Scheidentrockenheit – wieso sie auftritt und was dagegen helfen kann

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 22. Februar 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Viele Frauen leiden darunter, doch nur wenige sprechen darüber: Scheidentrockenheit. Vor allem im Alter nimmt die Zahl der Betroffenen zu – als Folge eines geringeren Östrogenspiegels. Aber auch bei jüngeren Frauen kann eine trockene Scheide auftreten und zu Problemen führen. Ein Auslöser ist zum Beispiel die Entfernung der Eierstöcke, aber auch während der Stillzeit leiden viele Frauen unter Scheidentrockenheit.

Ebenso kommen andere Ursachen in Frage, beispielsweise körperliche Aspekte wie Infektionen, Vaginalpilze oder auch Blasenentzündungen. Durch die Komplexität der Vagina können allerdings auch hormonelle Veränderungen zu Trockenheit führen. Gleichermaßen besteht auch die Möglichkeit, dass eine trockene Vagina als Folge von psychischen oder psychosomatischen Ursachen auftritt. Hierbei wären unter anderem Probleme in der Partnerschaft zu nennen, Nervosität oder auch ein fehlendes sexuelles Verlangen.

Inhaltsverzeichnis

Welche Symptome bringt Scheidentrockenheit mit sich?

Ein unterschiedlicher Grad an Feuchtigkeit in der Scheide ist weitgehend normal. Erst wenn sich die Scheide über einen längeren Zeitraum trocken anfühlt, spricht man von Scheidentrockenheit.

Wer unter Scheidentrockenheit leidet, kann mitunter verschiedene Symptome feststellen. Diese variieren von Mensch zu Mensch, genauso wie die Ursachen. Zu den häufigsten Symptomen zählen:

  • brennendes Gefühl im Intimbereich
  • juckender Intimbereich

Unter normalen Umständen sondern die Zellen der Scheidenschleimhaut und der Gebärmutter ein milchiges Sekret ab, das die Scheide feucht hält. Zudem schützt das Sekret vor verschiedenen Krankheitserregern.

Bei sexueller Erregung produzieren Drüsen und Blutgefäße zusätzliche Feuchtigkeit. Dies dient beim Geschlechtsakt als natürliches Gleitmittel. Eine andauernde Trockenheit der Vagina kann diese jedoch teilweise poröser machen und auch die Gefahr von Verletzungen nimmt zu. Gleichermaßen steigt das Risiko von Pilzinfektionen sowie von bakteriellen Infektionen und auch die Möglichkeit, an einer Blasenentzündung zu erkranken, nimmt zu.

Zwischenmenschlich kann Scheidentrockenheit ebenso zu Problemen führen. Vielfach wird der Geschlechtsverkehr dann als unangenehm empfunden und das Eindringen des Penis verursacht Schmerzen.

Was kann man gegen Scheidentrockenheit tun?

Ein Tampon ist ein gepresster Watte- oder Mullbausch, der zur Aufnahme von Flüssigkeiten dient.

An Scheidentrockenheit leidende Frauen haben glücklicherweise einige Möglichkeiten, um etwas dagegen zu unternehmen. Nachfolgend gibt es einige Tipps und Hinweise, wie man mit der Problematik umgehen und diese im Idealfall beheben kann:

  • Auf Tampons verzichten: Ratsam ist es, während der Menstruation auf Tampons zu verzichten und stattdessen Binden zu verwenden. Tampons nehmen das Menstruationsblut zwar zuverlässig auf, können aber auch das Scheidensekret aufnehmen. Das wiederum kann die Scheidentrockenheit sogar noch verstärken.
  • Entspannung kann hilfreich sein: Ist die Trockenheit der Vagina durch Stress bedingt, können Yoga, autogenes Training und andere Entspannungstechniken mitunter hilfreich sein.
  • Hormone im Blick haben: Leidet eine Frau unter Östrogenmangel und dadurch an Scheidentrockenheit, können hormonfreie Präparate aus der Apotheke oder Drogerie ausprobiert werden. Hier gibt es inzwischen eine große Auswahl.
  • Bei der Hygiene nicht übertreiben: Sinnvoll ist es in den meisten Fällen, bei der Hygiene im Intimbereich eher vorsichtig zu agieren. Klares Wasser ist meist ausreichend, eventuell zusammen mit einer sanften und hautneutralen Waschlotion.

Diese Tipps können zumindest bei allgemeiner Scheidentrockenheit hilfreich sein. Kommt es beim Sex zu Problemen aufgrund einer trockenen Scheide, sind sie hingegen vielfach nicht ausreichend. Dann können allerdings diese Hinweise zu einer Verbesserung der Situation führen:

  • Gleitcremes aus der Apotheke: Durch Gleitcremes oder Gleitgele kann die Trockenheit der Scheide vor dem Sex ausgeglichen werden. Die Reibung und der Widerstand werden dadurch geringer, wodurch betroffene Frauen weniger Schmerzen empfinden. Produkte zur Linderung gibt es in der Apotheke, immer öfter aber auch in Drogerien oder sogar Supermärkten. Bei der Verwendung von Kondomen sollte darauf geachtet werden, dass die Produkte wasserlöslich sind.
  • Massageöl kann ebenfalls helfen: Ebenso setzen manche Frauen auf Massageöl oder auch Babyöl, damit die Gleitfähigkeit der Vagina gesteigert wird. Zusammen mit Kondomen sollten derartige Öle allerdings nicht genutzt werden.

