Eiweiß (Protein)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Eiweiße, auch Proteine genannt, beschreiben neben den Kohlenhydraten und den Fetten eine dritte unabdingbare Gruppe von Nährstoffen. Sie dienen weniger als Energielieferant, vielmehr sind sie unersetzliche Bausteine für den menschlichen Körper.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Eiweiß (Protein)?

Kinder haben, bedingt durch ihr Wachstum, einen erhöhten Eiweißbedarf, ebenso wie Schwangere und Stillende. Ein Eiweißmangel wirkt sich hier oft in Form von Wachstumsstörungen aus.
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Eiweiße sind für den menschlichen Organismus lebensnotwendige und komplexe Baustoffe. Die aus Aminosäuren bestehenden Makromoleküle übernehmen wichtige Funktionen wie beispielsweise im Zellaufbau oder als Transportmittel.

Eiweiße im menschlichen Körper setzen sich aus 21 verschiedenen Aminosäuren zusammen. Untereinander in verschiedenen Arten kombiniert, entsteht eine Eiweißstruktur, welche die jeweilige Funktion im Körper festlegt. Aminosäuren lassen sich in essenzielle und nicht essenzielle Aminosäuren unterteilen. Letztere kann der Körper selbst herstellen. Die acht essenziellen Aminosäuren hingegen müssen mit der Nahrung aufgenommen werden, da sie lebenswichtige Funktionen im Stoffwechsel übernehmen.

Tierische Eiweiße sind den menschlichen Eiweißen ähnlicher als die pflanzlichen Proteine, weshalb ihnen eine höhere Bedeutung in der Ernährung zukommt. Eine wichtige Rolle bei der Wirkungsweise spielt auch der räumliche Aufbau sowie die Oberflächenstruktur von Eiweißen.

Bedeutung & Funktion

Der Körper kann aus Eiweißen eine ganze Reihe wichtiger Stoffe bauen. Viele dieser Stoffe sind für wichtige Stoffwechselprozesse verantwortlich. Die Regulierung der Zellteilung oder die Steuerung einiger Gene fällt dabei beispielsweise den Proteinen zu.

Die häufigste Art von Eiweißen findet sich in den Enzymen und in den Hormonen. Mit ihrer Hilfe werden nahezu alle lebenswichtigen Stoffwechselprozesse gesteuert und aufrecht erhalten. Eiweiße sind maßgeblich für den Aufbau und die Struktur des Körpers verantwortlich. Als sogenannte Strukturproteine bestimmen sie den Aufbau einer Zelle. Sie geben Knochen, Bindegewebe und der Haut ihre Struktur und letztlich auch ihr Aussehen.

In den Muskeln sorgen sie durch Myosine und Aktine für die Kontraktionen des Muskels und somit für die Bewegungsfähigkeit. Eine weitere wichtige Rolle spielen sie in der Schutz- und Abwehrfunktion des Körpers.

Sie sind fester Bestandteil von Antikörpern und damit ein lebensnotwendiger Grundstoff in der Abwehr von Schadstoffen und Krankheitserreger. In Form von Fibrinogen und Thrombin tragen sie bei der Blutgerinnung wesentlich zum Schutz des Körpers bei.

Als Transportmittel wie Hämoglobin oder Myoglobin übernehmen sie den Transport verschiedener Stoffe wie Eisen, Sauerstoff oder auch Vitamine. Eine weniger bedeutsame Funktion haben sie hingegen als Reservesubstanzen. Wird der Körper nicht ausreichend mit Nahrung versorgt, können auch Eiweiße in Energie umgewandelt werden. Da sich Eiweiß in größeren Mengen in Muskeln, Milz und Leber befindet, greift der Körper bei Unterversorgung schnell die Muskeln an.


Gefahren, Störungen, Risiken & Krankheiten

Der vielfältige Aufgabenbereich von Eiweiß macht eine ausreichende Versorgung lebenswichtig. In den Industrienationen kommt eine Unterversorgung nur sehr selten vor. Lediglich bei stark proteinreduzierter Ernährung kann es zu Mangelerscheinungen kommen. Der normale Tagesbedarf von etwa 10g pro Kilogramm Körpergewicht ist in der Regel durch die tägliche Nahrung abgedeckt.

In Regionen mit schweren Hungernöten kommt es hingegen häufig zu Eiweißmangel. Fehlt dem Körper Eiweiß, so macht sich dies zunächst durch ein Nachlassen der Leistungsfähigkeit bemerkbar. Die Konzentration nimmt ab, Müdigkeit und Muskelschwäche nehmen zu. Häufig kommt es zu Haarausfall und zu Muskelabbau. Fehlendes Eiweiß ist auch für einen schnelleren Alterungsprozess verantwortlich.

Fehlen dem Körper wichtige Proteine, wird auf Dauer das Immunsystem geschwächt, da nicht mehr ausreichend Antikörper gebildet werden können. Die Infektanfälligkeit steigt und der Körper wird zusätzlich geschwächt. Kommt es zu einem massiven Eiweißmangel, treten vermehrt Wassereinlagerungen, sogenannte Ödeme, auf.

Kinder haben, bedingt durch ihr Wachstum, einen erhöhten Eiweißbedarf, ebenso wie Schwangere und Stillende. Ein Eiweißmangel wirkt sich hier oft in Form von Wachstumsstörungen aus. Bei schwerwiegenden Verläufen kommt es zu der Eiweißmangelerkrankung Kwashiorkor. Kinder, welche an dieser Krankheit leiden, haben oft einen durch Ödeme aufgeblähten Bauch.

Fehlen dem Körper gerade die essenziellen Aminosäuren, kann dies letztlich auch zum Tod führen, da wichtige Stoffwechselprozesse nicht mehr ausgeführt werden können. Einige Folgeschäden, wie Wachstumsstörungen, sind irreparabel. Ab wann hingegen eine Überversorgung gesundheitliche Risiken birgt, ist bisher nicht ausreichend geklärt und belegt.

Quellen

  • Classen, M., Diehl, V., Kochsiek, K. (Hrsg.): Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2009
  • Neumeister, B. et al.: Klinikleitfaden Labordiagnostik. Elsevier/Urban & Fischer, München 2009
  • Reuter, P., Hägele, J.: Aminosäuren Kompendium. Ein Leitfaden für die klinische Praxis. Hyginus Publisher GmbH, Bad Homburg 2001

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