Gipsverband

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 18. September 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Ein Gipsverband ist eine sogenannte konservative Behandlungsmethode für einen Knochenbruch. Dabei wird der betroffene Knochen mithilfe des Verbands ruhiggestellt, bis er wieder zusammengewachsen ist. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um Verletzungen der Extremitäten, die auf diese Weise behandelt werden.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Gipsverband?

Ein Gipsverband ist eine sogenannte konservative Behandlungsmethode für einen Knochenbruch. Dabei wird der betroffene Knochen mithilfe des Verbands ruhiggestellt, bis er wieder zusammengewachsen ist.

Unter einem Gipsverband verstehen Mediziner einen festen, starren Verband aus Gips, der eingesetzt wird, um einen Körperteil ruhig zu stellen. Dies wird unter anderem dann nötig, wenn eine Verletzung stattgefunden hat und der Heilungsprozess absolute Ruhe und Unbeweglichkeit des betroffenen Bereichs erfordert.

Meist handelt es sich dabei um Knochenbrüche, aber auch schwere Zerrungen oder Bänder- und Sehnenrisse können mit einem Gipsverband fixiert werden. Diese Verletzungen finden häufig an den Extremitäten statt, daher machen diese auch einen Großteil der Fälle aus, bei denen eine Behandlung mit einem Gipsverband erfolgt.

Je nach Art der Verletzung und Geschwindigkeit des Heilungsprozesses verbleibt der Verband mehrere Wochen am Arm oder Bein des Patienten.

Geschichte & Entwicklung

Die Entdeckung und Entwicklung des Gipsverbandes lässt sich auf das 19. Jahrhundert zurückverfolgen. Bereits in der Antike nutzten Kulturen wie die Ägypter und Griechen Materialien wie Leinenbinden und Harze zur Stabilisierung von Knochenbrüchen, doch der moderne Gipsverband wurde später entwickelt.

Die entscheidende Innovation kam durch den niederländischen Militärarzt Antonius Mathijsen im Jahr 1851. Mathijsen erkannte, dass Gips, wenn er mit Wasser vermischt und auf Bandagen aufgetragen wird, eine feste, aber formbare Schicht bildet, die nach dem Trocknen hart wird. Diese Methode revolutionierte die Behandlung von Knochenbrüchen, da der Gipsverband nicht nur einfach anzulegen war, sondern auch die gebrochene Stelle stabil fixierte und schnell trocknete.

In den folgenden Jahrzehnten verbreitete sich der Gipsverband weltweit und wurde ein fester Bestandteil der orthopädischen Chirurgie. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der Verband durch Weiterentwicklungen wie den leichteren synthetischen Gips verbessert. Diese modernen Materialien waren widerstandsfähiger gegen Feuchtigkeit und boten eine höhere Flexibilität bei der Formgebung.

Die Entdeckung des Gipsverbandes ermöglichte eine schnellere und effizientere Heilung von Knochenbrüchen und wurde zu einer der grundlegenden Techniken in der modernen Medizin.

Einsatz & Indikation

Ein Gipsverband wird angelegt, um Knochenbrüche, Verstauchungen, Bänderrisse oder andere Verletzungen des Bewegungsapparats zu stabilisieren. Er ist besonders notwendig, wenn eine verletzte Stelle ruhiggestellt werden muss, um eine korrekte Heilung zu gewährleisten. Bei Knochenbrüchen dient der Gipsverband dazu, die Knochenfragmente in der richtigen Position zu halten, sodass sie wieder korrekt zusammenwachsen können. Auch bei Bänderrissen oder Verstauchungen wird ein Gipsverband eingesetzt, um das betroffene Gelenk zu fixieren und weitere Belastungen zu verhindern.

Ein Gipsverband ist häufig dann notwendig, wenn eine Verletzung instabil ist oder eine Bewegung die Heilung gefährden könnte. Er wird auch nach chirurgischen Eingriffen verwendet, um operierte Bereiche zu schützen und sicherzustellen, dass sie nicht belastet werden. Zusätzlich kann ein Gipsverband bei Fehlstellungen oder nach bestimmten orthopädischen Korrekturen verwendet werden, um eine stabilisierte Haltung zu gewährleisten.

Der Gips wird in nassem Zustand angelegt und passt sich beim Aushärten genau der betroffenen Stelle an, was eine individuelle und präzise Fixierung der verletzten Region ermöglicht. Dadurch wird verhindert, dass der betroffene Bereich während der Heilungsphase bewegt oder belastet wird.

