Tibialis-posterior-Dysfunktion

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 21. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei der Tibialis-posterior-Dysfunktion handelt es sich um eine Krankheit, die die Sehnen im Bereich des Musculus tibialis posterior betrifft. Die entsprechenden Sehnen befinden sich in der Gegend von Fuß und Unterschenkel. Bei der Tibialis-posterior-Dysfunktion wird die Sehne im Verlauf der Zeit zunehmend geschädigt, sodass ihre Funktion kontinuierlich abnimmt. Schlussendlich leiden die betroffenen Patienten an einem sogenannten Plattfuß, da der Planovalgus verformt ist.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Tibialis-posterior-Dysfunktion?

Im fortgeschrittenen Stadium der Tibialis-posterior-Dysfunktion leiden die erkrankten Personen an einem verformten Planovalgus, in dessen Folge sich ein typischer Plattfuß ergibt.
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Die Tibialis-posterior-Dysfunktion stellt eine progressive Krankheit dar, die eine spezielle Sehne an einem Muskel an Unterschenkel und Fuß betrifft. Dabei handelt es sich um den sogenannten Musculus tibialis posterior. Durch die Erkrankung entwickeln sich Läsionen an der Sehne, sodass sich nach und nach eine zunehmende Einschränkung in der Funktionsfähigkeit des Bereichs ergibt.

Im überwiegenden Teil der Fälle schreitet die Tibialis-posterior-Dysfunktion soweit fort, dass die erkrankten Patienten schließlich einen Plattfuß entwickeln. Dieser bildet sich in erster Linie durch einen deformierten Planovalgus.

Ursachen

Die medizinische Forschung ist sich über die genauen Ursachen für die Entstehung der Tibialis-posterior-Dysfunktion zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht vollkommen einig. Die exakten Gründe und Faktoren der Pathogenese der Tibialis-posterior-Dysfunktion sind nicht ausreichend erforscht. Zahlreiche Forschungsstudien arbeiten jedoch an der Aufklärung der für die Tibialis-posterior-Dysfunktion ursächlichen Faktoren.

Bisher ist bereits bekannt, dass die zu Grunde liegenden Schäden an der Sehne in der Gegend des Musculus tibialis posterior in erster Linie durch degenerative Prozesse entstehen. Zudem weisen epidemische Analysen der Krankheitsfälle darauf hin, dass die Krankheit bis zu dreimal öfter bei weiblichen als bei männlichen Patienten vorkommt.

Da es sich bei der Tibialis-posterior-Dysfunktion um eine degenerative Erkrankung handelt, wirken sich bestimmte Faktoren im Lebensstil der betroffenen Personen förderlich auf das Fortschreiten der Krankheit aus. Dazu gehören zum Beispiel Bluthochdruck sowie Übergewicht. Beide Merkmale wurden von Ärzten bereits als Risikofaktoren für die Entstehung einer Tibialis-posterior-Dysfunktion identifiziert.

Symptome, Beschwerden & Anzeichen

Die Tibialis-posterior-Dysfunktion ist im Wesentlichen durch bestimmte Krankheitsanzeichen und Beschwerden geprägt. Das Hauptsymptom der Tibialis-posterior-Dysfunktion stellt eine fortschreitende Schädigung der Sehne an einem speziellen Muskel zwischen Fuß und unterem Schenkelbereich dar. Die Tibialis-posterior-Dysfunktion ist degenerativer Art, sodass sich die Läsion im Lauf der Zeit verschlechtert.

Im fortgeschrittenen Stadium der Tibialis-posterior-Dysfunktion leiden die erkrankten Personen an einem verformten Planovalgus, in dessen Folge sich ein typischer Plattfuß ergibt. Dieser ist vergleichsweise leicht an seinem charakteristischen Erscheinungsbild zu erkennen und führt zu einer fehlerhaften Belastung des Fußes.

Diagnose & Krankheitsverlauf

Vermuten Patienten eine Tibialis-posterior-Dysfunktion bei sich selbst, suchen sie im ersten Schritt ihren Allgemeinarzt auf. Dieser nimmt in der Regel eine Überweisung an einen spezialisierten Orthopäden vor. Der behandelnde Arzt erkundigt sich im Rahmen der Anamnese über die individuelle Symptomatik der jeweiligen Person.

Dabei stehen mögliche fördernde Faktoren, etwa im Lebensstil des Patienten, im Fokus. Der Arzt ergründet den Beginn der Beschwerden und setzt diesen in Zusammenhang zu den weiteren Lebensumständen der erkrankten Person. Nachdem das Patientengespräch erste bedeutsame Hinweise auf die Tibialis-posterior-Dysfunktion geliefert hat, folgen verschiedene klinische Untersuchungen.

