Strabologie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die Strabologie untersucht alle Arten und Auswirkungen des Schielens, einer Fehlstellung beider Augen zueinander, die aus Störungen des Gleichgewichts der Augenmuskeln resultiert. Sie ist eine Spezialdisziplin der Augenheilkunde und umfasst Prävention, Diagnose sowie Therapie der Schielerkrankungen. Ausgeübt wird sie in Augenkliniken und den meisten Augenarztpraxen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die Strabologie?

Beim Schielen (Strabismus) stimmen die Blicklinien der Augen bei der Fixation eines bestimmten Objekts zeitweilig oder auf Dauer nicht überein. Diese Fehlstellungen können in ihrer Schwere und Form sehr vielfältig sein, sind jedoch mit unterschiedlichen optischen Methoden genau bestimmbar.

Der sogenannte Schielwinkel gibt detaillierte Auskunft über das Ausmaß einer solchen Erkrankung. In schweren Fällen geht sie mit massiven funktionellen Sehbehinderungen einher und ist sodann erheblich mehr als nur ein ästhetisches oder kosmetisches Problem. Schätzungsweise fünf bis sechs Prozent der Menschen in Deutschland sind vom Strabismus betroffen. In vielen Fällen wird das Schielen vererbt, jedoch kann es auch durch gesundheitliche Ursachen sowie auch Unfälle erworben werden. Einige Formen sind nicht krankhaft, sondern weichen lediglich von einem Normalzustand ab.

Bei einer Esophorie schielt das Auge nach innen, bei einer Exophorie nach außen. Hyperphorie bedeutet ein nach oben schielendes Auge. Je früher das Schielen bei Kindern behandelt wird, desto besser kann die Sehbehinderung ausgeglichen werden. Nicht selten wird Strabismus vor allem bei kleinen Kindern unterschätzt. Oftmals sind die Erfolgsaussichten einer Behandlung, die erst im schulfähigen Alter beginnt, schon erheblich eingeschränkt. Aus dem Schielen entsteht zumeist einseitig ausgeprägte Sehschwäche. Auch erhebliche Störungen des dreidimensionalen Sehens sind in der Regel anzutreffen. Um eine Schielsehschwäche wirksam zu beseitigen, ist in vielen Fällen eine Operation notwendig. Dabei werden die Blicklinien der betroffenen Augen korrigiert.

Meistens findet diese Stellungskorrektur an den Augenmuskeln statt. Das schielende Auge wird wieder gerade ausgerichtet. Dies geschieht entweder durch Verkürzen oder durch Verlängern der Stränge am Augapfel. Ebenso ist es möglich, den Ansatzpunkt dieser Stränge zu verlagern. Bei Kindern erfolgt der Eingriff unter Vollnarkose, ist jedoch in der Regel mit geringen Risiken behaftet. Korrigiert werden bei ihnen oft die äußeren Augenmuskeln. Postoperativ sind weitere Behandlungen der Sehschwäche, auch im räumlichen Bereich, notwendig. Meist kann die Operation auch das Tragen einer Brille nicht überflüssig machen. Unter normalen Bedingungen erfordert der Eingriff bei Kindern einen Krankenhausaufenthalt von zwei bis drei Tagen.

Behandlungen & Therapien

Bereits im Säuglingsalter können dank einfacher Untersuchungen zuverlässige Aussagen getroffen werden, ob und wie sich ein Strabismus beim Kind entwickelt. Mit einer kleinen Taschenlampe werden die Hornhautreflexe und ihnen folgende Bewegungen eingeschätzt.

Die Augenhintergrundreflexe geben ebenfalls Aufschluss über sich möglicherweise entwickelndes Schielen. Außer den apparativen Methoden in der Augenarztpraxis bilden sogenannte Frei-Raum-Untersuchungen eine wichtige Grundlage der Diagnostizierung des Schielens. In der natürlichen Umgebung lassen sich die Fähigkeiten des Patienten, Objekte und Lichtquellen richtig wahrnehmen zu können, oft am besten beurteilen. Außerdem muss die Stellung der Augen immer in den Kategorien Ferne und Nähe untersucht werden. Eines der häufigsten Untersuchungsverfahren, der Abdecktest (Covertest), findet gleichfalls im Freien statt.

Hier werden mittels einer Prismenleiste und verschiedener Farbfilter eventuelle Schielabweichungen in der Nähe und der Ferne bestimmt. Dem dient auch das sogenannte Maddox-Kreuz, das mit einem Fixierlicht ausgestattet ist und eine Untersuchung über die Distanz von fünf Metern erlaubt. Den zahlreich verwendeten Gerätschaften im freien Raum ist die Voraussetzung gemein, horizontale, vertikale und rotatorische Abweichungen des Blickwinkels der Augen messen zu können. Für eine umfassende Diagnose des Schielwinkels sind rund 180 Messungen in verschiedensten Blickrichtungen notwendig.


Diagnose & Untersuchungsmethoden

Am häufigsten kommt das sogenannte latente Schielen (Heterophorie) vor, das überwiegend aus einer Überlastung der Augen herrührt und in der Regel unbehandelt bleibt. In diesen Fällen ist das Gehirn oftmals in der Lage, Beeinträchtigungen des Sehvermögens auszugleichen, indem es abweichende Augenstellungen selbst korrigiert.

Das Begleitschielen (Strabismus concomitans), welches schon im Babyalter auftreten kann, und das Lähmungsschielen (Strabismus paralyticus) erfordern jedoch medizinisches Eingreifen. Paralytisches Schielen ist oft Folge einer Entzündung oder Verletzung, die zur Lähmung der Augenmuskeln führt. Bei sehr starkem Schielen kommt es in vielen Fällen zu Doppelbildern. Dann ist die Parallelstellung der Augen so weit gestört, dass die beiden Seheindrücke nicht mehr zu einem Bild verschmelzen. Kinder versuchen das auszugleichen, indem sie ein Auge weniger und das andere dafür mehr gebrauchen, was zu einer ausgeprägten späteren Sehschwäche führt. Deshalb ist das frühe Behandeln des Strabismus im Kindesalter so wichtig.

Eine Operation kann somit in der Regel vermieden werden. Der Arzt verordnet zum Beispiel eine geeignete Brille und individuelles Augentraining. Darüber hinaus ist die konservative Methode der Okklusionstherapie unverändert weit verbreitet, bei der beide Augen abwechselnd mit einem Pflaster abgeklebt werden. Das sehschwächere Auge wird auf diese Weise wirksam geschult, sich dem stärkeren langsam anzugleichen. Gelingt dieses Vorhaben, haben die Kinder oftmals bis zum zwölften Lebensjahr ihre Sehschwäche überwunden und brauchen sich keiner Augenoperation zu unterziehen.

Ist der operative Eingriff gegen das frühkindliche Innenschielen an den geschädigten Augenmuskeln doch notwendig, können die Augen des Kindes zwar oft wieder annähernd in die gleiche Richtung blicken, jedoch bleiben nicht selten längerfristige Mängel beim dreidimensionalen Sehen zurück.

Quellen

  • Augustin, A.J.: Augenheilkunde. Springer, Berlin 2007
  • Kaufmann, H., Steffen, H. (Hrsg.): Strabismus. Thieme, Stuttgart 2012
  • Lang, G. K.: Augenheilkunde. Thieme, Stuttgart 2014

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