Vorteile & Nutzen

Ein Gipsverband bietet mehrere entscheidende Vorteile gegenüber anderen Behandlungs- oder Fixierungsmethoden bei Knochenbrüchen und Verletzungen des Bewegungsapparats. Einer der größten Vorteile ist seine stabile Fixierung. Der Gips härtet nach dem Anlegen aus und bietet so eine feste Unterstützung für den verletzten Bereich, was die korrekte Ausrichtung der Knochen oder Gelenke sicherstellt und eine gleichmäßige Heilung ermöglicht.

Ein weiterer Vorteil ist die individuelle Anpassung. Der Gipsverband wird direkt auf die betroffene Stelle aufgelegt und passt sich beim Aushärten genau den Konturen des Körpers an, was eine präzise und spezifische Fixierung ermöglicht. Diese maßgeschneiderte Stabilität hilft, Schmerzen zu lindern und eine zusätzliche Belastung der verletzten Stelle zu vermeiden.

Gipsverbände sind auch relativ kostengünstig und einfach in der Anwendung. Im Vergleich zu teureren, moderneren Orthesen oder chirurgischen Fixierungen sind Gipsverbände weit verbreitet, zugänglich und bieten eine effektive, nicht-invasive Möglichkeit, Verletzungen zu behandeln.

Darüber hinaus ermöglicht der Gips eine sichere Ruhigstellung über einen längeren Zeitraum, was bei komplizierten Brüchen oder Bänderverletzungen wichtig ist. Er bietet eine höhere Steifigkeit und Schutz im Vergleich zu flexibleren Bandagen oder Schienen, was die Beweglichkeit einschränkt und die Heilung fördert.

Anwendung, Funktion & Ziele

Ein Gipsverband wird immer dann angelegt, wenn nach einer Verletzung oder einem operativen Eingriff sichergestellt werden muss, dass die betroffene Körperregion ruhiggestellt wird.

Nach einem Knochenbruch etwa findet eine selbstständige Heilung statt, indem der Knochen von alleine wieder zusammenwächst. Dies dauert allerdings einige Wochen und kann nur dann vollständig und ohne Komplikationen erfolgen, wenn der betroffene Bereich für diesen Zeitraum fixiert und somit unbeweglich ist. Sonst besteht die Gefahr, dass sich der Knochen an der Bruchstelle verschiebt und es zu Schwierigkeiten beim Zusammenwachsen kommen kann.

Der Gipsverband zählt zu den sogenannten konservativen Behandlungsmethoden für Knochenbrüche, Zerrungen oder Bänder- bzw. Sehnenrisse. Er ist keine Therapie im eigentlichen Sinne, sondern vielmehr ein Hilfsmittel, um die körpereigene Heilung zu unterstützen. Er wird nach einer umfassenden Untersuchung der Verletzung angelegt, wenn die zu diesem Zweck angefertigten Röntgenaufnahmen keine Verschiebungen, Splitterungen oder ähnliche Komplikationen zeigen.

Abhängig von der Art und Schwere der Verletzung und den individuellen Selbstheilungskräften muss ein Gipsverband meist mehrere Wochen an der betroffenen Stelle verbleiben, um ein optimales Ergebnis zu erzielen.

Nach einiger Zeit kann der Verband vorübergehend zu Untersuchungszwecken vom Arzt entfernt werden, um den Fortschritt der Heilung zu begutachten.

Unter Umständen kann es notwendig werden, dass der Patient nach endgültigem Entfernen des Gipsverbands eine Zeit lang an einer krankengymnastischen Therapie teilnehmen muss, um die Funktion der betroffenen Extremität wieder vollständig herzustellen.

Da die herkömmliche Kombination aus Baumwollbandagen und Gips recht schwer ausfällt und die Bewegungsfähigkeit des Betroffenen teils deutlich beeinträchtigen kann, werden heutzutage auch vermehrt Kunststoffe eingesetzt. Diese sind leichter und feuchtigkeitsbeständiger; allerdings fallen hierfür auch höhere Kosten an.


Durchführung & Ablauf

Die Behandlung mit einem Gipsverband beginnt in der Regel mit einer ärztlichen Untersuchung, meist durch Röntgen, um den genauen Verlauf des Knochenbruchs oder der Verletzung zu bestimmen. Nachdem die Diagnose gestellt wurde, wird die betroffene Stelle, z. B. der Arm oder das Bein, in die richtige Position gebracht, um eine korrekte Heilung zu gewährleisten.

Anschließend wird die Haut durch eine weiche Polsterschicht geschützt, die als Unterlage für den Gipsverband dient. Diese Polsterung hilft, Druckstellen zu vermeiden und den Komfort zu erhöhen. Danach werden Gipsbinden in Wasser getränkt, damit sie weich und formbar werden. Die nassen Binden werden dann schichtweise um den betroffenen Bereich gewickelt und gleichmäßig verteilt, um eine stabile, aber formbare Hülle zu schaffen.

