Schultergelenk

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 2. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Das Schultergelenk ist für die Funktion der Arme von enormer Bedeutung: Es ermöglicht die größte Bewegungsfreiheit aller Armgelenke und ist somit Grundvoraussetzung für gezieltes Greifen, Transport von Gegenständen, Händeschütteln und all jene Funktionen, die uns als Menschen auszeichnen. Umso ärgerlicher sind die diversen in der heutigen Medizin bekannten Schmerz- und Verschleißsyndrome, die die Bewegung der Schulter bei manch Betroffenem allzu arg einschränken können.

Inhaltsverzeichnis

Was ist das Schultergelenk?

Schematische Darstellung zur Anatomie der Schulter. Klicken, um zu vergrößern.

Das Schultergelenk, auch Schultereckgelenk im engeren Sinne, bezeichnet die bewegliche Verbindung zwischen Schulterblatt und Oberarmknochen.

Diese Knochen heißen in der Medizin Scapula und Humerus, das Gelenk ist somit in der anatomisch korrekten Bezeichnung die Articulatio humeri.

Im weiteren Sinne muss zur Schulter auch der Schultergürtel gezählt werden, welcher neben der Articulatio humeri auch noch das Gelenk zwischen Schulterblatt und Schlüsselbein, Brustbein und Schlüsselbein, sowie die Muskeln rund um das Schulterblatt und den Oberarm beinhaltet. All jene sind für die Funktion der Schulter insgesamt unabdingbar.

Anatomie & Aufbau

Anatomisch gesehen setzt sich das Schultergelenk also aus zwei Knochen zusammen: Das Schulterblatt stellt dabei die Gelenkpfanne zur Verfügung, welche nach innen etwas hohl gewölbt ist und das Gegenstück zum Gelenkkörper am Oberarmknochen, dem Humeruskopf, bildet.

Dies entspricht ganz grundsätzlich dem Aufbau vieler anderer Kugelgelenke des menschlichen Körpers, hat aber an der Schulter die Besonderheit, dass Gelenkpfanne und Gelenkkörper nicht passgenau ineinandergepresst sind, sondern vielmehr locker aneinander vorbeigleiten. Dies ermöglicht eine größere Bewegungsfreiheit des Arms, die dem Menschen im Laufe der Evolution bei der Entwicklung der "Werkzeugfunktion" der oberen Extremität wohl ganz gut zupass gekommen ist. Gleichzeitig erhöht es aber auch das Risiko von Luxationen, also Ausrenkungen, wie sie bei der Schulter nicht selten vorkommen und meist sehr schmerzhaft sind.

Umso wichtiger ist daher beim Schultergelenk der Weichteilgürtel, also Bänder und vor allem der muskuläre Rahmen. Direkt am Schultergelenk setzt die sogenannte "Rotatorenmanschette" an, welche zusammen mit Brust- und Rückenmuskulatur (am wichtigsten: M. pectoralis, M. latissimus dorsi) den Oberamkopf- und hals in alle Richtungen fest mit Schulterblatt und Schlüsselbein sowie mit Rippen und Wirbelsäule "verzurrt". Ein weiterer wichtiger Muskel des Schultergelenks ist der Musculus deltoideus (Deltamuskel), welcher sich ganz außen unter der Haut wie ein Schulterpolster über das Schultergelenk legt und dieses somit nicht nur schützt, sondern auch für die Hauptbewegungen, insbesondere die Abspreizung des Armes, verantwortlich ist.

Funktion & Aufgaben

Das Schultergelenk ist ein Kugelgelenk, bei dem man drei Hauptachsen unterscheiden kann: Zur Seite lässt sich der Arm bis fast 180 Grad abspreizen und wieder heranführen (Abduktion und Adduktion), nach vorne und hinten sind Anteverseion (bis fast 180 Grad) und Retroversion (bis etwa 40 Grad) möglich, um die Rotationsachse kann man den Arm zudem außen- und innenrotieren (jeweils etwa 90 Grad).

Zu den Gradangaben muss jedoch gesagt werden, dass sie erst im Zusammenspiel des Schultereckgelenkes mit den Schlüsselbeingelenken des Schultergürtels zustande kommen. Man sieht dies, wenn man das Schulterblatt und Schlüsselbein per Druck von oben festhält: das Eckgelenk allein, bei fest fixiertem Schulterblatt, schafft nur eine Abspreizung und Anteversion von jeweils etwa 90 Grad - danach bewegt sich das Schulterblatt mit.

Für die meisten handwerklichen Berufe sind diese Bewegungsgrade unabdingbar. Insbesondere Überkopfarbeiten und das Tragen und Weiterreichen schwerer Lasten ist ohne die freie Funktion der Schultergelenke nicht möglich.


Krankheiten & Beschwerden

Es gibt eine Handvoll Verletzungen und Schmerzsyndrome, welche Betroffenen die Freude an der eigenen Schulter arg vermiesen können.

Bei jungen Menschen ist dies besonders häufig die Fraktur des Schlüsselbeins bei Sturz auf den ausgestreckten Arm, welche die Gesamtfunktion des Schultergürtels stark einschränkt (das Schultereckgelenk selbst aber streng genommen nicht betrifft). Auch die Luxation, also das Ausrenken der Schulter, meist nach vorne, ist sehr schmerzhaft - manche Menschen haben einen zu schlaffen Weichteilgürtel, sodass die Schulter immer wieder auch bei leichten Bewegungen ausgekugelt wird und der Weichteilgürtel dadurch in der Folge immer noch schlaffer wird.

Ein typischer Unfallhergang für eine (Erst-)Luxation ist das Hängebleiben des Skistocks beim Abfahrtslauf, wodurch der Arm über die Schlaufe nach hinten oben gerissen wird.

In höheren Altersgruppen steht dann eher der Verschleiß des Schultergelenks im Vordergrund: Es gibt die Arthrose des Schultereckgelenks, die sich medizinisch "Omarthrose" nennt und weitere Syndrome mit eingesteifter Schulter ("frozen shoulder"), beispielsweise Reizzustände der Sehnenansätze oder das auch im mittleren Alter recht häufige "Impingementsyndrom", bei dem die Sehne eines Muskels der Rotatorenmanschette in den Knochenstrukturen des Schulterblattes eingeengt wird und bei jeder Bewegung daran entlang reibt (insbesondere bei der Abspreizung zwischen 90 und 120 Grad, dem sogenannten "schmerzhaften Bogen").

Auch eine Schleimbeutelentzündung über dem Schultergelenk kann sehr schmerzhaft und langwierig sein.

Quellen

  • Eggers, R.: Gelenke, Muskeln, Nerven. Urban & Fischer/ Elsevier, München 2012
  • Kapandji, A.: Funktionelle Anatomie der Gelenke. Thieme, Stuttgart 2016
  • Silbernagl, S. et al.: Taschenatlas Physiologie. Thieme, Stuttgart 2007

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