Auf diese Weise wird die Tibialis-posterior-Dysfunktion Schritt für Schritt diagnostiziert. Von großer Relevanz sind bildgebende Untersuchungsverfahren. Im Rahmen einer röntgentechnischen Untersuchung erkennt der Arzt die Ausprägung sowie den Schweregrad der Deformation. Zusätzlich kommt eine Magnetresonanztomografie zur Anwendung, um die zu Grunde liegende Schädigung der Sehne noch exakter abzubilden.

Oftmals verwendet der behandelnde Facharzt auch sonografische Techniken der Untersuchung. Zudem setzt er Methoden zur Überprüfung der vorhandenen Muskelkraft in dem betroffenen Bereich ein. Auch wird die Störung in der Funktion der Beweglichkeit und Leistungsfähigkeit des Fußes klinisch getestet.

Die Tibialis-posterior-Dysfunktion stellt eine Krankheit dar, die in verschiedenen Stadien verläuft. Aus diesem Grund ist es Teil der Diagnose, das entsprechende Stadium der Tibialis-posterior-Dysfunktion im Einzelfall zu identifizieren. Dabei wird mitunter das Gangbild bei der Zuordnung zu einem Krankheitsstadium der Tibialis-posterior-Dysfunktion genutzt.

Komplikationen

In erster Linie führt die Tibialis-posterior-Dysfunktion zu einer dauerhaften Schädigung der Sehne am Fuß, sodass der Betroffene ohne Behandlung an einem Plattfuß leidet. Eine Selbstheilung tritt bei dieser Beschwerde nicht ein, sodass die Betroffenen auf jeden Fall auf eine Behandlung angewiesen sind. Die Beschwerden begünstigen schwere Bewegungseinschränkungen und damit auch Einschränkungen im Alltag des Betroffenen aus.

Möglicherweise ist die Ausübung eines bestimmten Berufes nicht mehr möglich. Auch die kindliche Entwicklung wird aufgrund der Tibialis-posterior-Dysfunktion deutlich verzögert, sodass es auch im Erwachsenenalter zu Einschränkungen kommen kann. Gangstörungen können bewirken, dass vorallem Jugendliche und Kinder Opfer von Hänseleien und Mobbing werden. Viele Betroffene leiden daher oft an psychischen Beschwerden oder auch an Depressionen.

Die Behandlung der Tibialis-posterior-Dysfunktion findet in den meisten Fällen ohne Komplikationen statt. Durch eine Physiotherapie und eine Entlastung des Fußes werden die Beschwerden deutlich eingeschränkt und gelindert. In schwerwiegenden Fällen können dabei auch operative Eingriffe notwendig sein, die das abgestorbene Gewebe entfernen. Die Lebenserwartung des Betroffenen wird von der Tibialis-posterior-Dysfunktion nicht negativ beeinflusst. Bei einer erfolgreichen Behandlung wird die Entwicklung des Kindes nicht eingeschränkt.

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Bei der Tibialis-posterior-Dysfunktion muss immer eine Behandlung durch einen Arzt durchgeführt werden. Dabei kann es ohne Behandlung zu schwerwiegenden Komplikationen oder zu anderen Beschwerden kommen, die sich sehr negativ auf die Lebensqualität des Betroffenen auswirken können. Je früher die Krankheit dabei erkannt wird, desto besser ist in der Regel auch der weitere Verlauf dieser Krankheit. Der Arzt ist dann zu kontaktieren, wenn es am Fuß zu Beschwerden an der Sehne kommt.

In den meisten Fällen kommt es dabei zu starken Schmerzen, die auch in Form von Belastungsschmerzen oder in Form von Ruheschmerzen auftreten können. Die Beschwerden verschlechtern sich in der Regel, wenn keine Behandlung eingeleitet wird. Auch ein Plattfuß kann auf die Tibialis-posterior-Dysfunktion hindeuten und sollte durch einen Arzt kontrolliert werden. Die Betroffenen leiden nicht selten auch an einem Hinken. In der Regel kann die Tibialis-posterior-Dysfunktion durch einen Orthopäden erkannt und behandelt werden.

Behandlung & Therapie

Bei der Therapie der Tibialis-posterior-Dysfunktion stehen sowohl konservative als auch operative Verfahren zur Auswahl. Das Mittel der ersten Wahl stellt in der Regel der konservative Behandlungsansatz dar. Die Patienten werden dazu angehalten, den von der Tibialis-posterior-Dysfunktion betroffenen Fuß besonders zu schonen. Der Fuß ist nur dann zu belasten, wenn die entsprechenden Bewegungen nicht mit Schmerzen einhergehen.

Zusätzlich erhalten die an der Tibialis-posterior-Dysfunktion erkrankten Personen meist eine Physiotherapie. Zudem tragen die Patienten Schuheinlagen, um die Längswölbung des Fußes zu fördern. Die operativen Verfahren richten sich vor allem nach dem Stadium der Tibialis-posterior-Dysfunktion. Im ersten Stadium kommt in der Regel nur ein Hautschnitt zur Anwendung, wobei entzündete Gewebestellen entnommen werden.