Der Gipsverband wird während des Anlegens geformt, um die richtige Passform zu gewährleisten. Sobald er in der richtigen Position ist, beginnt der Gips zu trocknen und zu härten, was in der Regel innerhalb von 10 bis 15 Minuten geschieht. Nach einigen Stunden ist der Gips vollständig ausgehärtet und bietet eine feste Unterstützung.

Während der Heilungszeit muss der Patient den Gips trocken halten und regelmäßige Kontrolluntersuchungen durchführen lassen, um sicherzustellen, dass die Heilung wie erwartet verläuft. Bei Bedarf wird der Gips nach einigen Wochen entfernt oder durch einen leichteren Verband ersetzt.

Risiken, Nebenwirkungen & Gefahren

Ein Gipsverband wird von den meisten Patienten als hinderlich für die alltägliche Bewegungsfähigkeit empfunden. Während des gesamten Zeitraums, über den der Gipsverband getragen wird, ist die gewohnte Bewegung der betroffenen Extremität deutlich eingeschränkt.

Werden Gelenke und Muskeln über mehrere Wochen nicht richtig oder gar überhaupt nicht bewegt, stellen sich oftmals Versteifungen oder ein Abbau der Muskulatur ein. Diese können in vielen Fällen durch die nach der Behandlung stattfindende normale Bewegung beseitigt werden, ohne dass dabei therapeutische Unterstützung stattfinden muss. Unter Umständen kann aber die Teilnahme an Rehabilitationsmaßnahmen oder einer regelmäßigen Krankengymnastik notwendig werden.

Durch auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmte Übungen können steife Gelenke ihre Beweglichkeit wiedererlangen bzw. verringerte Muskelmasse wieder aufgebaut werden. Eine wochenlange Ruhigstellung von Extremitäten birgt außerdem ein Thromboserisiko. Gefährdete Personen sollten daher regelmäßig untersucht werden. Wenn nötig, kann ein Gerinnungshemmer gespritzt werden, der eine Thrombosebildung verhindern soll.

Ein wochenlanges Fixieren kann auch für die Haut des Patienten eine zusätzliche Belastung bedeuten. Nicht selten kommt es unter dem Gipsverband zu einem unangenehmen Juckreiz unter dem Verband, der mit einem Ausschlag verbunden sein kann. Treten Schmerzen, Schwellungen oder ähnliche Beschwerden auf, sollte in jedem Fall der behandelnde Arzt aufgesucht werden.

Krankheiten mit Knochenbrüchen

Alternativen

Es gibt mehrere alternative Verfahren zum Gipsverband, die je nach Art der Verletzung und den Bedürfnissen des Patienten eingesetzt werden können, insbesondere wenn ein Gipsverband nicht möglich oder nicht ideal ist.

Eine häufige Alternative sind Kunststoff- oder synthetische Verbände. Diese bestehen aus Materialien wie Glasfaser oder Kunststoffharzen, die leichter und wasserresistenter als Gips sind. Sie bieten ebenfalls Stabilität, sind aber komfortabler zu tragen und belasten den Patienten weniger durch ihr geringeres Gewicht.

Schienen und Orthesen stellen eine weitere Option dar. Sie bieten ebenfalls Stabilität, sind jedoch flexibler als Gipsverbände und können leichter an- und abgelegt werden. Schienen werden oft verwendet, wenn eine vollständige Immobilisierung nicht notwendig ist oder wenn eine frühzeitige Bewegung zur Förderung der Heilung gewünscht wird.

Bei komplexeren Verletzungen kann auch eine operative Fixierung mittels Metallplatten, Schrauben oder Drähten in Betracht gezogen werden. Diese Methode, bekannt als Osteosynthese, wird bei komplizierten Brüchen eingesetzt, um die Knochen direkt zu stabilisieren.

Funktionsverbände oder tape-basierte Verfahren sind eine weitere Option, vor allem bei Verstauchungen oder kleineren Verletzungen. Sie bieten gezielte Stabilität, ermöglichen aber eine gewisse Beweglichkeit und fördern so die Durchblutung und Heilung.

Die Wahl der Methode hängt von der Art der Verletzung, dem Alter, der Gesundheit des Patienten und individuellen Faktoren wie Unverträglichkeiten gegenüber bestimmten Materialien ab.

Quellen

  • Grifka, J., Krämer, J.: Orthopädie, Unfallchirurgie. Springer, Heidelberg 2013
  • Niethardt, F.U.: Kinderorthopädie. Thieme, Stuttgart 2009
  • Wülker, N., Kluba, T., Roetman, B., Rudert, M.: Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2015

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