Schlüsselbein

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das Schlüsselbein ist ein vergleichsweise dünner Knochen des Schultergürtels, der aufgrund der exponierten Position direkt unter der Haut äußerst anfällig für Frakturen ist. Schlüsselbeinfrakturen stellen mit 10 bis 15 Prozent die häufigsten Knochenfrakturen dar.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das Schlüsselbein?

Das Schlüsselbein ist medial über das Sternoclaviculargelenk mit dem Sternum und lateral über das Acromioclaviculargelenk mit der Scapula verbunden.
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Als Schlüsselbein (Clavicula) wird ein leicht S-förmig gekrümmter Knochen bezeichnet, der beidseitig angelegt ist und neben den beiden Scapulae (Schulterblättern) dem Schultergürtel angehört.

Die Clavicula verbindet gelenkig das Sternum (Brustbein) mit dem Acromion (Schulterdach, Schulterhöhe), einem Bestandteil der Scapula. Gemeinsam mit dem Sternum bildet die Clavicula medial das Sternoclaviculargelenk (Schlüsselbein-Brustbein-Gelenk), während mit dem Acromion lateral das Acromioclaviculargelenk (Schultereckgelenk) formiert wird.

Da das Schlüsselbein tastbar unter der Haut lokalisiert ist, ist der Knochen oftmals von Frakturen betroffen.

Anatomie & Aufbau

Das menschliche Schlüsselbein ist ein etwa 12 bis 15 cm langer Knochen, der S-förmig gebogen bzw. gekrümmt ist. Die Clavicula wird in drei Abschnitte unterteilt.

Die Extremitas sternalis ist der dem Sternum zugewandte Endabschnitt, der über eine runde Gelenkfläche (Facies articularis sternalis) verfügt und zum Sternoclaviculargelenk gezählt wird. Das dem Acromion zugewandte Endstück wird als Extremitas acromialis bezeichnet und bildet mit dem Acromion das Acromioclaviculargelenk. Die Gelenkfläche der Extremitas acromialis, die sogenannte Facies articularis acromialis, weist eine sattelförmige Abflachung auf.

Das Mittelstück zwischen diesen beiden Endstücken wird Corpus claviculae genannt und kann in ein Laterales Drittel und zwei mediale Drittel unterteilt werden. In das Laterale Drittel strahlen anterior die Fasern des Musculus deltoideus (Deltamuskel) und posterior die des Musculus trapezius (Trapezmuskel) ein. Inferior setzen am Tuberculum conoideum (Knochenvorsprung) das zum Acromioclaviculargelenk gehörende Ligamentum conoideum sowie an der Linea trapezoidea (Knochenleiste) das Ligamentum trapezoideum an.

Die zwei medialen Drittel des Schlüsselbeins verfügen über die drei Ränder Margo anterior, Margo posterior und Margo superior und über die drei Flächen Facies anterior, Facies posterior und Facies inferior.

Funktionen & Aufgaben

Das Schlüsselbein ist medial über das Sternoclaviculargelenk mit dem Sternum und lateral über das Acromioclaviculargelenk mit der Scapula verbunden. Entsprechend spielt die Clavicula eine bedeutende Rolle für die Beweglichkeit und Stabilität des Schultergelenks.

Vor allem für die seitliche Elevation (Hebebewegung) des Armes über die Horizontale ist ein Mitführen der beiden genannten Gelenke erforderlich. Wenngleich das Sternoclaviculargelenk vergleichsweise weit vom Schultergelenk entfernt lokalisiert ist, partizipiert es entscheidend an der Schultergelenksbewegung. Das Schlüsselbein fungiert darüber hinaus für verschiedene Muskeln wie den Musculus sternocleidomastoideus (zum Sternum hin) und Musculus deltoideus (zum Acromion hin) sowie für unterschiedliche Bänder (u.a. Ligamentum coracoclaviculare, Ligamentum conoideum) als Ansatzpunkt.

So stabilisiert beispielsweise das Ligamentum coracoclaviculare das Acromioclaviculargelenk und verhindert ein hochseitiges Weggleiten des äußeren Endes des Schlüsselbeins. Das an der Facies inferior der zwei medialen Drittel liegende Ligamentum costoclaviculare stabilisiert zudem das Sternoclaviculargelenk und fixiert das Schlüsselbein am Thorax. Der am lateralen Drittel des Schlüsselbeins ansetzende Musculus deltoideus partizipiert unter anderem an der Abduktion (Abspreizen), Anteversion (Bewegung nach ventral) und Retroversion (Beugung nach dorsal) des Arms.

Der am selben Drittel der Clavicula anknüpfende Musculus trapezius ist an den Hebebewegungen der Arme beteiligt und stabilisiert die Schulter bei stärkerer Beanspruchung wie das Tragen von schweren Lasten.


Krankheiten, Beschwerden & Störungen

Das Schlüsselbein kann in seinem gesamten Verlauf unmittelbar unter der Haut ertastet werden und ist entsprechend äußerst exponiert und anfällig für Frakturen. Schlüsselbeinfrakturen stellen mit 10 bis 15 Prozent der Gesamtzahl aller Knochenfrakturen die häufigste Erkrankung der Clavicula dar, wobei in der Mehrzahl der Fälle das äußerste Drittel betroffen ist.

Oftmals führt eine direkte Gewalteinwirkung infolge eines Fahrradsturzes, Reitunfalles oder anderer Traumata bei sportlichen Aktivitäten zu einer Claviculafraktur. In seltenen Fällen kann ein Sturz auf den ausgestreckten Arm indirekt zu einer Fraktur des Schlüsselbeins führen. Eine Sprengung bzw. Luxation des Acromioclaviculargelenk (ACG-Luxation) ist ebenfalls eine häufige Verletzung des Schlüsselbeins. Hierbei führt eine unfallbedingte Ruptur (Zerreißen) im stabilisierenden Band- und Kapselapparat des Acromioclaviculargelenks über den Muskelzug zu einem Anheben des äußeren Endes der Clavicula.

Zwischen Claviculaendstück und Acromion bildet sich subkutan eine tastbare Stufe. Durch Druckausübung auf diese Stufe kann das für Bänderrupturen charakteristische Klaviertastenphänomen ausgelöst werden. Eine Luxation des Sternoclaviculargelenks kommt dagegen eher selten vor und kann in aller Regel konservativ behandelt werden.

Eine altersbedingte Degeneration des Acromioclaviculargelenks kann arthrotische Veränderungen mit Spornbildung hervorrufen. Sporne restringieren die Schultergelenksbeweglichkeit und führen nicht selten zu einem Schulterengpass- bzw. Impingement-Syndrom.

Quellen

  • Grillparzer, M.: Körperwissen. Gräfe und Unzer, München 2007
  • Hahn, J.-M.: Checkliste Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
  • Klinke, R., Silbernagl, S.: Lehrbuch der Physiologie. Thieme, Stuttgart 2005

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