Scrapie (Traberkrankheit)
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 20. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Scrapie oder Traberkrankheit ist eine seit über zweihundert Jahren bekannte, übertragbare Gehirnerkrankung bei Schafen und Ziegen. Potentiell ist auch die Traberkrankheit für den Menschen gefährlich, auch wenn die krankmachende Wirkung hierbei deutlich geringer ausfällt, als bei Schafen.
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Was ist Scrapie?
Scrapie (Traberkrankheit) zählt zu den sogenannten Prionenkrankheiten, zu denen auch die beim Menschen auftretende Creutzfeldt-Jakob-Krankheit, die BSE-Erkrankung bei Rindern, die CWD bei hirschartigen Tieren, die TME bei Nerzen und die FSE bei Katzen gehören.
Prionen sind fehlgebildete Proteine (Eiweiße), die im Gehirn Schäden verursachen. Es kommt bei Scrapie zu einer Ablagerung stärkeähnlicher Stoffe im Gehirn, die zu seiner Rückbildung führen. Das Gehirn entwickelt zunehmend eine schwammähnlich mit Löchern versehene (spongiforme) Struktur.
Von Scrapie-infizierten Schafen stammendes Tiermehl, das an Rinder verfüttert wurde, hat den Krankheitserreger übertragen und die BSE-Erkrankung ausgelöst. Die englische Bezeichnung Scrapie ist darauf zurückzuführen, dass sich kranke Schafe wegen starken Juckreizes oftmals die Wolle abscheuern. Der deutsche Name Traberkrankheit nimmt auf Auffälligkeiten beim Gang Bezug. Bei Auftreten der Tierseuche Scrapie besteht in Deutschland Meldepflicht. Im Jahr 2011 wurden 19 Krankheitsfälle bekannt.
Ursachen
Die fehlgebildeten Prionen ähneln in ihrer Wirkung als organische Giftstoffe den Viren. Doch anders als Bakterien und Viren sind die Prionen gegen Hitze widerstandsfähig und lassen sich auch nicht durch Desinfektionsmaßnahmen bekämpfen.
Nach aktuellem Wissensstand handelt es sich bei der Traberkrankheit um eine übertragbare (transmissible) Krankheit, für deren Ausbruch eine entsprechende genetische Disposition von großer Bedeutung ist. Die Einzelheiten des Übertragungsweges sind aber noch nicht erforscht.
Zwischen Ansteckung und Auftreten der Krankheitssymptome können bei Scrapie einige Jahre liegen, während der die Tiere noch gesund erscheinen. Zum Zeitpunkt der Erkrankung beträgt das Durchschnittsalter der Tiere bei Scrapie 3,5 Jahre.
Symptome, Beschwerden & Anzeichen
Die Traberkrankheit führt bei Tieren in erster Linie zu Verhaltensauffälligkeiten. Erkrankte Tiere zeigen sich nervös oder schreckhaft und zittern zudem. Die Bewegungsabläufe sind ebenfalls beeinträchtigt, so dass die Tiere häufig taumeln, traben oder hoppeln. Im Krankheitsverlauf kommt es zu einem Gewichtsverlust und einem anhaltenden Juckreiz, durch welchen die Wolle beziehungsweise das Fell der Tiere abgescheuert wird.
Das weitere Symptombild variiert von Tier zu Tier stark, wobei Scrapie immer tödlich endet. Beim Menschen kann die Erkrankung ebenfalls zum Tod führen. Zuvor stellen sich vergleichbare Symptome ein: Zittern, innere Unruhe und ein ungewöhnlich starker Juckreiz. Die ersten Krankheitszeichen treten in der Regel schon wenige Stunden bis Tage nach der Infektion auf.
Die Erkrankung nimmt anschließend rasch an Intensität zu und führt schließlich zu Organstörungen, Herz-Kreislauf-Beschwerden und Entzündungen am gesamten Körper. Im letzten Stadium fallen die Erkrankten in ein Koma. Begleitend dazu treten weitere Hautveränderungen auf. Die Traberkrankheit kann in diesem Stadium an der auffälligen Verfärbung der Augen erkannt werden. Bei einigen Patienten fallen zudem die Haare aus oder es kommt zu einer Graufärbung der Haut. Erkrankte sterben schließlich an Herzversagen oder Sepsis.
Diagnose & Verlauf
Ein Symptom für eine Erkrankung an Scrapie ist ein verändertes Verhalten der Tiere, die schreckhaft und nervös erscheinen. Die Bewegungsabläufe der taumelnden, hoppelnden, trabenden oder oft zitternden Tiere sind gestört. Juckreiz lässt sie ihre Wolle abscheuern. Ferner nimmt das Gewicht der erkrankten Tiere ab. Allerdings entwickelt jedes Tier insbesondere im Anfangsstadium der Erkrankung mit Scrapie (Traberkrankheit) eine individuelle Symptomatik.
