Skidaumen (Seitenbandriss des Daumens)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Skidaumen bezeichnet einen Riss am inneren Seitenband des Daumens. Diese Verletzung ist typisch für Skifahrer, geschieht aber auch häufig beim Ballsport. Ein Skidaumen muss behandelt werden, da der Daumen sonst seine Funktionsfähigkeit verliert.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Skidaumen?

Durch einen Riss des Seitenbands werden verschiedene Beschwerden verursacht. Oft ist während des Unfalls ein deutliches Knacken zu hören.
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Als Skidaumen bezeichnet man umgangssprachlich einen Riss des Seitenbands am Daumengrundgelenk. Der medizinische Fachbegriff dafür ist ulnare (zur Ellenseite gelegene) Seitenbandruptur (Ruptur = Riss) bzw. Ruptur des ulnaren Kollateralbands.

Das ulnare Seitenband stabilisiert, gemeinsam mit anderen Bändern und Strukturen, das Daumengrundgelenk und verläuft auf der Seite des Daumens, die in Richtung zu den restlichen Fingern zeigt. Wird der Daumen extrem von der Hand weg abgespreizt, so führt das zu einer übermäßigen Dehnung dieses Seitenbands. Ist die Belastbarkeit des Bandes überschritten, so zerreißt es.

Die Bezeichnung Skidaumen rührt daher, dass dieser Seitenbandriss häufig Skifahrern passiert, wenn sie stürzen und sich mit der Hand abzufangen versuchen oder wenn sie mit dem Daumen in der Schlaufe des Skistocks hängen bleiben. In beiden Fällen wird der Daumen zur Speiche hin überdehnt. Der Riss kann an drei verschiedenen Stellen des Bandes auftreten; nahe am Daumengrundglied, mittig oder nahe am Mittelhandknochen.

Ursachen

Die Ursache für den Skidaumen ist eine übermäßige Abspreizung des Daumens von der Hand und die damit verbundene Überdehnung des seitlichen Bandes am Daumengrundgelenk. Sehr häufig geschieht dies beim Skifahren.

Aber auch bei anderen Sportarten kann es zu einem Skidaumen kommen. Wenn beim Ballsport ein mit Kraft geworfener Ball gefangen wird, so kann auch hierbei der Daumen so weit nach hinten gedehnt werden, dass das Seitenband reißt.

Weitere mögliche Ursachen für den Skidaumen sind ein Sturz, den man reflexartig mit der gespreizten Hand abfängt, die Überdehnung des Daumens beim Boden- oder Geräteturnen sowie bei Kampfsportarten.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Durch einen Riss des Seitenbands werden verschiedene Beschwerden verursacht. Oft ist während des Unfalls ein deutliches Knacken zu hören. Unmittelbar danach folgt ein heftiger einschießender Schmerz im Daumen und im Grundgelenk. Da bei einem Bänderriss auch das umliegende Gewebe betroffen ist und es zu Gefäßverletzungen kommt, tritt Blut ins Gewebe aus und es bildet sich ein Bluterguss (Hämatom).

Dieser wiederum führt zur Schwellung des Daumens und zu erhöhter Druckempfindlichkeit, vor allem im Daumengrundgelenk. Das Gelenk zeigt sich instabil, ist abnormal beweglich und aufklappbar. Kann es bis über 30° aufgeklappt werden, ist das ein signifikanter Hinweis auf einen Seitenbandriss. Der Daumen fühlt sich schwach an und klappt auch bei Bewegungen nach seitlich weg, sodass er nicht oder nur eingeschränkt zum Greifen und Drücken genutzt werden kann.

Jeder Versuch einer Greifbewegung ist schmerzhaft. Findet der Unfall auf der Piste statt, merkt der Betroffene sofort, dass er den Skistock nicht mehr halten kann. Nach einigen Tagen lassen die Schmerzen zwar wieder nach, jedoch können dauerhafte Beschwerden auftreten, wenn die Verletzung nicht behandelt wird. Bleibt die Instabilität des Daumens bestehen, wird das Daumengrundgelenk mit der Zeit überlastet und unphysiologisch abgenutzt, was zu Gelenkverschleiß (Arthrose) führen kann. Auch die Versteifung des Gelenks ist möglich.

Diagnose & Verlauf

Der Skidaumen macht sich sofort durch einen einschießenden heftigen Schmerz bemerkbar. Manchmal ist ein knallendes Geräusch hörbar, wenn das Band zerreißt. Nach dem Unfallereignis ist das Daumengrundgelenk nicht mehr stabil.

Der Daumen hat sowohl innen als auch außen ein Seitenband. Wenn nun das innere Seitenband gerissen ist, lässt sich der Daumen nach außen hin aufklappen. Da das gerissene Band und eventuell auch noch andere verletzte Strukturen bluten, bildet sich nach der Ruptur ein Bluterguss (Hämatom) und das Gewebe um den Daumen schwillt an. Nach dem ersten heftigen einschießenden Schmerz stellt sich im weiteren Verlauf ein dauerhaft bleibender Schmerz ein. Eine Greifbewegung mit dem Daumen ist nicht mehr möglich und jede Bewegung schmerzt.

