Scheidentrockenheit

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 26. Februar 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Symptome Scheidentrockenheit

Nahezu jede Frau verspürt im Laufe ihres Lebens mal das Symptom der Scheidentrockenheit. Die Ursachen hierfür sind vielfältig. Oft ist das Phänomen vorrübergehend. Tritt die Scheidentrockenheit jedoch dauerhaft auf, stellt sie eine starke Beeinträchtigung der Lebensqualität dar.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Scheidentrockenheit?

Ein unterschiedlicher Grad an Feuchtigkeit in der Scheide ist weitgehend normal. Erst wenn sich die Scheide über einen längeren Zeitraum trocken anfühlt, spricht man von Scheidentrockenheit.

Lubrikation ist der medizinische Ausdruck für die Feuchtigkeit, die bei sexueller Erregung in der Scheide entsteht und sie dadurch gleitfähig macht. Verantwortlich für die Produktion des Scheidensekrets sind die Bartholinischen und Skeneschen Drüsen.

Diese Drüsen der weiblichen Geschlechtsorgane sondern während der Erregungsphase eine Flüssigkeit ab, die aufgrund der erhöhten Durchblutung der Scheide durch die Gefäßwände gedrückt wird. Sie besteht aus einer Reihe unterschiedlicher Substanzen, hauptsächlich Wasser und verschiedene Fettsäuren.

Da der weibliche Zyklus hormonellen Schwankungen unterworfen ist, ist auch ein unterschiedlicher Grad an Feuchtigkeit weitgehend normal. Erst wenn sich die Scheide über einen längeren Zeitraum trocken anfühlt, spricht man von Scheidentrockenheit.

Ursachen

Bei den Ursachen für Scheidentrockenheit ist zwischen organischen Befunden und seelisch bedingten Gründen zu unterscheiden. Als körperliche Ursache gilt vor allem der Eintritt der Menopause.

Die hormonelle Umstellung während der Wechseljahre bedingt eine verminderte Produktion von weiblichen Sexualhormonen, unter anderem von Östrogen. Auch größere medizinische Eingriffe, wie eine Operation an der Gebärmutter, die Entfernung der Eierstöcke oder eine Krebserkrankung mit anschließender Chemotherapie, kommen als Grund für Scheidentrockenheit in Frage.

Pilzinfektionen der Scheide und verschiedene Geschlechtskrankheiten verändern die empfindliche Scheidenflora und lassen sie austrocknen. Auch Schwangerschaft, Stillzeit und die Einnahme hormoneller Verhütungsmittel wie der Pille können eine fehlende Lubrikation bewirken.

Zu den seelischen Ursachen für Scheidentrockenheit zählen Angst, Stress und Schwierigkeiten in der Partnerschaft. Unangenehme sexuelle Erfahrungen haben oft mangelnde Erregbarkeit zur Folge.


Krankheiten mit diesem Symptom

Typische Symptome & Anzeichen

Diagnose & Verlauf

Häufige Symptome der Scheidentrockenheit sind ein Jucken oder Brennen der Scheide, kleine Risse in der Haut und leichte Entzündungen.

Durch die mangelnde Gleitfähigkeit der Scheide kommt es zu Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, wodurch die Lust auf Sexualität weiter abnimmt. Damit reduziert sich die Ausschüttung von Östrogenen, welche für die gesteigerte Durchblutung und Befeuchtung der Scheidenwand zuständig sind. Hormone beeinflussen auch die Bildung von Milchsäure und sorgen somit für das natürliche, saure Milieu der Scheidenflora.

Durch einen Mangel erhöht sich der Risikofaktor für Infektionskrankheiten und Beschwerden der Harnwege. Bei länger anhaltenden Beschwerden ist es daher in jedem Fall ratsam, sich zur Abklärung der genauen Ursache einen Termin bei der Gynäkologin/ dem Gynäkologen zu holen.

Komplikationen

Eine Scheidentrockenheit, die nicht behandelt wird, erhöht das Risiko an Infektionen zu erkranken. Diese Infektionen können den vaginalen Bereich betreffen und auch auf die Harnwege übergreifen. Die Scheidenwände verdünnen sich zunehmend und entwickeln immer weniger Feuchtigkeit. Das Gewebe wird brüchiger und Bakterien sowie Hefepilze können leichter eindringen und sich vermehren.

