung, eine etwaige Osteoporose bereits im Frühstadium zu erkennen. So kann der Knochenschwund effektiv behandelt werden, was ebenfalls einer Radiusfraktur vorbeugt.

Nachsorge

Eine Nachbehandlung der Radiusfraktur findet sowohl bei einer konservativen Therapie als auch einem chirurgischen Eingriff statt. Zu diesem Zweck erhält der Patient für etwa vier bis sechs Wochen einen Gipsverband, um den betroffenen Arm ruhig zu stellen. Im Fall einer Operation kann die Ruhigstellung auch weniger Zeit beanspruchen.

Im Rahmen der Nachsorge wird der Gipsverband in regelmäßigen Abständen gewechselt. Die Finger bleiben innerhalb des Verbands meist frei beweglich. Im Anschluss an eine Radiusfraktur-Operation sind postoperative Schmerzen im Handgelenk möglich. Der Patient sollte daher für circa zwei Nächte stationär behandelt werden. Nach rund 10 bis 14 Tagen lassen sich normalerweise die Operationsfäden wieder entfernen.

Nach dem chirurgischen Eingriff wird dem Patienten eine Thromboseprophylaxe verabreicht, während er im Krankenhaus liegt. Im Anschluss an die Entlassung aus der Klinik kann die Gabe der Arzneimittel meist wieder beendet werden. Des Weiteren ist die Darreichung von Medikamenten möglich, die schmerzlindernd und abschwellend wirken.

Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Nachbehandlung sind physio- und ergotherapeutische Rehabilitationsmaßnahmen. Dabei erfolgen auch Bewegungsübungen für Daumen und Finger. Sinnvoll ist zudem die aktive Mobilisation von Schulter- und Ellenbogengelenk nach längerer Ruhigstellung. Gleichzeitig wird auf eine reibungslose Durchblutung und Sensibilität sämtlicher Finger geachtet. Nach zwei bis drei Wochen kann der Patient wieder alltägliche Tätigkeiten durchführen. Nach acht bis zwölf Wochen sind meist auch sportliche Aktivitäten möglich.

Das können Sie selbst tun

Auch wenn ein Speichenbruch häufig vorkommt, sollte er nicht nachlässig behandelt werden. Die Betroffenen sollten umgehend einen Arzt aufsuchen, damit er den Bruch fachgerecht behandeln kann. Gerade komplizierte und schwere Brüche können bei schlechter Ausheilung zu Funktionsbeeinträchtigungen führen. Das gilt insbesondere dann, wenn das Handgelenk beteiligt ist.

Ein Bruch der Speiche ist nicht nur schmerzhaft, sondern kann auch zu Entzündungen führen, die Abszesse und eine Blutvergiftung nach sich ziehen können. Daher ist die Einnahme von entzündungshemmenden Schmerzmitteln beziehungsweise nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) angezeigt. Hier wird der Arzt entsprechende Rezepte ausstellen. Bei einer Radiusfraktur ist auch das Gewebe um die Bruchstelle verletzt, was zu Schwellungen führen kann. Diese Schwellung kann durch den Gipsverband gekühlt werden. Empfehlenswert sind medizinische Kühlkompressen, die auf den Verband gelegt werden. Wenn die Kühlkissen im Gefrierfach gelagert wurden, sollten sie keinesfalls direkt auf die Haut gelegt werden, weil es sonst zu Kälteverbrennungen kommen kann.

Bis der Arm wieder völlig funktionstüchtig ist, können einige Wochen vergehen. In dieser Zeit ist Geduld gefragt. Der betroffene Arm sollte so lange wie möglich ruhig gestellt werden. Das fördert die Heilung und vermindert die Komplikationsrate erheblich. Wenn der Gips abgenommen wurde, sollten die Patienten die ihnen verschriebene Krankengymnastik unbedingt durchführen. Sie fördert die Beweglichkeit des betroffenen Arms und hilft, den Bruch komplett auszuheilen.

Quellen

  • Breusch, S., Clarius, M., Mau, H., Sabo, D. (Hrsg.): Klinikleitfaden Orthopädie, Unfallchirurgie. Urban & Fischer, München 2013
  • Grifka, J., Krämer, J.: Orthopädie, Unfallchirurgie. Springer, Heidelberg 2013
  • Krämer, J., Grifka, J.: Orthopädie, Unfallchirurgie. Springer, Berlin 2013

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