Eine sichere Diagnose von Scrapie kann derzeit erst nach dem Tod des Tieres durch Untersuchung einer Gewebeprobe aus dem Gehirn gestellt werden. Es wird zwar auch versucht, die Krankheit durch Untersuchung von Lymphgewebeproben bereits bei lebenden Tieren zu diagnostizieren, doch sind die Ergebnisse dieser Methode noch nicht wissenschaftlich anerkannt. Sobald die Traberkrankheit ausgebrochen ist, führt die Krankheit in allen Fällen innerhalb einiger Wochen oder Monate zum Tod.
Komplikationen
Im schlimmsten Fall kann diese Erkrankung zum Tod des Betroffenen führen. Allerdings tritt dieser Fall nur sehr selten auf und kann in der Regel auch relativ einfach vermieden werden. Die Betroffenen leiden dabei in erster Linie an einer starken inneren Unruhe und an einer Schreckhaftigkeit. Diese Beschwerden wirken sich dabei sehr negativ auf die Lebensqualität des Patienten und damit auch auf den Alltag des Betroffenen aus.
Es kommt dabei zu einem starken Zittern und zu Angstzuständen. Auch Gangstörungen und Störungen der Koordination können durch Scrapie auftreten und den Alltag des Patienten erschweren. Die meisten Betroffenen verlieren im Laufe der Erkrankung an Gewicht und leiden weiterhin an Juckreiz auf der Haut. Die Beschwerden führen dabei häufig auch zu Depressionen oder zu anderen psychischen Problemen.
Eine direkte und kausale Behandlung dieser Erkrankung ist in der Regel nicht möglich. Die Betroffenen können dabei nur die Beschwerden und Symptome einschränken, die Erkrankung allerdings nicht vollständig bekämpfen. Eventuell kommt es dadurch auch zu einer verringerten Lebenserwartung des Patienten. Möglicherweise kann in den nächsten Jahren eine Therapie entwickelt werden. Bei der Behandlung der Symptome treten allerdings keine besonderen Komplikationen auf.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Die Traberkrankheit sollte beim Menschen immer durch einen Arzt behandelt werden. Nur durch eine frühzeitige und richtige Behandlung können weitere Kompilationen und im schlimmsten Fall auch der Tod verhindert werden. Eine Selbstheilung kann bei der Traberkrankheit nicht auftreten, sodass der Betroffene auf eine medizinische Behandlung angewiesen ist. Ein Arzt ist dann aufzusuchen, wenn der Betroffene durch die Traberkrankheit unter einem starken Juckreiz und auch unter einem Zittern leidet. Dabei tritt das Zittern am gesamten Körper auf und kann die Lebensqualität des Betroffenen deutlich herabsetzen.
Ebenfalls kommt es dabei zu einer sehr starken inneren Unruhe und weiterhin zu einem Koma, falls die Traberkrankheit nicht behandelt wird. Treten diese Beschwerden auf, so sollte sofort ein Arzt aufgesucht werden. Auch das Herz wird durch die Traberkrankheit beschädigt, sodass auch plötzliche Herzbeschwerden auf die Erkrankung hindeuten können. Bei der Traberkrankheit sollte direkt ein Krankenhaus aufgesucht werden. Wird die Krankheit früh erkannt und behandelt, so kommt es meist nicht zu besonderen Komplikationen. Erst bei einer Nichtbehandlung der Traberkrankheit verringert sich die Lebenserwartung des Betroffenen drastisch.
Behandlung & Therapie
Therapeutische Möglichkeiten zur Behandlung der an Scrapie erkrankten Tiere gibt es wie bei allen anderen Prionenkrankheiten bisher nicht. Es wird allerdings versucht, die Ausbreitung von Scrapie (Traberkrankheit) zu verhindern, indem die Tiere prophylaktisch isoliert werden. Da aber zwischen der Infektion und dem Auftreten der ersten Krankheitssymptome von Scrapie Jahreszeiträume liegen können, erfolgt die Absonderung der betroffenen Tiere erst zu einem relativ späten Zeitpunkt und ist daher in ihrer Wirksamkeit begrenzt.
Nach Notschlachtung der an der Traberkrankheit erkrankten Tiere werden die Kadaver verbrannt, um Infektionsquellen zu beseitigen. Erste therapeutische Ansätze entwickelten Forscher der Universitäten Bonn und München, die mit einem neuen Behandlungsverfahren die Lebensdauer vergleichbar infizierter Mäuse verlängern konnten. Die Forscher setzten besondere RNA-Moleküle (Verwandte der DNS) ein, die sich an diejenigen Gene in den Gehirnzellen heften, die für die Herstellung der fehlerhaften Prionen verantwortlich sind.