Auch abgestorbenes Gewebe an der Sehne wird operativ entfernt. Im zweiten Stadium wird die Sehne nach Möglichkeit transferiert. Dabei werden die beschädigten Sehnen mit gesunden rekonstruiert. Beim dritten Stadium kommen unter Umständen sogenannte Osteotomien zum Einsatz.


Vorbeugung

Eine Prävention der Tibialis-posterior-Dysfunktion ist möglich, indem die bisher bekannten Risikofaktoren der Krankheit weitgehend vermieden werden. Dazu gehören beispielsweise ein zu hohes Körpergewicht sowie eine Hypertonie. Dennoch ist nicht auszuschließen, dass auch bei Personen ohne derartige begünstigende Faktoren im Lauf des Lebens eine Tibialis-posterior-Dysfunktion entsteht.

Nachsorge

Die Nachsorge einer Tibialis-posterior-Dysfunktion ist abhängig vom Schweregrad der Erkrankung, sowie Art und Erfolg der Behandlung. Wurde die Erkrankung mittels Physiotherapie sowie Schuheinlagen erfolgreich therapiert, sollte danach dauerhaft moderater Sport getrieben werden, der den Fuß einerseits nicht übermäßig belastet, andererseits aber Sehnen und Muskulatur im Unterschenkel- und Fußbereich unterstützt. Welche Sportart die Beste ist, kann individuell unterschiedlich sein und hängt von der Belastbarkeit des Fußes ab.

Im Regelfall sind Laufen und Nordic Walking ideal geeignet, Jogging und Leistungssport im allerdings nicht. Wurde entzündetes und/oder totes Gewebe operativ entfernt, sollte zunächst eine Physiotherapie anschließen, damit sich Sehnenstränge und Muskulatur regenerieren können. An diese sollte ebenfalls ein dauerhafter moderater Sport anschließen. War die Durchtrennung von Knochen oder eine Gelenkversteifung notwendig, ist die Nachsorge von der verbliebenen Gelenkfunktion abhängig.

Das Gelenk sollte auch hier moderat belastet werden. Oftmals ist eine Belastung über die Alltagsbelastung hinaus jedoch nicht möglich. Eine dauerhafte Physiotherapie kann aber hilfreich sein, die verbliebene Gelenkfuktion aufrecht zu erhalten. Verbleiben dauerhafte Schmerzen am Gelenk, kann eine zusätzliche dauerhafte Schmerztherapie hilfreich sein. Im Falle schlimmer, anhaltender Schmerzen muss eine dauerhafte Medikation mit Opioiden erfolgen. Darüber hinaus sollte in allen Fällen bestehendes Übergewicht reduziert, sowie ein bestehender Bluthochdruck medikamentös behandelt werden.

Das können Sie selbst tun

Eine Tibialis-posterior-Dysfunktion führt bei den Patienten üblicherweise zu Beschwerden, die vor allem bei fortgeschrittener Erkrankung die Lebensqualität zunehmend beeinträchtigen. Aus diesem Grund wünschen sich viele Betroffene Möglichkeiten, wie sie Symptome lindern und den Verlauf der Krankheit positiv beeinflussen können.

Dazu gehört, dass die Patienten mit Tibialis-posterior-Dysfunktion regelmäßige Kontrolluntersuchungen beim Arzt, in der Regel dem Orthopäden, wahrnehmen und den Zustand der Erkrankung begutachten lassen. Ärztlich verschriebene Einlagen für den Schuh sind wie verordnet zu tragen. Zudem kann eine Physiotherapie sinnvoll sein, um dem Fortschreiten der Tibialis-posterior-Dysfunktion zum Teil entgegenzuwirken. Die bei der Physiotherapie erlernten Übungen sollten im eigenen Interesse auch zu Hause angewendet werden, um die Muskeln und Sehnen zu trainieren und die Fehlstellung positiv zu beeinflussen.

Bei starken Schmerzen sind medikamentöse Schmerzmittel empfehlenswert, um die akuten Beschwerden kurzfristig zu lindern und der Entwicklung von chronischen Schmerzen vorzubeugen. Patienten mit einer Tibialis-posterior-Dysfunktion sind dazu angehalten, über ihre berufliche Zukunft nachzudenken und gegebenenfalls eine Umschulung anzustreben. Denn Berufe, bei denen die Personen viel Stehen oder Gehen müssen, sind für den Krankheitsverlauf eher nachteilig. Enorm wichtig sind außerdem spezielle Gesundheitsschuhe, die individuell auf den Fuß des Patienten zugeschnitten und angepasst sind.

Quellen

  • Breusch, S., Clarius, M., Mau, H., Sabo, D. (Hrsg.): Klinikleitfaden Orthopädie, Unfallchirurgie. Urban & Fischer, München 2013
  • Niethard, F., Pfeil, J., Biberthaler, P.: Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2014
  • Wülker, N., Kluba, T., Roetman, B., Rudert, M.: Taschenlehrbuch Orthopädie und Unfallchirurgie. Thieme, Stuttgart 2015

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