Neben dem häufigeren Auftreten von Infektionen der Harnwege und der Vagina entstehen bei mechanischer Reizung schneller Wunden, Risse und Verletzungen im vaginalen Bereich. Dies führt zusammen mit der fehlenden Feuchtigkeitsbildung zu Schmerzen beim Geschlechtsverkehr der Frau. Probleme wie ein stärkerer Harndrang und vermehrte Infekte können chronisch werden.

Unter der Behandlung mit Östrogenen in Tablettenform oder als Pflaster kann sich die Entstehung einiger Krebsarten erhöhen. Bei örtlich angewendeten Östrogenen in der Scheide ist es möglich, dass sich ein Gebärmutterschleimhautkrebs entwickelt. Feuchtcremes, die ohne Östrogene hergestellt werden, beheben ebenfalls die Scheidentrockenheit und sind unbedenklicher in der Anwendung.

Diese Cremes tragen nicht zu einer Erhöhung des Krebsrisikos bei. Jedoch werden hier häufiger Störungen beobachtet, die aufgrund von Unverträglichkeitsreaktionen mit vorübergehendem Brennen, Rötungen und Hautreizungen einhergehen.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Frauen während und nach der Menopause werden Erfahrungen mit Scheidentrockenheit machen, was zum gesunden Alterungsprozess der Frau dazugehört. Tritt sie allerdings bei Frauen im fruchtbaren Alter auf, ist es sinnvoll, diesbezüglich den Arzt zu konsultieren. Die Behandlung ist einfach, Scheidencremes und -gele sorgen für Abhilfe. Allerdings lösen sie das zugrunde liegende Problem nicht.

Eine früh auftretende Scheidentrockenheit kann körperliche Ursachen wie ein Ungleichgewicht der Hormone haben. Dieses muss untersucht werden, denn dahinter können ganz harmlose Gründe oder auch ernste Erkrankungen stecken. Die Scheidentrockenheit wäre nur deren erstes offensichtliches Symptom. Der Arztbesuch trägt somit zu einer rechtzeitigen Erkennung bei. Ein Arztbesuch kann auch seelische Ursachen einer Scheidentrockenheit aufdecken, die anschließend durch einen Sexualpsychologen behandelt werden können.

Vor allem bei Frauen äußern sich seelische Probleme häufig in Störungen der Sexualität, auch wenn sie nicht einmal direkt etwas damit zu tun haben. Deshalb ist es ratsam, einen Arzt zu konsultieren, der sich mit diesen komplexen Zusammenhängen auskennt. Tritt die Scheidentrockenheit während der Wechseljahre erstmalig auf, kann es trotz der Häufigkeit dieses Problems sinnvoll sein, den behandelnden Gynäkologen davon in Kenntnis zu setzen. Während der Wechseljahre verändert sich vieles und es ist nicht falsch, eine neu aufgetretene Beobachtung genauer zu untersuchen. Falls Scheidencremes und -gele nicht helfen, die Scheidentrockenheit zu bekämpfen, kann der Arzt wirksame Alternativen empfehlen, sodass ein schmerzfreies Sexleben möglich bleibt.

Behandlung & Therapie

Wenn Östrogenmangel der Grund für die Scheidentrockenheit ist, kann der Arzt/ die Ärztin eine Injektion verabreichen oder hormonhaltige Tabletten verschreiben. Bei Beschwerden aufgrund der Wechseljahre war die Hormonbehandlung lange üblich.

Allerdings gilt es hier das Verhältnis von Nutzen und Risiko genau abzuwägen. Alternativ gibt es lokal wirkende Östrogenpräparate in Form von Salben, Gels oder Zäpfchen. Sie bewirken eine bessere Durchblutung und Befeuchtung der Scheide. Die Haut wird wieder dicker und elastischer. Wer keine hormonhaltigen Mittel nehmen möchte oder darf, z.B. nach einer Krebserkrankung, kann auf ein hormonfreies Präparat ausweichen. Dieses ist in der Regel rezeptfrei als Creme oder Gel erhältlich.

Der Feuchtigkeitshaushalt der Scheide wird kurzzeitig wieder hergestellt und die Scheidenhaut stabilisiert sich. Die natürliche Besiedelung der Scheidenflora mit nützlichen Mikroorganismen wird durch Milchsäurebakterien gestärkt und somit das Gleichgewicht wieder hergestellt. Um für Entspannung beim Intimverkehr zu sorgen, empfiehlt sich die Verwendung von Gleitmitteln.