Mit diesem Verfahren konnte die Produktion der pathologischen (krankmachenden) Eiweiße um 97 % reduziert werden. Die RNA-behandelten Tiere hatten aber nur dann eine um ein Drittel erhöhte Lebensdauer, wenn es gelang, die überwiegende Zahl ihrer Gehirnzellen zu schützen. Ob die Entwicklung einer Therapie möglich sein wird, die mittels dieses sogenannten RNA-Interferenz-Verfahrens sämtliche Gehirnzellen erreichen kann, wird von den Forschern allerdings bezweifelt. Die Erforschung einer effektiven Therapie für Scrapie wird noch einige Jahre in Anspruch nehmen.
Vorbeugung
Eine phrophylaktische Maßnahme besteht in der Aussonderung und Notschlachtung von an Scrapie erkrankten Tieren. Wegen der langen Inkubationszeit ist die Isolation der Tiere allerdings nur begrenzt wirksam. Eine langfristige Möglichkeit zur Bekämpfung der Seuche Scrapie besteht in der Entwicklung von Zuchtprogrammen, bei denen mittels Gentest vorab die Krankheitsanfälligkeit der für die Zucht vorgesehenen Tiere ermittelt wird. Außerdem wird ein tierärztliches Monitoring durchgeführt, mit dem Ziegen- und Schafherden durch flächendeckende Stichproben auf Scrapie untersucht werden.
Nachsorge
Für die Traberkrankheit gibt es nach dem derzeitigen Stand der Wissenschaft keine Behandlungsmöglichkeit. Nachdem ein Tier an Scrapies erkrankt ist, tritt nach dem Auftreten der ersten Symptome in einem Zeitraum zwischen zwei Wochen und sechs Monate der Tod ein. Aus diesem Grund ist eine Nachsorge nicht erforderlich.
Jedoch richten sich die Maßnahmen nach Auftreten der Erkrankung auf die Bekämpfung einer möglichen Seuche. Scrapies-Fälle müssen nach EU-Recht den zuständigen Behörden gemeldet werden. Die dann anschließenden Maßnahmen unterscheiden sich im Detail von Land zu Land. In der Regel werden erkrankte Tiere wie Schafe oder Ziegen getötet.
Die Tierkörper müssen anschließend sicher entsorgt werden, so dass von ihnen keine weitere Infektionsgefahr mehr ausgehen kann. Darüber hinaus werden im Zusammenhang mit der langen Inkubationszeit der Traberkrankheit meist ausgedehnte Quarantänemaßnahmen angeordnet. Mit ihnen soll erreicht werden, dass sich gesunde Tiere nicht infizieren.
Auch sollen noch unerkannte Erkrankungen bei anscheinend gesunden Tieren erkannt werden. Darüber hinaus kann der Amtsveterinärarzt anordnen, dass innerhalb eines Bestandes solche Tiere getötet werden, die zu einer Hochrisikogruppe gehören. Darüber hinaus richten sich Maßnahmen im Nachgang einer Scrapies-Erkrankung auch darauf, resistente Rassen zu züchten und so künftige Ausbrüche zu verhindern.
Das können Sie selbst tun
Einige Krankheiten lassen sich mit einer Selbstmedikation heilen. Altbewährte Rezepte versprechen zumindest eine Linderung der Beschwerden. Der Gang zum Arzt wird damit unnötig. Diese Selbsthilfemaßnahmen sind bei einem Verdacht auf Scrapie (Traberkrankheit) nicht möglich. Denn es existiert kein wirksames Mittel. Weder ein Arzt noch ein Halter kann eine Ziege oder ein Schaf heilen.
Geeignet ist nur die Isolation, um eine Ansteckung anderer Tiere zu verhindern. Anschließend wird das Tier notgeschlachtet. Der Kadaver wird zur Vermeidung jedweder Übertragung verbrannt.
Die Diagnose der Traberkrankheit bringt Schwierigkeiten mit sich. Sie kann bisher nur eindeutig an toten Tieren festgestellt werden. Tierhaltern bleiben damit zunächst nur Hinweise auf die Erkrankung. Die typischen Verhaltensveränderungen und Anzeichen besitzen aber nur begrenzte Aussagekraft. Der Alltag birgt dadurch ein hohes Maß an Unsicherheit.
Zudem erweist sich als problematisch, dass die Zeit bis zum Ausbruch der Scrapie zwei bis fünf Jahre beträgt. Ein infektiöses Tier kann somit unter Umständen die gesamte Herde unmerklich anstecken. In der Praxis empfiehlt es sich, dass Schaf- und Ziegenhalter zumindest einen Überblick über den Herdenbestand bewahren.
Quellen
- Hahn, H., et al.: Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Springer, Berlin 2012
- Kayser et al.: Medizinische Mikrobiologie. Thieme, Stuttgart 2005
- Wenk, P., Renz, A.: Parasitologie. Thieme, Stuttgart 2003