Grundsätzlich ist Scheidentrockenheit nicht unbedingt ein Grund, um komplett auf Geschlechtsverkehr zu verzichten. Insbesondere in den Wechseljahren kann regelmäßiger Sex dabei helfen, die Trockenheit der Scheide zu reduzieren, da hierdurch die Blutversorgung in der Vagina verbessert wird. Ein ausgiebiges Vorspiel ist in diesem Zusammenhang oftmals zu empfehlen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Der/die Gynäkologe/in befasst sich mit der Frauenheilkunde, also mit der Diagnose und Behandlung von Erkrankungen des weiblichen Fortpflanzungs- und Sexualtraktes.

Trotz aller Beschwerden und Unannehmlichkeiten verzichten auch heute noch viele Frauen darauf, ihren Gynäkologen um Rat zu fragen. Dabei ist Scham hier völlig unangebracht. Wer das Gefühl hat, unter einer trockenen Scheide zu leiden, sollte den Frauenarzt hinzuziehen. Denn: In vielen Fällen kann Scheidentrockenheit sehr gut behandelt werden.

Zudem führt ein gestörtes Scheidenmilieu oftmals dazu, dass sich Krankheitserreger leichter ansiedeln können und es vermehrt zu Scheidenpilzbefall oder auch zu anderen Erkrankungen kommt – auch daher sollte Scheidentrockenheit in jedem Fall abgeklärt werden.

Der Gynäkologe wird zunächst einige Untersuchungen durchführen. Nachdem die Krankengeschichte erhoben wurde, wird auch gefragt, wie lange die Probleme bereits bestehen und welche Ausmaße diese annehmen. Auch mögliche Vorerkrankungen oder Gründe für die trockene Scheide spielen eine Rolle. Mögliche Ursachen können beispielsweise bei Diabetes oder Bluthochdruck liegen, ebenso kann auch die Einnahme von Medikamenten oder der Anti-Baby-Pille als Auslöser in Frage kommen.

Anschließend wird der Arzt eine gynäkologische Untersuchung vornehmen und herausfinden, ob auch Krankheitserreger dabei eine Rolle spielen. Hierzu wird beispielsweise der pH-Wert der Scheidenflora gemessen, der im sauren Bereich zwischen 3,5 und 4,5 liegen sollte. Liegt der Wert höher, könnten hormonelle Veränderungen die Scheidentrockenheit begünstigen.

So wird Scheidentrockenheit behandelt

Die endgültige Behandlung einer trockenen Scheide hängt von der jeweiligen Ursache ab. Eine pauschale Aussage lässt sich darüber daher nicht treffen. Sollten ein zu hoher Blutdruck oder Diabetes als Ursache erkannt werden, müssen zunächst diese Erkrankungen korrekt behandelt werden. Sollten bereits Medikamente gegen diese Leiden genommen werden, muss überlegt werden, ob die Dosierung angepasst werden kann oder ob andere Arzneimittel die Situation verbessern können.

Wenn stattdessen seelische und psychische Probleme zur Trockenheit der Vagina führen, sind psychologische Behandlungen oder psychotherapeutische Beratungen anzuraten. Auch eine Sexualberatung kann in diesen Fällen hilfreich sein.

Die erwähnten hormonfreien Präparate können ebenfalls zur Behandlung in Frage kommen. Das ist vor allem dann der Fall, wenn aus medizinischen Gründen keine Hormone eingenommen werden sollten. Dann kommt zum Beispiel Hyaluronsäure zum Einsatz, wodurch die Funktion der Scheidenschleimhaut unterstützt wird. Dies kann insbesondere dann hilfreich sein, wenn nach einer Brustkrebstherapie keine Hormone genommen werden dürfen.

Liegt ein Östrogenmangel vor, können entsprechende Präparate mit Östrogen eingenommen werden. Hier gibt es Salben oder auch Zäpfchen, mitunter auch Tabletten. Alle Vor- und Nachteile sollten hierbei jedoch mit dem behandelnden Arzt besprochen werden.

Quellen

  • Goerke, K., et al.: Klinikleitfaden Gynäkologie Geburtshilfe. Urban & Fischer, München 2013
  • Kaufmann, M., et al.: Die Gynäkologie. Springer, Berlin 2012
  • Kirschbaum, M., et al.: Checkliste Gynäkologie und Geburtshilfe. Thieme, Stuttgart 2005

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