Der Arzt vermutet meist schon durch den Unfallhergang und durch die Aufklappbarkeit des Daumens einen Seitenbandriss. Ein Beweglichkeitstest ist stets schwierig, da er Schmerzen verursacht. Mit einem Röntgenbild kann abgeklärt werden, ob zusätzlich knöcherne Verletzungen vorliegen. Mit der MRT-Untersuchung (Magnetresonanztomografie) kann der Skidaumen zweifelsfrei diagnostiziert werden, da hierbei auch die Strukturen des Bandes sichtbar werden.

Komplikationen

Ein Skidaumen macht sich in erster Linie durch heftige Schmerzen bemerkbar. Weitere Komplikationen können auftreten, wenn die Verletzung nicht umgehend behandelt wird. Dann kann es zu dauerhaften Bewegungseinschränkungen des Daumens kommen. Typisch sind auch Lähmungserscheinungen und Sensibilitätsstörungen. Ein Bluterguss kann bei falscher Behandlung Hautschäden oder Erfrierungen hervorrufen.

Auch kann es zu Entzündungen kommen, die im schlimmsten Fall in einer Narbe am Handballen resultieren. Der Seitenbandriss selbst birgt ansonsten keine Risiken. Allerdings führt er immer zu Bewegungseinschränkungen, die den Betroffenen bei den alltäglichen Aufgaben erheblich einschränken. Unvorsichtiges Verhalten kann dazu führen, dass die Verletzung sich wieder öffnet und erneut behandelt werden muss. Bei der operativen Behandlung eines Seitenbandrisses bestehen die Komplikationen und Risiken vor allem in möglichen Infektionen.

Diese äußern sich meist an Schwellungen und Rötungen im Operationsbereich, verbunden mit Schmerzen und Störungen der Sensibilität. In Einzelfällen kann es zu einer Verletzung von Hautnerven im Bereich des Eingriffs kommen. In der Folge können sich knotenartige Verdickungen bilden, die mit Gefühlsstörungen und anderweitigen Beschwerden einhergehen. Verordnete Schmerzmittel rufen gelegentlich Neben- und Wechselwirkungen hervor.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Neben dem Mausarm, dem Tennisarm oder dem Snowboarder's Ankle ist auch der Skidaumen eine typische Sportverletzung. Der Seitenbandriss des Daumens tritt bevorzugt bei Skifahrern auf. Er kann aber auch bei allen anderen Sportunfällen vorkommen, bei denen der Daumen weit abgespreizt wurde.

Der Seitenband(ab)riss ist der starken Überdehnung geschuldet. Gelegentlich ist auch ein Stück des Daumenknochens betroffen. So oder so sollte der Arztbesuch möglichst zeitnah zum Unfall erfolgen, weil der Daumen in unserem Leben unverzichtbar ist. Sofort nach dem Unfall wird eine Ruhigstellung des Daumens bzw. der gesamten Hand angeraten. Auch eine Kühlung ist sinnvoll. Sie verhindert starke Schwellungen.

Der schnelle Arztbesuch ist deshalb unverzichtbar, weil bei Nichtbeachtung Folgeschäden eintreten können. Es kann infolge nicht behandelter Verletzungen zu einer Arthrose des Daumengrundgelenks, bleibenden Fehlstellungen des Daumens oder einer andauernden Gelenk-Instabilität mit bleibenden Schmerzen und Bewegungseinschränkungen kommen.

In den meisten Fällen wird eine operative Behebung des Skidaumens nötig. In manchen Fällen kann eine konservative Schienung und Ruhigstellung genügen. Dies ist jedoch nur dann möglich, wenn es sich um eine Überdehnung oder einen Anriss handelt. Ist es zu einem Abriss des Seitenbandes gekommen, ist die Operation des betroffenen Daumens unumgänglich. Konservativ kann selbst bei einer Knochenabsprengung behandelt werden, sofern das Seitenband intakt ist.

Behandlung & Therapie

Der Skidaumen sollte zunächst zur Akutbehandlung ruhiggestellt, gekühlt und hochgelagert werden. Wenn das Band nicht komplett durchgerissen ist, kann die weitere Versorgung konservativ (ohne Operation) erfolgen. Dabei wird der Daumen mit einer Schiene etwa vier bis sechs Wochen ruhiggestellt. Danach muss die Muskulatur mit krankengymnastischen Übungen langsam wieder trainiert werden, um die ursprüngliche Stabilität und Funktionsfähigkeit des Daumens wiederherzustellen.

Bei einem vollständigen Riss des Seitenbands oder wenn zusätzlich Knochenanteile abgerissen wurden, ist eine Operation unumgänglich. Dabei wendet der Chirurg, je nach Art des Abrisses, verschiedene Techniken an. Ist das Band mittig durchgerissen, so wird es in der Regel wieder zusammengefügt und mit einer Naht fixiert. Begleitend wird das Gelenk des Daumens mit einem sogenannten Kirschner-Draht vorübergehend fixiert, damit die komplette Ruhigstellung gewährleistet ist.