Sie sind als Feuchtigkeitsgel oder Zäpfchen erhältlich. Öl- oder fetthaltige Gleitmittel wirken sich gleichzeitig pflegend auf die Haut aus. Wird jedoch ein Kondom zur Empfängnisverhütung benutzt, ist auf die Verwendung eines verträglichen Gleitmittels auf Wasserbasis zu achten.

Aussicht & Prognose

Scheidentrockenheit erschwert ein erfüllendes Sexleben und bereitet der Frau beim Geschlechtsverkehr oft Schmerzen. Teils gibt es dafür eine hormonelle Ursache. Während der Wechseljahre stellt der Körper der Frau sich auf eine Zeit ohne monatliche Eisprünge um und die Hormonspiegel verändern sich dauerhaft. Dies kann dazu führen, dass sich gleichzeitig das sexuelle Lustempfinden verändert und auch die Scheide trocken wird.

Eine Besserung kann sich dann einstellen, wenn die Wechseljahre vorbei sind und die Frau definitiv keine Periode mehr bekommen wird - die Scheidentrockenheit kann aber auch bestehen bleiben. Deshalb ist es in dieser Zeit wichtig, ihr symptomatisch zu begegnen. Will die Frau Geschlechtsverkehr haben, funktioniert das am besten mit Gleitgel oder mit einem Mittel, das die Scheide feucht hält.

Scheidentrockenheit kann außerhalb der Wechseljahre auch seelische Gründe haben. Hat die Frau Angst vor Sex oder gibt es Probleme in der Partnerschaft, die ihre Gefühle für den Partner beeinflussen, findet keine psychische sexuelle Erregung statt und die Scheide wird nicht feucht. Es handelt sich also nicht um physisch bedingte Scheidentrockenheit, sondern vielmehr um ein Symptom eines seelischen Umstandes. Kann dieses gelöst werden, ist damit in der Regel auch die Scheidentrockenheit kein Problem mehr.


Vorbeugung

Vielfach lässt sich der Scheidentrockenheit vorbeugend entgegen wirken. Eine übermäßige Intimhygiene mit Seife greift den natürlichen Säureschutzmantel der Haut an. Stattdessen sollte viel Wasser und eine milde Reinigungslotion verwendet werden. Tampons trocknen die Haut zusätzlich aus und sollten dementsprechend nicht zu häufig gewechselt werden. Unterwäsche aus Naturfasern sorgt für ein besseres Mikroklima. Zu eng sitzende Hosen wiederum verschlechtern dies eher.

Das können Sie selbst tun

Bei Scheidentrockenheit sollte immer zuerst der Frauenarzt aufgesucht werden. Nachdem dieser die Ursache abgeklärt hat, können verschiedene Hausmittel und Maßnahmen angewendet werden, um die Beschwerden zu lindern. In vielen Fällen hilft es bereits, Binden oder Menstruationstassen anstelle von Tampons zu verwenden. Auch andere Faktoren, die das bakterielle Milieu in der Scheide reizen, sollten gemieden werden. Schädlich sind unter anderem Chlorwasser, parfümierte Pflegeprodukte und enge Hosen oder Unterwäsche aus Kunstfaser. Locker sitzende Kleidung und Unterwäsche aus Naturfasern hilft, das Scheidenmilieu zu stabilisieren.

Daneben gilt es, Sport zu treiben und Entspannungsmaßnahmen anzuwenden, um seelische Belastungen durch Nervosität oder Stress zu reduzieren. Regelmäßige Bewegung fördert außerdem die Durchblutung und führt somit zu einer besseren Befeuchtung der Scheide. Scheidentrockenheit in Folge einer Allergie oder Überreizung kann durch ein Essigbad gelindert werden. Aloe vera beruhigt die gereizten Schleimhäute und versorgt sie mit der notwendigen Feuchtigkeit.

Besonders in den Wechseljahren ist eine gesunde und ausgewogene Ernährung wichtig. Lebensmittel wie Soja oder Leinsamen enthalten östrogenartige Substanzen, die das Scheidenmilieu auf natürliche Weise regulieren und so auch die Scheidentrockenheit reduzieren.

Quellen

  • Goerke, K., et al.: Klinikleitfaden Gynäkologie Geburtshilfe. Urban & Fischer, München 2013
  • Kaufmann, M., et al.: Die Gynäkologie. Springer, Berlin 2012
  • Kirschbaum, M., et al.: Checkliste Gynäkologie und Geburtshilfe. Thieme, Stuttgart 2005

Das könnte Sie auch interessieren