Der Draht wird später unter örtlicher Betäubung wieder entfernt. Ist das Band so zerrissen, dass es nicht mehr zusammengenäht werden kann, wird es durch eine körpereigene Sehne ersetzt. Abgerissene Knochenanteile werden mit Schrauben oder Drähten wieder fixiert. Auch nach der operativen Behandlung des Skidaumens muss eine Ruhephase eingehalten werden. Danach kann mit krankengymnastischen Übungen begonnen werden.


Vorbeugung

Man kann einem Skidaumen nur begrenzt vorbeugen. Da er häufig bei bestimmten Sportarten passiert, ist das Tragen eines Tape-Verbandes um den Daumen sinnvoll, um ihn zu stabilisieren und vor der Überdehnung zu schützen.

Nachsorge

Muss der Skidaumen aufgrund einer vollständigen Bänderruptur operiert werden, schließt sich eine Ruhigstellung von mehreren Wochen an. Es dauert zwischen zwei und sechs Wochen, bis sich der Gips wieder entfernen lässt. Im Anschluss daran erhält der Patient eine spezielle Orthese. Sie gestaltet die physiotherapeutischen oder ergotherapeutischen Nachbehandlungsmaßnahmen leichter.

Damit der Arzt die Operationswunde kontrollieren kann, muss der Gips nach dem Eingriff alle zwei bis drei Tage ausgewechselt werden. Im weiteren Verlauf erfolgt das Ziehen der Fäden. Um die Heilung der Wunde zu unterstützen, empfiehlt sich in den ersten Monaten eine fetthaltige Creme auf die Narbe aufzutragen. Durch dieses Vorgehen lässt sich dem Wachsen von überschüssigem Gewebe, das Schmerzen oder Spannungen hervorruft, entgegenwirken.

Zeigen sich nach dem chirurgischen Eingriff am Skidaumen Bewegungseinschränkungen, ist eine physiotherapeutische Nachbehandlung notwendig. Der Patient führt dabei für circa sechs Wochen eine eigenständige Bewegungstherapie in warmem Wasser durch. Zur Unterstützung legt er außerdem eine Daumenbandage an.

Bei der Krankengymnastik ist zu beachten, dass sie keine Schmerzen oder Schwellungen am betroffenen Daumen verursachen darf. So gilt eine übertriebene Behandlung als kontraproduktiv.

Bis Hand und Daumen wieder normal funktionieren, ist Geduld gefragt. Es nimmt in der Regel einige Wochen in Anspruch, bis wieder die gewohnten alltäglichen Belastungen durchführbar sind. Bis sich wieder sportliche Aktivitäten vornehmen lassen, dauert es zumeist drei bis vier Monate.

Das können Sie selbst tun

Bei vorliegenden gesundheitlichen Beeinträchtigungen ist eine ausreichende Schonung und Ruhe der Hand sowie des Gelenks besonders wichtig. Die Greiffunktion der betroffenen Hand sollte während des Heilungsprozesses weniger oder gar nicht genutzt werden. Im Alltag sind daher verschiedene Aufgaben umzustrukturieren oder die Ausführung der Tätigkeiten ist zu verändern. Es empfiehlt sich, die beschwerdefreie Hand vermehrt zu nutzen, um das erkrankte Grundgelenk zu schonen. Situationen der Belastung oder Beanspruchung sind vollständig zu unterlassen.

Wird der Damen nicht ausreichend geschont, kann es zu einer Zunahme der Beschwerden sowie bei einem ungünstigen Krankheitsverlauf zu einer Versteifung des Gelenks kommen. Dies bedeutet, dass die Greiffunktion irreparable Schäden einnimmt und lebenslang eingeschränkt bleibt.

Empfehlenswert ist es, Angehörige oder Menschen des sozialen Umfeldes bei einer Vielzahl der ausgeführten Tätigkeiten im Alltag um Hilfe zu bitten. Für den Genesungsprozess ist es wenig förderlich, wenn trotz der Widrigkeiten zahlreiche Aktivitäten mit Beanspruchung des Daums durchgeführt werden. Bei der Ausführung von beruflichen Tätigkeiten ist auf die körperliche Einschränkung rechtzeitig hinzuweisen. Das Umfeld sollte über die gesundheitlichen Beeinträchtigungen informiert werden, damit Missverständnisse und Konflikte auf ein Mindestmaß reduziert werden können. Das Skifahren oder andere sportliche Aktivitäten sind in der Zeit der Genesung zu unterlassen.

Quellen

  • Breusch, S., Clarius, M., Mau, H., Sabo, D. (Hrsg.): Klinikleitfaden Orthopädie, Unfallchirurgie. Urban & Fischer, München 2013
  • Niethard, F., Pfeil, J., Biberthaler, P.: Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2014
  • Wülker, N., Kluba, T., Roetman, B., Rudert, M.: Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2015

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